Am 9. Mai 1984 haben wir einen Mitsubishi Lancer gekauft: Lancer 1500 GLX 5-Gang Rot metallic für DM 15.960. Das Rot war gewöhnungsbedürftig – ein nicht europäisch wirkendes rostrot – und das Zubehör war es auch. Für das Geld bekam man ein komplettes Auto mit reichlich Schnick-Schnack während andere Autos zu dieser Zeit so nackt ausgeliefert wurden, dass man sich darüber wunderte, dass die Räder im Preis inbegriffen waren. Knapp 30 Jahre später sind wir wieder in einen Mitsubishi Lancer eingestiegen. Und haben uns erneut gewundert. Von Holger Majchrzak
Den Mitsubishi Lancer gibt es seit 1973, ein echter Klassiker. Vor 40, 30 oder 20 Jahren war es immer ein wichtiges Argument für einen Mitsubishi und insbesondere für einen Lancer, dass er eine umfangreiche Ausstattung schon serienmäßig bietet zu einem Preis, bei dem andere Fahrzeuge erst mit dem Basispreis anfangen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Der Mitsubishi Lancer Sportback, unser Testfahrzeug, bietet ein faires und transparentes Paket, wenn man ein günstiges und variables Auto haben möchte – und nicht allzu große optische Ansprüche an den Innenraum stellt.
Serienmäßig gibt es Bluetooth-Schnittstelle, USB-Anschluss, zweistufige Sitzheizung vorne, Rückfahrkamera und bei den Dieselmodellen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen. Da braucht man dann gar nicht viel mehr Extras bestellen. Und da kommen wir auch schon zum Hauptgrund, einen Mitsubishi Lancer Sportback zu kaufen. Es ist der Preis. Wenn es heißt, den starken 150-PS-Diesel gibt es ab 23.490 Euro, dann kann man auch davon ausgehen, dass man das Auto zu diesem Preis kauft (jetzt mal abgesehen von Rabatten). A propos Rabatt: Gerade läuft eine Aktion bis zum 30.09.2013, bei dem teilnehmende Mitsubishi-Partner sofort 3.000 Euro Nachlass geben. Oder 0 % Zinsen.
Und dafür bekommt man ein richtig großes Auto. War das 84er Modell noch ein bequemer Kleinwagen, sind wir jetzt bei den Abmessungen in der Mittelklasse angekommen. Auf den hinteren Sitzen reichlich Platz für drei auch größere Erwachsene. Das Raumgefühl ist hervorragend. Überzeugende Kopffreiheit, große Scheiben.
Was vorne zunächst auffällt: das aufgeräumte Cockpit. Wenige Schalter, gut angeordnet. Es gibt ja insbesondere Frauen, aber auch nicht wenige Männer, die nicht erst minutenlang nach Bedienelementen fahnden möchten. Bitteschön: Der Mitsubishi Lancer Sportback lässt sich sehr leicht bedienen. Weniger schön: der Kunststoff im Innenraum. Funktionell, aber ihm geht jeder Anschein von Ästhetik ab. Einfach nur glatt, wie gebügelt. Wahrscheinlich wäre es nicht teuer, mit etwas Struktur mehr Gefälligkeit zu erzielen.
Waren die alten Lancer häufig als unscheinbare Durchschnittskarossen designed, hat das aktuelle Modell Charakter, hohen Wiedererkennungswert, wirkt in erster Linie sportlich. Von der Modellreihe aus den 80er Jahren bis heute hat das Auto in der Höhe 10 cm, in der Länge mehr als 40 cm zugelegt. Wir reden hier also über ein erwachsen gewordenes Auto.
Mitsubishi Lancer Sportback oder Sportlimousine?
In der preisgünstigsten Beziner-Variante gibt es die Lancer Sportlimousine und den Lancer Sportback ab 20.990 Euro. Die Sportback-Version ist das Schrägheck, das seit Ende 2008 den vorher erhältlichen Kombi ersetzt. Die Sportlimousine verfügt über den klassischen Kofferraum, der Sportback über eine schnittigere Heck-Klappe, die auch für mehr Ladefreiheit sorgt.
