Skoda Octavia 1.0 TSI e-TEC DSG 110 Fahrbericht 2021

Ist der Skoda Octavia 1.0 TSI e-TEC DSG 110 PS der sparsamste Skoda Octavia? Kleiner Benziner, Mild-Hybrid-Technologie und Doppelkupplungsgetriebe. Wir haben uns die Einstiegsvariante im Raumwunder angesehen. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Der neue Skoda Octavia kommt erneut als Kombi und als Limousine. Er ist etwas länger und breiter als die Vorgänger-Generation. Zur Einordnung: Damit ist der Skoda Octavia 41 cm länger als der plattform-gleiche VW Golf hatch, 13 cm länger als ein Golf Variant und 8 cm kürzer als ein VW Passat. Vorne erhält der Octavia eine neue Frontschürze sowie neue scharf gezeichnete LED-Scheinwerfer, die optional oder Serie im RS als Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer kommen sowie dann mit dynamischem Blinklicht. Auf der Motorhaube finden sich stärkere Akzentuierungen. Der Octavia RS kommt mit einem schwarzen Kühlergrill-Rahmen. Mit 4,69 m Länge ist der neue Skoda Octavia 2 cm länger als sein Vorgänger, in der Breite hat er um fast 2 cm auf 1,83 m zugelegt. Der Radstand beträgt 2,69 m. Die Felgengrößen starten bei 16 Zoll und gehen bis 18 Zoll (Serie RS) bzw. 19 Zoll optional im RS. Die Bremszangen kommen im RS in Rot. Verbessert haben die Skoda-Ingenieure insbesondere die Aerodynamik, was dem Spritverbrauch zugute kommen soll. Am Heck sind die Leuchten nun in die Waagerechte gezogen, was einen moderneren und breiteren Eindruck macht. Der Octavia RS erhält für die Limousine einen schwarzen Spoiler am Heck sowie einen schwarzen Kontrastdiffusor.

Interieur

Im Innenraum hat sich in der neuen Skoda Octavia Generation deutlich mehr getan: Neues Lenkrad, neue Sitze, neue Bildschirme. Letztere kommen im Top-Setup in 2x ca. 10″, also digitale Instrumente plus Infotainment-System. Die digitalen Instrumente in 10,25″ links sind bereits Standard. Das Basis-Infotainmentsystem rechts/zentral kommt in 8,25″ Zoll. Das größte 10″ Infotainment-System (Serie im RS) kommt ohne Knöpfe aus, auch die Temperatur lässt sich mit einem Touch-Schieberegler einstellen. Die Navi-Software geht für den 10″ Screen allerdings noch extra. Problematisch sind Software-Aussetzer und lange Ladezeiten, wie sie auch schon bei VW Golf und Seat Leon in der neuen Generation auftreten. Optional steht ein Head-up-Display zur Verfügung. Die Sitzbezüge starten im Basis-Octavia mit Stoff, in den trims Ambition und Style. Vorne kann man rückenfreundlichere Ergositze bestellen, die als Extras Sitzheizung, Sitzkühlung und Massagefunktion bieten. Die Stoffsitze im Skoda Octavia bieten einen hervorragenden Sitzkomfort. Die Sportsitze im RS kommen standardmäßig ebenfalls mit Stoff und haben ausgeprägtere Schulterpartien. Optional steht ein Mix aus Mikrofaser und Tierhaut zur Verfügung. Die Mikrofaser sieht zwar schick aus, aber für die Tierfreiheit und noch bessere Klimaeigenschaften empfehlen wir, beim Basis-Sportsitz zu bleiben. Die Sitzform ist in beiden Fällen gleich. Der Sitz eignet sich auch für größere Menschen und er bietet einen guten Langstreckenkomfort. Beim Octavia Scout tragen die Sitze einen atmungsaktiven Stoff namens ThermoFlux. Im Fond gibt es noch etwas mehr Beinfreiheit als beim Vorgänger, wobei die Beinfreiheit hinten auch vorher schon großzügig war. Nur beim RS mit den Sportsitzen bleibt etwas weniger Beinfreiheit, weil die Sitze so voluminös sind. Trotzdem hat man noch mehr als ausreichend Beinfreiheit für große Erwachsene. Auch eine 3-Zonen-Klimaanlage kann man wählen, um im Fond das Klima zu regeln. Der Kofferraum ist gewachsen, auf 600 l bei der Limousine und 640 l beim Kombi. Lediglich umgeklappt hat man etwas weniger Volumen als zuvor, was an der niedrigeren Dachlinie liegt. Insgesamt bietet der Skoda Octavia aber weiterhin auch im Kofferraum massig Platz. Die Verarbeitungsqualität ist generell hoch.

