Neuer Ford Ranger Wildtrak Testbericht

Etwa protzig, reichlich Stauraum und typisch amerikanisch: Das ist das stereotypische Bild eines Pickups. Während Ford in den USA auf die größeren Modelle der F-Series setzt, ist der Ford Ranger für den europäischen Markt gedacht – nun in der neuen Generation, die in Deutschland den Siegeszug im Segment angetreten ist und den VW Amarok von der Spitze der Neuzulassungen abgelöst hat. Wie sich der neue Ford Ranger auf den deutschen Straßen schlägt und was ihn ggf. besonders macht, verrät unser Testbericht. Von Thomas Majchrzak

Ford Ranger, schon der Name alleine soll viel über die Autorität des Fahrzeugs aussagen. Der Ranger beginnt mit einem 2,2 l Diesel mit 130 oder 160 PS, Spitzenmotor ist ein 3,2 l Diesel mit 200 PS. Dabei stehen dem Käufer vier verschiedene Ausstattungslinien zur Auswahl: XL ab 27.130 Euro, XLT ab 35.400 Euro, Limited ab 38.970 Euro und Wildtrak ab 40.787 Euro. Wie man sich seinen Ranger noch weiter auf sich selber anpassen kann, verraten wir in den nächsten Schritten.

Zum Preisvergleich: Der Hauptkonkurrent VW Amarok bewegt sich preislich zwischen 30.000 und 55.000 Euro. Da sieht man den ersten Grund, wieso der Ford Ranger so stark zugelegt hat, offensichtlich ist das Angebot besser, zumindest preislich.

Zunächst einmal ist der Ford Ranger Marktführer im Segment in puncto Neuzulassungen sowohl in Deutschland (5.690 Stück im letzten Jahr), als auch in ganz Europa (27.300 Stück). Doch der Großteil des operativen Pickup-Geschäfts wird weiterhin in den USA, Kanada und Südostasien erzielt, was im Rückblick auf die Tradition keine Überraschung ist. Doch dieses Segment profitiert nun von den sich annähernden Interessen und Vorlieben der globalen Kundschaft, sodass auch in Europa der Markt gewachsen ist. Das gleiche Prinzip kann man exzellent bei der Flut an SUVs erkennen. Ob der Pick-Up Markt eine große Zukunft in Deutschland hat, erläutern wir in einem anderen Artikel. Der Ford Ranger jedenfalls wird derzeit in den USA nicht verkauft, weil dort die größeren F-Series Fahrzeuge gefragt sind. Ford plant allerdings, 2018 den Ranger als für dortige Verhältnisse kleinen Einstiegs-Pickup auch in den USA anzubieten.




Exterieur

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Dass der neue Ford Ranger kein einfaches Facelift ist, zeigt vor allem die Front. Zum Vorgänger behält der Ranger zwar die horizontale Linienführung, er wird jedoch in der neuen Generation durch einen Trapezrahmen deutlich stärker zur Geltung gebracht. Ein ähnliches Designschema findet man auch beim VW Amarok vor, den Hauptkonkurrenten auf dem europäischen Markt. Generell erzeugt ein Pick-Up alleine schon mit seiner Präsenz für Aufmerksamkeit auf deutschen Straßen. Unser Testwagen in Top-Ausstattung Wildtrack zeigt ferner den schwarzen Sport-Kühlergrill. Das bringt ihn auch näher zum großen Bruder F-150. Wie bereits beim Vorgänger schmückt ein enorm großer Ranger-Schriftzug das Heck. Entweder man liebt es oder nicht. In diesem Zusammenhang spiegeln sich auch die amerikanischen Wurzeln wieder. Dazu kommen kastenförmige Rückleuchten.

