Auf dem Event „Go further“ hat Ford heute in Barcelona die neueste und mittlerweile sechste Generation des Ford Mustang vorgestellt. Das legendäre Pony Car feiert im kommenden April seinen 50jährigen Geburtstag. Der Neue kommt leider erst im zweiten Halbjahr 2015 nach Europa, erneut als Fastback-Coupé und Cabriolet mit Stoffverdeck sowie erstmals ab Werk mit hinterer Einzelradaufhängung. Neben dem sakrosankten 5,0-Liter-V8 treibt ein neuer 2,3-Liter-„Ecoboost“-Vierzylinder die Hinterräder an. Von Thomas Imhof
Ford zelebrierte die Enthüllung des für Europäer bislang immer nur über Grauimporte zugänglichen Mustang mit großem Pomp. Als global synchronisierte, zeitgleiche Weltpremiere in New York, Los Angeles, Dearborn, Barcelona, Shanghai und Sydney. Erstmals in der 50jährigen Historie des Modells wird der Ford Mustang offiziell über das europäische und auch deutsche Händlernetz vertrieben.
„Der neue Ford Mustang befeuert die Leidenschaft von Autoliebhabern auf dem ganzen Erdball“, beschwor Raj Nair, Ford-Vizepräsident für die weltweite Produktentwicklung. „Dieser Sportwagen ist weit mehr als ein Auto. Er ist das Herz und die Seele von Ford“.
Mehr als neun Millionen Mustang hat Ford seit der Vorstellung des Ur-Modells 1964 verkauft – die allermeisten in der Heimat des Pony und Muscle Cars. Auch vom neuen Mustang werden laut Ford nur zehn Prozent der Autos in Ländern außerhalb Amerikas galoppieren – bevorzugt nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Südkorea und den Philippinen sowie in die Schweiz und die Vereinigten Arabischen Emirate.
In 50 Jahren wurde der Sportwagen auch Teil der Pop-Kultur – als Hauptdarsteller in Filmen wie „Bullitt“ oder „Gone in 60 seconds“, in TV-Serien wie „Drei Engel für Charlie“, „Knight Rider“ oder „Alcatraz“ oder als Sujet für populäre Schlager wie „Mustang Sally“. Aber auch in der Welt der Videoclips und Computerspiele ist der Mustang ein Held, speziell als heiße Shelby- und Cobra-Version.
Beim neuen Ford Mustang griffen die Designer unter Leitung von Moray Callum (Bruder des Jaguar-Chefdesigners Ian Callum) typische Mustang-Stilikonen wieder auf und interpretierten zeitgemäß, wie auch Autophorie findet. Wie die kraftvoll modellierte Motorhaube, die an ein Haifisch-Maul erinnernde Front und das knackige Heck mit der klassischen Aufteilung der Rückleuchten in drei Segmente. Manche würden ihn gerne sogar noch etwas bulliger haben. Der neue Mustang übernimmt den Radstand seines Vorgängers, ist jedoch 38 Millimeter flacher und 40 Millimeter breiter.
Neben dem obligatorischen 5,0-Liter-V8 mit 426 PS und 529 Nm übernimmt in den USA wie gehabt ein 3,7 Liter großer V6 die Rolle des Einstiegsmotors. Speziell für europäische Ford Mustang-Kunden entwickelt wurde ein neuer EcoBoost-Motor mit 2,3 Litern Hubraum. Turboaufladung, Benzin-Direkteinspritzung und die vollvariable Steuerung der beiden obenliegenden Nockenwellen sorgen für eine Leistung von 309 PS und ein maximales Drehmoment von über 400 Nm. Leider nennt Ford noch keinen CO2-Wert für den neuen Vierzylinder, der ebenso wie der V8 alternativ mit einem manuellen Sechsgangschalter oder einer Automatik mit gleich vielen Abstufungen und Schaltwippen kombiniert werden kann.
Der 5 Liter V8 passt sicherlich besser zu einem Ford Mustang, aber für den europäischen Markt ist es sinnvoll und akzeptabel, einen kleinen Motor einzuführen. Auch damit kann man im Mustang sicher viel Spaß haben. Zumal in der Geschichte sogar schon mal Vierzylinder Motoren für den Ford Mustang angeboten wurden: Damals (1973/1974) im Zeichen der Ölkrise – heute im Zeichen des Klimawandels.
Eine Konzession an europäische Mustang-Reiter dürfte auch die in den USA nicht unbedingt beliebte hintere Einzelradaufhängung sein – in Amerika lieben sie traditionell eher eine Starrachse. Doch die Integrallenker-Konstruktion aus Aluminium reduziert die ungefederten Massen und wird so Handling und Komfort definitiv verbessern. Im mit einem Hilfsrahmen verstärkten Bug kommt eine Achse mit doppelten, von Kugelgelenken gehaltenen Federbeinen zum Einsatz. Für die Europa-Version hat Ford 19 Zoll Räder vorgesehen.
Neu für den Ford Mustang ist der „Selectable Drive Mode“. Über ihn lassen sich auf Knopfdruck die Charakteristik der Servolenkung, des ESPs, das Ansprechverhalten des Motors und die Schaltkennlinie des Automatikgetriebes individuell anpassen.
Das ESP kooperiert mit einer Torque Vectoring Control, die – in der Manier einer Differenzialsperre – die Motorleistung bevorzugt an das Antriebsrad mit der besseren Traktion leitet. Für Modelle mit Automatikgetriebe bietet Ford zudem eine „Launch Control“ für blitzschnelle Starts aus dem Stand an.
Thema Multimediasysteme: Hier haben die Amerikaner beziehungsweise Kölner für die Europa-Mustangs neben dem sprachgesteuerten Konnektivitätssystem Ford SYNC ein Navigationssystem mit acht Zoll großem Farbdisplay sowie eine Audio-Anlage mit zwölf Lautsprechern vorgesehen. Gespannt sein darf man neben dem Preis auf die Anmutung der Oberfächen im Innenraum – diese wirkten ebenso wie das gesamte Finish bis zuletzt nicht gerade Premium-like. Die neue Corvette von GM startet in Deutschland bei 69.900 Euro, der volkstümlichere Camaro bei 39.900 Euro (Coupé) und 44.990 Euro als Cabrio. Irgendwo dazwischen dürfte sich der neue Ford Mustang wohl einordnen.
Am 17. April 2014 wird sich die Weltpremiere des Mustang zum 50. Mal jähren. Seitdem wurde er neun Millionen Mal gebaut, bis 2004 in Derborn bei Detroit und danach bis heute im Zweischicht-Betrieb Werk Flat Rock (Michigan). Der jährliche Output belief sich zuletzt auf 106.000 Einheiten. „Wir erwarten einen leichten Anstieg, jedoch keine Verdoppelung des Volumens“, sagt Jacques Brent, Ford Verkaufseiter für große Wagen und SUVs. „Der Mustang wird speziell in Europa ein Nischenfahrzeug bleiben.“ Was Fans dieses uramerikanischen Sprtwagens eher freuen als grämen wird.
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Ford
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