Als zweite Karosserievariante des in mittlerweile dritter Generation aufgelegten Mini bringt die BMW-Tochter im Herbst den „5-door“ auf den Markt. Mit Maßen, die die fünftürige Limousine mitten ins Herz des Polo-Segments katapultieren. Versprochen wird trotz des um 72 Millimeter gestreckten Radstands „markentypischer Fahrspaß“. Was sich die BMW-Tochtermarke von dem nunmehr fast vier Meter langen Auto verspricht, fragte Autogefühl den Mini-Markenchef Jochen Goller. Von Thomas Imhof
Der Mini ist familienkompatibel geworden. 72 Millimeter mehr Radstand = 72 mm mehr Fuß- und Beinfreiheit, 15 Millimeter mehr Luft unterm Scheitel und 61 Millimeter mehr Innenraumbreite = Platz für drei Sitze im Fond – mit diesen Maßen hat der Neue das Zeug zum Kleinfamilien-Freund. Mit dem sich die Kids auch ohne den heute fast schon obligatorischen SUV vom Kindergarten oder der Schule abholen lassen. Denn auch der Kofferraum wuchs gegenüber dem Zweitürer um 67 auf 278 Liter. Wer mehr will, kann nur noch zum ebenfalls viertürigen Countryman (350 Liter) greifen. Doch der rangiert laut Mini schon in einem nächsthöheren Segment.
Mit Längenmaßen zwischen – je nach Version – 3,98 und 4,0 Metern macht der Mini mit fünf Türen seinem Namen kaum noch Ehre. Mit diesem Gardemaß übertrifft er sogar einen „nur“ 3,97 Meter langen VW Polo und egalisiert den ebenfalls vier Meter langen BMW i3. Nur der rustikale und auch mit Allradantrieb orderbare Mini Countryman streckt sich mit 4,10 Meter noch ein wenig länger.
Auch das Gepäckraumvolumen des neuen „Fünfers“ liegt exakt auf dem Maß des VW – welcome to the Polo-Club! Wird da das Image vom kompakten Kleinwagen mit Go-Kart-Feeling nicht doch etwas verwässert, fragten wir Jochen Goller, bei BMW für die Submarke Mini verantwortlicher Manager: „Der neue Mini 5-Türer ist immer noch ein echter Mini. Der Mini-typischen Fahrspaß mit dem unverwechselbaren Design und einem erweiterten Raumangebot kombiniert. Das charakteristische Exterieurdesign des Originals im Premium-Segment der Kleinwagen wird authentisch auf die spezifischen Proportionen und die um zwei Fondtüren bereicherte Karosserie übertragen“, sagt Goller im Brustton der Überzeugung.
Der Mini mit fünf Türen profitiere von den hohen Standards der neuen Modellgeneration hinsichtlich Material- und Verarbeitungsqualität, Sicherheit, Akustik- und Schwingungskomfort sowie von innovativen Ausstattungsmerkmalen, so Goller weiter. „Er ist nicht nur um 161 Millimeter in der Länge gewachsen, sondern bietet für die Passagiere auf den drei Sitzplätzen im Fond auch 15 Millimeter mehr Kopffreiheit und eine um 61 Millimeter gewachsene Innenraumbreite.“
Konkrete Wünsche aus dem bisherigen Kundenkreis hätten die Entscheidung für diese neue Variante mitbeeinflusst, sagt Goller: „Natürlich werden sich auch Familien darüber freuen, aber auch Kunden, die aus verschiedenen Gründen einfach mehr Platz benötigen.“
Den werden sie fraglos haben. Denn die im Verhältnis 60 : 40 zweigeteilte Fondsitzlehne kann nicht nur umgeklappt, sondern auch für eine Erweiterung des Gepäckraums in eine steilere Position gebracht werden. Nach und nach lässt sich so je nach Bedarf das Stauvolumen von 278 auf bis zu 941 Liter erweitern. Optional bietet Mini ein Ablagenpaket an, das unter anderem einen doppelten, zweiteiligen Laderaumboden, zusätzliche Verzurrösen sowie ein Bodennetz für den Gepäckraum und Kartentaschen für die Rückenlehnen der Vordersitze beeinhaltet.
Ansonsten profitiert auch die zweite Version des neuen Modells von den Segnungen der zweitürigen Limousine. Dazu zählen die neuen Motoren, eine modellspezifische Fahrwerksabstimmung, für die Fahrzeugklasse innovative Fahrerassistenzsysteme und die aktuellsten Angebotsumfänge von Mini Connected.
Mini-Designikonen wie der Hexagon-Kühlergrill, Scheinwerfer und Heckleuchten mit breiter Chromeinfassung, das typische Seitenblinker-Element und die umlaufende schwarze Karosserieumrahmung sind ebenso Pflicht wie die diversen Kontrastlackierungen.
Dafür hat sich unterm Blech ein wenig mehr getan. Wie der Dreitürer kommt auch der Fünftürer mit den drei bekannten Benzinern auf den Markt. Den Einstieg markieren Dreizylinder, die 102 PS (Mini One) und 136 PS (Cooper) leisten. Darüber rangiert das 192 PS starke Vierzlinder-Triebwerk für den Cooper S. Bei den Dieseln ergänzt ein demnächst auch für den zweitürigen Hatchback erhältlicher Vierzylinder mit 170 PS (für den Cooper SD) das daneben noch aus einem 95 PS (One D) und 116 PS (Cooper D) bestehende Portfolio. Der Power-Diesel ermöglicht dem Mini mit fünf Türen eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h bei Durchschnittsverbräuchen von wenig mehr als vier Liter/100 Kilometer.
Fazit: Was für Puristen eher ein Gräuel sein wird, könnte sich für Mini auszahlen. Der Mini Clubman bietet hinter seinen beiden Flügeltüren lediglich 260 Liter Stauraum und mit nur fünf Zentimeter längerem Radstand kaum mehr Bewegungsfreiheit im Fond. Und der hochbeinige Countryman ist mit Einstiegspreisen von über 20.000 Euro im Schnitt gut 2.000 Euro teurer als die neue fünftürige Limousine. Für die hingegen nur 900 Euro Aufschlag auf den Zweitürer fällig werden. Da kann man schon mal inkauf nehmen, ein Riesenbaby unter den Minis dieser Welt erstanden zu haben. Auch wenn bis zu einem 4,32 Meter langen 1er BMW noch immer genug Luft ist, sollte es BMW nach unserer Meinung aber für die Zukunft dabei belassen: Denn jeder Mini über vier Meter ist im Grunde schon kein Mini mehr.
Die Markteinführung startet am 25. Oktober.
Hier die einzelnen Varianten im Überblick:
Mini One 5-Türer 75 kW/102 PS, 18.350 Euro
Mini Cooper 5-Türer 100 kW/136 PS, 20.600 Euro
Mini Cooper S 5-Türer 141 kW/192 PS, 24.700 Euro
Mini One D 5-Türer 70 kW/95 PS, 20.300 Euro
Mini Cooper D 5-Türer 85 kW/116 PS, 22.350 Euro
Mini Cooper SD 5-Türer 125 kW/170 PS, 26.250 Euro
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: BMW
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