RUHRAUTOe übernimmt fünf Nissan LEAF

Übergabe von fünf Nissan LEAF mit (links) Thomas Hausch (Nissan Europe) und Ferdinand Dudenhöffer (Uni Duisburg-Essen), Foto: RUHRAUTOe

Das von „Autoprofessor“ Ferdinand Dudenhöffer initiierte Car-Sharing Projekt RUHRAUTOe hat seine Elektrowagenflotte um fünf Nissan LEAF erweitert. Das zunächst auf 18 Monate angelegte Projekt ist eines von bundesweit zwei Projekten mit rein elektrisch angetriebener Autos, RUHRAUTOe hat mittlerweile schon eine auf 40 Autos angewachsener Flotte. Und ist nach nur sechs Wochen Laufzeit auf erfreulichem Kurs. Von Thomas Imhof

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Nach Opel (20 Ampera), Renault (fünf Twizy) und smart (zehn smart electric drive) unterstützt nun auch Nissan mit fünf Exemplaren des jetzt in Sunderland (England) statt Japan gebauten Euro-LEAF das bundesweit erste Verleihkonzept mit Stromern. „Wir brauchen solche Projekte, um den Autofahrern in Deutschland die Vorzüge und die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität näher zu bringen“, sagte Thomas Hausch, Geschäftsführer der Nissan Center Europe GmbH, bei der offiziellen Übergabe der Elektroautos am Mittwoch in Essen. „Schon heute sind die kombinierten Anschaffungs- und Unterhaltskosten eines Leaf niedriger als die von vielen Wettbewerbern mit reinem Verbrennungsmotor oder Hybridantrieb.“

Übergabe von fünf Nissan LEAF an RUHRAUTOe, Foto: RUHRAUTOe
Übergabe von fünf Nissan LEAF an RUHRAUTOe, Foto: RUHRAUTOe

Das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVB) mit 1,15 Millionen Euro geförderte Projekt RUHRAUTOe ist neben Essen auch in Bochum, Bottrop, Duisburg, Gelsenkirchen sowie Oberhausen aktiv und verfügt inzwischen über mehr als 550 aktive Nutzer. „Damit liegen wir nach nur sechs Monaten schon über der für den gesamten 18 Monatszeitraum projizierten Zahl von 500“, freut sich Initiator Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Auch die Zahl der Kundenverträge läge mit 357 über dem erwarteten Niveau. „Durch die enge Zusammenarbeit mit Städten und lokalen Netzwerken haben wir eine Vielzahl neuer Kunden gewinnen können. Umso wichtiger ist es, dass wir nun mit dem Nissan LEAF eine weitere interessante Alternative bieten können. Unser Budget sah ursprünglich eine Obergrenze von 30 Fahrzeugen vor, dank Nissan haben wir jetzt schon die 40er-Marke erreicht“, fügt Dudenhöffer hinzu. Damit müsse jedoch noch nicht zwangsläufig Schluss sein, zumal eine Verlängerung des Projekts angestrebt werde und nun ja auch zunehmend deutsche Hersteller in den E-Auto-Markt drängten.

Übergabe von fünf Nissan LEAF mit (links) Thomas Hausch (Nissan Europe) und Ferdinand Dudenhöffer (Uni Duisburg-Essen), Foto: RUHRAUTOe
Übergabe von fünf Nissan LEAF mit (links) Thomas Hausch (Nissan Europe) und Ferdinand Dudenhöffer (Uni Duisburg-Essen), Foto: RUHRAUTOe

Carsharing-Nutzer im Ruhrgebiet können den japanischen Stromer für 4,90 Euro pro Stunde mieten. Das liegt deutlich unter dem Tarif für den mit einem Range Extender bestückten Opel Ampera, den man für 7,25 Euro haben kann. Die fünf LEAF sind zunächst an Stationen in Bottrop und Essen verfügbar. Sie sind unmittelbar an Haltestellen des ÖPNV angebunden und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn, Bus und Straßenbahn) vernetzt.

Laut Dudenhöffer haben die bislang 35 CarSharing-Stromer 36.774 Kilometer zurückgelegt, zu 80 Prozent genutzt von Männern und zu 15 Prozent von gewerblichen Nutzern. 40 Prozent aller Fahrten seien unter 20, knapp 50 Prozent zwischen 20 und 100 Kilometer lang. Bei der Nutzungsdauer dominiert mit 60 Prozent eine Zeitspanne zwischen einer und sechs Stunden. Das Durchschnittsalter der Nutzer gibt Dudenhöffer ebenfalls Anlass zur Hoffnung, ist es doch von anfangs 40 auf mittlerweile 28 Jahre gesunken. „Dazu trug vor allem der Twizy bei, der bei unseren Studenten besonders beliebt ist!“ Kein Wunder, sind für den spartanischen 1,5-Sitzer von Renault auch nur 1,95 Euro pro Stunde zu entrichten.