Motoren

Benziner
Dreizylinder 1,0 TSI mit 110 PS

Vierzylinder 1,5 TSI mit 130 oder 150 PS

Bei Wahl des 7-Gang-DSG kommen diese Motoren als Mild-Hybrid (MHEV) mit 48-V-Riemen-Startergenerator und 48-V-Lithium-Ionen-Batterie. Damit ist es möglich, mit komplett abgeschaltetem Verbrennungsmotor zu „segeln“, beim Bremsen Energie zurückzugewinnen und den Motor mit einem elektrischen Boost zu unterstützen. Gleichzeitig startet der Motor geräusch- und schwingungsärmer. Beide Motoren sind auch mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe ohne Mild-Hybridtechnologie erhältlich.

Vierzylinder 2,0 TSI mit 190 PS
mit Allradantrieb und 7-Gang-DSG

Vierzylinder 2,0 TSI mit 245 PS im Octavia RS Spitzenmodell
Mit Allradantrieb und 6-Gang-Schaltgetriebe oder 7-Gang-DSG
6,7 Sek. 0-100 km/h

Plugin-Hybrid Octavia iV
Vierzylinder 1,4 TSI mit 204 PS Systemleistung oder 245 PS als RS iV (7,3 Sek. 0-100 km/h)
Beide Versionen werden mit einem 6-Gang-DSG ausgerüstet sein.
Batterie 13,3 kWh
Nachladen mit max 3,6 kW AC

Diesel
Vierzylinder 2,0 TDI mit 115, 150 oder 200 PS (RS mit 200 PS und optional Allrad, 6,8 Sek. 0-100 km/h)
Der Ausstoß von Stickoxiden (NOx) soll hier um 80 Prozent reduziert sein.
Die Varianten mit 150 und 200 PS sind auf Wunsch mit Allradantrieb erhältlich.

Erdgas Octavia G-Tec
Vierzylinder 1,5 TSI mit 130 PS
17,7 kg Erdgas-Tank
9 l Benzin-Tank
Entweder 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-DSG

Fahrverhalten

Neben dem Serienfahrwerk stehen für den Basis-Octavia drei weitere Fahrwerke zur Auswahl: ein 15 mm tieferes Sportfahrwerk und ein Schlechtwege-Fahrwerk mit 15 mm mehr Bodenfreiheit (Serie für Scout, aber auch optional für andere trims). Auf Wunsch ist die adaptive Fahrwerksregelung DCC verfügbar, die Federung und Dämpfung kontinuierlich anpasst und in der Fahrprofilauswahl Driving Mode Select verschiedene Fahrmodi bietet. Bei den Plugin-Hybrid-Modellen bleibt die Bodenfreiheit mit DCC unverändert, alle anderen Fahrzeuge liegen 10 mm tiefer. Das macht sich tatsächlich auch schon rein optisch bemerkbar. Und im Fahrverhalten sind die Plugin-Hybride dadurch etwas weniger sportlich aber dafür etwas komfortabler.

Wichtig ist ferner das Setup der Hinterachse: Gegenüber dem neuen Audi A3 und dem VW Golf 8 sind Skoda Octavia und Seat Leon auch jeweils mit DCC etwas unkomfortabler an der Hinterachse, zumindest bei den von uns bisher getesteten Fahrzeugen. Woran liegt das? Audi A3 und VW Golf haben in den Basisversionen eine Verbundlenker-Hinterachse und ab sowie inklusive 150 PS hinten eine aufwändigere Mehrlenker-Hinterachse, bzw. auch, wenn man DCC wählt. Bei Skoda Octavia und Seat Leon kommt mit 150 PS noch die Verbundlenker-Hinterachse und erst darüber / mit mehr PS die Mehrlenker-Hinterachse (damit auch beim PHEV und bei allen RS-Modellen). Trotzdem ist der Fahrkomfort generell gut, wenn man den Gesamt-Marktvergleich anlegt. Und das DCC hilft jeweils. Was aber auch interessant ist: Bei unserem Test mit einem Octavia mit Serienfederung und 17-Zoll-Felgen ist der Fahrkomfort ebenfalls gut. Heißt: Auch die Wahl der Felgengröße wirkt sich stark auf den Fahrkomfort aus. Wenn man also sparen möchte und nicht so viele Optionen anticken möchte, kann man sich das DCC sparen und kleine Felgen wählen. Wer größere Felgen möchte, sollte für den Fahrkomfort auch das DCC mit bestellen.

