Der neue Opel Corsa E: Großer Bruder des Opel Adam

Die fünfte Generation des erstmals vor 32 Jahren eingeführten Opel-Bestsellers kommt mit Designelementen des kleineren Adam, aufgeladenem Dreizylinder-Turbomotor, reibungsarmen Getrieben und einer laut Opel fahrspaßsteigernden Lenkung. Der neue Opel Corsa E wird wie gehabt als Drei- und Fünftürer angeboten und bietet neben leicht gewachsenen Außenabmessungen auch ein heute fast schon als selbstverständlich betrachtetes Infotainment-System – im Opel-Marketing-Sprech „IntelliLink“ getauft. Seine Weltpremiere feiert der in den Werken Eisenach und Saragossa gebaute Corsa auf dem Pariser Salon Anfang Oktober. Bei den Händlern dürfte er spätestens Anfang 2015 stehen. Von Thomas Imhof

Spätestens seit dem Corsa B der zweiten Generation gilt der kompakte Opel als feste Größe im Segment der Polos und Fiestas dieser Welt. Die vom japanischen Opel-Designer Hideo Kodama gestylte „Knutschkugel“ ist noch heute im Straßenbild präsent und wurde vom eher biederen Corsa C abgelöst. Die vierte Generation hingegen ging mit sinnlicheren Formen wieder zurück zu den Wurzeln der Baureihe und erhielt zudem zur Halbzeit des Lebenszyklus ein geglücktes Facelift. Daran knüpft nun der neue Opel Corsa E an – mit einer skulptural noch stärker durchgebildeten Hülle, die speziell an der Frontpartie stilistische Parallelen zum kleineren Opel Adam nicht verleugnen kann.

Opel Corsa E als Fünftürer - Foto: Opel
Opel Corsa E als knackiger Dreitürer – Foto: Opel



Die flügelförmigen Scheinwerfer inklusive LED-Tagfahrlicht sowie der im Vergleich zum Vorgänger deutlich breiter grinsende Grill samt chromierter Einlegespange verleihen dem Corsa E ein durchaus charakterstarkes Konterfei. Sehr auffällig ist die rund um die Motorhaube und nach vorn bis in den Stoßfänger gezogene Sicke. In der Seitenansicht taucht erneut die von den Designern unter Leitung von Mark Adams erstmals beim Insignia eingeführte Sichelgraphik auf. Am Heck sorgen dagegen probate Stilmittel wie horizontale Heckleuchten und ausgestellte „Backen“ über den Hinterrädern, dass der Corsa möglichst breit und stämmig erscheint. Der Fensterlinie gelingt es zudem, das Auto subjektiv noch etwas mehr in die Länge zu ziehen.

Neuer Opel Corsa als - wie immer - etwas braverer Fünftürer - Foto: Opel
Neuer Opel Corsa als – wie immer – etwas braverer Fünftürer – Foto: Opel

In 32 Jahren hat Opel europaweit rund zwölf Millionen Corsa verkauft, darunter allein 2,8 Millionen aus der nun ausgelaufenen vierten Generation. Ohne Angabe der genauen Maße soll auch der neue Opel Corsa E auf rund vier Metern Länge genügend Platz für bis zu fünf Personen bieten. Als weitere Stärken nennt Opel eine bessere Geräuschdämmung im auch in punkto Materialien und Haptik deutlich wertigeren Interieur.

Übersichtliches Kombiinstrument. Statt eines Drehzahlmessers bieten sich mittlerweile aber sinnvollere Anzeigen an - Foto: Opel
Übersichtliches Kombiinstrument. Statt eines Drehzahlmessers bieten sich mittlerweile aber durchaus sinnvollere Anzeigen an – Foto: Opel

Dort dominieren ebenfalls horizontale Linien und ein übersichtliches Kombiinstrument mit zwei Runduhren und einem dazwischen platzierten Info-Display. Der 7-Zoll-Farbbildschirm auf der Mittelkonsole ist Herzstück des neuen Infotainment-Systems namens „IntelliLink“ . Es bietet Vernetzungsmöglichkeiten mit der Navigations-App „BringGo“ sowie den „Apps Stitcher“ oder „Tune-In“ für weltweiten Radioempfang und Internet-Podcasts. Apple- und Android-Geräte sind kompatibel und alles lässt sich natürlich auch per Spracheingabe steuern. Bluetooth oder die Nutzung von Siri Eyes Free ist ebenso möglich. Und für das Smartphone gibt es eine praktische „FlexDock“-Halterung.

