Opel Crossland Fahrbericht 2021 Facelift 1.2 DI-Turbo

Der inoffizielle Nachfolger des Meriva erhielt 2020 ein Facelift, das ihm an der Frontpartie die Optik des neuen Mokka einbrachte. Beim Test der stärksten Version mit 130-PS-Turbobenziner wollen wir wissen, was diese Mischung aus SUV und Van neben sehr attraktiven Preisen sonst noch auszeichnet. Der Opel Crossland bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Imhof

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Um die Lücke zum ausgelaufenen Meriva zu füllen, stellte Opel 2017 auf dem Genfer Salon den neuen Crossland X vor. Im Herbst 2020 verpasste man dem Van/SUV-Mix zum Mitte des Lifecycles ein Facelift, in dessem Zuge das Suffix „X“ wegfiel.

Der Opel Crossland war das erste Co-Projekt mit PSA, die Pendants der Franzosen auf der schon Anfang der 00er-Jahre salonfähigen PF1-Plattform sind die jeweils zweiten Generationen des Peugeot 2008 und des Citroen C3 Aircross. Auch alle für den Crossland erhältlichen Motoren kommen aus dem PSA-Konzern.

Anders als den größeren Opel Grandland bietet Opel den Crossland nur mit Frontantrieb an. Gebaut wird der B-Segment-Crossover im spanischen Opel-Werk Saragossa.

Exterieur

Der Crossland ist mit 4,22 Meter sieben Zentimeter länger als der neue Mokka und 25 Zentimeter kürzer als der noch vor der Kooperation mit PSA entstandene und ebenfalls 2017 eingeführte Grandland X.

Das Facelift macht sich fast ausschließlich an der Frontpartie bemerkbar, die jetzt den erstmals am neuen Mokka eingeführten „Opel-Vizor“ aufnimmt. Darunter verstehen die Rüsselsheimer Designer die Einheit aus einer schwarzen Kühlermaske mit zentral darin platziertem Opel Logo und optisch attraktiv gestalteten LED-Scheinwerfern (mit Abbiegelicht, Fernlichtassistent und automatischer Leuchtweitenregulierung).

Ergänzt wird das Ganze um einen trapezförmigen und am Testwagen silbern akzentuierten Aufsatz, der ebenso wie sein Pendant am Heck in den Ausstattungslinien Elegance, GS Line und Ultimate ein wenig Offroad-Flair verbreiten soll. Chromspangen rund um die seitlichen Fake-Lufteinlässe, in denen auch kleine Nebelscheinwerfer hocken, sind ein weiteres neues Feature.

Optische Spannung an den Flanken entsteht durch die je nach Modell Rot (GS Line), Chrom (wie beim Testwagen) oder schlicht Schwarz gehaltene „Dach-Designline“, die sich von den A-Säulen über die Oberkante der Fenster und dann S-förmig bis zur hintersten Dachsäule zieht. Dazu weiterhin die große Einkerbung, die kurz vor dem vorderen Türausschnitt endet und von dort schräg nach unten abfällt, um dann waagerecht weiter bis zum hinteren Radausschnitt zu ziehen.
Weitere Möglichkeiten zur optischen Aufwertung sind Zweiton-Lackierungen – beim Testwagen ein frisches Orange mit schwarzem Dach. Dunkel getönte LED-Rücklichter, die Heckklappe in High Gloss Black und der zentral angeordnete Modellname sollen den Opel Crossland in Verbindung mit dem schwarzen Dach besonders breit aussehen lassen.
Insgesamt muss man sagen, dass der neue, leicht kastenartige Vorbau nicht so recht zum übrigen, eher organisch rund durchgeformten Design des Opel Crossland passen will. Speziell Bug- und Heckpartie stehen für unterschiedliche Stilepochen. Offenbar ging es Opel aber vor allem darum, das neue, auch für weitere Modelle fest eingeplante Corporate Face schnell auf unsere Straßen zu bringen und so bei Autokäufern populär zu machen. Fraglos wirkt die neue Optik beim neuen Mokka, der ja auch am Heck sehr kantig ist, deutlich harmonischer als am Crossland.

Die Basisversionen des Opel Crossland stehen auf 16-Zoll-Felgen, ab GS Line und Ultimate werden 17 Zöller aufgezogen. Am Testwagen glänzen sie in Silber, aber es gibt auch noch attraktivere Bi-Color-Räder (Serie für Ultimate und GS Line).

Interieur

Unser Testwagen ist eine Mischung aus dem sehr reichhaltig ausgestatteten Modell Ultimate und einem Elegance. Genauer gesagt: Er hat weder die an sich für den Ultimate serienmäßigen BiColor-Felgen, noch die nur für GS Line und Ultimate erhältliche und längs verschiebbare Rückbank, mit der sich das Kofferraumvolumen von 410 auf 520 Liter vergrößern lässt. Auch die kuscheligen Alcantara-Sitze fehlen.

Als famosen Ersatz für Letztere nehmen wir auf dem von der Aktion Gesunder Rücken zertifizierten Stoffsitz mit seitlichen Wangen aus Kunstleder Platz. Auf ihm lässt sich die Sitzneigung elektrisch verstellen, das vordere Kissen manuell herausziehen (für mehr Oberschenkelauflage) und die Sitzhöhe per Ratsche denkbar einfach einstellen. So ziehen wir aus der per se leicht erhöhten Sitzposition des Opel Crossland optimalen Nutzen. Einen Sitz mit Tierhaut gibt es für Elegance, GS Line und Ultimate – man sollte sich den teils saftigen Aufpreis dafür sparen.

Leider wirkt das Ambiente im Opel Crossland zwar recht übersichtlich, aber auch irgendwo veraltet. Alles geht noch manuell vonstatten, das Cockpit eines Golf VIII ist Lichtjahre entfernt. Das Kombiinstrument besteht aus vier analogen Anzeigen, das zentrale Info-Display ist mit 3,5 Zoll recht klein und die Handbremse wird noch nach guter alter Art per Hand gezogen. Weniger schön sind die vielen Partien aus kratzempfindlichem Hartplastik (vor allem in den Türen), das regelrecht labberig schließende Handschuhfach und Haltegriffe am Dachhimmel, bei denen sich Opel die Silikondämpfung gespart hat. Im Gegenzug leistete man sich dafür einen Gasdruckdämpfer zum Aufstellen der Motorhaube…

Das im Ultimate serienmäßige Head-up-Display ist die Kompromiss-Lösung mit aus der Versenkung auftauchender Plexiglasscheibe, auf die dann die Geschwindigkeit und Verkehrszeichen projiziert werden. Ebenfalls Serie im Ultimate sind die 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera, Navigations-System, eine dreistufige Sitzheizung, Lenkradheizung und Zweizonen-Klima.

Das Platzangebot ist eines der Trümpfe des für Familien bestens geeigneten Opel Crossland. Auch auf der Rückbank herrscht keine Platznot, zumal sich die Füße bequem unter die Vordersitzen stellen lassen. Zugang zum Kofferraum erhält man jedoch nur über eine empfindlich hohe Ladekante von 72 Zentimetern; wird die Rückbank (60:40) umgeklappt, steigt das Volumen auf 810 Liter (bis Oberkante Vordersitz-Rückenlehne) und 1255 Liter bei Beladung bis unters Dach. Zugleich ergibt sich eine Länge von 1,45 Meter – also fast doppelt so lang wie im Normalzustand (72 Zentimeter). Nur wenn man den Kofferraumboden auf die entsprechende Höhe einstellt, ergibt sich eine ebene Ladefläche. Leider besteht auch die Kofferraumauskleidung aus eher billigen Materialien, auch beim Tankverschluss haben Opel und PSA nach der wohl günstigsten Lösung gesucht. Auch ein Fehlbetankungsschutz fehlt.

Wer das doch eher graue, allerdings bei allem Drang zur Sparsamkeit gut verarbeitete Interieur (es knarzte nichts) etwas farbiger gestalten will, kann dies mit des GS Line tun- hier sorgen rote Applikationen am Armaturenbrett und an den Türinnenverkleidungen für etwas mehr Pfiff.