Als erster Skoda überhaupt nutzt der neue Octavia für die Bedienung des Direktschaltgetriebes (DSG) die Shift-by-Wire-Technologie. Dabei wird die Fahrstufenauswahl des Fahrers nicht mechanisch, sondern elektronisch an das Getriebe übertragen. Statt des bekannten DSG-Wählhebels befindet sich daher in der Mittelkonsole des Octavia ein neues Bedienmodul mit einer kleinen Wippe für die Auswahl der Fahrstufen R (Rückwärts), N (Neutral) und D/S (Fahren/Sport) sowie darüber eine Taste für den Parkmodus P. Man kann so schneller zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang hin- und herswitchen.

Gegenüber dem Vorgänger hat sich die Geräuschdämmung weiter verbessert, der Octavia bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten angenehm ruhig. Das Handling ist grundsätzlich sehr ausgeglichen und gutmütig. In den Konzernbrüdern sind wir bereits den 1.5 eTSI MHEV gefahren, bei ruhiger Fahrweise kann man durchaus Werte von 5 l / 100 km erreichen. Zunächst fahren wir im Octavia den 2.0 TDI mit 150 PS und DSG. Der Klang ist nicht so gut wie beim Benziner, aber der Durchzug auf der Autobahn ist überzeugend. Zudem ist hier der Verbrauch mit gut 4 l / 100 km auch noch mal etwas niedriger. Wobei der größere Unterschied wahrscheinlich erst dann ersichtlich wird, wenn man die Motoren etwas mehr tritt, denn die Verbrauchsspanne ist beim Benziner dann etwas höher. Dann fahren wir den 1.5 TSI mit Handschaltung. Der hat dann zwar kein Mild-Hybrid-System, aber trotzdem noch die Zylinderabschaltung. Und erneut können wir gut 5 l / 100 km erzielen. Ein gutes Ergebnis. Die Gänge lassen sich gut einlegen, geben ein dezentes Feedback, eine gute Handschaltung. Limousine und Kombi fahren sich dabei relativ identisch. Und nun der 1.0 TSI mit 110 PS. Klar, er hat natürlich nicht so einen kräftigen Antritt, durch den Turbo ist man aber trotzdem noch autobahn-fähig. Kraft-mäßig reicht der kleine Dreizylinder also für das Fahrzeug aus. Allerdings dreht man die Gänge etwas höher als wenn man den 1.5 TSI hat, also kann man auch nicht unbedingt mit einem geringeren Verbrauch rechnen. Bei höheren Autobahngeschwindigkeiten und im Winter mit elektrischen Verbrauchern kommen wir auf 7 l / 100 km. Man kann das natürlich auch geringer gestalten, aber es wird klar, dass der 1.0 TSI nicht unbedingt sparsamer ist als der 1.5 TSI. Aber: Der Einstiegspreis ist natürlich geringer.

Im Vergleich dazu der 1.4 TSI im RS iV mit Elektro-Boost: Hier kommen wir auf eine echte rein elektrische Reichweite von knapp 40 km im Winter. Das geht in Ordnung. Rein elektrisches Pendeln mit Lademöglichkeit ist somit also in vielen Fällen möglich. Zudem kann man beim Berg- und Talfahren dann die Rekuperation ausnutzen. Hat man die Batterie komplett leer gefahren, kommt der Benziner auf einen Minimal-Verbrauch von ebenfalls 6 l bis 7 l / 100 km mit Tempomat auf der Autobahn. Man fährt den Octavia RS iV entweder im normalen Drive / D-Modus, dann rollt er mehr, wenn man den Fuß vom Gas nimmt. Oder man zieht den Automatik-Wählhebel noch eine Stufe zurück, dann kommt man in den S-Modus. Dann rekuperiert der Skoda Octavia RS iV stärker, wenn man vom Gas geht. Allerdings ist das hier dann auch der Sport-Modus und nicht der reine Rekuperations-Modus B wie bei VW Passat und Skoda Superb. Das heißt: Der Benziner ist im Octavia dann auch aktiver, spricht sofort an, man verbraucht mehr. Beide Antriebe sind gleichzeitig aktiv und es geht rasant nach vorne. Zwar ist der Octavia RS iV eine halbe Sekunde langsamer als der reine Benziner oder Diesel, aber der Elektro-Boost steht immer sofort zur Verfügung. Auf nasser Fahrbahn heißt das aber auch, dass die Vorderräder etwas eigenwilliger werden können, wenn man es zu gut mit dem Gasepdal meint. Tritt man auf die Bremse, wird jeweils zuerst rekuperiert, wenn mehr Bremskraft erforderlich ist, kommen dann die echten Bremsen zum Einsatz. Nutzt man beide Antriebe, ergibt sich ein aufgeteilter Verbrauch, z.B. 3 l / 100 km Sprit und 15 kWh / 100 km Energieverbrauch. Wie genau das ausfällt, kommt dann ganz auf die Nutzung an.

