Seit 2007 hat Audi in China sein Verkaufsvolumen verfünffacht – auf zuletzt fast 500.000 Fahrzeuge in 2013. In diesem Jahr wird diese Marke voraussichtlich durchbrochen. Dabei zieht Audi auf dem chinesischen Markt gerade BMW und Mercedes davon. Aber warum? Von Thomas Majchrzak
“Wir haben den Markt sehr frühzeitig bearbeitet und auch verstanden”, so Dr. Dietmar Voggenreiter, Präsident Audi China. 1999 schon gab es den ersten Audi A6 L, also mit langem Radstand. Dieser kam damals schon häufig für Parteikader und Unternehmer als Chauffeur-Limousine zum Einsatz. Auch mit dem Audi A4 wurde schnell das Verlängerungskonzept umgesetzt. Und tatsächlich sieht man im aktuellen Straßenbild von Peking fast in jedem Moment einen Audi A6 oder A4 mit langem Radstand. Das steht nämlich immer groß hinten auf den Autos in China. Während man in Deutschland teilweise bewusst den Wegfall der Modellbezeichnung wählt, soll in China möglichst alles draußen dranstehen: Audi A6 L, dann noch TFSI mit Literangabe und dann das Ganze noch mal auf Chinesisch.
Die Langversionen sind nicht nur wegen der Chauffeur-Funktion beliebt, sondern auch, weil man in China häufig mit der ganzen Familie unterwegs ist. Ferner dient ein längeres Auto auch als Statussymbol.
Inspektion im Schaufenster
Auch das Servicekonzept wurde auf die chinesischen Bedürfnisse angepasst. So möchten die Kunden spontan ohne vorherige Ankündigung jederzeit beim Händler vorbeikommen können und direkt einen Inspektionstermin erhalten. Bei der Wartung des Fahrzeugs wollen sie dann ferner dabei bleiben, am liebsten ihr Fahrzeug durch eine Glasscheibe begutachten – oder aber während der Inspektion etwas anderes Sinnvolles machen, etwa die Haare schneiden lassen, woraufhin entsprechende Angebote zur Beschäftigung in der Nähe sein sollten. So hat Audi auch die Servicekonzepte inklusive der Räumlichkeiten und lokalen Einbindungen berücksichtigt.
Ausbau des Händlernetzes
Mit Stand 1. Quartal 2014 hat Audi 340 Händler in China, bis 2017 soll die Anzahl auf 500 steigen. Dabei stehen künftig insbesondere die kompakten Fahrzeuge im Fokus: Audi rechnet damit, dass sich die Aufteilung der Fahrzeugsegmente in China der europäischen anpassen wird. Heißt: Es werden künftig immer mehr Premiumfahrzeuge im Kompaktsegment verkauft. Jetzt im Frühjahr 2014 startet Audi den Verkauf des Audi A3 in China, im Fokus dabei natürlich die A3 Limousine. Dieses Segment werde besonders die Neukunden ansprechen. Gleichzeitig, so rechnet Audi, werde die Basis des Kompaktsegments auch die obere Mittelklasse stärken. Denn in China sei der Effekt besonders stark, dass man sich als 2. Auto oder nach einem Einkommenszuwachs dann ein größeres Premiumfahrzeug derselben Marke kaufe.
Von Behördenmarke zur jungen Neukundenschicht
Während Audi anfangs in China tatsächlich eine Behördenmarke war, liegt der Anteil der Privatkäufer mittlerweile bei 90 Prozent. Charakteristisch für den Markt China ist ferner, dass ein Drittel der Kunden auch Neukunden sind. Das ist möglich, weil Audi seine Modellvielfalt in China von neun Fahrzeugen in 2009 auf 35 Modelle in 2014 steigern konnte.
Prof. Dr. Ulrich Hackenberg, Audi-Vorstandsmitglied und Chef-Entwickler, sieht die größte Herausforderung für Audi in der Vielfalt an Antriebskonzepten – dabei hat er besonders die Plugin-Hybride im Blick. Ferner seien in China die neuen Connectivity-Dienste wichtig. Diese sind in den USA schon sehr erfolgreich, sind aber in Europa noch nicht so stark nachgefragt. Dabei geht es um Online-Pannendienste, Diebstahlschutz, Veranstaltungs-Infos und allgemein um die Vernetzung von Mensch und Maschine im digitalen Bereich des Autos.
Die wichtigste Neuheit auf der Auto China 2014 für Audi ist das Audi TT offroad concept, auf das wir noch in einem separaten Artikel näher eingehen.
Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
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