Die Geschichte von deutschen Autoherstellern, die schon immer berühmte Motorsport-Fahrzeuge herausgebracht haben, ist den Deutschen häufiger geläufig. Dabei gibt es auch eine spannende Geschichte eines tschechischen Herstellers, der 2012 so viel Autos verkauft hat wie nie zuvor: Die Erfolgsgeschichte von Skoda begann 1895 – mit Fahrrädern. Von Thomas Majchrzak
45 Autominuten von Prag oder anderthalb Stunden von Dresden befindet sich das Skoda-Automuseum in Mlada Boleslav, wo man die Skoda Geschichte erleben kann. Also noch gut erreichbar für deutsche Besucher, wenn sie in Ostdeutschland wohnen oder gerade zu Besuch in Prag sind. In der Stadt Mlada Boleslav befindet sich der Sitz von Skoda, und dort befindet sich auch das größte Werk. Drei Viertel aller Erwerbstätigen der Stadt arbeiten hier. International beschäftigt Skoda fast 30.000 Mitarbeiter. Wer wissen will, warum Skoda im vergangenen Jahr fast 1 Million Autos weltweit verkaufte, kann im Museum hautnah in die Geschichte eintauchen – und viele Exponate begutachten.
Vor über 100 Jahren, genau genommen 1895, fingen der Mechaniker Václav Laurin und der Buchhändler Vaclav Klement in der heutigen Skoda-Stadt an, Fahrräder zu bauen. Vier Jahre später startete die Produktion von Motorrädern, 1905 die von Automobilen. Das erste Auto hieß „Voiturette A“. Im damaligen Kaiserreich Österreich-Ungarn stieg die Firma L&K zum größten Automobilhersteller auf. Ausstellung auf der ganzen Welt wurden bestückt und das Sponsoring im Motorsport blühte auf.
1925 markierte eine große Veränderung: Die Firma fusionierte mit den Skoda-Werken aus Pilsen, die nach dem böhmischen Industriellen Emil von Skoda benannt war. Unter dem neuen Namen Skoda wurden Automobile produziert, 1930 in Form einer eigenen Aktiengesellschaft. Schon 1934 entstanden Modellnamen, die auch heute noch benutzt werden: etwa Superb und Rapid. Allerdings wurde die zivile Fahrzeugproduktion durch den Krieg unterbrochen. Unter deutscher Besatzung entstanden Militär-Allradwagen und Waffenteile.
Nach dem Krieg wurde der Betrieb unter der neuen kommunistischen Herrschaft 1946 verstaatlicht. Es entstand der erste Skoda Octavia, der 1961 als Rallye-Version sogar den sechsten Platz bei der Rallye Monte-Carlo machte. Die Skoda Geschichte war hier geprägt von, sagen wir, praktisch aussehenden Automobilen.
1970 entstand mit dem 110R ein sportliches Kompaktmodell, das als 130 RS bei der Rallye Monte-Carlo 1977 einen Klassensieg feiern konnte.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks musste die tschechische Regierung einen neuen Partner für das Unternehmen suchen, um dieses langfristig profitabel zu führen.
1991 wurde Skoda offiziell vierte Marke im VW-Konzern (also neben VW, Audi und Seat). Ebenfalls 1991 nahm der deutsche Importeur seine Arbeit auf. 1994 kam der Skoda Felicia nach Deutschland, 1995 wurde das Werk in Mladá Boleslav auf die Produktion des neuen Octavia ausgerichtet.
1996 konnte Skoda die Produktion des einmillionsten Automobils feiern. 1998 wuchs die jährliche Produktion auf über 400.000 Fahrzeuge an. Gerade der Octavia erwies sich dabei als Zugpferd. 2000 folgte der kleine Skoda Fabia, der für ein günstiges Angebot bewährte Qualität bot und bietet.
Die folgenden Jahre war die Skoda Geschichte gekennzeichnet durch eine stetige Ausweitung der Modellpalette – etwa nach oben durch den namensträchtigen Superb oder in Richtung SUV mit dem Skoda Yeti. 2009 wurde Skoda mit einem Marktanteil von fünf Prozent die erfolgreichste Importmarke. 2011 füllte der Citigo die Lücke in Richtung Kleinstpkw – und in diesem Jahr präsentierte Skoda den neuen Octavia.
Die abwechslungsreiche Geschichte, die immer auch die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen des Umfelds repräsentierte, lässt sich wunderbar im Museum erleben. Denn die einzelnen Modelle der Zeit zeigen, wie zum gegeben Zeitpunkt der Stand der Technik – und des Designs war.
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Material: Skoda
Fotos: Jens Stratmann & Jan Gleitsmann
Hinweis: Das Erstellen dieses Artikels wurde bezahlt, hatte jedoch keinen Einfluss auf die Ausgestaltung der Berichterstattung.
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