Motoren

Opel hat für den Crossland ausschließlich Verbrennungsmotoren im Angebot – alle stammen aus PSA-Werken. Es fehlen Versionen mit Hybridantrieb, selbst ein Mild-Hybrid, oder eine Variante mit Erdgas-Motor (CNG). So bleibt es vorerst bei folgendem Aufgebot:

Benziner
1.2 Dreizylinder-Sauger 83 PS 0-100 km/h in 14,5 s
1.2 DI-Turbo 110 PS 0-100 km/h in 10,9 s
1.2 DI-Turbo 130 PS 0-100 km/h in 9,9 s

Diesel

1.5 Turbo 110 PS 0-100 km/h in 11,8 s
1.5 Turbo 120 PS 0-100 km/h in 11,5 s

Der schwächere der beiden Diesel wird ab Werk mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe und das stärkere Triebwerk mit einer Sechsstufen-Automatik verblockt. Daneben können Automatik-Liebhaber noch den 130-PS-Benziner mit einem Selbstschalter ordern, unser Testwagen hat jedoch eine manuelle Sechsgang-Box. Das Einstiegsmodell zum Kampfpreis von knapp unter 19.000 Euro verfügt sogar nur über eine Fünfgang-Box.

Der Dreizylinder Benziner aus der EB-Serie von PSA (auch PureTech genannt) ist ein Motor alter Schule, lässt trotz gegenläufig rotierender Ausgleichswellen nie einen Zweifel über sein Arbeitsprinzip und die Zahl seiner Zylinder aufkommen. Manche mögen das charmant finden, wir denken, dass dies heute akustisch besser geht und auch Kunden solcher Fahrzeuge eine etwas ruhigere Fortbewegungsart durchaus zu schätzen wissen. Speziell, wenn man einmal in einem Elektromodell gefahren ist. Immerhin erlaubt der PSA-Motor mit schon ab 1750 U/min anstehenden 230 Nm Drehmoment ein eher schaltfaules Fahren. Das Getriebe lässt sich leicht, aber nicht übermäßig exakt schalten.

Auf der Autobahn hört man im sechsten Gang dann fast nur noch die Windgeräusche an den A-Säulen, doch ist der Verbrauch für einen Motor dieses Kalibers dann doch etwas zu hoch: 7,1 Liter auf 100 km genehmigte er sich auf der Autogefühl-Verbrauchsrunde, der Langzeitverbrauch lag mit 7,8 Liter sogar noch deutlich höher. Generell kann man sagen, dass bei zügiger Autobahnfahrt gut und gerne acht Liter aus dem nur 45 Liter großen Tank abgezapft werden; deutlich unter sieben Liter zu kommen, dürfte schwierig sein.

Fahrverhalten

Im Zuge des Facelifts hat Opel auch das Fahrwerk des Crossland verfeinert: Es gab neu abgestimmte und vor allem straffere Dämpfer für die McPherson-Vorderachse und die hintere Verbundlenkerkonstruktion. Zusätzlich wurde die Lenkpräzision erhöht und das Gefühl in der Mittellage verbessert. Das Ergebnis ist spürbar. Zwar kann und will der Crossland kein Sportwagen sein, doch lässt er sich ohne große Rollneigung und recht präzise um die Ecken zirkeln. Denn wie beabsichtigt spricht die Lenkung aus der Mittellage feinfühlig an und setzt die Wünsche des Fahrers exakt um.

In Verbindung mit den 17-Zoll-Felgen werden die vermeintlichen Vorteile im Abrollkomfort jedoch zum Teil wieder aufgezehrt: Vor allem bei langsamer Fahrt poltert der Crossland doch recht rustikal über Kanaldeckel, Querfugen und Schlaglöcher hinweg. Mit zunehmender Geschwindigkeit kommt er dann aber besser mit solchen Gemeinheiten zurecht, bügelt sie besser weg.

Auf Wunsch steht für Modelle mit Automatikgetriebe die adaptive Traktionskontrolle „Intelligrip“ zur Wahl. Sie passt die elektronischen Fahrhilfen über einen Drehschalter auf dem Mitteltunnel an besondere Fahrprofile an. Neben den vier Modi Normal, Sand, Gelände/Matsch und Schnee gibt es auch einen ESP Off Modus. Der schaltet bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h ESP und ASR ab und überlässt so dem Fahrer die volle Kontrolle. Eher ungewöhnlich für ein so braves Familienauto.