Um den Ford Ranger auf seine ganz individuellen Einsatzzwecke anzupassen, stehen dem Käufer drei verschiedenen Kabinen-Versionen zur Verfügung:

– Einzel Kabine mit zwei Sitzen: Erhältlich für den XL und sowohl mit Heck-, als auch mit Allradantrieb erhältlich
– Extra Kabine mit vier Sitzplätzen und zwei Flügeltüren: ist nur in Kombination mit Allrad verfügbar und erhältlich für alle Ausstattungsvarianten
– Doppelkabine mit fünf Sitzplätzen: umschließt alle Ausstattungslinien und ist ebenfalls nur mit Allradantrieb erhältlich

Wie schon beim Amarok verringert die große Doppelkabine natürlich die Ladefläche des 5,36 m langen Pick-Ups. Bei der Wahl der einfachen Einzelkabine beträgt das maximale Ladevolumen ganze 1.800 Liter.

Je nach Kabinenauswahl verändert sich die Seitenansicht des ansonsten konservativ gehaltenen Ford Ranger. Serienmäßig werden XL und XLT mit 16 Zoll Felgen ausgeliefert. Der Limited mit 17 Zoll und der Wildtrak mit 18 Zoll.

Mit 23 cm Bodenfreiheit ist der Ford Ranger wie für das Gelände gemacht, dazu zählt auch, dass man den Ranger bis zu einer Watttiefe von 80 cm weiterhin fahren kann. Durchaus beeindruckende Ziffern, die Ford hier aufstellt. Des Weiteren können maximal 1.260 kg zugeladen und 3.500 kg zusätzlich gezogen werden. Wer also seinen landwirtschaftlichen Arbeiten nachkommen oder ein Motorcross-Bike transportieren möchte, dem steht kein Hindernis im Weg.

Wie man bereits am Preis erkennt, ist der Wildtrak die Top-Version des neuen Ford Rangers. Aber auch äußerlich gibt es einige Merkmale darunter, u.a. seitliche Lufteinlässe und Kühlluftöffnungen. Natürlich darf auch ein eigenes Wildtrak-Logo nicht fehlen.

Zusammenfassend erzeugt der Ford Ranger sehr viel Aufmerksamkeit, einfach durch seine robuste und teils konservative Bauart, doch auch der auffällige Ranger-Schriftzug trägt hierzu bei. Ein VW Amarok im Gegensatz hierzu ist etwas dezenter gehalten, auch wenn man es schlecht über einen Pickup behaupten kann.

Interieur

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Auf den ersten Blick wirken das Lenkrad und die Mittelkonsole ein wenig überladen mit vielen Knöpfen und Einstellungsmöglichkeiten. Die Instrumente sind teils analog und teils digital, lassen sich über zwei Bedieneinheiten am Lenkrad einstellen.

In den beiden Basisvarianten sind die Sitze mit Stoff überzogen, beim Limited wird serienmäßig Tierhaut verwendet. Beim Wildtrak wird eine optische attraktive Mischung benutzt, wir sehen orangefarbenen Stoff, Kontrastnähte und Teile in Tierhaut. Laut Preisliste ist dies kein Kunstleder, was schade und unnötig ist.

Ganz klarer Vorteil eines Pickups ist eindeutig der Einstieg, der auch größeren Personen sehr leicht fällt. Die höhere Sitzposition vermittelt ein Gefühl von Sicherheit, welche im Ranger einen essentiellen Teil ausmacht. Die Sitzposition ist aufrecht und angenehm und lädt zum Reisen ein. Auf vier Sitzplätzen der Doppelkabine können große Erwachsene Platz nehmen und haben genügend Knie- und Kopffreiheit. Natürlich bietet die Doppelkabine ferner einen hinteren Mittelsitz. Die Sitzbank lässt sich herunterklappen, damit man dann darauf z.B. etwas abstellen kann, ohne dass man die Sitzflächen beschädigt. Ferner lässt sich die Sitzfläche der Bank heraufklappen, um darunter zwei Geheimfächer zu nutzen.

