Volvo S80 Test – klassischer Luxus

Volvo S80, Foto: Autogefühl

Der Volvo S80 schenkt dem Fahrer ein exklusives Dahingleiten – ein Autogefühl der Sicherheit und Entspannung. Wir haben die Version mit dem Einstiegsdiesel unter die Lupe genommen und wollten herausfinden, ob diese Motorisierung ausreicht und wie der Volvo S80 sich zu den Konkurrenten von BMW 5er und Mercedes E-Klasse verhält. Von Thomas Majchrzak

Volvo S80, Foto: Autogefühl
Volvo S80, Foto: Autogefühl

Von außen wirkt er schon mal sehr edel, gerade in dem raffinierten Savile Grau-Metallic. Die Formensprache ist grundsätzlich zwar im Detail modern, doch die Grundform einer klassischen Limousine wird gerade durch das etwas eckige Heck betont. Zweifelsohne eine Geschmacksfrage: Wer das klassische Limousinen-Stufenheck-Design möchte, der wird hiermit zufriedener sein als mit den neuartigen „Sportlimousinen“.

Volvo S80 - Heck einer klassischen Limousine. Foto: Autogefühl
Volvo S80 – Heck einer klassischen Limousine. Foto: Autogefühl

Das Gute am Volvo S80: Er hält genau das, was er verspricht. Er fährt sich auch wie eine klassische Limousine der alten Schule. Um rasant um die Kurven zu wetzen, braucht man ihn nicht. Dafür geht das Fahrwerk zu sehr in Richtung Komfort. Auch die lang gezogene Autobahnkurve oder Abfahrt ist nicht das richtige Territorium. Der Volvo S80 punktet im entspannten Fahren, bei langen Autobahnstrecken geradeaus und bei stressigen Stadtfahrten, die durch die Entdeckung der Langsamkeit zum Genuss werden. Der Volvo S80 ist ein Genießerauto.

Volvo S80 in Savile Grau-Metallic, Foto: Autogefühl
Volvo S80 in Savile Grau-Metallic, Foto: Autogefühl

Damit verbunden war die Frage, ob es denn reicht, einen großen schweren Volvo S80 mit dem Einstiegsdiesel D2 mit 1,6 Litern Hubraum und 115 PS
auszustatten (Frontantrieb). In knapp 12 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h, das ist nicht wild, aber auch nicht langsam. In der Praxis erweist sich die Motorisierung als erstaunlich passend, denn aufgrund der Grundausrichtung des Autos und des Autogefühls hat man gar nicht das Verlangen, so schnell zu fahren, so dass ein großer starker Motor nicht unbedingt notwendig ist.

Volvo S80 Felgen. Foto: Autogefühl
Volvo S80 Felgen. Foto: Autogefühl

Lediglich bei Geschwindigkeitswechseln auf der Autobahn (z.B. 130 – 80 – dann wieder auf 150 km/h) wirkt der Motor etwas träge, was man ihm bei 115 PS aber durchaus verzeihen kann.

Viel Freude an den Ausstattungsdetails

Volvo S80 Innenraum, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Innenraum, Foto: Autogefühl

Vielmehr möchten wir uns auf die angenehmen Features konzentrieren, die das Fahren so exklusiv machen. In der von uns getesteten Ausstattung Summun (eine Ausstattung unterhalb der Top-Version) sind noch einige Extras verbaut, die natürlich extra kosten, aber sehr viel Freude machen. Da wäre die Echtholzeinlage „Modern Wood“ – ein mittel-dunkles mattes Holz, das sich sehr natürlich anfühlt und farblich hervorragend mit den hellen Tierhautsitzen harmoniert. Leider ist das Material natürlich nicht nachhaltig und man sollte beim Gebrauchtwagenkauf möglichst nach einer Stoff-Variante Ausschau halten.

Volvo S80 Armaturenrett mit Leder, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Armaturenrett mit Leder, Foto: Autogefühl

Lieblingsfeature: Die wohlige Temperierung für den gesamten Körper. Etwa die Lenkradheizung, nicht zu schwach, nicht zu stark, genau richtig. Die Sitze sind per Option nicht nur beheizbar, sondern bieten auch eine Belüftung. Im Paket mit den Softleder-Sitzen kostet das 2.400 Euro. Denn je weicher die Tierhaut, desto eher nimmt sie auch die Temperatur an. Das heißt: Im Winter wird es extrem kalt, wenn der Wagen über Nacht draußen oder in der unbeheizten Tiefgarage stand – und im Sommer bleibt man daran kleben.

Volvo S80 perforierte Ledersitze, Foto: Autogefühl
Volvo S80 perforierte Ledersitze, Foto: Autogefühl

Witzigerweise funktioniert die Sitzlüftung auch parallel zur Sitzheizung, damit kann man sich zum Beispiel gut „abtrocknen“, wenn man mal in einen Regenschauer geraten ist und sich mit nasser Kleidung auf die Sitze hockt.