Zu den Assistenzsystemen: Der Frontkollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung und Fußgängererkennung ist ab 5 km/h aktiv. Bei Kollisionsgefahr wird die Bremsanlage vorbereitet und gegebenenfalls eine Notbremsung eingeleitet. Unter 30 km/h bis zum völligen Stillstand, zwischen 30 und 85 km/h um maximal 22 km/h. Über diese Schwelle hinaus muss der Fahrer dann von alleine bremsen.

Der Spurhaltewarner warnt bei unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur ab 60 km/h durch dreimaliges Piepsen und eine Kontrollleuchte im Fahrerinfodisplay, lenkt den Opel Crossland aber nicht von selbst in die Mitte der Fahrspur zurück.
Der Müdigkeitswarner bemerkt aufgrund des Lenkverhaltens und der Fahrdauer Anzeichen einer eventuellen Müdigkeit des Fahrers und gibt in drei Stufen eine optische und akustische Warnung aus; der Toter-Winkel-Warner ist zwischen 12 und 140 km/h aktiv und eine 180-Grad-Rückfahrkamera sendet ein Bild vom Bereich hinter dem Auto ins Zentral-Display.
Die Verkehrsschilderkennung zeigt Geschwindigkeitsbegrenzungen und deren Aufhebung im Headup-Display an; der Geschwindigkeitsregler und -begrenzer ist damit verbunden und nimmt so eine schnelle Anpassung der Geschwindigkeit vor.

Abmessungen


Länge: 4,23 m

Radstand: 2,76 m

Breite: 1,77 m

Höhe: 1,60 m

Radstand: 2,60 m
Leergewicht: 1260 (1.2 DI-Turbo mit 130 PS)

Fazit

Der Opel Crossland ist ein in vielen Punkten schon etwas veraltet wirkendes Modell. Speziell im Innenraum wird das deutlich – kein Digital-Cockpit, keine kapazitiven Tasten, die schon auf sanften Fingerkontakt reagieren, dafür noch immer nur Hard Keys (Tasten und Schalter zum Drücken und Drehen) und dazu eine mechanische Handbremse. Das alles kann man trotzdem tolerieren, ist doch so die Bedienung denkbar einfach und erfordert nicht jenen Eingewöhnungsprozess, den jeder Besitzer oder jede Besitzerin eines neuen Golf VIII durchleben muss. Auf die Dauer wird das aber nicht reichen, ebenso wie die teilweise ganz offensichtlich von einem Preisdiktat diktierten Billiglösungen an diversen Stellen. Wobei sie natürlich helfen, die Preise für einen Opel Crossland in der Basisausstattung auf knapp unter 19.000 Euro zu drücken; ein 130-PS-Modell geht ab 23.000 Euro los, ein Ultimate mit 130 PS, wie er bis auf Details unserem Testwagen entspricht, steht ab 31.780 Euro in der Liste.

Neben dem guten Preis-/Leistungsverhältnis und dem gut abgestimmten Fahrwerk stehen auch das gute Platzangebot, die leicht erhöhte Sitzposition und die – eine gute Opel-Tradition – sehr angenehmen und auch auf langen Strecken bequemen Sitze auf der Habenseite.

Ein Motorenportfolio rein aus Verbrennern ist heute eigentlich nicht mehr zeitgemäß; hier dürfte sich aber beim Nachfolger vieles ändern. Der Dreizylinder-Motor des PSA-Konzerns ist kein Innovationstreiber und schon lang genug dabei. Verbräuche von eher acht als sieben Liter auf 100 km sind mindestens einen Liter zu hoch für diese Fahrzeugklasse.

Ein letztes Wort zum Design: Die neue Frontpartie, inspiriert vom neuen Mokka, passt nicht ideal zum übrigen Auto, der facegeliftete Crossland wirkt nicht wie aus einem Guss. Trotzdem verhilft ihm der neue Opel „Vizor“ zu einem frischen Erscheinungsbild, und in der GS Line oder einer der Zweifarblackierungen erweckt der Opel durchaus Aufmerksamkeit.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Imhof