Das in Korea als „K9“ und auf Exportmärkten als Quoris angebotene Modell ist neben dem noch größeren Equus die erste Kia-Limousine mit Heckantrieb. Als Kia K900 geht sie nun in den USA an den Start. Am Exterieur und vor allem sehr edlen Interieur gibt es rein gar nichts zu bekritteln. Doch ohne einen Hybrid-Antrieb wird es der große Koreaner in den USA schwer haben. Und der fehlende Diesel schließt den ohnehin riskanten Europa-Versuch vorerst auch noch aus. Von Thomas Imhof
Der mit gewohnt routinierter Feder vom Ex-Audi-Chefdesigner und mittlerweile in den Rang eines Kia-Präsidenten aufgerückten Peter Schreyer entworfene Kia K900 ist mit 5,09 Meter zwar etwas kürzer als der Equus, hat aber einen längeren Radstand (3,04 Meter) und kürzeren vorderen Überhang. Im Design verrät die klassische Stufenhecklimousine Anleihen der 2011 auf der IAA geradezu hymnisch vom Fachpublikum gefeierten Studie „Kia GT“.
2014 markiert das 20jährige Jubiläum der Hyundai-Tochter auf dem US-Markt – und allein schon aus diesem Grund wollen die Koreaner groß aufschlagen. Speziell in den letzten fünf Jahren hat sich Kia in den Staaten noch einmal kräftig gemausert, nun soll der Kia K900 oberhalb der Baureihen Optima, Sorento und Cadenza noch ein Ausrufezeichen setzen und vor allem Lexus- und Infinit-Stammkunden schwach machen. Hier Vorstellung und Kommentar von newcarz dazu.
So ausgewogen die Proportionen und so edel der Innenraum auch erscheinen mögen – so old-school gibt sich leider die Motorenpalette. Denn sie besteht zumindest zum Marktstart nur aus zwei großvolumigen Benzinern. Der (wie bei Jaguar) 5,0 Liter große V8 mit Vierventil-Kopf und Direkteinspritzung leistet 420 PS und kommt in Kombination mit einer Achtstufen-Automatik. Der Fahrer kann zwischen drei Fahrprogrammen – Eco, Normal und Sport – wählen, wobei in jedem Programm auch die Kennung der elektrischen Servolenkung verändert wird.
Der 3,8 Liter große V6 aus der Lambda-Baureihe schickt 311 PS an die hintere Multilink-Einzelradaufhängung – und ist damit stärkster V6 im gesamten Kia-Programm. Ein dreistufiges variables Ansaugsystem sorgt für guten Durchzug auch aus unteren und mittleren Drehzahlbereichen, während die 8-Gang-Automatik der Charakteristik des Motors angepasst wurde.
Neben adaptiven LED-Scheinwerfern (Serie beim V8) und LED-Rückleuchten wartet der Kia K900 mit nahezu allen heute üblichen Assistenzsystemen auf: Tote-Winkel- und Spurhalteassistent, Einparkassistent, „Rear Cross Traffic Alert“ zu Warnung vor hinter dem Fahrzeug kreuzendem Querverkehr, Around-View-Monitor und ein erstmals im Cadenza eingesetztes Abstandshaltesystem samt Notbremsfunktion auf Radarbasis.
Auch im Interieur setzt der Kia K900 Highlights: Die Sitze sind auf Wunsch mit feinstem Nappaleder bezogen und bis zu 16fach elektrisch verstellbar. Es gibt Sitzheizung für die Rückbank und – beim V8 – das mit 12,3 Zoll größte jemals in einem Kia verbaute Display fürs Infotainment-System. Im Rahmen eines “V6-Technology-” und “V8-VIP-Pakets” ist sogar erstmals auch ein farbiges und höhenverstellbares Head-Up Display erhältlich. Pre-Safe-Technologien spannen die Gurte bei einem drohenden Unfall proaktiv an und setzten auch das Bremssystem unter erhöhten Druck.
Alles State-of-the-art also. Dennoch bleibt das Manko des fehlenden Hybrid- oder Plug-in-Hybridantriebs, ohne den man als Oberklasse-Anbieter in den USA eigentlich nicht erst antreten sollte. Lexus macht vor, wie es geht, und auch die deutschen Mitbewerber haben längst „verstanden“. Man darf für Kia hoffen, dass sie bald nachziehen. Der gefällige Kia K900 hätte es verdient.
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Kia
Kommentare sind geschlossen.