Mit mehr als 30 Millionen produzierten Exemplaren gehört der Volkswagen Golf zu den meistgebauten Fahrzeugen aller Zeiten. Nun erhält die 7. Generation ein Facelift, die wir genauer unter die Lupe genommen haben – als Fünftürer R-Line und GTE, Dreitürer GTI sowie Variant. Von Thomas Majchrzak
Der Golf ist die wichtigste Baureihe des Volkswagen Konzern und erhält nun ein Facelift für den Drei- und Fünftürer sowie für GTE, GTI, Kombi und e-Golf. Letzteren sehen wir auf der L.A. Motor Show.
Doch zunächst ein wenig über die Geschichte des Golf: Zu Beginn der 60er Jahre gingen die Verkaufszahlen des Kultautos VW Käfer deutlich zurück. Er war schlicht und ergreifend veraltet. Der VW Typ 3 konnte den negativen Trend nicht aufhalten und gemeinsam mit der damaligen „Auto Union“ (später Audi) entwickelte man einen wassergekühlten Motor, der in Kombination mit einem frischen und modernen Design den Konzern aus der Krise führen sollte. Der Erfolg lässt sich unter anderem an der über 40-jährigen Beständigkeit der Baureihe beweisen:
1974: Golf I
1983: Golf II
1991: Golf III
1997: Golf IV
2003: Golf V
2008: Golf VI
2012: Golf VII ; 2016: Golf VII Facelift
Seit Produktionsbeginn liefen bislang mehr als 30 Millionen Einheiten vom Band. Lediglich die Ford F-Serie und der Toyota Corolla können diese Summe überbieten. Schaut man auf die Absatzhistorie, so hatte der VW Golf seinen Höhepunkt im Jahre 2009 mit 366.231 Neuzulassungen. Ein Jahr später brach der Absatz im Zuge der Finanzkrise auf rund 250.000 Stück ein. Der Golf erholte sich zeitnah und erzielte im abgelaufen Kalenderjahr den zweithöchsten Wert seiner Historie: 270.952 Neuzulassungen. Das sind rund 8,5 % der gesamten Neuzulassungen auf dem deutschen Markt in 2015 und damit Platz 1.
Während der gesamte Volkswagen-Konzern im ersten Halbjahr von 2016 seine Neuzulassungen steigern konnte, musste die Golf-Reihe einen Rückgang von 3,8 % erleiden, nicht zuletzt durch die Abgas-Affäre, aber auch durch die Unstimmigkeiten mit den Zulieferern. Vielleicht kommt da das Facelift nun gerade richtig.
Neben geringen Veränderungen am Exterieur und einem größeren Infotainmentsystem gibt es eine neue TSI-Generation, den 1.5 TSI Evo mit 150 oder 130 PS. Beim GTI wird in der Standardversion die Leistung auf 230 PS erhöht und in der Performance-Variante erhält dieser gar 245 PS.
Wie bereits betont, basiert der Volkswagen Golf auf einer langen Historie. Doch ist sich der „Volkswagen“ stets treu geblieben. Zunächst runde Frontleuchten, der horizontal designierte Kühlergrill und die Dachwinkel: Allesamt Elemente, die sich dem Trend anpassten, ohne ihren Ursprung zu verlieren.
Im Facelift werden die mittlerweile horizontal gezogenen Frontleuchten noch besser zur Geltung gebracht, dafür sorgt nicht nur ein kantigeres Design, sondern auch die Form der Motorhaube, die sich den Leuchten zuneigt. Die zuvor dem Golf GTE und dem e-Golf vorenthaltenen LED Scheinwerfer sind nun auch für die normalen Golf-Modelle erhältlich, jedoch in der Front erst einmal optional. Außerdem umrandet eine C-Form der Tagfahrlichter die Lufteinlässe, welche man z. B. aus dem Tiguan kennt. Des Weiteren erhält sowohl die Front als auch das Heck leicht veränderte Stoßdämpfer. In der höchsten Ausstattungslinie erhält man animierte Blinker, die einen an einen Audi erinnern lassen.
In der Seitenansicht bleibt die Karosserie unangetastet. Unterschiede machen sich zwischen dem Drei- und Fünftürer sowie dem Variant (Kombi) bemerkbar. Die Länge variiert dabei zwischen 4,26 und 4,56 Meter.
Am Heck wurde den Rückleuchten ebenfalls ein kantigeres Design verpasst und diese kommen nun serienmäßig mit LED.
