Ford Mustang auf dem Empire State Building

Einsatz in Manhattan! Amerikaner verstehen es, besondere Geburtstage spektakulär zu feiern. So auch Ford, die zum 50. Geburtstag des Mustangs ein gelbes Cabrio auf die Aussichtsplattform des ikonischen Empire State Building hievten. Nicht per Helikopter oder Kran am Haken, sondern in nur sechs Stunden per Aufzug und in Einzelteilen zerlegt. Eine Ruckzuck-Aktion, mit der das Blue Oval unter seinem legendären Chefverkäufer Lee Iacocca schon einmal sein damals erstes Pony Car publikumswirksam in Szene setzte. Ein Blick ins Archiv zeigt, wie sich die Bilder von 1965 mit den heutigen gleichen. Von Thomas Imhof

Eine automobile und eine architektonische Ikone treffen seit Mittwoch 320 Meter über New York zusammen: Zum 50. Geburtstag des Ford Mustangs posiert ein gelbes 2015er Ford Mustang Cabriolet auf der 86. Etage des 1931 eröffneten Empire State Building in Manhattans Fifth Avenue. Die Inszenierung knüpft an ein ganz ähnliches Happening aus dem Jahr 1965 an: Auch damals ging Ford in luftige Höhen, um den im April 1964 auf der New Yorker Weltausstellung im Stadtteil Queens erstmals gezeigten Mustang in die Schlagzeilen zu bringen.

Der Mustang über den Dächern von Manhattan - Foto: Ford
Der Mustang über den Dächern von Manhattan – Foto: Ford

Die Aussichtsplattform des Empire State gilt unter New York-Besuchern als Must – gleich hinter oder sogar noch vor der Rundfahrt um den Big Apple auf einem der Schiffe der Circle Line. Das wie das benachbarte Chrysler Building im Stil des Art Déco gestaltete Gebäude war bis 1972 das höchste der Welt und bis 2013 eine Zeitlang auch wieder das höchste Hochhaus in der Metropole.

Auch dieses Mal wurde das Mustang Cabriolet per Lift auf die in der 86. Etage liegende Aussichtsplattform des Empire State transportiert – nachdem es zuvor in passgenaue Einzelteile zerlegt worden war. Die Aktion über den Dächern von Manhattan erforderte eine sechswöchige Vorbereitungszeit. Sie gelang maßgeblich mit Hilfe von DST Industries. Schon 1965 hatten Jungs dieser Spezial-Firma aus Romulus (Michigan) dafür gesorgt, dass ein Mustang Cabriolet blitzsauber auf das Open-Air-Deck des Wolkenkratzers  – und von dort auch wieder heil nach unten – gelangte.

Mustang-Puzzle - das Auto musste so tranchiert werden, dass alle in die teils engen Lifts des Gebäudes passten - Foto: Ford
Mustang-Puzzle – das Auto musste so tranchiert werden, dass alle Teile in die teils engen Lifts des Gebäudes passten – Foto: Ford

Als sich das für die Hurra-Aktion ausgewählte Team erstmals Mitte Februar traf, war schnell klar, dass sich zwar seit 1965 der Ford Mustang, nicht aber die räumlichen Bedingungen im Inneren des Gebäudes geändert hatten. Fakt war: Die Aussichtsplattform ist viel zu hoch, um ein Auto per Kran dort hochzuhieven. Und die nochmals 62 Meter höher ragende Antenne – an die sich schon (vergeblich) Leinwandmonster King Kong geklammert hatte – schloss laut Ford auch die Anlieferung per Helikopter aus.

Also griff DST auf altbewährte Methoden zurück. Sprich: Das maßgerechte Tranchieren des Autos. Bei einem Ortstermin in New York wurden zunächst alle Maße der Aufzüge und Türen abgenommen – und mit diesen Daten sowie zusätzlichen Computerwerten bei Ford in Dearborn an einem maßstabsgerechten Modell die nötigen Schnittstellen festgelegt. Ein wenig Toleranz wurde bewusst eingeplant – schließlich ist das Empire State eine historische Landmarke, mit Art Deco-Holz- und Messingverzierungen, die keinen Kratzer abbekommen sollten.

Zusammenbau des Autos bei Nacht und frostigen Temperaturen - Foto: Ford
Zusammenbau des Autos unter Flutlicht. Bei Dunkelheit und frostigen Temperaturen – Foto: Ford

„1965 bestand das einzige Problem beim Lenkrad“, erinnert sich der damals als Mustang-Transporteur beteiligte DST-Techniker Claude Cochran. „Trotz der zuvor abmontierten Windschutzscheibe bekamen wir das Mittelteil des Fahrzeugs nicht in den Lift – die Spitze des Lenkrads ragte in die Tür. Erst als wir das Gestell ein wenig kippten, ging sie problemlos zu!“

Damit diesmal alles sofort passte, standen DST gleich zwei Mustang Cabrio Prototypen zur Verfügung. Das für New York bestimmte Exemplar wurde komplett in seine Einzelteile zerlegt und für die Lackierung vorbereitet. Die zweite Karosse diente ausschließlich zur Festlegung der Schnittstellen und Anfertigung spezieller Tragegestelle (auf Rollen) und Schutzverpackungen. Im Gebäude hochgefahren wurde alles über einen Lastenaufzug und zwei Personen-Lifts. Um auf Nummer sicher zu gehen, bauten sie bei DST in Romulus sogar den engsten der drei Lifte originalgetreu aus Holz nach. Zugleich wurden alle Gestelle schon einmal bepackt und gewogen – um nicht die maximalen Traglasten der Aufzüge und des Aussichtsdecks zu überschreiten.

Bevor sie alles Richtung New York verluden, übten die DST-Jungs noch einmal ein paar Tage lang den Montagevorgang im Trockenen – wie Formel 1-, DTM- oder NASCAR-Mannschaften, die immer wieder bis zum Erbrechen Boxenstopps üben.

Per Aufzug wurde Teil für Teil nach oben transportiert - Foto: Ford
Per Aufzug wurde Teil für Teil nach oben transportiert – Foto: Ford
Wie sich die Bilder gleichen - auch 1965 ging es um jeden Zentimeter - Foto: Ford
Auch 1965 ging es um jeden Zentimeter – Foto: Ford

Die minutiösen Trockenübungen mussten sein – denn viel Zeit blieb für den Ernstfall nicht. Denn das Observation Deck des ESB ist von acht Uhr morgens bis zwei Uhr in der Nacht für das Publikum geöffnet. So blieb der sechsköpfigen Crew nur ein Zeitfenster von sechs Stunden, um das Mustang-Puzzle nach oben zu schaffen und es dort zusammenzusetzen. Im Dunkeln und  – wie die Fotos zeigen – im Dunkeln und bei leichtem Schneefall!

Spektakuläre Bühne für eine Geburtstagsfeier - Foto: Ford
2014: Spektakuläre Bühne für eine Geburtstagsfeier – Foto: Ford

 

Und auch hier klare Parallelen - Foto: Ford
1965: Und auch hier gleichen sich die Bilder! – Foto: Ford

Nur zwei Tage bleibt der Ford Mustang auf der einmaligen Aussichtswarte. In der Nacht zum Karfreitag, 2 Uhr Ortszeit, wird DST dann erneut in die Hände spucken – und den ganzen Vorgang in umgekehrter Reihenfolge noch einmal ausführen. Fertig sein müssen sie mit allem morgens um sechs – wenn wieder die ersten Besucher zum Himmel über Manhattan streben!

Ein Jubiläumsmodell des Mustangs steht zum 50. Geburtstag derweil auf der aktuell laufenden New York International Auto Show. Nach Deutschland kommt der neue Mustang Anfang 2015. Erstmals als offizielles Mitglied der Modellpalette (statt als Grauimport) sowie neben dem unverzichtbaren V8 erstmals mit einem aufgeladenen Ecoboost-Vierzylinder.

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Ford Motor Company

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