Die seriennahe Studie des neuen Mini Clubman ist 26 Zentimeter länger und knapp 17 Zentimeter breiter als der auslaufende Clubberer. Er behält die geteilten Hecktüren, im BMW-Sprech „splitdoors“ genannt, bekommt aber nun vier vollwertige und gleich große Türen mit auf den Weg. Der alte Clubman hatte bekanntlich auf der Beifahrerseite eine gegen die Fahrtrichtung öffnende Pforte, aus der die Fondpassagiere mehr schlecht als recht aussteigen konnten. Beim neuen Modell sind solche Verrenkungen nicht mehr nötig. Von Thomas Imhof
War bilsang der hochbeinige Countryman der einzige Mini, der neben einem hohen „In“-Faktor auch so etwas wie einen Nutzwert bieten konnte, scheint sich nun auch der Mini Clubman zu einem lifestyligen Kleinlaster zu mausern. Vier große Türen und fünf Sitzplätze bieten viel Nutzraum und unterstützen einen „aktiven“ Lebensstil – verspricht Mini mit seiner auf dem Genfer Salon enthüllten Studie. Zumal der neue Clubman mit 4.223 Millimeter deutlich länger ist als der nur 3,96 Meter lange Vorgänger. In der Breite legt der Club-Meister von 1,68 auf 1,84 Meter zu, in der Höhe leicht von 1,43 auf 1,45 Meter. Auch der Radstand soll zugenommen haben.
„Das Mini Clubman Concept zeigt, wie der Mini Clubman sich weiter entwickeln könnte“, macht Adrian van Hooydonk, Leiter BMW Group Design, noch auf heimlich. Dabei ist die Studie nur noch in Nuancen vom Serienmodell entfernt. Das soll „mehr Innenraum und mehr Wertigkeit bieten, dabei clever, frech und einzigartig sein. Kurz: Mehr Auto, mehr Mini“, heizt der Niederländer die Neugier der Mini-Gemeinde an.
Natürlich haben die Mini-Designer rund um ihren Chef Anders Warming auch bei der Genf-Studie keine Mini-Designikone ausgelassen: Hexagonaler Kühlergrill, das rund ums Auto führende „Black Band“, der „Side Scuttle“, die knackig-kurzen Überhänge, elliptische Frontscheinwerfer und die an den aktuellen Mini Paceman erinnernden Heckleuchten ließen auch diesen Mini selbst ohne ein einziges Typenschild als Mini durchgehen.
Im unteren Bereich der mit viel Lametta geschmückten Front betont ein durchgehender Lufteinlass die Breite des Clubman Concept. Die 3D-Struktur der Chromlamellen innerhalb des Grills geben der Bugpartie zuschätzlichen Schliff. Am Außenrand der Schürze sorgen so genannte AirCurtains wie zwei Klammern für einen strömungsgünstigen Verschluss der Radhäuser.
Wie auch schon beim Vorgänger verspricht die langgestreckte Dachlinie erneut viel Nutzraum. Gleichzeitig verleiht sie der im glasklaren Zwei-Box-Design gehaltenen Silhouette eine eigenständige Eleganz, die von großzügigen Flächen noch betont wird. Das im metallischen Grauton „Blade“ lackierte Dach der Studie kontrastiert trefflich mit dem kräftigen und warmen „Berry Red“ des unteren Aufbaus. Insgesamt wirkt der neue Clubman erwachsener und abgeklärter als der etwas verspielte und filigrane Vorgänger. Nur an die waagerechten Rückleuchten müssen sich Mini-Traditionalisten wohl noch immer gewöhnen.
Langer Radstand, flach angestellte Scheiben und kurze Überhänge stehen für Mini-typische Agilität. Die vier nun ganz normal öffnenden Türen sind ebenso ein Signal für die gewachsenen Außenmaße wie für die höhere Funktionalität. Zugleich lassen subtile Flächenmodellierungen und präzise Linien das Auto flach und dynamisch wirken. Drei Chromelemente verleihen der Seitenpartie einen besonderen Touch: Im vorderen Bereich integriert der „Side Scuttle“ den filigranen Spiegelfuß und den Blinker in einem länglich gestalteten Element, das in seiner Form von den beiden elektrischen Türöffnern aufgegriffen wird. Flächenbündig eingefügt ziehen sie eine Linie bis ins Heck, die dort von den Griffen der Hecktüren fortgesetzt wird. Darüber setzt die umlaufende Brüstungslinie aus Chrom den Fahrzeugkörper vom Greenhouse und Dach ab. Dieser so genannte Waistline Finisher umfasst die gesamte Fahrgastzelle und macht damit die markentypische Außengraphik perfekt.
Wie es sich für eine Studie geziemt, steht auch der Mini Clubman Concept auf großem Fuß. Genauer auf 19 Zoll LM-Felgen in zweifarbigem Black Chrome und Chrome Finish. Der bisherige Clubman stand selbst als Cooper S nur auf maximal 17 Zoll großen Rädern, sodass 19 Zöller das Privileg der Studien oder späterer Tuning-Modelle bleiben dürften.
Das Mini Clubman Concept verfügt als erster Mini über einen so genannten AirBreather in der Seite. Er zitiert das Thema der AirCurtains in der Frontschürze und schneidet sich dynamisch in das schwarze, umlaufende Black Band. Der zweigeteilte Dachspoiler kommt vor allem in der Draufsicht zur Geltung – zwischen den beiden Flügelprofilen ist die dritte Bremsleuchte im Formel 1-Stil integriert. Zusätzlich ziehen sich zwei längliche Plexiglasscheiben fast über die gesamte Länge des Daches.
Das für Mini bekannte „Cascading“, das Aufeinanderstützen mehrerer Ebenen, verleiht dem Kombi unter den Minis in der Heckansicht einen sehr stabilen Stand. Auffällig: Der umlaufende Rahmen der Splitdoors wird nun nicht mehr im Blech und farblich kontrastierend dargestellt, sondern die Graphik der Türen selbst bildet den Rahmen, der wie eine dezente Klammer und in Wagenfarbe lackiert das ganze Heck umfasst.
Die horizontal angeordneten Heckleuchten unterstreichen den breiten Stand; und analog zur Front schließt ein aerodynamisch optimierter Stoßfänger mit einem bulligen Doppelrohr-Auspuff die Heckpartie zur Straße hin ab.
Nicht gegeizt haben die Mini Interieur Designer bei den Materialien: Nubukleder in hellem Sky Blue, Glanzleder in sattem Berry red und schwarzes Walknappa schaffen ein edles Ambiente. Dazwischen setzen Elemente aus patiniertem Silber hochwertige Akzente, Dekorleisten aus blau gekalkter Eschenmaser setzen eine moderne, coole Eleganz dagegen. Auch die Stoffe Tweed Grey und Black Twill bilden einen reizvollen Kontrapunkt zu den Material-Klassikern Holz, Leder, Silber. Kleine Details, wie mit dem Union Jack geprägte Knöpfe an Sitzen und Mittelkonsole, Kontrastnähte, Keder oder rote Akzentflächen in den (heruntergeklappten) Sonnenblenden setzen aber auch betont pfiffige und zum Image der Marke passende Ausrufezeichen.
Das zentrale Anzeigeinstrument in der Mittelkonsole ist 160×150 mm groß und verändert die Darstellung seiner Anzeigefläche in Abhängigkeit vom gewählten Menü der aktuellen Fahrsituation. Recht originell auch die belederte Instrumententafel: Eingefasst von einer Spange aus blau gekalkter Eschenmaser und weißem Porzellanlack, scheint der schwarze obere Teil zu schweben. Eine indirekte Hinterleuchtung der Fuge verstärkt diesen Eindruck noch. Die geradlinigen Luftausströmer sitzen bündig mit patinierten, versilberten Spangen – zwischen ihnen spendet eine bei Bedarf hinterleuchtete Fläche in Black Chrome zusätzliche Informationen für Fahrer und Beifahrer. Der untere Bereich der Instrumententafel ist in Glanzleder Berry Red gehalten und setzt einen extrovertierten Kontrast zur dezenteren Gestaltung der oberen Hälfte.
Eine neu interpretierte Ellipse zieht in einem dynamischen Schwung über beide Türen und schafft so eine optische Verbindung von Front und Fond. Die Armauflagen in blauem Nubukleder scheinen in den Türen zu schweben, hinter ihnen verbergen sich Ablagen. Weitere Verstaumöglichkeiten finden sich in den Splitdoors und im doppelten Ladeboden.
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Mini
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