Golf Fünftürer R-Line in Kurkuma (neue Farbe)
Golf GTI Dreitürer
Golf GTE
Golf Variant
Interieur
Im Innenraum erhält der Golf geringfügige Änderungen, darunter die optionalen Digitalinstrumente (Active Info Display 12,3“) aus dem Passat, die dann serienmäßig für GTI, GTE und R sind. Standard startet man im Basis-Golf mit analogen Instrumenten wie bisher. Im Vergleich zur Vor-Facelift-Version ist auch das zentrale Infotainment-System gewachsen. 9,2 Zoll beträgt die neue Größe und ist mit dem neuesten Update, einer Smartphone-Integration, Mirror Link und einer Gestensteuerung ausgestattet. Dabei kann man mit der Hand in der Luft „wischen“, um sich im Menü fortzubewegen, eine Gestensteuerung. Das große Infotainment-System ist optional, das kleine ist 6,5 Zoll groß.
In puncto Qualität und Verarbeitung gibt es wie üblich nichts auszusetzen, die Verarbeitungsqualität ist gewohnt sehr gut. Außerdem wirkt die Fahrerkabine weiterhin sehr aufgeräumt, gestärkt noch vom neuen Infotainment-Screen mit kapazitiven Knöpfen.
Neu ist ebenso, dass ein Stauassistent und der Emergency Assist ihren Einzug in die Modellreihe zelebrieren. Der autonome Bremsassistent kann nun auch Fußgänger erkennen.
Golf GTI
Golf GTE
Motoren
Wie bereits angedeutet, feiert der neue 1.5 TSI Evo mit 150 PS oder 130 PS als Bluemotion-Variante sein Debüt. Der neue Motor soll einen Liter weniger verbrauchen als vergleichbare Motoren, unter anderem durch eine verbesserte Segel-Funktion, bei der beim Rollen der Motor tatsächlich abgeschaltet wird. Zudem arbeitet der TSI Evo auch mit einer Zylinderabschaltung, bei der gerade nicht benötigte Zylinder eben abgeschaltet werden.
Des Weiteren sind folgende Benziner erhältlich:
1.0 TSI: 115 PS
1.2 TSI: 86, 105 und 110 PS
1.4 TSI: 122 und 125 PS
1.4 TSI (ACT): 140 und 150 PS
1.8 TSI: 172 und 182 PS
Die Auswahl für Diesel-Motoren fällt geringer aus:
1.6 TDI: 90, 105 und 110 PS
2.0 TDI: 150 und 184 PS (nur Golf GTD)
Darüber hinaus gibt es für den GTI, GTI-Performance, GTI-Clubsport, GTI-Clubsport S und den R einen 2.0 Liter Turbo-Benziner. Die Leistung liegt je nach gewählter Ausstattung zwischen 230 und 300 PS. Neben der erhöhten Leistung in der Standardversion des GTI, wurde nun auch dem GTI Performance ein Leistungsboost mit auf den Weg gegeben. Jetzt kommt dieser mit 245 PS auf die Märkte.
Der Golf ist ebenfalls mit einem 1.4 TGI (Erdgas) und 110 PS erhältlich.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, erhält die Batterie des e-Golf ein Update zum Ende des Jahres. Zuvor schaffte dieser 190 Kilometer, nun sollen mit der neuen Batterie ganze 300 Kilometer Reichweite möglich sein. Damit liegt er gleich auf mit dem BMW i3 und nur 50 km hinter der versprochenen Reichweite des Tesla Model 3.
Wer kein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug haben möchte, kann sich für den Golf GTE entscheiden, einem Plug-In-Hybrid. Verbaut ist ein 2.0 Verbrenner mit 150 PS und ein Elektromotor mit 102 PS. Kombiniert erhält man 204 PS. Die elektrische Reichweite beträgt etwa 50 Kilometer.
Außerdem kommt das neue 7-Gang-DSG zum Einsatz, welches das alte 6-Gang-DSG Schritt für Schritt ersetzt und eine sanftere Schaltung ermöglichen soll. Während die 6-Gang-Version noch auf eine Nasskupplung setzte, ist das 7-Gang-DSG „trocken“.
Abmessungen
Länge: 4,26 – 4,56 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,45 m
Radstand: 2,64 m
Fazit: Das VW Golf Facelift schärft nach, was schon gut war. Wer sich ernsthaft mit allen Kompakt-Klasse-Modellen auseinander gesetzt hat, kann nur zu dem Schluss kommen, dass der Golf weiterhin die Messlatte im Segment setzt. Der 9,5 Zoll Screen ist nun der größte in der Kompaktklasse. Mit der nachgeschärften Optik und attraktiven Sitzpaketen und Designs im Interieur ist der Golf ferner ein echtes Traumauto geworden und nicht mehr nur noch ein Standardauto für die Massen. Günstig sind die Spezial-Versionen à la GTI, GTE und R-Line natürlich nicht, das sollte einem klar sein. Jüngst gab es aber auch attraktive Leasing-Angebote, bei denen der Listenpreis dann weniger eine Rolle spielte. Volkswagen muss schließlich noch viel tun, damit das Image langfristig wieder aufgebaut werden kann. Produktseitig ist man mit dem Golf aber weiterhin sehr gut dabei.
Autogefühl: *****
Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
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