Volvo S80 Bedienung für Sitzheizung und Sitzlüftung, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Bedienung für Sitzheizung und Sitzlüftung, Foto: Autogefühl

Schließlich trägt noch die Standheizung mit Timer zum Wohlbefinden bei. Einmal die Uhrzeit einstellen und jeden Morgen ist genau um diese Uhrzeit das Fahrzeug angenehm warm – und auch betriebsbereit. Das schont Motor und Kältenerven. Allerdings ist das nur gut dafür, wenn das Auto draußen steht – bei der Standheizung läuft auch die Verbrennung, selbst für die gut belüftete Tiefgarage ist das also nichts.

Das Design im Innenraum ist einfach überragend. Die wunderschön geschwungenen Linien verteilen sich über das gesamte Cockpit und aus jedem neuen Blickwinkel ergeben sich interessante neue Blickfänge – wie etwa, wenn man die Mittelkonsole von der Seite aus betrachtet. Ein kleiner Makel ist uns beim Fahren aufgefallen: Menschen mit großen Füßen haben links neben den Pedalen eine etwas zu kurze Aufstellfläche für den linken Fuß.

Volvo S80 Innenraum, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Innenraum, Foto: Autogefühl

Hier noch mal die Ausstattungsvarianten des Modells im Überblick.

Volvo S80 Ausstattungslinien

Grundsätzlich stehen die Linien Kinetic, Momentum, Summum und Executive zur Verfügung.

City-Notbremsassistent und Tempomat sind immer serienmäßig.

Volvo S80 Armaturenrett mit Leder, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Armaturenrett mit Leder, Foto: Autogefühl

Ab Momentum gibt es Frontscheibenheizung, elektrisch anklappbare Außenspiegel, Einparkhilfe hinten, Regensensor und Tierhautsitze.

Ab Summum ist zusätzlich das Navigationssystem enthalten.

Sitzheizung ist erst bei Executive enthalten, wobei die Sitzheizung bei den anderen Linien als separate Option bestellbar ist – genau wie die Lenkradheizung, die bei keinem Paket sofort enthalten ist.

Volvo S80 mit Hochflorteppich, Foto: Autogefühl
Volvo S80 mit Hochflorteppich, Foto: Autogefühl

Die Executive-Linie bietet zum Beispiel zusätzlich Kontrastnähte an den Ledersitzen, Sitzlüftung, Massagefunktion, Einparkhilfe vorn und hinten und ein Premium-Soundpaket.

Auf den ersten Blick betrachtet, macht man den größten Sprung von Kinetic zu Momentum, diese Ausstattungs-Linie enthält dann die wesentlichen Features.

Volvo S80 Fond, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Fond, Foto: Autogefühl

Der einzige Nachteil der tollen Features ist natürlich, dass sie den Preis doch sehr in die Höhe treiben. Dabei sind die Einstiegsvarianten – auch gerade im Vergleich zum Wettbewerb – gar nicht so teuer. Mercedes E-Klasse und BMW 5er beginnen bei knapp 40.000 Euro, der Audi A6 liegt in der Basis bei knapp 37.000, der Jaguar XF bei 45.900 (allerdings schon mit viel Ausstattung).

Volvo S80 Kofferraum, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Kofferraum, Foto: Autogefühl

Volvo S80 Technische Daten und Motoren

Volvo S80 Diesel Einstiegs- und Top-Variante

D2
1,6 l Diesel, Frontantrieb
115 PS
11,5 Sek. / 0-100 km/h
ab 34.100 Euro
Angegebener Verbrauch: 4,5 l / 100 km
Testverbrauch: 6,4 l / 100 km

D5 AWD
2,4 l Diesel, Allrad
215 PS
7,8 Sek. / 0-100 km/h
ab 46.540 Euro

Volvo S80 Badge, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Badge, Foto: Autogefühl

Volvo S80 Benziner Einstiegs- und Top-Variante

T4
1,6 l Benziner, Frontantrieb
180 PS
11,5 Sek. / 0-100 km/h
ab 35.030 Euro

T6 AWD
3 l Benziner, Allrad
304 PS
6,4 Sek. / 0-100 km/h
ab 53.050 Euro

Volvo S80, Foto: Autogefühl
Volvo S80, Foto: Autogefühl

Fazit aus der Motorenwahl: Weil man bei der ruhigen exklusiven Limousine Volvo S80 nicht unbedingt den größten Motor benötigt, kann man mit einer kleinen Motorisierung einen günstigen Einstiegspreis erzielen.

Der Volvo S80 im Umfeld der oberen Mittelklasse

Laut Kraftfahrtbundesamt-Einteilung reiht sich der Volvo S80 auch ganz nach offizieller Einteilung in der oberen Mittelklasse ein – neben Jaguar XF, Mercedes E-Klasse, Audi A6 und BMW 5er. Die obere Mittelklasse hat einen Marktanteil von 4,5 Prozent – immerhin, wenn man sich überlegt, dass die Oberklasse (Mercedes S-Klasse, Audi A8, Jaguar XJ…) nur einen Anteil von 0,8 Prozent am Automarkt in Deutschland hat und Sportwagen nur 1,5 Prozent.

Volvo S80 Headlights, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Headlights, Foto: Autogefühl

Der Zulassungs-König in der oberen Mittelklasse ist der BMW 5er mit knapp 3.800 Neuzulassungen pro Monat (Schnitt bisher im Jahr 2013), mit knapp 3.400 Neuzulassungen pro Monat in Deutschland werden Audi A6 und A7 zusammen geführt, die Mercedes E-Klasse kommt auf gut 3.300 Neuzulassungen pro Monat – ist damit natürlich dann einzeln stärker als A6 oder A7. Und bevor der zahlenmäßig nicht wirklich nennenswerte Rest kommt, bleiben da noch zwei Wettbewerber: Volvo S80 mit gut 300 Neuzulassungen pro Monat und Jaguar XF mit gut 240.

Der große Vorsprung der deutschen Fabrikate ist durch den Flottenmarkt zu erklären. Gerade der 5er BMW ist für BMW das stärkste Flottenauto, wohingegen bei Volvo der XC60 und der V60 die stärksten Flottenfahrzeuge sind.

Wieso der Volvo S80 doch eher der Underdog in seiner Klasse ist, bleibt ein Geheimnis der deutschen Fahrzeugkäufer. Denn der Volvo S80 bietet ein sehr konkurrenzfähiges Angebot, mit dem man sich von der Masse gut abzeichnen kann. Die deutschen Fabrikate sind im Gegensatz zum Volvo deutlich steriler.

Volvo S80 in Savile Grau-Metallic, Foto: Autogefühl
Volvo S80 in Savile Grau-Metallic, Foto: Autogefühl

Früher galt Volvo als führend in der Crash-Sicherheitstechnik. Wenn man eine Familie mit Kindern hatte, dann tat Vater gut daran, Volvo zu fahren. Heutzutage sind passive Sicherheitsfeatures bei den meisten Autos serienmäßig, also musste Volvo zusehen, dass sie eine neue Sicherheitsnische entdecken – die der Fahrer-Assistenzsysteme.

Volvo S80 Innenraum, Foto: Autogefühl
Volvo S80 Innenraum, Foto: Autogefühl

Fahrer-Assistenzsysteme im Volvo S80

Auch wenn Mercedes sich in den letzten Jahren ebenfalls deutlich in die Richtung der Assistenzsysteme bewegt hat, muss sich Volvo keineswegs verstecken. Es gibt sogar einige Stimmen von Vielfahrern, die die Assisstenzsysteme von Volvo vorziehen. Dem kann man sich nur anschließen. Gerade der adaptive Tempomat funktioniert einwandfrei. Auf der Autobahn auf 120 stellen und sicher computergestützt entspannt zum Ziel kommen. Selbst wenn man mal unaufmerksam ist (was einen natürlich nicht von der Sorgfaltspflicht entbindet), das System passt auf und bremst ab, wenn vor einem jemand bremst.

Die serienmäßige City Safety Funktion ist für Geschwindigkeiten von 4 bis 50 km/h gedacht – zur Vermeidung von Zusammenstößen mit Pkw.

Volvo S80 - Volvo's funkelnder Stern. Foto: Autogefühl
Volvo S80 – Volvo’s funkelnder Stern. Foto: Autogefühl

Der optionale Notbremsassistent mit automatischer Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung funktioniert bei Geschwindigkeiten von 4 bis 80 km/h mit dem Fokus auf eben Fußgänger und Fahrradfahrer.

Das Aktive Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem mit Bremsassistent Pro ist im Prinzip der erweiterte Tempomat und wirkt von der Kollisionswarnung über Bremsunterstützung bis hin zur Notbremsung.

Nach anfänglichen fälschlichen Piepsern und Irritationen in frühen Modellen muss man mittlerweile sagen, gerade im Volvo S80: Die Systeme funktionieren richtig gut.

Ansonsten ist der S80 auch allgemein gut zu dirigieren, man hat nicht das Gefühl, mit einem riesigen Schiff unterwegs zu sein.

Volvo S80 in Savile Grau-Metallic, Foto: Autogefühl
Volvo S80 in Savile Grau-Metallic, Foto: Autogefühl

Volvo S80 Abmessungen

Länge: 4,85 m
Breite: 1,86 m / 2,10 m (inkl. Außenspiegel)
Höhe: 1,49 m

Leergewicht: 1601 – 1886 kg (je nach Motorisierung)

Fazit: Der Volvo S80 ist die einerseits klassische Wahl in der Klasse der Limousinen, bietet aber andererseits eine willkommene Abwechslung und mehr Individualität und Emotion als die deutschen Wettbewerber. Ein konkurrenzfähiges Produkt zu einem Preis, der in Ordnung geht, wenn man nicht allzu viele Extras mit anwählt. Die hervorragenden Assistenzsysteme machen selbst eine nächtliche Autobahnfahrt bei Regen und schlechter Sicht zu einem entspannten Wohlfühlerlebnis.

Dafür bekommt der Volvo S80 die Autogefühl-Höchstwertung.

Autogefühl: *****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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