VW Golf GTI Clubsport Testbericht

Der Volkswagen Golf GTI Clubsport zählt mit seinen 265 PS zu den schnellsten Fahrzeugen mit Frontantrieb. Inwiefern sich die zusätzlichen PS zum bisherigen Spitzenmodell der Golf GTI Reihe bemerkbar machen und wie sehr man den Frontantrieb ausreizen kann, verraten wir in unserem Testbericht. Von Thomas Majchrzak

Bisher war der VW Golf GTI Performance mit 230 PS der schnellste Golf GTI, mit dem jüngsten Golf Facelift erhält der normale GTI 230 und die Performance-Variante 245 PS. Der Clubsport kommt auf 265 PS. Einen noch größeren Schritt geht der Clubsport S mit 310 PS. Wie schade, dass dieser auf 400 Exemplare limitiert war. Ganze 100 Stück kamen auf den deutschen Markt, die jedoch alle bereits vergriffen sind.

Nicht nur daran erkennt man die Strahlkraft der Marke Golf, sondern auch die Wichtigkeit des heimischen Marktes für die Wolfsburger. In den vergangenen beiden Jahren verkaufte Volkswagen mehr als eine halbe Million Golf allein in Deutschland, 2015 waren es 270.000 Stück, was einen Marktanteil von über 25 % im Segment entspricht.

Nun soll der GTI Clubsport nochmals am sportlichen Image schrauben, dabei beginnt er als Handschalter bei 35.000 Euro. Damit ist er fast doppelt so teuer wie ein einfacher Golf, welcher bei gut 18.000 Euro beginnt.

Und noch ein kurzer Blick über den Teller-Rand: Bei Konzernschwester Seat gibt es den Leon Cupra mit 265 PS oder 290 PS (Frontantrieb, bald mit 300 PS und Allrad im Leon ST Cupra). Mehr kann nur der Golf R, der dann grundsätzlich mit Allradantrieb kommt und bei über 38.000 Euro liegt. Allerdings fragt man sich natürlich hier schon, wieso man eine Lücke zwischen Golf GTI und Golf R schließen musste, die eigentlich gar nicht existiert?




Exterieur

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Schaut man sich den Golf GTI Clubsport in der Front an, so erkennt man immer noch die grobe Golf-Struktur. Das sportlichere Aussehen verleihen die breiteren Lufteinlässe und der massivere Spoiler. Insgesamt erkennt man vier horizontale Linien, beim konventionellen Golf sind dies zwei. Auch trägt die Wabenstruktur des Kühlergrills zum sportlichen Erscheinungsbild bei. Das GTI-Logo sowie die Kühlergrill umrahmende „Tornado“-Rot Designlinie unterstreichen nochmals die Agilität. Die Frontleuchten kommen serienmäßig mit Bi-Xenon Scheinwerfern und waren vor dem Facelift nicht mit der LED-Technologie erhältlich, nach und nach werden alle Golf-Modelle dann auch mit dem jüngsten Facelift versehen.

Wie auch alle herkömmlichen Golf-Versionen ist der Clubsport sowohl als Drei-, sowie als Fünftürer verfügbar. Der Aufpreis für die zwei Extra-Türen beträgt 900 Euro. Die Abmessungen: Länge 4,26 m, Breite 1,80 m ohne Außenspiegel, Höhe 1,44 m, Radstand 2,64 m. Unterhalb der Türgriffe verläuft eine Designlinie, welche das einzige prägnante Merkmal im Seitenprofil ist. Serienmäßig wird der Clubsport mit 18-Zöllern ausgeliefert, diese können optional auf 19 Zoll vergrößert werden.

Am Heck begrüßt einen der massive Spoiler, der an Motorsport erinnert. Für den einen mag dieser zu dramatisch sein, für den anderen genau das Richtige. Ein schönes und sportliches Design zeigen auch die serienmäßigen LED-Rückleuchten auf, welche über eine horizontale Designlinie miteinander verbunden werden. Kleines Detail am Rande: Diese Linie befindet sich auf derselben Höhe wie die entlang der Türen. Zwei runde und klobige Auspuff-Endrohre verzieren den Rennsport-Auftritt. Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass das Heck bis auf das VW-Logo und dem GTI-Schriftzug sehr aufgeräumt ist.

Interieur

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In puncto Interieur macht Volkswagen so gut wie alles richtig: Übersichtlichkeit, Verarbeitung und Komfort stimmen überein. Highlight sind hier die speziellen Sportsitze. Man kann diese wahlweise ohne Aufpreis mit Tierhaut oder mit Alcantara überziehen, dabei empfehlen wir die Mikrofaservariante. Wie auf den Fotos zu erkennen haben wir hier Stoff auf den Mittelbahnen und Alcantara außen. Perfekt, weil damit eine optimale Klima-Eigenschaft erzeugt wird. Nicht zu kalt im Winter, nicht zu warm im Sommer. Die Mikrofaser an den Außenwangen sorgt zudem für Rutschfestigkeit.