Die Verarbeitungsqualität kann mit dem Amarok nicht mithalten, hier offenbart sich dann, wieso der Ford Ranger deutlich günstiger ist. Die Armlehne wackelt, wenn man sie hinaufklappt, die Oberflächen wirken bestenfalls solide, einige Knöpfe sind mit minderwertigem Gummi überzogen. Das optionale Infotainmentsystem Ford Sync 2 bietet zwar alle grundsätzlichen Funktionen wie Bluetooth-Verbindung fürs Handy und Navi, ist aber unübersichtlich und wenig intuitiv. Ford Sync 2 ist für den XLT optional, bei Limited und Wildtrak ist dieses System bereits serienmäßig dabei, der XL bleibt außen vor. Einfacher macht es ggf. die Sprach-Ein- und Ausgabe, die in der zweiten Generation nochmals verbessert wurde. Ebenso gibt es im Fond optional eine 230-Volt-Steckdose, über die man auch seinen Laptop problemlos aufladen kann, denn häufig sind die Laptop-Netzteile zu groß für Autosteckdosen. Für Deutschland wird hierfür allerdings ein Aufsteckadapter benötigt, denn die Ladebuchse ist auf UK gepolt. Der Wildtrak erhält übrigens noch eigene Fußmatten und besitzt als einzige Ausstattungsvariante eine Ambiente-Beleuchtung.

Wie schon angedeutet, ist Sicherheit eins der Kernthemen des neuen Rangers, doch leider sind die meisten der folgenden Systeme nur optional erhältlich:

– Fahrspurhalte-Assistent (Lane Keeping Aid; optional)
– Adaptive Geschwindigkeitsregelung ACC (optional)
– Park-Assistenten (optional)
– Vordere und hintere Sensoren zum Erkennen von Hindernissen
– ESP
– Berganfahrsystem

Serienmäßig ist ebenfalls der Überrollschutz ROM (Roll-Over Mitigation) bei allen Ausstattungslinien an Bord. Gleiches gilt auch für die Anhängerstabilisierung.

Motoren

Der Ford Ranger erhält einen 2.2 Liter Dieselmotor, den es mit 130 oder 160 PS gibt, sowie den starken 3,2 l Diesel mit 200 PS, den wir hier testen. In Abhängigkeit der gewählten Kabine stehen unterschiedliche Versionen zur Verfügung. Die folgende Übersicht zeigt die jeweiligen Unterschiede.

Einzelkabine, 2 Türen, 2 Sitze

 

Motoren (Diesel) XL XLT Limited Wildtrak
2,2 l mit 96 kW (130 PS),

2×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

X

 

 

 

 

2,2 l mit 96 kW (130 PS),

4×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

X

 

 

 

 

 

 

Extrakabine, 2 Doppelflügeltüren, 2+2 Sitze

 

Motoren (Diesel) XL XLT Limited Wildtrak
2,2 l mit 96 kW (130 PS),

4×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

X

 

 

 

 

2,2 l mit 118 kW (160 PS),

4×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

X

 

 

X

 

X

 

X

2,2 l mit 118 kW (160 PS),

4×4, 6-Gang-Automatikgetriebe

 

 

 

 

X

 

X

3,2 l mit 147 kW (200 PS),

4×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

 

 

 

X

 

X

3,2 l mit 147 kW (200 PS),

4×4, 6-Gang-Automatikgetriebe

 

 

 

 

X

 

X

 

 

Doppelkabine, 4 Türen, 5 Sitze

 

Motoren (Diesel) XL XLT Limited Wildtrak
2,2 l mit 96 kW (130 PS),

4×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

X

 

 

 

 

2,2 l mit 118 kW (160 PS),

4×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

X

 

X

 

X

 

 

X

2,2 l mit 118 kW (160 PS),

4×4, 6-Gang-Automatikgetriebe

 

 

 

 

X

 

X

3,2 l mit 147 kW (200 PS),

4×4, 6-Gang-Schaltgetriebe

 

 

 

 

X

 

X

3,2 l mit 147 kW (200 PS),

4×4, 6-Gang-Automatikgetriebe

 

 

 

 

X

 

X

Serienmäßig ist eine Start & Stopp-Funktion dabei.

