Der Nissan 370Z Roadster bietet ein offenes Dach, ein dynamisches Fahrwerk und eine aggressive Optik – und das gibt es für gut 118 Euro pro PS. Eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, ein kraftvolles Cabrio zu fahren – wenn man keinen Wert auf allzu großen Komfort legt. Von Thomas Majchrzak
Die Erscheinung des Nissan 370Z Roadster ist bullig, irgendwie ein bisschen japan-typisch und betont aggressiv sportlich. Runde ausgestellte Kotflügel hinten, zackige Scheinwerfer-Designlinien vorne. Die Farbe Midnight Blue steht ihm dabei besonders gut, weil es ihm eine leicht edle Note verleiht.
Im Innern gibt es Sitze mit Stoff innen und Leder außen, eine gute Kombination für einen Roadster. Die Türen sind mit angenehmen Velours verkleidet, ein wohliges Gefühl, wenn Fahrer oder Beifahrer dort ihre Arme ablegen. Die Mittelkonsole wird durch ein Leder mit Kontrastnaht verfeinert, darauf thronen drei Rund-Instrumente: Motoröl-Temperatur (sehr sinnvoll), Batterie-Ladestandsanzegie (weniger sinnvoll) und Uhrzeit. Die Öltemperatur-Anzeige gibt es heutzutage kaum noch, aber ist sie doch wichtig, um zu sehen, wann man richtig Gas geben kann, ohne den Motor zu schaden.
Werfen wir ihn an. Der Nissan 370Z Roadster meldet sich dezent zu Wort. Kein Geheul, kein grollen, der Ton ist mehr oder minder neutral. Ein moderner Benzinmotor, der eher auf loud is out geht.
Nachdem wir den Nissan 370Z Roadster – der Ölstandstemperatur nach – schonend eingefahren haben gut 80 Grad drauf. Das dauert übrigens 10 bis 15 Minuten – ein guter Anhaltspunkt dafür, wie lange man bei jedem Auto ohne Ölstandstemperaturanzeige warten sollte, bis man den Motor richtig belastet. Schließlich sind alle Schmierstoffe im Motor zuerst kalt und dickflüssig und würden Reibung erzeugen,w as dem Motor startet. Erst bei einer guten Betriebstemperatur ist alles schön flüssig und mindert die Reibung. Jetzt kann es also losgehen. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h fluppt in 5,5 Sekunden – mit sehr kurzen Schaltzeiten. Der Vorwärtsdrang ist immer vorhanden. Nur bei höheren Geschwindigkeiten, etwa von 120 auf 160 km/h, macht sich ein bisschen fehlender Hubraum bemerkbar. Aber das ist zu vernachlässigen. Bei kaum einem anderen Roadster gibt es so viel PS fürs Geld.
Exklusivität auf der Straße
Zahlenmäßig ist der Nissan 370Z jedoch eine absolute Randerscheinung bei Nissan, nur der Nissan GT-R und der Nissan NV-400 (Transporter) werden markenintern seltener verkauft. Von Januar bis Juli 2013 gab es 257 Nissan 370Z Neuzulassungen, also gut 40 im Monat. Etwas weniger als die Hälfte davon waren Roadster. Insgesamt hatte Nissan 30.373 Fahrzeuge in den ersten sieben Monaten in 2013 verkauft, was die Größenordnung darstellt.
Gut für Käufer: Obwohl der Nissan 370Z Roadster zu den günstigen Roadstern zählt, bleibt er somit dennoch eine exklusive Erscheinung auf der Straße. Es werden ähnlich viele Jaguar XK Cabriolets neu zugelassen. Die Exklusivität merkt man auch auf Parkplätzen oder an der Tankstelle. Die Leute sehen sich um und begutachten den Nissan-Renner.
Eyecatcher sind auch die dynamisch-gedrehten Felgen, die mit ihren riesigen Aussparungen einen wunderbaren Blick auf die markanten roten Bremssättel frei lassen.
Die Verzögerung stimmt ebenfalls, das ist schließlich genauso wichtig wie die Beschleunigung. In den Kurven scheint der Nissan 370Z Roadster auf dem Asphalt zu kleben, die Dynamik ist beeindruckend und kann sich mit allen Konkurrenten mindestens messen lassen, wenn nicht mehr. Das an den Seiten etwas abgeflachte Lenkrad lässt einen die spritzige Kugel wunderbar dirigieren.
Der direkte Kontakt zur Straße hat nur einen kleinen Nachteil: Längsrillen möchte der Nissan 370Z Roadster gerne folgen. Kleinere Schlaglöcher mag er auch nicht besonders. Doch was den Nissan wirklich etwas unkomfortabel macht, ist die Sitzposition – zumindest für größere Leute. Die Sitze haben dann in Lendenwirbelhöhe eine fühlbare Verstrebung, welche die Form des Sitzes ausmacht, obwohl es keine Lordosenstütze macht. Letztlich ist das natürlich aber ein ganz persönliches Gefühl, man muss es einfach ausprobieren, ob es für die individuelle Körperform passt. Nur eines ist klar: Ein Kandidat für lange Autobahnfahrten ist der Nissan 370Z Roadster nicht. Der Verbrauch steigt bei Voll-Last-Fahrten auch in astronomische Höhen, auf gut 14 Liter. Bei moderat sportlicher Fahrweise können es dann auch 11, mal 12 Liter sein – trotzdem noch zu viel.
Fakten/Technische Daten Nissan 370Z Roadster
Preis: ab 38.900 Euro (2.150 Euro Aufpreis für Automatik-Version)
Hubraum: 3.7 Liter
Leistung: 328 PS
Beschleunigung: 5,5 Sekunden 0 auf 100 km/h (5,8 Sek. Bei Automatik)
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Angegebener kombinierter Verbrauch: 8.3 l / 100 km (8.1 l Automatik)
Testverbrauch: 12 l / 100 km
Länge: 4.250 mm
Breite: 1.845 mm
Höhe: 1.325 mm
Serienausstattung und Optionen
Zu der nennenswerten Serienausstattung gehören 18-Zoll-Felgen, klimatisierte Sitze (also beheiz- und kühlbar), ein BOSE-Soundsystem mit sechs Lautsprechern, ein Windschott aus Glas sowie eine Teil-Lederausstattung in den Sportsitzen. Rot ist die Standard-Farbe, alle anderen Farben (wie unser Midnight Blue) kosten 790 Euro Aufpreis.
Ansonsten gibt es nicht allzu viele Optionen, was die Entscheidung beim Kauf ungemein erleichtert. Interessant wäre das Nissan Premium Connect Paket, das allerdings mit happigen 2.610 Euro zu Buche schlägt. Dafür gibt es damit ein Festplatten-Navigationssystem, einen USB-Anschluss und eine Rückfahrkamera. Wenn man das nicht nimmt: Die einfache Sensor-Einparkhilfe gibt es dagegen billig für jeweils 141 Euro für hinten und für vorne.
Das Dach-System ist eine Schwachstelle: Es ist unzeitgemäß, wenn man nur im Stand bzw. bis 5 km/h das Dach öffnen und schließen kann – obwohl es sich um ein Stoffdach handelt. Das offene Fahrgefühl ist ganz klar Roadster-Style, d.h. Geschwindigkeiten über 100 km/h sind offen nicht dauerhaft zu empfehlen. Das Glas-Windschott sieht zwar sehr schick aus, macht aber nicht allzu viel gegen die Verwirbelung.
Den Nissan 370Z als Coupé, den Mario Lehmann übrigens unter die Lupe genommen hat, gibt es ab 32.900 Euro, also gleich 6.000 Euro günstiger. Was allerdings nicht nur am Ersatz von Stoffdach durch Hardtop liegt, sondern auch an der etwas weniger umfassenden Grundausstattung des Basis-Coupés.
Nissan bietet übrigens vier Jahre Garantie und vier Jahre Mobilitätsgarantie. Nachdem Kia und Hyundai mit sieben bzw fünf Jahren Garantie Maßstäbe gesetzt haben, müssen nun andere Hersteller nachziehen – nur die deutschen offensichtlich nicht.
Fazit: Wir behalten den Nissan 370Z Roadster als spritziges kompaktes Cabrio in Erinnerung, das eine Fahrdynamik bietet, die Leistung und Handling im Vergleich zu Premium-Produkten in Nichts nachsteht. Nissan bietet sogar serienmäßig noch einige Features, die man bei anderen vergeblich sucht. Dazu zählt zum Beispiel die 3-stufige aktive Sitzkühlung – die gerade in einem Roadster immer für eine angenehme Temperatur an Gesäß und Rücken sorgt.
Wer nach einer Probefahrt vom Nissan 370Z Roadster überzeugt ist, der könnte sich aufgrund des guten Preis-Leistung-Verhältnisses schnell einig werden.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Katharina Kruppa
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