Mercedes GLS 600 Maybach Fahrbericht 2021

Der Mercedes GLS ist auch in der Top-Luxus-Ausführung Mercedes-Maybach GLS verfügbar. Was unterscheidet ihn? Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Vergleich Mercedes GLS

Der Mercedes-Maybach GLS hat einen eigenen Kühlergrill mit feinen senkrechten Streben und ein Chromgitter im unteren Bereich. Die Felgen starten mit 22 Zoll, es steht auch ein 23-Zoll-Maybach-Schmiederad zur Verfügung. Auch eine Zweifarb-Lackierung ist möglich.

Das Tagfahrlicht hat eine obere Spange und zwei senkrechte Streben. Die Hauptscheinwerfer-Einheit kommt beim GLS als LED-Multibeam in der Serienausstattung, die Reichweite des Fernlichts beträgt 650 m (112 LEDs pro Scheinwerfer). Der GLS ist 5,20 m lang (das sind 28 cm länger als der neue GLE, der 4,92 m lang ist).

Interieur

Vergleich Mercedes GLS

Den Innenraum kann man im Fond durch ein extra breites Trittbrett betreten, dazu gibt es dann optional (First-Class Fond für 4500 Euro) zwei Einzelsitze mit elektrischer Verstellung. Diese sind dann nicht mehr klappbar für ggf. mehr Kofferraumvolumen. Die Ambientebeleuchtung illuminiert im Maybach auch den Dachhimmel. Für den GLS Maybach werden leider ausschließlich Tierhaut-Bezüge für die Sitze angeboten, was dem Mercedes Grundsatz von sustainable luxury widerspricht.

Im GLS Interieur bilden zwei waagerechte 12,3“ Bildschirme serienmäßig eine Einheit. Optional erscheinen Informationen auch auf einem Head-up-Display im Blickfeld des Fahrers – und das auf einer wirklich sehr großen Fläche, die derzeit größte HUD-Projektion überhaupt. Das neue MBUX Infotainment-System ermöglicht auch eine freie Spracheingabe, etwa um Temperatur oder Navigationsfunktionen zu steuern. Die Eingaben funktionieren sehr zuverlässig. Interessant ist dabei auch die künstliche Intelligenz des Systems. Bei den Vorhersage-Funktionen beispielsweise antizipiert MBUX, wenn gewünscht, was der Nutzer als nächstes gerne hätte. Wer beispielsweise häufig dienstags auf dem Nachhauseweg mit einer bestimmten Person telefoniert, bekommt an diesem Wochentag deren Telefonnummer auf dem Display vorgeschlagen. Wer regelmäßig zu einer bestimmten Zeit zu einem Radiosender mit Nachrichten wechselt, bekommt dies ebenfalls als Vorschlag. Die optionale Massagefunktion ist überzeugend. Generell ist das Cockpit-Setup horizontal angeordnet, etwa auch die vier Rundeck-Lüftungsdüsen, die nebeneinander zentral angeordnet sind. Als Zitat der Offroad-Fähigkeit teilen Griffe die untere Mittelkonsole. Die Material-Qualität ist sehr hochwertig, ein optimales Komfort- und Luxus-Erlebnis. Die Sitzbezüge sind hierzulande ab Werk auch im normalen GLS nur noch mit Tierhaut verfügbar; in den USA sind sie aber noch im tierfreundlichen Artico-Kunstleder erhältlich, in Schwarz, Beige und Braun. Für Deutschland wurde diese Möglichkeit ab Werk gestrichen, weil das Fahrzeug aber mit dem Kunstleder in den USA vom Band läuft, empfehlen wir hier, den Mercedes Händler danach zu fragen und auf diese Konfiguration zu bestehen. Der GLS Maybach kommt ebenfalls nur mit Tierhaut-Bezügen.

Die zweite Sitzreihe ist beim GLS serienmäßig elektrisch verstellbar. In der Tat haben hier selbst große Erwachsene massig Platz. Allerdings fällt die Sitzfläche auch nach hinten etwas ab, das ist eher unbequem auf längeren Fahrten. Zwei Touchscreens im 11,6-Zoll-Format kann man optional für das Fond-Entertainment installieren lassen. Im Fond-Komfort-Paket Plus kommt zudem ein separates 7″-Android-Tablet für die Bedienung aller Komfort- und Entertainmentfunktionen des MBUX vom Fond aus. Die elektrische Verstellung aller Sitze ist serienmäßig. Beim Mercedes GLS Maybach entfällt die dritte Sitzreihe, so dass die zweite Sitzreihe weiter nach hinten wandern kann – für mehr Beinfreiheit. Die Sitze kann man nicht umklappen, so dass die Geräuschdämmung zum Kofferraum hin noch verbessert werden kann. Grundsätzlich kann man den Maybach GLS auch mit einer normalen Sitzbank bekommen, den First Class Fond mit Einzelsitzen und Luxus-Funktionen gibt es für 4.500 Euro extra. Durch die Luftfederung lässt sich die Ladekante auch um 5 cm absenken, wenn man schwere Gegenstände einladen möchte.

