Kia XCeed 1.6 GDI PHEV Fahrbericht

Der Kia XCeed ist die hübsch gestylte Crossover-Variante der Ceed-Familie. Wir fuhren die Version 1.6 GDI mit Plug-in-Hybrid-Antrieb und wollten unter anderem wissen, wie lang man damit rein elektrisch unterwegs sein kann. Von Thomas Imhof

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Neben dem „normalen“ und nun in bereits dritter Generation gebauten Fünftürer/Hatch besteht die variantenreiche Ceed Großfamilie aus dem Kombi namens „Sportwagon“, dem rassigen Shooting Brake „ProCeed“ und dem zuletzt im Herbst 2019 eingeführten Crossover XCeed. Alle werden im Werk Kia Motors Slovakia in Žilina (Slowakei) gebaut. Für die gute Form verantwortlich zeichnete das europäische Kia Designzentrum in Frankfurt. Passend dazu soll Ceed stehen für „Community of Europe, with European Design“.

Mit Preisen ab 35.900 Euro Euro ist der XCeed 1.000 Euro teurer als der Ceed Sportswagon, den es ebenfalls mit dem sparsamen Plug-in-Hybridantrieb gibt und der aufgrund der geringeren Stirnfläche und schmalerer Reifen noch ein weniger verbrauchärmer ist.

Exterieur

Der Kia XCeed ist im Vergleich zum Kia Ceed Fünftürer mit 4,40 Meter rund neun Zentimeter länger. Auch in der Breite (1826 zu 1800 mm) und Höhe (1483 und zu 1442 mm) ist er ein wenig korpulenter, dazu kommt eine um vier Zentimeter höhere Bodenfreiheit, so dass man auch etwas höher sitzt, ohne dass dabei dieses typische SUV-Feeling aufkommt.

Der Kia XCeed teilt sich den Radstand mit der Limousine, doch ist bis auf die Vordertüren kein Teil identisch. Insgesamt zählt das Auto zu den optisch gefälligsten Modellen seiner Klasse, setzt er doch auf eine coupéartige Silhouette und ein fließendes Design anstatt der heute bei vielen Herstellern präferierten Formensprache aus kantigen Oberflächen und Linien.

Der Kühlergrill mit der für Kia markentypischen „Tigernase“ wird von LED-Scheinwerfern flankiert, die LED-Tagfahrlichter mit jeweils vier Spots sind ein Hingucker. Der große untere Lufteinlass ist durch Querspangen mit den serienmäßigen Nebelscheinwerfern verbunden. Ein angedeuteter Unterfahrschutz in Silber suggeriert ebenso wie die dunklen Kunststoff-Beplankungen der Radhäuser und die Seitenschweller den Crossover-Look.

Die Alufelgen starten beim Kia XCeed PHEV mit 16 Zoll, nur in der Topline Platinum werden ab Werk 18 Zöller (Option im Spirit) aufgeschnallt. Am Heck ähnelt der XCeed mit den sehr breiten LED-Rückleuchten und der flachen Dachlinie eher dem ProCeed; der schwarze Stoßfänger mit angedeutetem Diffusor in Kontrastfarbe Silber trägt zwei eckige Fake Exhaust-Öffnungen.

Interieur

Kia bietet den XCeed PHEV in drei Ausstattungsversionen an: Vision, Spirit und Platinum. Bei den Instrumenten steigt der Kia XCeed PHEV analog ein, mit einem Screen in der Mitte in 4,2″. Dazu ein Radio mit Touchscreen 8″, das auch schon Apple CarPlay / Android Auto unterstützt. Erst im Platinum findet sich das digitale Cockpit mit einem HD-Display 12,3″ und Kartennavigation mit 10,25″ Bildschirmdiagonale. Im rechten der beiden Rundanzeigen werden der aktuelle Fahrmodus, die Batterieladung und die Restreichweite angezeigt. Der Touchscreen des Navigations- und Infotainment-Systems lässt sich per Split-Screen-Funktion in bis zu drei Bereiche unterteilen. Beim Kia XCeed PHEV lässt sich darüber unter anderem der Energiefluss im Antriebsstrang abbilden.

Der XCeed PHEV in Vision-Basisausstattung kommt bereits mit elektrischen Fensterhebern, Fernlichtassistent, Zweizonen-Klimaautomatik, beheizbarem Multifunktions-Lenkrad, Sitzheizung, hinteren Parksensoren, Rückfahrkamera und Smartphone-Schnittstelle. Die Sitze geben sich mit schwarzem Stoffbezug tierfreundlich.

Bis auf einen Höhenverstellung auch für den Beifahrersitz, einen Regensensor und Sitzen in einer Stoff/Kunstlederkombination bietet der Spirit nicht viel mehr; erst im Platinum verwöhnt Kia dann weiter mit einer elektrischen Heckklappe, elektrischen Verstellung für den Fahrersitz, induktiven Ladestation für Smartphones, Parksensoren auch vorn, Sitzventilation für die Vordersitze, Privacy Verglasung, im Verhältnis 40:20:40 umklappbarer Rücksitzbank und Heizung für die äußeren Rücksitze. Lediglich die Platinum Line kommt bei den Sitzen mit einer Mischung aus Tierhaut und Kunstleder.
Die im Innenraum verarbeiteten Materialien wirken insgesamt gut verarbeitet; alle Bedienelemente sind logisch angeordnet und lassen sich gut bedienen. Soft-Touch-Materialien finden wir am Armaturenbrett und an den vorderen Türverkleidungen. Das gesamte Cockpit ist horizontal ausgelegt. Es gibt genügend Schulter- und Kopffreiheit, gerade auf den vorderen Plätzen. Die Ausführung von Knöpfen und Dekorleisten ist hochwertig.

Der Platz auf der Rücksitzbank ist die einzige Schwäche des Kia XCeed, geschuldet auch der im Vergleich zur Limousine etwas stärker abfallenden Dachlinie. Die Sicht nach hinten wird durch breite Dachsäulen und eine schmale, hoch angesetzte Heckscheibe eingeschränkt. Die Rückfahrkamera ist daher ein „Must have“.

Das Kofferraumvolumen des Kia XCeed PHEV ist systembedingt kleiner als in den Versionen mit Verbrennungsmotoren – beispielsweise muss hinten rechts noch die 12 V-Batterie untergebracht werden, weshalb dort etwas Platz verloren geht.

Fasst das Abteil eines Benziners oder Diesels 426 bis 1.378 Liter, sind es beim Plug-in-Hybriden nur 291 bis 1243 Liter. Die ebenfalls erhältlichen Versionen mit Mild-Hybrid liegen mit 380 Litern in der Mitte. Die Ladekante liegt mit 77 cm ziemlich hoch, zum Ladeboden ergibt sich eine Stufe von fast neun Zentimetern, die beim Laden überwunden werden muss.

Motoren

Insgesamt stehen für den Kia XCeed fünf Motorisierungen zur Wahl
Benziner
1.0-Liter T-GDi mit 120 PS (6-Gang-Schaltgetriebe)
1.5-Liter T-GDi mit 160 PS (6-Gang-Schaltgetriebe oder 7DCT)
1.6-Liter T-GDi mit 204 PS (7DCT)

Plug-in-Hybrid
1.6-Liter Benziner + E-Motor mit 141 PS Systemleistung (6DCT)

Diesel
1.6-Liter CRDi mit 136 PS (6-Gang-Schaltgetriebe oder 7DCT)

Wir fahren den erst nach den Verbrenner-Versionen neu eingeführten Kia XCeed PHEV. Mit 141 PS Systemleistung ist er ausreichend, aber nicht gerade üppig motorisiert. Erst mit Druck auf die gleich neben dem Schalthebel des 6-Stufen-Doppelkupplungsgetriebes liegenden Sport-Programmtaste zieht er spürbar zügiger vom Fleck; ansonsten hat man den Eindruck, dass Kia über die doch recht zähe Leistungsentfaltung den Fahrer oder die Fahrerin zu einer betont ökonomischen Fahrweise geradezu erziehen will. Was ja an sich nichts Verwerfliches ist. Im Sport-Programm wird die Gasannahme direkter, der Verbrennungsmotor dreht häufiger im Bereich der maximalen Leistungsabgabe und die Lenkung wird sportlicher, was sich speziell bei Modellen mit 18-Zoll-Felgen dann besonders bemerkbar macht.

Der so genannte Parallelhybrid besteht aus einem 1,6 Liter großen Vierzylinder-Saugmotor mit 77 kW/105 PS und einem in das Getriebe integrierten Elektromotor (45 kW/61 PS), was eine Systemleistung von 141 PS und zwischen 1000 und 2400 U/min ein maximales Drehmoment von 265 Nm ergibt.

Mit einem Wert von 11,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt der bis zu 1,6 Tonnen schwere XCeed PHEV durchschnittlich gut; die Höchstgeschwindigkeit variiert je nach Ladezustand der Batterie zwischen 160–193 (mit 16-Zoll-Rädern) und 155–188 (mit 18-Zoll-Räder, der untere Wert bezieht sich jeweils auf eine leere Batterie.) Im rein elektrischen Fahrbetrieb sind maximal 120 km/h drin.

Die Batterie des Kia XCeed PHEV lässt sich sowohl an einer Haushaltssteckdose als auch an öffentlichen Ladestationen laden. An einem 3,3-kW-Anschluss (240 V) ist sie in 2:45 Stunden zu 100 Prozent voll. Wie weit der Ladevorgang fortgeschritten ist, lässt sich an drei in die obere Armaturenbrettablage integrierten LED-Leuchten ablesen. Das Vollladen einer „leeren“ Batterie (8,9 kWh) dauert zwei Stunden und 45 Minuten bei 3,3 kW – der XCeed Plugin kann nämlich nur einphasig und auch mit Typ 2 Stecker nur bis knapp 15 A geladen werden. „Leer“ deshalb, weil ein Plug-in-Hybrid immer einen gewissen Strompuffer in der Batterie vorhält, um hybridisch fahren zu können. Insgesamt werden beim XCeed Plugin für eine vollständige Ladung 8,6 kWh inklusive Ladeverluste benötigt. Das Ladekabel mit Typ-2-Stecker kostet Aufpreis.

Über die HEV-Taste kann man im Kia XCeed PHEV zwischen Elektro- und Hybridantrieb (EV/HEV) wählen. Als rein elektrische Reichweite gibt Kia bis zu 58 Kilometer an. Geht die Batterieladung zur Neige, schaltet das System automatisch in den HEV-Modus. Dann sorgt je nach Fahrsituation sowohl der Benzin- als auch der Elektromotor – oder beide zusammen – für Vortrieb, wobei das Auto immer elektrisch startet.

Als Werksangabe gibt Kia für den XCeed 1.6 GDI Plug-in Hybrid einen Benzinverbrauch von 1,3 Liter/100 km und einen Stromverbrauch von 11 kWh/100 km (kombiniert) an, was CO2-Emissionen von 31 g/km entspricht. In der Praxis liegen die Verbräuche eher bei um die vier Liter Super und 7,5 kWh auf 100 km. Im Prospekt wirbt Kia mit 58 km reiner EV-Reichweite im Stadt- und (mit 18-Zoll-Felgen) 54 Kilometer im gemischten Betrieb. Wie auch von viel anderen PHEV gewohnt, können wir diese Werte in der Praxis kaum erreichen. Rein elektrisch liegt die Reichweite im Mix bei etwa 38 km, ehe sich der Verbrenner meldet. Innerorts sind Distanzen über 50 km nur drin, wenn man es ganz gemächlich angehen lässt.

Fährt man mit leerer Batterie im Hybridmodus weiter, kommt man laut eines Tests des ADAC alleine mit der 37 l-Tankfüllung etwa 610 km weit. Fährt man im Hybrid-Modus (Batterie leer), ergibt sich ein Verbrauch von durchschnittlich 6,0 l /100 km. Innerorts und auf der Landstraße genehmigt sich der Verbrenner 5,2 l/100 km, auf der Autobahn doch schon sehr hohe 7,9 l/100 km. Kombiniert man die elektrische Strecke mit der Hybrid-Strecke und startet mit voller Batterie, dann verbraucht der Kia XCeed Plug-in laut den Kollegen des ADAC auf den ersten 100 km 7,6 kWh Strom und 3,9 l Super.

Fazit: Wer einen PHEV wirklich im Sinne eines erhöhten Umweltschutzes nutzen will, sollte idealerweise zuhause eine Wallbox haben, an der er den Akku über Nacht wieder aufladen kann. Oder eine Lademöglichkeit am Arbeitsplatz besitzen. Auf längeren Distanzen hingegen macht der Diesel noch eher Sinn; ohnehin plant die neue Ampel-Koalition, die staatliche Förderung von PHEV vorzeitig auslaufen zu lassen, exakt nach ab jetzt rund zwölf Monaten.

Fahrverhalten

Erfreulicherweise hat Kia beim XCeed größeren Aufwand betrieben und das kompakte Crossover-SUV im Gegensatz zu den Limousinen mit einer aufwendigeren und teureren Mehrlenkerhinterachse ausgestattet. Diese mehr auf europäische Fahrgewohnheiten zugeschnittene Lösung macht sich direkt bezahlt, zumal auch die Lenkung sehr angenehm, sprich direkt und mit guter Rückmeldung – abgestimmt ist. So gefällt der Kia XCeed PHEV durch ein ausgeglichenes Handling und bietet durchaus Fahrspaß. Nur die Feder/Dämpfer-Abstimmung kommt speziell in den Versionen mit 18-Zoll-Felgen an ihre Grenzen. Auf Passagen mit kurzen Wellen neigt sie zum Stuckern.

In punkto Fahrsicherheitssysteme sind ab Werk schon in der Vision Line ein aktiver Spurhalteassistent mit korrigierendem Lenkeingriff(Lane Keep Assist), Frontkollisionswarner mit Bremseingriff, Cruise Control und Müdigkeitswarner serienmäßig an Bord.

In der von uns getesteten Spirit-Ausstattung bietet der XCeed PHEV zusätzlich ein um eine Fußgänger- und Fahrraderkennung ergänztes Notbremssystem inklusive Warnung durch Lenkradvibrationen, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, SCC) und einen Stauassistenten (Lane Follow Assist).

Im Platinum wird dieses Arsenal noch getoppt durch einen Querverkehrswarner (Ausparkassistent), einen Spurhalteassistenten mit Totwinkel-Warner (Blind Spot Collision Warning) und eine kamerabasierte und an das Navi gekoppelte Verkehrszeichenerkennung (Intelligent Speed Limit Warning).

Abmessungen


Länge: 4,40 m

Radstand: 2,65 m

Breite: 1,82 m

Höhe: 1,48 m
Leergewicht: 1519 bis 1596 kg

Fazit: Der Kia XCeed PHEV ist ein optisch sehr gefälliges Crossover-SUV mit ausreichend Platz für die kleine Familie. Das Interieur wirkt routiniert verarbeitet, versprüht ein freundliches Ambiente und bis auf leicht beengte Platzverhältnisse im Fond und im Kofferraum ein luftiges Raumgefühl (optional gibt es ein elektrisches Glasschiebedach). Der Hybrid-Antrieb fördert zumindest im Normalmodus eine eher gemütliche Fahrweise; erst im Sport-Programm geht es zügiger voran. Er spielt seine Vorteile nur auf kurzen Distanzen und in der Stadt aus; idealerweise, wenn auch eine Ladestation zur Verfügung steht, an der man den recht kleinen Akku entweder am Abend oder während der Arbeitszeit aufladen kann. Das Handling ist angenehm und bietet durchaus Fahrspaß, die Feder/Dämpfer-Abstimmung einen Tick zu straff.

Der Umweltbonus für Plug-in-Hybride wird nicht mehr lange gewährt; was bleibt, ist die 7-Jahres-oder 150.000-Kilometer-Garantie.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Kia