Skoda Enyaq iV 80 Fahrbericht des neuen Skoda EV

Der neue Skoda Enyaq iV ist ein neuer Elektro-Skoda, der sich die Plattform (Modularen E-Antriebs-Baukasten MEB) mit dem kommenden VW ID.4 teilt. Gebaut wird der Enyaq im Stammwerk in Mladá Boleslav, Tschechien. Wir haben uns das EV-SUV angesehen. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Der Name des Skoda Enyaq iV ist abgeleitet vom irischen Namen Enya, was soviel bedeutet wie Quelle des Lebens. Das Q kommt von der SUV-Familie der Marke, so wie schon Kodiaq, Karoq und Kamiq benannt sind. Das iV kennzeichnet die Elektro-Familie (inklusive Plugin-Hybride) der Marke. Die Scheinwerfer kommen serienmäßig mit LED, optional mit Matrix LED Technologie. Den Kühlergrill kann man optional mit 130 LEDs beleuchten (Option für Enyaq 80 und 80x, Serie für RS). Mit 4,65 m Länge ist der Skoda Enyaq iV fast so lang wie der Skoda Kodiaq (4,70 m), man kann also größenmäßig von einem elektrifizierten Kodiaq sprechen. Doch der Skoda Enyaq iV benutzt eine ganz eigene Plattform, nämlich den MEB, der für viele künftigen Elektroautos aus dem Volkswagen-Konzern benutzt wird – in verschiedenen Radständen. Das bringt eine bessere Platzausnutzung beim Verhältnis Außenlänge zu Platz im Innenraum und Effizienz-Vorteile im Antrieb. Schwestermodelle sind VW ID.4 und Audi Q4 e-tron. Die Felgen gehen von 18 (Stahl Basis, dann Alu) bis hoch zu 21 Zoll. Hinten kommt der Skoda Enyaq mit Trommelbremsen, weil man bei den meisten Bremsmanövern ohnehin nur rekuperiert und die Trommelbremsen auch weniger Bremsstaub von sich geben. Zudem sollte dies auch Korrosion an den ansonsten wenig benutzten Bremsscheiben hinten vorbeugen. Ach ja, und günstiger zu produzieren sind die Trommelbremsen natürlich auch.

Interieur

Beim Innenraum-Design wählt man zwischen fünf Themen: Studio, Loft, Lodge, Lounge, Suite und ecoSuite – das erinnert stark an den BMW i3. Studio (Nur erhältlich für kleinste Batterie-Variante) und Loft kommen mit Stoffsitzen. Bei Lodge haben die Sitzbezüge 1/3 Wollanteil und 2/3 Polyester aus recycelten Plastikflaschen. Lounge kommt mit einem Mikrofaser-Tierhaut-Kunstleder-Mix. Suite und ecoSuite kommen komplett mit Tierhaut-Sitzen. Diese sind zwar weniger schädlich gegerbt als sonst, aber das ist eine Mogelpackung unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit, weil es der Kuh natürlich völlig egal ist, wie die Haut später gegerbt wurde. Sprich: Im Gegensatz zu Tesla, die das Tiermaterial schon aus dem Innenraum entfernt haben, ist der Skoda Enyaq sehr konservativ unterwegs. Zum Lenkradbezug gibt es überhaupt gar keine Alternative. Die Sitzform an sich ist sehr bequem und auch für Langstrecken geeignet. Sofort fällt das gute Platzangebot auf.

Das Cockpit ist sinnlich und designtechnisch anspruchsvoll gestaltet. Links kommen kleine digitale Instrumente in 5,3″, die auch keine Karte anzeigen können. Dafür soll eher das Head-up-Display dienen, das mit einer Augmented Reality Technologie kommt, bei der z.B. Richtungsfeile wie auf die Straße projiziert scheinen. Zentrum der Steuerung ist ein großes Display in der Mitte, entweder 10″ oder optional 13 Zoll, das größte bislang im Konzern. Das kleinere Display erhält man auch nur bei den Basisvarianten, die meisten Enyaq werden also mit dem 13″ kommen. Die Temperatur stellt man auf dem Bildschirm ein, was zwar nicht so einfach ist wie mit manuellen Knöpfen, aber der Bildschirm ist von der Sitzposition her sehr gut zu erreichen und die Menüführung ist nicht allzu kompliziert. Während des Tests erleben wir einmal einen Bildschirm-Freeze, der sich allerdings mit einem Restart (An/Aus-Knopf länger halten) auflösen ließ.

Der Skoda Enyaq punktet Skoda-gemäß wieder beim Platz im Innenraum. Auf allen Sitzplätzen gibt es massig Kopf- und Beinfreiheit und die Länge des Fahrzeugs wurde sehr gut ausgenutzt. Auf den Rücksitzen finden drei Erwachsene Platz. Das Kofferraumvolumen beträgt 585 l, alles ist praktisch angeordnet, die Kofferraumabdeckung hochwertig und wohl geschient, und es gibt endlich tolle Lösungen für Ladekabel (seitliche Tasche) und Zubehör, Adapter und Co (unter der Abdeckung).

Motoren

Enyaq 50 iV (34.000 Euro)
148 PS
Heckantrieb
11,4 Sek. von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Batterie 55 kWh / 52 kWh netto
Reichweite offiziell max. 340 km

Enyaq 60 iV (39.000 Euro)
180 PS
Heckantrieb
8,7 Sek. von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Batterie 62 kWh / 58 kWh netto
Reichweite offiziell max. 390 km

Enyaq 80 iV (44.000 Euro)
204 PS
Heckantrieb
8,5 Sek. von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Batterie 82 kWh / 77 kWh netto
Reichweite offiziell max. 510 km

Enyaq 80x iV
265 PS
Allradantrieb
6,9 Sek. von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Batterie 82 kWh / 77 kWh netto
Reichweite offiziell max. 460 km

Enyaq RS iV
300 PS
Allradantrieb
6,2 Sek. von 0 auf 100 km/h, 460 Nm
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Batterie 82 kWh / 77 kWh netto
Reichweite offiziell max. 460 km

Laden AC bis 11 kW und DC bis 125 kW

Optional ist für das elektrische SUV eine Wärmepumpe erhältlich, die zum Heizen und Klimatisieren des Innenraums genutzt wird. Ein Wärmepumpensystem verdichtet unter hohem Druck Kältemittel, wobei Wärme entsteht, die zur Erhitzung durchströmender Kaltluft genutzt wird. Da auf diese Weise rund 3 bis 4 kWh/100 km weniger Energie aus der Batterie für die Hochvoltheizung genutzt werden, ergibt sich im Winter bei Temperaturen bis -25 °C ein Reichweitenvorteil von bis zu 30 Prozent gegenüber Elektrofahrzeugen ohne Wärmepumpe.

Fahrverhalten

Der Skoda Enyaq iV kommt also serienmäßig mit Hinterradantrieb, so wie es der MEB vorsieht. Optional stehen die beiden Allrad-Modelle zur Verfügung, bei denen der Allradantrieb dann über zwei Elektromotoren funktioniert, einen an der Vorderachse, einen an der Hinterachse. Die Hardware garantiert einen niedrigen Schwerpunkt und sorgt für sportliche Fahrleistungen. Der Enyaq fühlt sich beim Fahren sportlicher und kleiner an, als Look und Gewicht vermuten lässt. Das bringt auf jeden Fall Fahrspaß. Wir testen den Enyaq 80, also die Version mit großer Batterie und Heckantrieb. Die Beschleunigung ist hier nicht rasant, aber durchaus ausreichend. Die Übersicht ist gut und man bekommt durch die große Windschutzscheibe ein angenehmes Reise-Gefühl.

Mit den Schaltwippen am Lenkrad kann der Fahrer den Grad der Energierückgewinnung manuell einstellen. Mit dem Schalthebel in der Mitte kann man zwischen D und B wählen, unter B hat man dann immer den stärksten Rekuperationswert.

Wir erreichen bei niedrigen Temperaturen einen Durchschnittsverbrauchs von ca. 22 kWh / 100 km. Das würde eine effektive Reichweite von gut 350 km bedeuten. Bei angenehmeren Temperaturen kann man dann eher mit Reichweiten oberhalb von 400 km rechnen.

Travel Assist umfasst den Adaptiven Abstandsassistenten, den adaptiven Spurhalteassistenten mit Baustellenerkennung, den Stauassistenten und den Emergency Assist.

Die maximale Anhängelast beträgt 1.400 kg.

Abmessungen

Länge: 4.65 m
Radstand: 2,77 m
Breite: 1,88 m
Höhe: 1,62 m

Fazit: Der Skoda Enyaq iV ist ein voll nutzbares Elektro-SUV mit einer stattlichen Größe à la Skoda Kodiaq, ist aber noch vergleichsweise übersichtlich und bietet viel Platz zum Entfalten. Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut und es gibt insbesondere saubere und clevere Lösungen für Ladekabel & Co. Leider ist die Umsetzung eines tierfreien und nachhaltigen Interieurs noch nicht konsequent gelöst. Durch den Einsatz der MEB-Plattform zeigt der Skoda Enyaq viel Agilität und Komfort.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Video & Fotos: Autogefühl, Jonas Bomba