Neben den „normalen“ Lancern gibt es noch die Sportversion, ein aus dem Rallye-Sport bekanntes Auto und gern von Tunern und Stylern noch weiter aufgewertet. Aber schon der Werks Mitsubishi Lancer Evolution für 41.990 Euro mit 2 Liter Motor und 295 PS fällt durch seine krasse Optik auf.
Die nicht evolutionären Fahrzeuge lassen sich auch leicht ein wenig optisch in diese Richtung entwickeln. Wohl kein anderer Hersteller bietet Sport-Optionen so einfach zum einzelnen Auswählen an. Für die Mitsubishi Lancer Sportlimousine gibt es etwa einen Heckspoiler für 379 Euro, ein Tieferlegungsset für 209 Euro oder einen Frontspoiler für 449 Euro. Andere Hersteller fahren ja eher die Strategie, dann eine weitere Modell-Linie namens Sport, S oder R anzubieten. Die Preise für die Optionen halten sich beim Mitsubishi damit in Grenzen. Endlich mal ein Auto, das nicht sofort doppelt so teuer wird, sobald ein paar Extras eingebaut sind. Dadurch bleibt der Mitsubishi Lancer insgesamt ein günstiges Auto.
Trotzdem: Etwas weniger als 100 neue Mitsubishi Lancer werden pro Monat in Deutschland neu zugelassen, viel ist das für Mitsubishi nicht. Die Zahlen dort werden ganz klar mit den SUV-Modellen wie dem ASX gemacht. Eigentlich unverständlich – sieht man von den optischen Schwächen im Innenraum ab, was ja ohnehin Geschmackssache ist, ist der Mitsubishi Lancer Sportback ein durch und durch vernünftiges Auto.
Technische Daten Mitsubishi Lancer Sportback Diesel
Leistung: 1,8 Liter Diesel mit 150 PS
0 auf 100 km/h: 10,1 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 204 km/h
Gesamtbreite: 1.760 mm
Gesamthöhe: 1.515 mm
Gesamtlänge: 4.585 mm
Angegebener kombinierter Verbrauch: 5,1 l / 100 km
Leergewicht: 1.560 kg
Gepäckraumvolumen minimal/maximal: 288 l / 1.349 l
Die Motoren: Einmal gibt es exklusiv für den Mitsubishi Lancer Sportback die Topmotorisierung 1.8 DI-D+ ClearTec mit 150 PS ab 23.990 Euro – genau diesen Motor testen wir. Daneben steht ein schwächerer 116 PS 1.8 DI-D ClearTec Diesel in der Lancer Sportlimousine zur Verfügung, Basispreis 23.490 Euro. Für Sportlimousine und Sportback gibt es den 117 PS 1.6 MIVEC ClearTec Benziner, der den niedrigsten Grundpreis von 20.990 Euro ausmacht.
Wenn wir den Wettbewerb betrachten und die Klassifizierung hauptsächlich anhand der Länge machen, wären da zum Beispiel: Opel Astra mit 4,66 m oder 4,70 m beim Kombi, Skoda Rapid mit knapp 4,50 m, der Hyundai i30 ist kürzer als der Lancer, der Hyundai i40 länger, der neue Honda Civic Tourer könnte auch etwa in die Region kommen. Diese Autos haben häufig zwar deutlich niedrigere Listenpreise, doch mit einem vergleichbaren Motor ausgestattet werden sie dann plötzlich deutlich teurer.
Halten wir fest: Durch die Taktik, nicht wie viele andere Hersteller sich jeden zusätzlichen Knopf einzeln bezahlen zu lassen, hat man mit dem Mitsubishi Lancer Sportback einen transparenten Deal, der am Ende wirklich günstig bleibt.
Obwohl die emotionale Komponente durchaus ein wenig zu wünschen übrig lässt, so kommt der Mitsubishi Lancer Sportback aufgrund des sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses auf 3 Autogefühl-Sterne.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Mitsubishi
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