In Suzuka haben am letzten Samstag die drei in der japanischen Super GT-Serie aktiven Werke Nissan, Toyota (Lexus) und Honda ihre Autos für die Saison 2014 präsentiert. Bis auf die Motoren entsprechen sie dem Regelwerk der DTM. Dennoch wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die beiden Reglements wirklich identisch sind. Von Thomas Imhof
Vor dem fünften Lauf zur japanischen Super GT-Serie – den 1000 km von Suzuka – ließen die drei seit vielen Jahren der Serie treu verbundenen Werke vor immerhin 260 (!) Medienvertretern gemeinsam den Schleier von ihren neuen Waffen für die GT500-Klasse (GT-Renner mit maximal 500 PS) fallen.
Die große Überraschung: Bis auf die abweichende Motorisierung entsprechen die Fahrzeuge in punkto Chassis (Kohlefaser-Monocoque mit Stahlrohr-Käfig), Aerodynamik (Heckflügel, Unterboden, Diffusor) und Grundabmessungen dem aktuellen Regelwerk der DTM. Auch bei den Aufhängungskomponenten will man bereits in der Saison 2014 auf Standardteile setzen. Bleiben als kleine Unterschiede der auf der entgegengesetzten Seite austretende Auspuff und die Lage des Tankstutzens.
Bei den Motoren gehen beide Rennserien dagegen (noch) eindeutig getrennte Wege: Während die DTM auch 2014 mit 4,0 Liter großen V8-Saugmotoren startet, wechseln die Japaner für 2014 vom aktuellen 3,4-Liter V8 auf einen Vierzylinder-Turbo mit zwei Litern Hubraum und Direkteinspritzung. Ein Downsizing, wie sie 2014 auch die Formel 1 in Form von sogar nur 1,6 Liter großen Turbos praktiziert.
Während Nissan weiter auf ein Modell mit der Silhouette der Sportwagen-Ikone Nissan GT-R setzt, wechselt Toyota vom angejahrten SC430 auf einen Boliden im Look des Lexus LF-CC. Hinter dem Kürzel verbirgt sich eine 2012 auf dem Pariser Salon gezeigte zweitürige Konzept-Studie. Als Lexus IS Coupé soll sie 2014 in Serie gehen.
Bei Nissan und Toyota sitzen die Motoren wie bei den DTM-Autos von Audi, BMW und Mercedes im Bug. Dagegen gewährte man Honda eine großzügige Ausnahmeregelung. Denn auch der für 2015 als Serienmodell erwartete NSX wird wie seine Vorgänger als Mittelmotor-Auto kommen, dazu zusätzlich mit einem Hybridantrieb. Hideo Sasaki, Motorsport-Chef von Honda, bedankte sich denn auch artig bei der Konkurrenz, räumte aber zugleich Nachteile der vom Marketing und der NSX-Tradition getriebenen Lösung ein: „Es ist ein Handikap für uns, ein für ein Frontmotor-Modell ausgelegtes Chassis benutzen zu müssen – für unsere Ingenieure ist das eine große Herausforderung.” Beim Hybridantrieb, so Sasaki weiter, werde man das schon heute bei Rennen der GT300-Klasse im Honda CR-Z eingesetzte System weiterentwickeln.
Ob und wie schnell es gelingt, die unterschiedlichen Motoren durch eine „Balance of Power“-Regelung – bei der Saug- und Turbomotoren über verschiedene Stellschrauben in der PS-Leistung angeglichen werden – auf ein Leistungsniveau zu bringen, bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre, dass sich die DTM-Macher möglichst schnell von den nicht mehr zeitgemäßen V8-Sauriern verabschieden und den Downsizing-Weg beschreiten. Einen Vierzylinder haben jedenfalls alle im Programm, anders als einen V6, mit dem zum Beispiel BMW ein Problem hätte.
Ehe beide Serien aber wirklich nach identischen Regeln fahren, müsste aber auch noch die Frage nach dem Reifenausrüster geklärt werden. In Japan liefern verschiedene Hersteller wie Yokohama, Michelin, Bridgestone oder Dunlop die Pneus, in der DTM hat zurzeit Hankook das Monopol auf den Renn-Gummi.
Bei allen Überlegungen für eine weitere Annäherung müssen der DTM-Veranstalter ITR und sein japanisches Gegenstück dazu immer auch die Grand Am-Organisation in den USA im Auge behalten. Denn auch die Amis wollen ab spätestens 2017 eine neue Rennserie nach DTM/Japan-Muster aufziehen.
Dass es die Partner offenbar ernst meinen mit dem Schulterschluss über drei Kontinente, unterstrichen bei der Präsentation in Suzuka freundliche Videobotschaften von Hans-Werner Aufrecht (ITR-Präsident) und GrandAm-Präsident Ed Bennett.
Was alle vor allem lockt, sind neben Kosteneinsparungen durch möglichst viele Gleichteile globale Abstrahleffekte durch TV-Übertragungen und sonstige Berichterstattung: Schon heute macht die japanische Super GT einmal im Jahr ein Auswärtsspiel in Malaysia (Sepang), während die DTM 2014 unter anderen nach China zurückkehrt.
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Super GT Serie; Hersteller
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