Mit dem Volvo Concept XC Coupé zeigen die Schweden in Detroit die zweite von drei Studien, mit denen der neue Designchef Thomas Ingenlath die von ihm weiterentwickelte Formensprache der Skandinavier illustrieren will. Zugleich gibt sie Hinweise auf den neuen XL-SUV XC90, dessen Serienversion im Oktober auf dem Pariser Salon debütieren wird. Von Thomas Imhof
Nach der wunderschönen Coupé-Studie von der letzten IAA lässt Volvo-Designchef Thomas Ingenlath – wie angekündigt – nun nächste Woche auf der Detroit Motor Show die zweite von drei unter seiner Leitung entstandenen Studien folgen. Das viersitzige Volvo Concept XC Coupé gibt einen relativ konkreten Ausblick auf die im Oktober in Paris stehende Serienversion des – allerdings dann siebensitzigen – SUV XC90 und betont zugleich nochmals die wesentlichen Bausteine der neuen Volvo Design-DNA. Dazu gehörten laut Ingenlath unter anderen das Volvo Markenlogo im schwebenden Kühlergrill und waagerecht liegende, T-förmige Tagfahrleuchten. Aber auch die größere und neu modellierte Motorhaube und die sich in einem eleganten Bogen um das ganze Auto spannende Gürtellinie stünden für die Schweden-Happen von morgen. Schließlich würden auch die Schulterpartie und die schon bei heutigen Modellen mutigen Rückleuchten noch mehr geschärft, kündigt der Volvo-Chefstilist an.
Die Studie Concept XC Coupé ist laut Volvo vom Design neuer Sportfunktions-Ausrüstung inspiriert, wie sie zum Beispiel Trend-Sportarten wie Freeriding oder Downhill Biking erfordeten. Die Brücke zu moderner Hochleistungs-Sportbekleidung schlagen orangefarbene Details und Grafiken am Exterieur (z.B. Unterfahrschutz) in Verbindung mit matten, gummierten Kunststoffelementen am Heck. Die dazu nötigen Inspirationen holten sich die Volvo-Designer beim schwedischen Hersteller POC, der High-Tech-Schutzbekleidung für Gravity-Sport-Athleten fertigt. „Das Volvo Concept XC Coupé steht im perfekten Einklang mit diesem aktiven Lebensstil. Es ist bereit, seine Passagiere in Richtung Abenteuer und wieder zurück zu bringen“, heißt es im blumigen Volvo Marketing-Sprech.
Abseits solcher Marketing-Floskeln zeigt die Studie vor allem die Möglichkeiten der neuen skalierbaren Plattform SPA (Scalable Product Architecture, SPA) – die der kommende XC90 als erstes Modell nutzen wird. Ein selbstbewusster Auftritt, stimmige Proportionen und die oben geschilderten typischen Volvo-Design-Merkmale stehen dabei ebenso im Vordergrund wie ein von den Schweden fast schon automatisch erwartetes hohes Sicherheitsniveau. „SPA erlaubt es uns, großartige Proportionen zu schaffen, die wichtig für eine Premium-Optik sind. Die Ingenieure können die Herausforderungen auf dem Gebiet der Sicherheit mit einem höheren Anteil hochfesten Borstahls und einer intelligenten neuen Elektronik-Architektur meistern“, freut sich Thomas Ingenlath über die neuen Freiheiten.
Das Volvo Concept XC Coupé setzt prinzipiell an den Designkanon der auf der IAA mit viel Applaus enthüllten Volvo Coupé-Studie an. Eine Gemeinsamkeit ist der größere Abstand zwischen Armaturentafel und Vorderachse. So entsteht ein von Designer geliebter „Cab forward“-Look, der subjektiv den Eindruck großer Kraft signalisiert.
Mit 21 Zoll großen Rädern, stärker ausgestellten Radhäusern und einer höheren Dachlinie unterstreicht das Volvo Concept XC Coupé allerdings den SUV- und Off Road-Charakter stärker. Anders als der kommende XC90 mit sieben Sitzplätzen in drei Reihen begnügt es sich mit nur vier Einzelsitzen und zwei Türen. „Das neue Konzeptfahrzeug bringt uns dem neuen Volvo XC90 ein bisschen näher. Aber es versteht sich von selbst, dass ein Siebensitzer mit drei Sitzreihen eine größere und vollere Optik aufweisen wird. Das Volvo Concept XC Coupé ähnelt mehr einer Cross Country Version eines schlanken Sportkombis“, ordnet Ingenlath das Modell ein.
„Beide Konzeptfahrzeuge zeigen, wie wir von nun an unsere Fahrzeuge formen können. Mit einer ruhigen und selbstsicheren Schönheit – ein Markenzeichen für skandinavisches Design – fügen wir der Marke Volvo eine emotionale Komponente hinzu. Die generelle Schlichtheit des Designs sowohl innen als auch außen bleibt jedoch eng dem skandinavischen Lebensstil verbunden. Mit dem Volvo Concept XC Coupé heben wir die Mischung aus leistungsfähiger Robustheit und ausdrucksstarker Eleganz auf ein neues, sportlicheres Niveau“, fasst der deutsche Designer die Mission seiner beiden Schaustücke zusammen.
Man darf jedenfalls schon jetzt gespannt sein, was sich der Ex-Skoda-Designchef und ehemalige Leiter des Volkswagen-Konzerndesignstudios Potsdam als letztes Modell seiner Trilogie hat einfallen lassen. Zu sehen schon Anfang März auf dem Genfer Salon. Watch this space!
PS: Am 15. Januar (Mittwoch) kürte eine hochkarätig besetzte Jury die Studie zum „best Concept of Show“. Eine Auszeichnung, die der Volvo in einer an Höhepunkten armen Detroit Motor Show mehr als verdient hatte
Neue Vierzylinder-Motoren und noch mehr Assistenzsysteme
Neben dem Kürzel SPA dreht sich bei Volvo in Zukunft alles um eine radikale Downsizing-Strategie auf dem Motorensektor. Vierzylinder werden – zum Frust mancher Puristen – zügig alle noch vorhandenen Fünf-, Sechs- und erst recht Achtzylinder ersetzen. Die Drive-E Palette, in der Entwicklungsphase unter dem Projektnamen Volvo Engine Architecture (VEA) geführt, setzt sich aus jeweils zwei Liter großen Common-Rail-Dieseltriebwerken und Benzin-Direkteinspritzern zusammen. Der Selbstzünder verfügt über das weltweit bislang einzigartige i-ART Einspritzkontrollsystem (mit Einspritzdrücken von bis zu 2.500 bar), während im leistungsstärksten Benziner eine Kombination aus Kompressor und Turbolader die Leistung auf V8-Niveau pusht. Das Leistungsspektrum der Diesel reicht von 88 kW (120 PS) bis 165 kW (225 PS), die Benziner starten bei 103 kW (140 PS) und gipfeln in einem sicher auch für den XC90 interessanten Treibsatz mit 225 kW (306 PS).
Dazu kommen künftig noch mehr Assistenzsysteme unters mit noch mehr hochfesten Stählen armierte Blech. Denn ab 2020 soll kein Insasse in einem Volvo mehr schwer verletzt oder getötet werden. Schon angekündigt sind eine aktive Geschwindigkeitsregelung mit Lenkeingriff und die Überwachung der Fahrzeugumgebung per Kamera, Radar oder Sensoren. Das Radarsystem im Heckbereich erkennt ebenso wie in der neuen Mercedes S-Klasse einen drohenden Auffahrunfall und strafft proaktiv die Gurte. Und droht der alte Schwede einmal unfreiwillig die Straße zu verlassen, wird er per Lenkeingriff wieder auf den rechten Kurs gebracht.
Die XC-Linie von Volvo
Mit dem V70 Cross Country führte Volvo 1997 erstmals ein robustes, dezent in Richtung Off Road zielendes Modell ein. Aktuell reicht das Portfolio vom Volvo V40 Cross Country über den Volvo XC60 und den Volvo XC70 bis zum mittlerweile über zehn Jahre alten Volvo XC90. Für den riesigen Siebensitzer gab es bis Ende 2010 sogar noch einen 4,4 Liter großen V8 von Yamaha mit 315 PS; heute stehen nur noch zwei Diesel im Angebot, wobei der Basis-Motor (D4 mit 163 PS) auf den Allradantrieb verzichtet. Während das Angebot an Lifestyle-SUVs zuletzt immer weiter wuchs, ist eine seit Jahrzehnten klassische Volvo Domäne inzwischen auf ein einziges Modell geschrumpft: den ladefreudigen Kombi V70.
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Volvo
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