Außerhalb von Deutschland wird der Ford Ranger auch mit einem 2,5 l Benziner mit 165 PS vertrieben.

Fahrverhalten

Der 3.2 Liter Diesel mit 200 hp hat als Top-Motorisierung den Vorteil, dass man sich hier keine Gedanken über Zuladung und Anhänger machen muss – das packt er. Der Verbrauch landet bei knapp 10 l / 100 km, das ist angesichts von Größe und Gewicht noch akzeptabel. Mit sachter Fahrt oder vorwiegend Autobahn kann man den Diesel auch auf 9 l bringen. Wir bezweifeln dabei, ob der kleinere Diesel wirklich sparsamer wäre. Mehr Hubraum aber weniger PS ist häufig auch Garant für eine Langlebigkeit. Bei hohen Drehzahlen wird der Diesel recht laut und erinnert an einen Lkw-Diesel, bei niedrigen Drehzahlen macht er sich dagegen kaum bemerkbar.

Während das Fahrwerk geländemäßig eher ein wenig wippt, was auch für das besondere Fahrgefühl sorgt, kann man den Ford Ranger durchaus auch schneller auf der Autobahn bewegen, ohne dass es unangenehm wird. Lediglich die Lenkung wirkt etwas zu soft bei höheren Geschwindigkeiten. Dafür ist das Rangieren sehr einfach.

Grundsätzlich fährt man den Ford Ranger mit Heckantrieb, anwählbar ist dann AWD. Im Allrad-Modus wird die Motorkraft im festen Verhältnis 50:50 auf die Vorder- und Hinterachse übertragen. Dann merkt man, dass man nicht mehr so gut rangieren kann, weil Kräfte gegeneinander wirken, denn die Räder drehen sich in engen Kehren nicht alle mit derselben Geschwindigkeit. Daher fährt man den Ranger auch standardmäßig im Heckantriebs-Modus. Zusätzlich ist übrigens auch eine Offroad-Geländeuntersetzung zuschaltbar, dazu muss man in den neutralen Gang gehen und kurz stehen bleiben. Und schließlich kann man noch ein Hinterachse-Sperrdifferenzial aktivieren.

Aufrechte Sitzposition, gute Übersicht und das Offroad-Fahrgefühl sorgen insgesamt für Fahrspaß und eine souveräne Erhabenheit, und das eben schon zu einem vergleichsweise guten Angebot.

Abmessungen

Länge: 5,36 m
Breite: 1,85 m
Höhe: 1,82 m

Fazit: Der Ford Ranger steht für ein attraktiv-bulliges Exterieur, das sich nun in der neuen Generation an die größere F-Serie anlehnt und Ami-Style nach Europa bringt, gerade in der Topausstattung Wildtrack. Im Interieur gibt es massig Platz, die Verarbeitungsqualität ist allerdings lediglich in Ordnung und glänzt nicht. Dafür ist der Ford Ranger deutlich günstiger als der nun verdrängte Platzhirsch VW Amarok. In diesem Segment zählt offensichtlich der Preis mehr als eine Premium-Qualität im Inneren. Schließlich wird der Pickup auch häufig für Gewerbetreibende registriert, und beim Baustellen-Fahrzeug kann man dann darüber schon mal hinwegsehen. Die aufrechte Sitzposition macht den Ford Ranger zum guten Reisemobil für Hobby und Beruf. Im Fahrverhalten zeigt sich der Ford Ranger durchweg gut und macht Laune, ein bisschen hat er was von King of the Road. Also, der Erfolg des Ranger? Nun, er ist besser als alle anderen Konkurrenten bis auf den Amarok, und gegenüber diesem ist er eben deutlich günstiger. Eine erfolgreiche Lücke.

Autogefühl: ***

Produktion: Autogefühl, Michel Weigel & Thomas Majchrzak