Übergabe von fünf Nissan LEAF an RUHRAUTOe, Foto: RUHRAUTOe
Übergabe von fünf Nissan LEAF an RUHRAUTOe, Foto: RUHRAUTOe

Als einziger Fünfsitzer der Flotte – der Ampera ist nur für vier Personen zugelassen – könnte dagegen der LEAF besonders für Familien interessant sein, schätzt RUHRAUTOe. Die zweite Generation des weltweit erfolgreichsten Elektrofahrzeugs wurde von Nissan stärker auf den Geschmack europäischer Kunden abgestimmt. Der 80 kW (109 PS) starke Kompaktwagen ermöglicht unter optimalen Bedingungen (abgestellte Klimaanlage, keine großen Steigungen, keine zu heißen oder kalten Temperaturen) eine Reichweite von fast 200 Kilometern. Auch das Kofferraumvolumen stieg um 40 auf nunmehr 370 Liter. Zugleich senkte Nissan mit der Einführung von drei Ausstattungsvarianten den Einstiegspreis um mehr als 3.000 auf jetzt 29.690 Euro.

„Die Kundenzufriedenheitsrate des LEAF ist mit 93 Prozent die höchste unter allen unseren Fahrzeugen und übertrifft sogar die mit 83 Prozent auch schon exzellente Quote des Qashqai“, betont Nissan-Manager Hausch, der als Geschenk an RUHRAUTOe eine über 10.000 Euro teure Schnellladestation mitgebracht hatte. „92 Prozent aller Kunden nutzen ihren LEAF täglich, über die Hälfte legen jeden Tag 50 bis 60 Kilometer damit zurück.“

Ohne Organisationen wie RUHRAUTOe würde die Elektromobilität noch länger brauchen, um sich in Deutschland durchzusetzen, lobte der gebürtige Schwabe und langjährige Daimler-Manager. Zugleich beklagte der zuletzt als Vertriebschef bei CODA Automotive, einem Spezialanbieter für Elektrofahrzeuge in den USA, tätige Hausch „eine insgesamt zu skeptische Haltung der Deutschen zum Elektroauto.“

Mit Hinweis auf das Erfolgsmodell Norwegen – hier ist der LEAF nach dem Qashqai das zweitstärkste Nissan-Modell – wünscht sich Hausch von Seiten der deutschen Politik mehr Verkaufsanreize. In Norwegen darf ein LEAF zum Beispiel die Busspur benutzen sowie frei Parken und Aufladen. Zudem ist der Kunde von der Mehrwertsteuer und von Mautgebühren für Tunnel befreit. „Wobei sich die Technik natürlich am Ende von allein durchsetzen muss“, räumte der Diplom-Wirtschaftsingenieur Hausch ein.

Übergabe von fünf Nissan LEAF mit (links) Thomas Hausch (Nissan Europe) und Ferdinand Dudenhöffer (Uni Duisburg-Essen), Foto: RUHRAUTOe
Übergabe von fünf Nissan LEAF mit (links) Thomas Hausch (Nissan Europe) und Ferdinand Dudenhöffer (Uni Duisburg-Essen), Foto: RUHRAUTOe

Die Zahl von bislang über 65.000 weltweit verkauften LEAF höre sich zwar zunächst nicht großartig an, so der 47jährige weiter, sei aber im Vergleich zum Hybrid-Pionier Toyota Prius vielversprechend: „Damit hat sich das Auto in den ersten beiden Verkaufsjahren schon 30 Prozent besser verkauft der Prius in seinen ersten 24 Monaten.“ Hauschs Zukunfts-Projektion: „Das erste Fahrzeug in einem Zwei-Auto-Haushalt ist das Batterie-Modell, der Verbrenner dagegen dient als Range Extender für die Fahrt in den Urlaub oder andere weite Strecken.“

Über die nun nach und nach auf den deutschen Markt nachrückende deutsche E-mobil-Fraktion freut sich der Nissan-Chef mehr als das er sie fürchtet: „Elektro-Fahrzeuge sind allgemein gut, nicht nur allein der LEAF. Wir freuen uns daher über jeden neuen Mitbewerber. Denn wir erleben eine Revolution, die bereits stattfindet.“
Da ist Dudenhöffer, der Deutschland schon einmal als „Entwicklungsland in Sachen Elektromobilität“ geißelte, voll bei ihm: „Die Probleme der Elektromobilität liegen weniger bei der Technik als bei der Kommunikation. Nur durch eigene Erfahrungen können Hemmnisse und Bedenken der Menschen abgebaut werden – im Grunde eine Kopfsache.“

Weitere Infos unter: https://www.ruhrauto-e.de

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: RUHRAUTOe

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