Peugeot Studie Exalt für Auto China 2014

Studie Peugeot Exalt für die Auto China 2014 - Foto: Peugeot

Mit der Studie Exalt knüpft Peugeot an das bereits 2012 beim Concept Car Onyx verfolgte Materialkonzept an. Die für die Auto China (20.-29. April 2014) entwickelte Limousine hat bis zur C-Säule eine quasi nackte Karosserie aus gebürstetem Stahl und dazu ein rot eingefärbtes Hinterteil – verkleidet mit einer Folie, dessen Narbung einer Haifischhaut ähnelt und auch schon mal als Folie auf Flugzeugrümpfen getestet wurde. Weil das Material Turbulenzen glättet und so den Verbrauch senkt. Von Thomas Imhof

„Shark skin“, nennen die Franzosen das Material, das den Luftwiderstand und damit auch den Verbrauch des 4,70 Meter langen Modells senken soll. Zum besonderen Eyecatcher wird es durch den scharfen Kontrast am Übergang von der hinteren Tür zum hinteren Seitenteil. Wo das Grau des unbehandelten Stahls und das Rot des Haihaut-Stoffes aufeinandertreffen. Die Aerodynamik verbessern des Weiteren der Diffusor in der Heckschürze, das gewölbte Dach und die stromlinienförmigen Seitenspiegel.

Das gesamt Heck der Peugeot-Studie Exalt ist mit einem an die Haut von Haien angelehnten Textilstoff überzogen. Sogar die drei "Kiemen" der Heckleuchtengraphik gemahnen an das Vorbild des Raubtieres. Foto: Peugeot
Das gesamte Heck der Peugeot-Studie Exalt ist mit einer an die Hautstruktur von Haien angelehnten Folie überzogen. Sogar die drei „Kiemen“ der Heckleuchtengraphik gemahnen an das Vorbild des gefährlichsten Raubtiers der Meere – Foto: Peugeot

Ansonsten hieß das Leitmotiv für die Peugeot Studie Exalt „Minimalismus“: Alle überflüssigen Materialien und Zierelemente wurden weggelassen, selbst ein Farbüberzug oder zumindest eine Folierung hatten keine Chance. Vielmehr wurde die Karosserie als Hommage an die französische Automobilbaukunst der 1920/1930er Jahre aus unbehandeltem Stahl von einem Karosserieschlossermeister von Hand gefertigt. So wird der exaltierte Franzose zu einer nackten Auto-Schönheit.

Aggressivität mit Sanftheit verbinde die Peugeot Studie Exalt für die Auto China 2014, heißt es im Pressetext. Dem sei hier nicht widersprochen: Lang gezogene, dynamische Linien, eine hohe Gürtellinie, eine geneigte Frontscheibe, ein mit 1,31 Meter niedriges Dach, eine stark gestreckte Seitenansicht, stark eingezogene Flanken, Schweller aus Basaltfaser und 20-Zoll-Felgen sorgen für fast schon klassische Proportionen. Die Felgen werden ebenfalls unbehandelt verwendet, sodass die Musterung durch das Fräswerkzeug sichtbar bleibt.

Ein Fall von Exaltismus: In dieser Ansicht wird das zweifarbige Materialkonzept der Peking-Studie besonders gut deutlich - Foto: Peugeot
Ein Fall von Exaltismus: In dieser Ansicht wird das zweifarbige Materialkonzept der Peking-Studie ebenso gut deutlich wie die stark skulpturierten Flanken und die mächtig ausgestellten Hüften – Foto: Peugeot

 

Die lange Motorhaube wartet am vorderen Ende mit integrierten Doppelscheinwerfern auf; der Kühlergrill hebt sich von der Karosserie ab und nutzt den Peugeot-Löwen als Hommage an die chinesischen Gastgeber: Gilt doch Leo im Reich der Mitte als Symbol für Macht und Prestige. Auffälligstes Detail am Heck: Ein horizontales Band in der Heckspoilermulde – es betont die Breite des Fahrzeugs und gibt der ohnehin schon dramatischen Leuchtengrafik noch mehr Volumen.

Sogar prakische Attribute bietet der Showstar für Peking: Eine neuartige Schienenkinematik für die Heckklappe vergrößert die Öffnung zum Laderaum, der zudem über eine erfreulich niedrige Ladekante verfügt. Eine Holzvertäfelung sorgt für eine edle Anmutung.

Auch die 20-Zoll-Felgen sind unhandelt - Foto: Peugeot
Auch die 20-Zoll-Felgen sind unbehandelt – Foto: Peugeot

Das aus dem Auto des Jahres 2014, dem Peugeot 308, bekannte Peugeot i-Cockpit, kommt in evolutionär weiterentwickelter Form auch in der China-Studie der Löwenmarke zum Einsatz. Das betont kleine, hier mit Leder und meliertem Stoff bezogene Lenkrad sowie das hoch gesetzte Kombinstrument folgen dem bei 208 und 308 verfolgten Layout. Im Bereich der Mittelkonsole angeordnet sind zwei versenkbare Touchscreens zur Steuerung des Bordcomputers, der Hi-Fi-Anlage, des Navigationssystems und der Klimaautomatik.

Die fünftürige Limousine steht dank breiter Spur und 20-Zoll-Felgen mehr als satt auf der Straße - Foto: Peugeot
Die fünftürige Limousine steht dank breiter Spur und 20-Zoll-Felgen mehr als satt auf der Straße – Foto: Peugeot

Das Design der auf der Armaturentafel angebrachten neun Kippschalter wurde von der Klaviatur eines Pianos inspiriert. Sie sind in zwei Gruppen aufgeteilt, zwei Schalter links vom Lenkrad, sieben rechts davon. Hintergrund für diese Aufteilung ist die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, sich die Positionen und Funktionen von bis zu sieben Elementen leicht merken zu können. Darüber hinaus kann der Fahrer die Kippschalter frei belegen.

