Wie kann man sich in der Mittelklasse gegen die Platzhirsche VW Passat, Mercedes C-Klasse, Audi A4 und BMW 3er behaupten? Man bricht aus und macht den Schönling: Der Volvo V60 R-Design zeigt, wie schön es sein kann, einen Kombi zu fahren. Von Thomas Majchrzak
Der von uns in Szene gesetzte Volvo V60 R-Design steht in seinem knalligen Rebel Blue im starken Kontrast zur weißen Schneefläche. Endlich wagt ein Hersteller mal wieder, einen knalligen Blauton anzubieten. In den vergangenen Jahren dominierten die dunklen Blautöne, die sich kaum noch von Schwarz abzeichneten.
Außen macht sich das R-Design durch eine eigenständige Front- und Heckschürze bemerkbar, Chromapplikationen an den Seitenfenstern, eine R-Auspuffanlage und Chrom-Außenspiegel. Vorne ist das R-Design Logo neben dem Volvo badge installiert. Die 18-Zoll Ixion Diamantschnitt Bicolor-Alufelgen unterstreichen die aggressive Optik. Beim Einsteigen überquert man die R-Design Einstiegsleisten und nimmt auf den Leder/Velours-Mix-Sportsitzen Platz. Sportpedale, Sport-Lederlenkrad und passende Fußmatten betten den Fahrer ein. Übrigens ist der Volvo V60 mit dem R-Design Paket per Sportfahrwerk 15 mm tiefer gelegt.
Die Kosten für das Paket unterscheiden sich je nach Ausstattungsniveau: Kinetic (3.800 Euro) Momentum (2.500 Euro) Summum (2.150 Euro). Hier also der Anreiz: Je höher das Grundpaket, desto günstiger das Sportpaket. Immerhin kann man es sogar schon ab Basisniveau mit einkaufen, wenn man eben speziellen Wert auf das R-Design Paket legt.
Allgemein liegt der Basispreis für einen Volvo V60 bei 29.750 Euro. Das ist dann der kleine Benziner mit 150 PS. Die meisten Volvo V60 werden als Diesel verkauft, davon gibt es Leistungsstufen mit 115, 136, 181 und 215 PS. Zu empfehlen ist der neueste Motor, der 2 Liter Diesel D4 mit 181 PS, bzw. mit 2,4 Liter Hubraum in der Allrad-Version.
Letzeren fahren wir über eine Schnee-Teststrecke in Österreich. Der D4 AWD 2,4 Liter Diesel mit 181 PS beschleunigt den Volvo V60 in 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, wobei der angegebene Verbrauch bei 6,4 l / 100 km liegt. Mit Allrad bekommt man die Power des neue Motors auch jederzeit auf die Straße. Angenehm, weil das Drehmoment bei einem reinen Fronttriebler schon ausreicht, um das Fahrzeug bei rascher Beschleunigung und gleichzeitiger Kurvenfahrt leicht aus dem Lenk-Gleichgewicht zu bringen. Da muss die Elektronik dann eingreifen.
Auf schneebedeckten Straßen und auch auf der Teststrecke zeigt sich der Volvo V60 sehr gutmütig. Er ist kein Auto zum Driften. Zwar kann man mit ausgeschaltetem Assistenzsystem und dem Drehmoment an der Hinterachse leichte Drifts erzeugen, doch lässt sich das Stabilitätsprogramm nicht gänzlich ausschalten. Zudem sorgt der lange Radstand für eine große Spurstabilität. Der Volvo V60 mit Allrad eignet sich hervorragend für Bewohner der Alpenregionen, die häufiger mal auf Eis und Schnee treffen oder für Freunde des Wintersports. Kombiniert mit einem guten Satz Winterreifen kommt man hier so ziemlich überall hin.
Beispielkalkulation: Nehmen wir den D4 mit Allrad und dem neuen 8-Gang-Automatikgetriebe sowie das mittlere Ausstattungsniveau Momentum, allerdings mit R-Design, kommen wir auf 46.800 Euro Listenpreis. Zum Vergleich: Konfigurieren wir einen 3er BMW 320d Touring mit Allrad, M-Sportpaket und Comfort-Paket, kommen wir auf 46.400 Euro. Zufall? Wohl kaum.
Volvotypisch sind Sitzposition und Sportsitze sehr bequem und eignen sich für lange Touren. Die speziellen R-Design Sportsitze bieten dabei noch mehr Seitenhalt und Rutschfestigkeit, da sie nicht gänzlich aus Leder bestehen. Im Sommer verhindert das zudem allzu starkes schwitzen, wenn die Sitzfläche nicht gänzlich aus Leder ist.
Volvo ist es gelungen, mit dem R-Design Paket den V60 noch emotionaler zu machen. Die vielen liebevollen Details, etwa dass selbst die hinteren Kopfstützen mit der weißen Kontrastnaht bezogen sind, lassen das Autofahrerherz immer wieder höher schlagen. Selbst Kombi-Feinde können sich diesem Design wohl kaum entziehen.
In Deutschland liegt der Volvo V60 auf Platz 3 der markeninternen Zulassungsstatistik, 4.685 Neuzulassungen waren es hierzulande im Jahr 2013 für den Kombi V60 und die Limousine S60 zusammen. In der Volvo „60er“-Klasse hat der V60 / Kombi dabei einen Anteil von drei Vierteln. Der Mittelklasse-Markt ist von den deutschen Herstellern dominiert, doch Volvo versucht durch die neuen Motoren mit geringerem CO2-Ausstoß nun im Gewerbemarkt Fuß zu fassen. Denn dort kommen die vielen Zulassungen in diesem Segment her. Vielleicht ist ja bei der ein oder anderen Dienstwagenbestellung auch das R-Design Paket mit drin…
Autogefühl: ****
Und hier noch ein Blick auf die Wintertestfahrt von motoreport.
Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
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