Das kompakte Lenkrad kommt immer mit einem GTI-Logo und macht mit seiner „12-Uhr-Markierung“ auf sich aufmerksam. Es hinterlässt mit seinem Mikrofaserbezug nicht nur ein wohliges Gefühl, sondern auch einen sehr guten Grip und besitzt bei der Wahl des 6-Gang-DSG Schaltwippen, die einen hochwertigen Klick-Sound wiedergeben.

Das Infotainment-System, hier im optional höchsten trim, ist groß, übersichtlich, intuitiv und reagiert schnell. Das Telefon kann man per Bluetooth oder über die Smartphone-Schnittstelle (CarPlay & Co.) verbinden.

Das Sitzangebot ist für vier große Erwachsene gegeben, die Sportsitze vorne schränken nicht ein, im Fond kann man sowohl was Knie- als auch Kopffreiheit angeht, mit 1,85 m Körpergröße gut sitzen.

Im Übrigen lässt sich die Rückbank im normalen Clubsport umklappen, sollte man den Clubsport S besitzen, so entfällt diese Funktion, da dieser gar keine Rückbank besitzt, um Gewicht zu sparen. Das Leergewicht in der S-Version beträgt 1.205 kg und im normalen Clubsport vergleichsweise ganze 1.472 kg.

Motoren

Wie alle GTI-Modelle gibt es den Clubsport auch nur als Turbo-Benziner, was im Detail wie folgt ausschaut:

2.0 TSI BlueMotion
265 PS (290 PS kurzzeitig mit Boost-Funktion im Sport-Modus, zwischen 3. und 6. Gang)
310 PS im Clubsport S
6-Gang-Manuellgetriebe oder 6-Gang-DSG (optional, 2.000 Euro extra)
7,4 l/100 km offizieller Verbrauch

Mit 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist der Clubsport noch mal 0,5 Sekunden schneller als der bisherige Golf GTI Performance. Noch ein wenig schneller ist der Clubsport S, da er noch mal weniger Gewicht mit sich herumträgt. Um sich ein besseres Bild von der Leistung einer S-Version zu machen, jagte VW den Clubsport S in 7:47 Minuten über die Nordschleife, was für ein Vorderrad angetriebenes Fahrzeug ein neuer Rundenrekord ist. Hier muss man aber auch deutlich sagen, dass solch ein Fahrzeug genau dort hingehört, denn im normalen Straßenverkehr haben Geschwindigkeiten jenseits von 200 km/h nichts verloren. Zum Vergleich übrigens: Ein Golf R liegt bei 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, ein Seat Leon Cupra 290 benötigt 5,6 Sek mit DSG und 5,8 Sek. als Handschalter.

Fahrverhalten

Eine Freude ist es, das Mikrofaser-Lenkrad zu bedienen. Es bietet eine willkommene Abwechslung zur allseits heutzutage verwendeten glatten Tierhaut. Zusätzlich sorgt es für den täglichen Sport-Kick im Cockpit, man fühlt sich direkt wie ein Rallye-Fahrer – und rutscht eben weniger vom Lenkrad ab. Sogar mit Handschuhen ist es gut zu bedienen, das ist auch der ursprüngliche Zweck aus dem Rennsport. Die Lenkung an sich ist super direkt, progressiv, wie es auch Volkswagen nennt. D.h. man benötigt nie mehrere Lenkradumdrehungen, um ans Ziel zu kommen, muss selten übergreifen.

Das Fahrwerk ist beim Clubsport deutlich straffer abgestimmt. Während der normale GTI einen sehr guten Alltagskompromiss darstellt, ist der Clubsport durchaus für die Rennstrecke ausgerichtet. D.h. bei Querfugen wird es spürbar ruppig. Solange der Straßenbelag ordentlich gestaltet ist, macht sich das nicht groß bemerkbar. Wenn allerdings Schlaglöcher auftreten, spürt man das deutlich. Auf der Autobahn wiederum hat man eine höhere Stabilität.

Der Auspuffsound ist angenehm kräftig, aber nicht zu übertrieben. Muss er heutzutage auch nicht sein. Ansonsten ist die Geräuschisolierung nach außen wie gewohnt auf einem sehr hohen Niveau.

Der 2.0 Liter Turbomotor, der hier auf 265 PS gebracht ist, macht ein bisschen mehr Laune als im normalen GTI, aber der Unterschied ist nur geringfügig. Auch in höheren Gängen auf der Autobahn gibt es genügend Drehmoment, um noch Überholmannöver zu starten.

Abmessungen

Länge: 4,26 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,44 – 1,45 m
Radstand: 2,64 m
Leergewicht: 1.205 – 1.472 kg (S / normal)

Fazit: Der VW GTI Clubsport hat zwar keinen Allradantrieb wie der höher positionierte Golf R, treibt dafür aber den Rennsportgedanken bis ins Mark. Das spürt man dann auch mal anhand der straffen Federung. Doch von einigen Rennsportfeatures wie den Sportsitzen oder dem Mikrofaserlenkrad profitiert man auch als Alltagsfahrer. Eines ist sicher: Tunen muss man diesen GTI nicht mehr. Hier ist alles aufeinander abgestimmt, der größte Vorteil, wenn man nicht mehr selber Hand anlegen will.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel