VW Polo Facelift 2014 im Testbericht

VW Polo Facelift, Foto: VW

Gering wird die Anzahl von Leuten sein, bei denen weder in der Familie noch im Freundeskreis nicht einmal jemand einen VW Polo hatte. Mit diesem fortlaufend sympathischen Kleinwagen hatte wohl so ziemlich jeder schon einmal Kontakt. Über 14 Millionen Mal wurde er bisher produziert – und erhält nun ein Facelift, das neben einer aufgehübschten Optik auch mehr Ausstattung fürs Geld verspricht. Wir sind den neuen VW Polo gefahren und haben uns ein persönliches Bild davon gemacht. Von Thomas Majchrzak


Beim Exterieur stechen sofort die neuen Scheinwerfer ins Auge, klar, damit kann man bei einem Facelift sofort den größten Effekt erzielen. Die Front wirkt dynamischer und angepasster an das Design des großen Bruders VW Golf.

Volkswagen Polo in Sunset Red, Foto: Autogefühl
Volkswagen Polo in Sunset Red, Foto: Autogefühl

Beim Interieur gibt es viele neue Features, die zumeist aber extra bezahlt werden wollen. Der VW Polo Facelift 2014 führt damit einige Ausstattungsmerkmale ein, die man ansonsten in diesem Segment vergeblich sucht. So kann man zum Beispiel LED-Scheinwerfer bestellen, ein City-Notbremssystem und eine automatische Distanzregelung (ACC). Das Navigations- und Multimediasystem folgt nun der neusten Soft- und Hardware aus dem VW Golf. Auch ein Bluetooth-Audio-Streaming ist nun möglich. Beim Infotainment setzt Volkswagen also ganz auf die junge Zielgruppe: Vier Multimedia-Ausbaustufen stehen zur Verfügung, ab dem 2. Level gibt es USB- und SD-Karten-Anschluss sowie Bluetooth-Konnektivität, ab der 3. Stufe einen neuen „Mirror-Link“, der alle modernen Smartphones (außer von Apple) auf das 6,5 Zoll Display spiegeln kann. Mit Apple verhandele man gerade noch, so VW, aber bisher zeigt man sich wohl eher nicht interessiert.

VW Polo 2014 Cockpit, Foto: Autogefühl
VW Polo 2014 Cockpit, Foto: Autogefühl
VW Polo 2014 Navi, Foto: Autogefühl
VW Polo 2014 Navi, Foto: Autogefühl

Volkswagen wirbt zudem damit, dass die Kunden die aufgewertete Serienausstattung zum selben Preis wie beim Vorgänger erhalten. Der Basispreis bleibt also bei 12.450 Euro.

Die größten Veränderungen stecken unter der Haube: Alle Motoren sind komplett neu und versprechen einen geringeren Verbrauch. Die so genannte BlueMotion Technology wird nun noch mehr hervorgehoben, sie bietet grundsätzlich Reifen mit wenig Rollwiderstand und Stop/Start-System. Eine Variante, die man nun für alle Motoren bekommt.

Volkswagen Polo in Sunset Red, Foto: Autogefühl
Volkswagen Polo in Sunset Red, Foto: Autogefühl

Wir testen aus der Palette den 1.0 Liter Benziner mit 75 PS – nicht der schwächste, aber eben ein Standard-Motor, der für eine eher gut bezahlbare Variante des VW Polo eingesetzt werden könnte. Bei den ersten Beschleunigungstests zeigt sich der kleine Benziner eher müde, aber viel darf man bei 75 PS auch nicht erwarten. Diese Variante ist klar für den Stadtverkehr, und wenn man nicht rast, reicht das auch. Sobald es jedoch häufiger auf die Autobahn geht, sollte man vielleicht lieber die nächst stärkere Variante wählen oder einen der neuen Diesel, sofern man über 20.000 km pro Jahr abspult.

VW Polo Facelift, Foto: VW
VW Polo Facelift, Foto: VW

Ist der VW Polo Facelift jedoch einmal auf Geschwindigkeit überzeugt er auch mit dem kleinen Motor. Das Fahrwerk funktioniert tadellos und bügelt sowohl große Wellen als auch kleine Schlaglöcher aus. Geräusche von Motor und Umwelt gelangen kaum in den Innenraum, so ergibt sich insgesamt ein überaus ruhiges Fahrgefühl. Angenehm auf langen Strecken, aber besonders wichtig für den hektischen Stadtverkehr. Mit dem neuen VW Polo kann man also immer leicht einen kühlen Kopf bewahren. Wer dazu das Fenster allerdings herunter lässt, muss wissen: Schon über 50 km/h mit Fenster unten gibt es ratternde Windgeräusche, das liegt bauartbedingt wohl nicht anders drin. Dafür sind die Bedienelemente für die Klimaanlage übersichtlich angeordnet und ansonsten findet man sich allgemein auch sofort gut mit dem Interieur zurecht.

VW Polo 2014 Innenraum, Foto: Autogefühl
VW Polo 2014 Innenraum, Foto: Autogefühl

Wie von VW gewohnt überzeugt die Innenraumqualität mit tadelloser Verarbeitung. Natürlich ist in dieser Klasse auch viel Plastik verbaut, aber es ist immerhin mit einer Struktur versehen und nicht ganz hart, so dass es etwas hochwertiger wirkt. An den Innenseiten der Türen hat VW zudem Textil platziert, das gefällt gut.

Schnelle Kurven möchte der VW Polo nicht jagen, dafür ist er zu sehr in Richtung Komfort abgestimmt. Doch mit einer kleinen Motorisierung und vom Einsatzzweck her muss das Kurvenjagen ja auch nicht sein.

VW Polo 2014 Innenraum, Foto: Autogefühl
VW Polo 2014 Innenraum, Foto: Autogefühl

Die Sitzposition ist für Leute über 1,85 m zwar gefühlt etwas eingeengt, aber erstaunlich komfortabel. Rückenschmerzen muss hier niemand fürchten. Der Beifahrer hat sogar massig Beinfreiheit und sitzt auch nicht so ganz hoch im Sitz.

Der VW Polo Facelift ist wie üblich als 3-Türer und als 5-Türer verfügbar. Das Design leidet beim 5-Türer keineswegs, also kann man aus Praktikabilitäts-Gründen eigentlich immer zum 5-Türer raten. Kostenpunkt: 800 Euro. Das dürfte immer gut investiert sein, schließt es doch auch beim Wiederverkauf keine Zielgruppe aus.

VW Polo Facelift in Sunset Red, Foto: VW
VW Polo Facelift in Sunset Red, Foto: VW

1975 erblickte der erste VW Polo das Licht der Welt, damals noch spartanischer als ein VW Käfer. Nach und nach hat er sich zu einem Kleinwagen gemausert, der in seiner Klasse eher das obere Ende der Fahnenstange markiert – mittlerweile in der fünften Generation, die seit 2009 läuft.

Im vergangenen Jahr stand der VW Polo mit über 68.000 Einheiten an dritter Stelle der meistverkauften Volkswagen in Deutschland (nach Golf und Passat), im ersten Quartal 2014 hat er markenintern den Passat sogar überholt. Keine Spur also davon, dass die Autokäufer auf das Update warten und deswegen sich nicht mehr des bisherigen Modells bedienen. Auf das Segment der Kleinwagen bezogen dominiert der Polo ohnehin schon seine Konkurrenten, Opel Corsa und Ford Fiesta folgen übrigens, allerdings mit gebührendem Abstand. Das neue Modell dürfte trotzdem nun einen weiteren Impuls geben.

Volkswagen Polo in Sunset Red, Foto: Autogefühl
Volkswagen Polo in Sunset Red, Foto: Autogefühl

VW Polo Facelift Motoren

1.0 l Benziner
60 PS
75 PS

1.2 l Benziner
90 PS
110 PS
150 PS (BlueGT, folgt im Laufe des Jahres)
192 PS (Polo GTI, folgt ebenfalls später)

1,4 l Diesel
75 PS
90 PS
105 PS (folgt später)

VW Polo Facelift in Sunset Red, Foto: VW
VW Polo Facelift in Sunset Red, Foto: VW

VW Polo Facelift Ausstattungslinien

Der neue VW Polo startet mit den Niveaus Trendline, Comfortline und Highline.

Trendline: 15-Zoll-Felgen (zum selben Preis wie bisher 14-Zoll), geteilte Rücksitzbank, Funkfernbedienung für Zentralverriegelung, Multifunktionsanzeige

Comfortline: 15-Zoll-Alufelgen, Einparkhilfe vorn, Radiosystem Composition Touch

Highline: 16-Zoll-Alufelgen, Müdigkeitserkennung, elektrisch anklappbare Außenspiegel, automatische Fahrlichtschaltung, Rückfahrkamera

Zum Markstart gibt es ferner das Sondermodell „Fresh“ mit speziellen Ausstattungsfeatures.

Polo-Familie (von rechts): Crosspolo, BlueGT, Polo, Foto: Autogefühl
Polo-Familie (von rechts): Crosspolo, BlueGT, Polo, Foto: Autogefühl

Auch Facelift für Lifestyle-Modell Crosspolo

In der Polo-Familie erhielt auch der Crosspolo das Facelift. Grundsätzlich zeichnet er sich dadurch aus, dass er 15 mm höher liegt, einen Offroad-Look bietet und direkt in einer höheren Ausstattungsvariante kommt. Die Basisversion für 18.425 Euro entspricht dem Polo Trimlevel Highlife (16.625 Euro), kommt also in diesem Bereich dann 1.800 Euro teurer. Der Anteil am Polo-Verkauf macht ungefähr fünf Prozent aus.

VW Polo Facelift in Sunset Red, Foto: VW
VW Polo Facelift in Sunset Red, Foto: VW

Fazit: Der VW Polo bleibt das Maß der Dinge in der Kleinwagen-Klasse. Er markiert heutzutage mehr denn je eher das obere Ende im Segment, darüber kommen nur noch die Premium-Modelle von Konzernschwester Audi oder eine Mercedes A-Klasse und ein 1er BMW. Der VW Polo ist im Vergleich (nur dazu) die preiswertere Lösung, die stets ein hohes Maß an Qualität und positives Image verspricht. Fahrwerk, Laufruhe und Fahrverhalten erinnern eher an ein größeres Auto und überzeugen auf ganzer Linie.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Katharina Kruppa / VW

Und hier gibt es weitere Texte zum neuen Polo, von …
Mario Lehmann über das „Cowgirl“,
Jens Stratmann über das überragende Fahrgefühl in diesem Segment,
Mikhail Bievetskiy über das zeitlose Design,
Larissa Rutkowski über die neuen Farben,
Björn Habegger über das neue Multimedia-System,
Sebastian Bauer auch über die Geschichte des Polo

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