Einer dieser „toggle switches“  dient auch zur Aktivierung des Schwarzlichtsystems. Dieses in die Scheinwerfer integrierte System ist besonders wirkungsvoll beim Übergang zwischen Tag und Nacht. Weil Schwarzlicht die Fahrbahnmarkierungen im Zwielicht stärker hervorhebt. Im smoggeplagten China mit seinen vielen sonnenlosen Tagen sicher eine sinnvolle Innovation.

Ebenso wie das Luftreinigungssystem „Pure Blue“. Ist die Peugeot Studie Exalt unbesetzt, reinigt Pure Blue die Oberflächen der Fahrgastzelle mithilfe von Bakteriziden und Fungiziden. Während der Fahrt wird die Außenluft vor ihrem Eintritt in den Innenraum durch einen Aktivfilter von flüchtigen organischen Verbindungen und Feinstaub gereinigt.

Extrem aufwändiges Luftreinigungssystem für den Innenraum - Foto: Peugeot
Extrem aufwändiges Luftreinigungssystem für den Innenraum – nicht unwichtig für smoggeplagte Chinesen – Foto: Peugeot

Das Cockpit bietet aber noch weitere Raffinessen und vorbildliche Verarbeitungsverfahren. So werden zum Beispiel bei der Konfektionierung  von Stoffen und Leder  Schnitte und Schnittreste vermieden. Das ressourcenschonende Verfahren orientiert sich an den traditionellen Techniken großer Herrenausstatter und glänzt mit Flächen ohne Nähte, aber dafür klaren Falten. Für die Verbundstoffstruktur der Schalensitze wählten die Interieur Designer melierten Stoff für die Sitzflächen und -lehnen sowie patiniertes Leder für die Seitenbereiche.

Normalerweise werden für ein Auto nur fehlerfreie Lederhäute ausgewählt und dann gegerbt. Bei Audi, aber auch Rolls-Royce, Bentley und ein, zwei anderen Edelherstellern ist das ein ehernes Gesetz. Anders in der Peugeot Studie Exalt: Hier findet auch Leder mit kleinen Fehlern Verwendung, die dafür eine individuelle Note schaffen. Zu diesem erfreulich unverkrampften Umgang passt auch die auf natürliche Weise erzeugte, künstliche Alterung des Leders.

Im Interieur dominieren Holz und Leder; das kleine Lenkrad und das hochgelegte Kombiinstrument kennen wir von Peugeot 208 und 308 - Foto: Peugeot
Die grau bespannten Sitze wirken fast schon spießig-altmodisch; das kleine Lenkrad und das hochgelegte Kombiinstrument hingegen kennen wir schon von Peugeot 208 und 308 – Foto: Peugeot

Bei der Frage nach dem Holz fiel die Wahl von Peugeot auf dunkles Ebenholz. Denn es wirke edel und sei zudem auf dem asiatischen Kontinent beheimatet. In der Studie Peugeot Exalt wird es von einem Motiv geziert, das einen Löwen – nein keinen Panda! – in Verbindung mit Bambusrohren und Blättern zeigt. Auf das Holz aufgebracht wurde es nach traditionellen Methoden von einem chinesischen Handwerker.

Statt Karbonfasern kommen darüber hinaus Basaltfasern zur Anwendung.  Ein natürlicher Verbundstoff, hergestellt aus der  Schmelze des gleichnamigen Steins ohne Nutzung petrochemischer Ressourcen.

Riesige Holzflächen und versenkbare Displays kennzeichnen das großzügige, betont horizontal gegliederte Interieur - Foto: Peugeot
Riesige Holzflächen und versenkbare Displays kennzeichnen das großzügige, betont horizontal gegliederte Interieur – Foto: Peugeot

Als Antrieb für die 1.700 Kilogranm schwere Peugeot Studie Exalt wählten die Franzosen ein HYbrid4-Plug-In-Hybridsystem mit einer auf alle vier Räder verteilten Systemleistung von 250 kW/340 PS. Als Verbrenner kommt ein von Peugeot Sport entwickeltes 1,6-Liter-THP-Aggregat mit 199 kW/270 PS zum Einsatz. Der an eine Sechsgang-Automatik gekoppelte Vierzylinder-Benziner entwickelt eine spezifische Leistung von fast 170 PS pro Liter – ein absoluter Top-Wert.

Die Mehrlenkerhinterachse wird von einem Elektromotor mit 50 kW/68 PS Leistung im Elektro- oder Hybridmodus angetrieben. Per Bremsenergierückgewinnung lädt er zudem die Batterie nach.

Diente konzeptionell als Vorbild: Studie Onyx aus 2012 - Foto: Peugeot
Diente konzeptionell als Vorbild: Die ebenfalls im „Rohlook“ gehaltene Studie „Onyx“ aus 2012 – Foto: Peugeot

So ist das Antriebskonzept noch der seriennächste Teil der ansonsten aufregend anderen Studie. Bleibt zu hoffen, dass einige der Innovationen aus dem Innenraum und die Haifischhaut für die Karosserie den Weg in die Großserie finden. Damit es heißt: Und der Haifisch, der hat (nicht nur) Zähne! 

Text: Autogefuehl, Thomas Imhof
Fotos: Peugeot

 

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