Und auch noch ein Blick auf den Skoda Octavia RS als 245 PS Benziner, der reine Benziner. Die Beschleunigung ist hier natürlich kräftig, und dank der mechanischen Differenzialsperre an der Vorderachse kann man auch sehr geschmeidig aus Kurven herausbeschleunigen. Das Fahrwerk ist straffer ausgelegt, egal ob man beim Basis-Fahrwerk oder beim optionalen DCC bleibt. Selbst im normalen Modus des DCC und mit 18-Zoll-Winterreifen ist das Fahrwerk noch recht straff, hier könnte das adaptive Fahrwerk eigentlich etwas mehr Komfort bieten. Die Lenkung ist hervorragend, man hat eine super Kontrolle und man muss nicht viel Lenken, um die Befehle auf die Straße zu bringen. Der Skoda Octavia RS zeigt sich sehr ausgewogen und neutral ausbalanciert, angesichts der Länge geradezu leichtfüßig. Viel Raum im Innern, trotzdem viel Fahrspaß, das kann der RS. Als Durchschnittsverbrauch verzeichnen wir gut 8 l / 100 km.

Der neue Ausweichassistent unterstützt den Fahrer mit einer aktiven Verstärkung des Lenkmoments bei einer drohenden Kollision mit einem Fußgänger, Radfahrer oder einem anderen Fahrzeug dabei, durch ein kontrolliertes Ausweichen den Unfall im Idealfall zu verhindern. Der Ausstiegswarner zeigt dem Fahrer vor dem Öffnen seiner Tür an, wenn sich von hinten ein anderes Fahrzeug oder ein Radfahrer nähert. Mit einer Handerkennung prüft das Fahrzeug, ob der Fahrer regelmäßig das Lenkrad berührt oder möglicherweise durch einen medizinischen Notfall keine Kontrolle mehr über das Fahrzeug hat. Tritt ein solcher Notfall ein, kann der Emergency Assist das Fahrzeug zum Anhalten bringen.

Abmessungen

Länge: 4,69 m
Radstand: 2,69 m
Breite: 1,83 m

Höhe: 1,47 m

Fazit: Der neue Skoda Octavia wurde im Exterieur feinfühlig weiterentwickelt, im Interieur hat sich deutlich mehr getan. Die Materialien sind hochwertig, der Sitzkomfort wurde nochmals gesteigert, die getesteten Stoffsitze gehören zu den komfortabelsten überhaupt. Und es gibt noch mehr Platz, gerade im Fond. Der Skoda Octavia ist damit mehr denn je ein Kompakt-Klasse-Fahrzeug (preislich) mit Vorzügen eines Mittelklasse-Pkw (und noch darüber hinaus). Im Fahrverhalten gibt sich der Octavia erneut sehr gutmütig. Die Octavia Limousine ist in der Form eleganter, bietet aber mit dem Fastback-Heck gleichzeitig einen hohen Praxiswert. Der Combi hat dann noch in der Ladehöhe im hinteren Bereich die Nase vorn. Der 1.0 TSI mit Mild-Hybrid-Technologie bietet einen guten Einstiegspreis, ist aber nicht unbedingt sparsamer als der 1.5 TSI MHEV. Mit dem Einstiegsmotor und einem niedrigen oder mittleren trim-level hat man tatsächlich den besten Preis-Leistungs-Deal, nicht nur für den Octavia, sondern auch generell im Segment.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak