Kia EV6 GT Fahrbericht – ein kompaktes EV Supercar?

Der Kia EV6 GT ist die Performance-Variante des beliebten Elektro-Crossovers. Von den Beschleunigungswerten reicht er an reinrassige Sportwagen heran, wir haben uns angesehen, was für eine Mischung der Kia EV6 GT wirklich bietet. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur



Schnittig sieht er bereits in der Basisversion aus, der Kia EV6. GT-Line und GT sind beide optisch noch etwas sportlicher gestyled. Zwischen dem modernen Tagfahrlicht kann man optional auf eine Dual-LED upgraden. Felgen kommen in 19, 20 oder 21 Zoll beim GT. Kia verwendet andere Dämpfer als Hyundai beim Ioniq 5, aber in beiden Fällen ist die Abstimmung recht sportlich. Seitlich fällt das scheinbar schwebende hintere Dachelement auf. In GT-Line und GT kommen schwarze Akzente hinzu, etwa schwarze Außenspiegel, schwarze Felgen und schwarze Elemente an Front und Heck. Der Front-Spoiler ist auch in der Tat komplett anders, der Basis-Spoiler hat keine seitlichen schwarzen Elemente. Im Radstand ist der Kia EV6 übrigens minimal kürzer als der Ioniq 5, dafür ist die Gesamtlänge minimal größer. Insgesamt tun sich die beiden in den Abmessungen aber nicht viel, das ist mehr ein Styling-Unterschied. Durch das lange Lichtband hinten fällt der EV6 jedenfalls auch sehr stark im Straßenbild auf. Das Feedback auf das Design vernehmen wir als sehr positiv. Der Kia EV6 GT hat weitere technische Änderungen gegenüber der normalen Allrad-Variante: Die Federn sind vorne weicher, hinten härter getrimmt. Dazu kommt das adaptive Fahrwerk ECS (electronically controlled suspension), was dazu führen soll, dass der GT sowohl komfortabler als auch sportlicher fährt. Funktioniert das? Mehr im Fahr-Part.

Interieur

Das Interieur ist logisch aufgebaut, es gibt 2x 12 Zoll Screens. In den Instrumenten kann man nicht viel einstellen, die Farbgebung ändert sich bei der Wahl der Fahrmodi. Der Kia EV6 GT hat einen zusätzlichen GT-Fahrmodus, den man mit einer separaten Taste am Lenkrad anwählen kann. Dieser Modus trimmt das Fahrzeug in Gasannahme und Lenkung noch sportlicher. Das Head-Up-Display ist eine praktische Option, gerade weil je nach Lenkradstellung die Geschwindigkeitsanzeige oben links in den Instrumenten blockiert sein kann. Der Haupt-Touchscreen bietet ein klassisches Kia-Menü, hier ist man technologisch nicht so weit wie bei den sonstigen Eigenschaften. Daher benutzt man weitgehend die Kabel-Verbindung mit Apple Carplay / Android Auto. Positiv: Sowohl am Lenkrad als auch für die Klima-Einheit gibt es klassische Knöpfe. Darüber hinaus kann man den Klima-Knopf digital zum Lautstärke-Regler umschalten. Wir raten allerdings: Lautstärke am Lenkrad einstellen, Klima-Einheit-Knopf so lassen. Für Sitzheizung, Sitzkühlung und Lenkradheizung gibt es einzelne Knöpfe, die sind kapazitiv, aber durchaus gut zu bedienen. Bei Sitzen und Materialien ist Kia konsequent nachhaltig und tierfreundlich: Es kommt keine Tierhaut zum Einsatz. Das ist auch ein Vorteil gegenüber dem Ioniq 5, wo das Lenkrad immer mit Tierhaut bezogen ist und in Europa die glatte Bezugkombination ebenfalls tierischen Ursprungs ist (nur Basis-Stoffsitze tierfrei erhältlich). Hier im Kia EV6 bekommt man in Deutschland auch einen Basis-Stoffsitz; darüber hinaus eine Mikrofaser-Kombination in Schwarz-Weiß sowie Kunstleder in Schwarz, Weiß oder Schwarz-Weiß. Im GT kommt ferner noch der GT-Schalensitz mit Mikrofaser und Kunstleder außen. Der Sitzkomfort ist durchweg sehr gut, wobei die GT-Sportsitze unserer Empfindung nach zwar mehr Seitenhalt bei zackiger Fahrt bieten, die normalen Sitze allerdings auf der Langstrecke bequemer sind. Auf den Rücksitzen bleibt massig Beinfreiheit, auch für große Erwachsene. Sogar noch etwas mehr bei den GT-Sitzen. Der Kofferraum fasst durchschnittlich viel Gepäck mit gut 500 l, beim GT sind es etwas weniger. Die Abmessungen sind in Länge wie Breite jeweils gut 1 Meter. Vorne gibt es einen Frunk mit 50 l, beim GT wieder etwas weniger.

Motoren

58 kWh oder 77 kWh (GT: immer größere Batterie)
Reichweite große Batterie: ca. 400 km
Aufladen 11 kW AC / 240 kW DC, 10-80 % in 18 Minuten
Batterie muss warm sein (nach Autobahnfahrt), 240 kW DC chargen funktioniert nicht kalt nach Start im Winter!
V2L (vehicle to load) Möglichkeit mit Adapter zum bidirectional charging / Aufladen von Elektro-Geräten unterwegs

Beschleunigungswerte
Heckantrieb mit kleiner Batterie 8,5 Sek.
Heckantrieb mit großer Batterie 7,3 Sek. (Höchstgeschwindgkeit 191 kmh)
Allrad mit großer Batterie 5,2 Sek.
Allrad GT mit großer Batterie 3,5 Sek. (Höchstgeschwindgkeit 260 kmh)

Anhängelast 1,6 t

Fahrverhalten

Der Kia EV6 ist beim Basisfahrwerk grundsätzlich straff und sportlich ausgelegt, bei Schlaglöchern wird es vom Fahrwerk her etwas ungemütlich. Dafür gibt es reichlich Fahrspaß. Der Kia EV6 GT hat zwar große 21-Zoll-Felgen montiert, die adaptiven Dämpfer machen das Fahren aber tatsächlich komfortabler. Sie erfüllen also den Anspruch an Sportlichkeit und Komfort. Auf der Teststrecke spüren wir, dass das Fahrwerk nichts für die Rundstrecke ist, dafür neigt sich der EV6 zu sehr in die Kurve. Aber weil die wenigsten Kunden den EV6 GT auf der Rennstrecke bewegen werden, ist dieses Setup von Kia genau richtig gewählt. Schließlich soll das hier ein GT sein. Für die Straße und auch fürs zügige Fortbewegen ist das Fahrwerkssetup genau richtig, und der GT hat tatsächlich auch das beste Fahrwerk von allen EV6 und Ioniq 5. Der Kia EV6 GT hat eine brutale Beschleunigung, wobei sie durch den Allradantrieb gut kontrollierbar ist. Wenn man etwas mehr Fahrspaß haben möchte, kann man den GT Knopf am Lenkrad drücken, dann greifen die elektronischen Regler später ein. Die Lenkung ist präzise und hat keinen toten Lenkwinkel. Im normalen Fahrmodus ist sie etwas weich, feiner zu dirigieren ist sie mit etwas mehr Widerstand im Sport- oder GT-Modus. Der Kia EV6 sieht nicht nur stromlinienförmig aus, sondern ist es auch. So haben wir mit der Heckantriebs-Variante im Winter Verbrauchswerte von 19 – 20 kWh / 100 km verzeichnet, und nun kommen wir auf ähnliche Werte mit dem EV6 GT im Sommer. Auffällig ist die gute Geräuschdämmung, der EV6 bleibt auch bei hohen Geschwindigkeiten sehr leise.

Abmessungen

Länge: 4,68 m
Breite ohne Außenspiegel: 1,88 m
Höhe: 1,54 m
Radstand: 2,90 m
Leergewicht: 1.875 – 2.260 kg

Fazit: Der Kia EV6 GT bietet Beschleunigungswerte eines Super-Sportwagen oder z.B. eines Porsche Taycan Turbo zu einem Bruchteil des Preises. Das Setup ist dabei richtigerweise auf die Straße ausgelegt, so dass Sportlichkeit und Komfort verbunden werden. In Effizienz und Reichweite setzt sich Kia nicht an die Spitze, aber ist sehr gut mit dabei. Design, Platzangebot, Sitzangebot, nachhaltige und konsequent tierfreie Materialien, Fahrspaß, schnelles Nachladen auf der Autobahn und hier im GT extrem performante Fahrleistungen – der Kia EV6 GT bietet ein sehr attraktives Paket, das aktuell kaum Konkurrenz hat.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl