Der Peugeot 3008 HYbrid4 hat nicht nur ein ungewöhnlich groß geschriebenes Y, sondern auch eine bislang ungewöhnliche Motor-Kombination. Während Toyota und Co. noch vorwiegend auf Benzin-Hybride setzen, schlägt Peugeot groß mit dem Diesel-Hybrid auf. Sparsamer sollte es ja dann auch nicht gehen. Oder? Von Thomas Majchrzak
Wieso es bisher nicht viele Diesel-Hybrid-Modelle gibt, liegt auf der Hand. Es liegt am Preis. Ein Diesel ist bekanntlich immer teurer als ein Benziner, und wenn dann noch eine teure Batterie hinzukommt…
Andererseits verspricht ein Diesel-Hybrid die größtmögliche Einsparmöglichkeit beim Verbrauch. Und gerade bei Peugeot werden allgemein kaum noch Einstiegsversionen verkauft, mehr als die Hälfte der Kunden wählt z.B. beim kleinen 3008-Bruder Peugeot 2008 sogar die Topausstattung. Also hat der Diesel-Hybrid vielleicht doch eine Chance.
Um die Kosten in Grenzen zu halten, verwendet Peugeot keine teure Lithium-Ionen-Batterie, sondern eine Nickel-Metallhydrid-Batterie (Ni-MH). Sie ist zwar günstiger, nimmt dafür aber auch mehr Raum ein, weshalb der Kofferraum im Peugeot 3008 HYbrid4 flacher ausfällt als bei der normalen Version. Der Peugeot 3008 HYbrid4 beginnt bei 34.450 Euro. Im Vergleich dazu: Der Peugeot 3008 Diesel in der Top-Ausstattung Allure liegt bei 32.650 Euro. Und der Basispreis für den 120 PS Benziner bei 21.900, für den 115 PS Diesel bei 24.750 Euro.
Wir starten das futuristisch anmutende Fahrzeug und hören erstmal – nichts. Der Elektromotor übernimmt die ersten paar Meter, das ist sehr angenehm, so leise zu starten. Und sicher auch nervenschonend für direkte Anwohner. Die 37 Elektro PS werden dann noch recht fix von den 163 Diesel-PS unterstützt, spätestens beim ersten starken Gasgeben. Der Diesel wird automatisch zu- oder abgeschaltet.
„An das Fahren mit dem Diesel-Hybrid muss man sich erst gewöhnen – das geht aber sehr schnell“, so Ulrich Bethscheider-Kieser, Leiter Produktpresse bei Peugeot. In der Tat ist es zunächst ungewohnt, den Motor mal an und mal aus zu hören. Geht man vom Gas, bremst der Wagen sofort leicht, aber nicht über die Bremsen, sondern über die Rekuperation für die Batterie.
So fährt man sich nach und nach ein und erwischt sich dabei, tatsächlich kaum mehr zu bremsen, sondern frühzeitig vom Gas zu gehen und die Rekuperation den Rest erledigen zu lassen. Reisen statt Rasen. Dabei steigert es die Motivation, wenn die Batterie-Anzeige in den Ladungs-Zustand springt. Ein Extra-Tacho zeigt nämlich an, ob der Batterie gerade Energie zugeführt wird oder ob sie mitarbeitet.
Das Head-up-Display zeigt dagegen die Geschwindigkeit an, es wird nicht auf die Scheibe projiziert, sondern auf ein kleines Plexiglas, das sich aufklappt. Steigt die Geschwindigkeit und schaltet die Automatik hoch, kommt der Peugeot 3008 HYbrid4 allerdings jeweils ein wenig ins Stocken. Das ist eher verwirrend. Keine butterweiche durchziehende Automatik, die man kaum merkt. Der Diesel heult auch bei Schalten ein wenig auf.
Ansonsten kann man sich an das Fahren mit Diesel-Hybrid wirklich gewöhnen. Eine zukunftsträchtige Technologie, weil sie Sparsamkeit mit großen Reichweiten verbindet. Wunder-Verbrauchswerte kann man nicht erwarten. Es kommt natürlich stark darauf an, wo und wie man fährt. Autobahnfahrten sind nicht unbedingt das beste Metier für die Batterie. Im langsamen Stadtverkehr kann die aufgeladene Batterie jedoch das ein oder andere Stück rein elektronisch übernehmen.
Bei unserer kurzen Testfahrt kamen wir auf gut 6 Liter Verbrauch auf 100 km. Das ist immerhin so ziemlich der angegebene Wert von 6,1 l / 100 km. Und wir erinnern uns: Bei den meisten Autos liegt der Realverbrauch immer deutlich über dem angegebenen.
Für die Masse der Zulassungen ist der Diesel-Hybrid auch noch zu teuer. Dafür, dass man nur relativ wenig einspart, wird sich kaum jemand aus wirtschaftlichen Gründen so ein Auto zulegen, sondern eher aus Ideologie. Nur damit haben schon so manche Entwicklungen angefangen..,
Der Peugeot 3008 ist übrigens, ganz allgemein gesprochen, ein netter Mini-Van, der sich gut für die junge Familie eignet. Er ist deutlich stylischer als so mancher Van-Konkurrent, bietet aber trotzdem im Innenraum praktischen Nutzwert. Durch die aufrechtere Sitzposition sitzen auch die Gäste im Fond mit genügend Beinfreiheit. Und Fahrer und Beifahrer werden vorne mit französischer Designinnovation belohnt. Kein Einheitsbrei, sondern interessante Linien.
Das Navigationssystem ist sehr weit entfernt vorne auf dem Armaturenbrett platziert, was zum Beobachten beim Fahren sinnvoll ist, beim Einstellen jedoch gewöhnungsbedürftig. Die Knöpfe zum Bedienen sind etwas zu klein geraten. Ansonsten macht es auch Freude, die grafische Darstellung des Zusammenspiels von Motor und Batterie zu beobachten.
Zum Modelljahr 2014 hat der Peugeot 3008 mit dem Facelift neue Rückleuchten erhalten. Bisher fristet er in der Klasse der Mini-Vans eher ein Nischendasein. Ford, Mercedes, Renault, Skoda und Seat verkaufen von ihren kleinen- und mittleren Van-Modellen fünf- bis zehnmal so viel. Da liefert der Peugeot 3008 HYbrid4 mit seinem Diesel-Hybrid zumindest einen Gegenentwurf, der ideologisches Entscheidungskriterium sein könnte.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Peugeot
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