Motoren

Benziner
GLS 450 – 3,0 l 6-Zylinder mit 367 PS (Mild-Hybrid) (ab 88.000 Euro)

GLS 580 – 4,0 l V8 mit 489 PS (Mild-Hybrid) – 700 Nm (ab 108.000 Euro)

Maybach GLS 600 – 4,0 l V8 mit 557 PS (Mild-Hybrid) – (ab 162.000 Euro)

Mercedes GLS 63 AMG
AMG 4,0 l V8 Biturbo mit 612 PS (Mild-Hybrid jeweils) (ab 147.000 Euro)
4,2 Sek.
– AMG-Luftfahrwerk mit elektromechanischer Wankstabilisierung (- 10 mm im Sport-Modus oder oberhalb von 120 km/h)
active roll stabilisation system
– Multibeam-LED-Scheinwerfer Standard
– 21″ bis 23″ Felgen
– Innenseiten der Türen mit Artico-Kunstleder
– Tierhautsitze Standard
– Burmester Surround-Soundsystem Standard, optional 3D Surround
– Im S-Modell Dinamica-Mikrofaser Lenkrad Standard

Diesel
GLS 350d – 3,0 l 6-Zylinder mit 286 PS (ab 86.000 Euro)
GLS 400d – 3,0 l 6-Zylinder mit 330 PS (ab 90.000 Euro) – 700 Nm

Fahrverhalten

Standard ist beim GLS die Luftfederung. Besonderes Highlight im neuen Mercedes GLS ist zudem die optionale E-Active Body Control. Hier setzt Mercedes auf eine Hydropneumatic, so dass jedes einzelne Rad in der Dämpferrate individuell geregelt werden kann. Das wirkt Bewegungen der Karosse zu jeglicher Seite entgegen – ein Grund, weshalb Mercedes im neuen GLS für die nicht-AMG-Varianten keine separate Wankstabilisierung wie die Konkurrenz anbietet. Dafür kann sich das aktive Fahrwerk z.B. im Sand freirütteln, in dem es das Fahrzeug regelrecht aufschaukelt. Auf der Straße wiederum neigt sich der GLS im „Curve“-Modus wie ein Motorrad in die Kurve und reduziert beim Kurvenfahren die Querkräfte. Eine beeindruckende Technologie, die man schon aus dem Mercedes S-Klasse Coupé z.B. kennt, erstmals nun umgesetzt für ein großes SUV und weiterentwickelt. In der Tat reduziert die Curve-Funktion die Fliehkräfte in den Kurven, zugleich ist das Fahren dynamischer und fühlt sich ungewohnt futuristisch an, wie wir davor schon im Mercedes GLE erlebt haben. Gerade im größeren Mercedes GLS macht das ein Gefühl der Agilität und Leichtigkeit, das man von einem SUV in dieser Größe kaum kennt. Die normale Luftfederung tut allerdings auch ohne die Super-Technik gute Dienste, bietet mit den besten Komfort im Segment.

Wir fahren den neuen GLS sowohl als 8-Zylinder als auch als 6-Zylinder Benziner. Bei beiden Benzinern kommt eine Mild-Hybrid-Technologie zum Einsatz, heißt: Eine Batterie, die zwar nicht riesig ist, aber nennenswert größer als eine normale Fahrzeugbatterie. Diese kann einen Beschleunigungsboost geben, aber auch rekuperieren und dann etwas Kraft zum Anfahren abgeben sowie das Segeln bei niedriger Last ermöglichen und somit Sprit sparen. Der 6-Zylinder-Benziner GLS 450 mit 367 PS ist einerseits spritzig und vermittelt ein souveränes Fahrgefühl. Andererseits kann man mit diesem echt gute Verbrauchswerte erzielen. Schon mit dem GLE kamen wir hier auf gut 9 l / 100 km, bei ruhiger Fahrt im Eco-Modus sind es im Mercedes GLS – trotz Mehrgewicht gegenüber dem GLE ebenfalls gut 9 l / 100 km oder sogar noch etwas weniger – top!

Als Vergleich dazu testen wir auch den V8 Biturbo im GLS 580. Der Sound ist etwas knackiger als beim Reihensechszylinder, allerdings macht sich in beiden Fällen im Innern der Sound nicht so stark bemerkbar, weil die Motoren so gut geräuschmäßig abgedichtet sind. Überhaupt ist die Geräuschisolierung hervorragend. Der V8 fährt noch mal etwas souveräner und man kann ihn mit weniger Drehzahl auf dieselben Geschwindigkeiten bringen. Ein komplett anderes Fahrgefühl ergibt sich dadurch aber nicht. Fährt man gelassen, kann man den GLS 580 V8 auf 12 l / 100 km bringen, realistisch ist eher aber ein Durchschnittsverbrauch von 13,5 l / 100 km, das sind dann also 3-4 Liter / 100 km mehr als beim R6. Dazu kommen über 20.000 Euro Aufpreis. Klar, der V8 liefert ein tolles Fahrgefühl, aber für Kosten, Umwelt und Spritverbrauch lohnt sich der V8 dann letztlich nicht.

