Autonomes Fahren ist im Grunde genommen Realität: Vom einfachen Assistenten für Notbremsungen bis hin zum Spurhalte-System – bei Continental in der Division Chassis & Safety rückt der Traum vom autonomen und vollautomatischen Fahren mit dem Auto schon jetzt in greifbare Nähe. Von Michael Pohl
Wir schreiben das Jahr 2025: Beim Betreten des Parkhauses bewegt sich das Auto selbständig aus der engen Parklücke – die Tür öffnet sich und wir können direkt losfahren. Der Wagen fährt wie von Geisterhand aus dem Parkhaus und macht sich völlig autonom auf den Weg zur Arbeit. Die Streckenführung ist dank Vernetzung mit einer Datenzentrale und anderen Fahrzeuge auf der Straße so intelligent gewählt, das Wartezeiten vermieden werden.
Der Fahrer lehnt sich bequem zurück und liest in aller Ruhe seine E-Mails oder stöbert in der Online-Zeitung, Die Fahrt ist sicher und stressfrei, denn Verkehrshindernisse und Gefahrensituationen werden frühzeitig umgangen und sollte mal ein Passant unvorhergesehen auf die Straße laufen, weicht der Wagen automatisch aus oder leitet im Notfall eine Bremsung ein.
Was sich hier wie eine Szene aus dem neusten James Bond anhört, könnte bald schon Wirklichkeit sein. Im Rahmen des Blogger-Events „Ready to Drive Safety“ präsentierten Ingenieure und Manager des Automobilzulieferers am Rande der IAA auf dem Continental Testgelände in Rödelheim dem beeindruckten Publikum zukunftsweisende Technologien.
Landläufig wird die Marke Continental oftmals nur mit den Reifen für Fahrzeuge aller Art in Verbindung gebracht. Die Wenigsten wissen, dass sich dahinter einer der größten Automobilzulieferer weltweit verbirgt. Die Komponenten von Continental kommen, unsichtbar für den Endverbraucher, in nahezu allen Bereichen des Autos zum Einsatz – von der Einspritzanlage über den Antrieb bis hin zu hochmodernen Sicherheits- und Bremssystemen, die anlässlich der IAA jetzt präsentiert wurden.
Acht Fahrzeuge – acht Technologien: Besonders beeindruckend sind die Continental Technologien, die in naher Zukunft voll automatisches Fahren ermöglichen sollen. Nach umfangreichen Tests in den USA im Bundesstaat Nevada zeigt sich das System als erstaunlich ausgereift. Diese Technologien sollen im ersten Schritt als Assistenzsysteme das Autofahren vor allem sicherer machen. Denn in Deutschland sind laut dem Statistischen Bundesamt über 80 Prozent aller erfassten Unfälle mit Personenschaden im Jahr 2010 auf Fehlverhalten des Fahrzeugführers zurückzuführen. Abhilfe leisten Fahrerassistenzsysteme, die den Fahrer einerseits in anspruchsvollen, gefährlichen Situationen unterstützen, ihm aber auch andererseits bei monotonem Fahrbetrieb bei abnehmender Aufmerksamkeit entlastende Handlungsfreiräume anbieten.
Insbesondere monotoner Fahrbetrieb ist ein potenzielles Anwendungsfeld für hochautomatisiertes Fahren. Im Rahmen des Blogger Events hatten die Teilnehmer so die Möglichkeit sich selber hinter das Steuer von Fahrzeugen mit diesen Assistenzsystemen zu setzen. Ein großes Sicherheitsplus wird hier vor allem der neue Notbrems-Assistent in der zweiten Generation. Bereits die erste Ausbaustufe, die schon seit einigen Jahren in verschiedenen Fahrzeugen und sogar in der Kleinwagenklasse verschiedener Hersteller zum Einsatz kam, meidet Auffahrunfälle bis zu 30km/h. Die neue Ausbaustufe, die in Kürze bei verschiedenen Automobilherstellern zum Einsatz kommen wird, schafft das sogar bis 50 km/h. Eine besondere Herausforderung ist hierbei die Erkennung von Gefahren. In der neusten Version wird dies durch eine Stereo-Kamera möglich. Diese hat eine Reichweite von bis zu 60 Metern und bietet damit optimale Voraussetzungen für die frühe Erkennung von Hindernissen und rechtzeitig eingeleitete Notbremsungen.
Neben diesen sehr aktuellen Sicherheitssystemen zeigte Continental auch weiterführende Visionen vom unfallfreien Fahren, das in Zukunft möglich sein soll: Eine hochkomplexe Umfelderfassung mit Radar, Laser und speziellen Kameras ermöglicht schon jetzt nahezu vollautomatisches Fahren. Hierbei wird die Umgebung des Fahrzeugs mit hochkomplexen Sensoren, Kameras und Algorithmen erfasst und ausgewertet.
Straßenränder werden erkannt ebenso wie Kurven, vorausfahrende Fahrzeuge und auch Gefahrensituationen durch Fußgänger oder liegengebliebene Fahrzeuge. Durch die intelligente Vernetzung von Fahrzeugen können Situationen wie Unfälle, Glatteis oder der Einsatz von Rettungsfahrzeugen direkt an den Wagen weitergeleitet werden. Dieser passt dann die Geschwindigkeit an oder meidet den Gefahrenbereich. Wie von Geisterhand lenken die Versuchsfahrzeuge der Continental Division Chassis & Safety über die Teststrecke, bremsen bei Notsituationen oder weichen Hindernissen aus.
Die Vision vom automatischen Fahren ist technisch in greifbarer Nähe wären da nicht die rechtlichen Hürden. Wo ist die Grenze der Technik? Wenn das Auto denkt und fährt während der Fahrer sich tiefenentspannt seiner Zeitschrift widmet – wie schnell ist er in einer Notfallsituation wieder die Kommandozentrale des Wagens? Oder was passiert, wenn der automatisch fahrende Wagen einen Unfall verursacht? In diesem Fall ist wohl nicht der Fahrer sondern der Hersteller schuldig für den Unfall? Es bleibt also interessant und wir sind schon jetzt gespannt, was sich in den nächsten Jahren an Sicherheits- und Automatisierungstechniken in der Praxis bewähren wird.
Eine Übersicht über weitere Artikel zum autonomen Fahren gibt es hier.
Text: Autogefühl, Michael Pohl
Fotos: Continental
Video: Autogefühl, Thomas Majchrzak (mit Continental-Material)
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