Der Mercedes-Maybach GLS kommt mit dem gleichen V8, nur als GLS 600 mit noch etwas mehr PS. Das drückt die 0-100 km/h Zeit von 5,3 Sek. auf 4,9 Sek. Die Maybach-Version ist noch etwas schwerer, so dass der Verbrauch hier tendenziell auch noch mal etwas höher ist. Im speziellen Maybach-Fahrmodus werden alle Fahr-Parameter so angepasst, dass man sich quasi von der Straße entkoppelt fühlt. Der GLS Maybach schwebt nur so dahin, und zusammen mit der hervorragenden Geräuschdämmung fühlt man sich wie ein König auf der Straße.

Der Stauassistent arbeitet bis 60 km/h und hilft auch dabei, eine Rettungsgasse zu bilden, orientiert sich also nicht nur zur Mitte der Fahrbahn hin. Der neue Aktive Bremsassistent erkennt auch Fahrzeuge beim Abbiegen und kann hier autonom eingreifen. Und die Distronic Plus (adaptiver Tempomat) kann durch LiveTraffic-Informationen bei höheren Geschwindigkeiten vorsorglich auf 100 km/h reduzieren, wenn Informationen eines Stauendes eingespielt werden. Eines der wichtigsten optionalen Assistenzsysteme ist zudem der Aktive Totwinkel-Assistent mit Ausstiegswarnung. Wer den GLS mit Anhänger nutzt, kann einen neuen Anhänger-Rangier-Assistenten bestellen. Hierbei kann man über die Taste für Kamera und Park-Assistent auch den Anhänger-Assistenten aufrufen und dann am Bildschirm einen kleinen Anhänger dorthin zeigen lassen, wo er hinfahren soll. Das Lenken übernimmt der GLS dann von selbst.

Spannend ist beim GLS auch die Waschstraßenfunktion, die folgende Einstell-Elemente beinhaltet:
– Die Außenspiegel werden eingeklappt.
– Die Seitenscheiben und das Schiebedach werden geschlossen.
– Die Information des Regensensors wird unterdrückt, damit die Scheibenwischer in der Waschanlage ausgeschaltet bleiben.
– Die Klimaanlage schaltet auf Umluftbetrieb, und nach acht Sekunden wird das Frontbild der 360°-Kamera eingeblendet, um das Einfahren in die Waschstraße zu unterstützen
– Beim Ausfahren aus der Waschanlage werden diese Einstellungen selbsttätig wieder zurückgeschaltet, sobald über 20 km/h beschleunigt wird.

Offroad kommt beim GLS zugute, dass die Luftfederung für ein komfortables Fahrgefühl trotz rauem Untergrund sorgt. Ein Mitten-Sperrdifferenzial ist vorhanden und im Offroad-Modus aktiv, eine Quer-Sperre gibt es nicht, weil dafür die E-Active-Body-Control die Arbeit übernimmt. Denn diese drückt die Räder jeweils einzeln nach unten, so dass es keine fliegenden Räder geben sollte – zumindest wenn man das optionale Fahrwerk gewählt hat. Die Bergabfahrhilfe kann man separat aktivieren, sie wird zudem automatisch im Offroad-Modus aktiv. Dabei stellt man dann an der Distronic-Taste die Kriech-Geschwindigkeit ein. Die Bodenfreiheit reicht von 20 cm bis gut 30 cm, wenn die Luftfederung auf der höchsten Stufe steht. Die Böschungswinkel betragen maximal 29 Grad vorne und 25 Grad hinten.

Abmessungen

Länge: 5,20 m
Radstand: 3,13 m
Breite: 1,95 m
Höhe: 1,77 m

Fazit: Der Mercedes GLS 600 Maybach zeigt ein markantes Äußeres, optional mit einer teuren Zweifarb-Lackierung. Der Innenraum ist digital und modern, der Maybach kommt hierbei mit der exklusiven Einzelsitz-Option für noch mehr Langstrecken-Komfort im Fond. Die Verarbeitung ist exzellent und die Technologie ist gut zu bedienen. Leider ist auf dem deutschen Markt im Gegensatz zum kleineren Bruder GLE für den GLS keine Tierhaut-Alternative für die Sitze erhältlich. Interessant sind gerade die Fahrwerkstechnologien und Assistenzsysteme. Zusammen mit dem BMW X7 markiert der Mercedes GLS die Spitze im Segment der Full-Size-SUVs und bietet ein unnachahmlich luxuriöses Fahrgefühl. Der Maybach setzt der guten Geräuschdämmung dabei noch die Krone auf.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Jonas Bomba / Aditya Jayaram (Moderation)