Neben dieser vor Anglizismen überbordenen Konnektivitäts-Welt halten auch neue Assistenzsysteme Einzug in den neuen Opel Corsa E. Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Abbiegelicht, Toter-Winkel-Warner und eine Frontkamera mit Verkehrszeichenerkennung sind gegen Aufpreis ebenso zu ordern wie Spurhalte- und Fernlichtassistent sowie Abstands- und Frontkollisionswarner. Im Notfall zeigt letzterer sogar ein rotes Warnsignal in der Windschutzscheibe an. Die Reifenluftdruck-Kontrollanzeige warnt vor einem möglichen schleichenden oder abrupten Platten.

Infotainmentsystem kompatibel mit dem smartphone -ein "Muss" gerade in modernen Kleinwagen - Foto: Opel
Infotainmentsystem, kompatibel mit dem smartphone -ein „Muss“ gerade in modernen Kleinwagen – Foto: Opel

Sogar der inzwischen auch in dieser Klasse fast schon obligatorische automatisch lenkende Parkassistent gehört zum Ausstattungspaket, ebenso wie eine Rückfahrkamera und ein Berganfahr-Assistent. Wie bei Opel guter Brauch sind neben den Sitzen auch das Lenkrad und die Windschutzscheibe beheizbar. Ein großes Panoramadach und eine Ambiente-Beleuchtung sollen das Interieur noch etwas heimeliger machen.

Das Cockpit gibt sich hochwertiger und etwas  wenig schrill wie das Interieur des kleineren Adam - Foto: Opel
Das Cockpit gibt sich hochwertiger und etwas wenig schrill wie das Interieur des kleineren Adam – Foto: Opel

Wie schon Ford läutet nun auch Opel mit einem 1,0 Liter großen und aufgeladenen Dreizylinder-Direkteinspritzer eine neue Motoren-Ära ein – was aber auch dringend nötig war. Der „1.0 ECOTEC Direct Injection Turbo“ läuft laut Opel dank Ausgleichswelle angenehm rund und erfüllt bereits die neue Euro-6-Abgasnorm. Die Rüsselsheimer bieten das Voll-Alu-Triebwerk in zwei Leistungsstufen mit 66 kW/90 PS und mit 85 kW/115 PS an. In beiden Fällen ist das maximale Drehmoment von 170 Newtonmeter ab 1.800 min abrufbar. Eine spritsparende Start/Stop-Automatik ist serienmäßig.

Auf der Ottomotoren-Serie runden ein neuer, 74 kW/100 PS starker 1,4-Liter-Turbo mit 200 Newtonmeter sowie zwei Saugmotoren mit 1,2 und 1,4 Litern Hubraum die Palette ab. Euro-6 konforme 1.3 CDTI mit 55 kW/75 PS und 70 kW/95 PS bilden das Diesel-Aufgebot. Die sparsamste Corsa-Version ab Marktstart – der 70 kW/95 PS-Selbstzünder mit Fünfgang-Schaltgetriebe und Start/Stop – emittiert pro Kilometer 89 Gramm CO2. Wobei hier wie in vielen anderen Fällen verwundert, dass der CO2-Wert knapp unter einer runden Zehner-Marke liegt. Ein Schelm, wer was Böses dabei denkt.

Der neue Dreizylinder-Turbo-Benziner - Foto: Opel
Der neue Dreizylinder-Turbo-Benziner – Foto: Opel

Der 1,0-Liter-Turbo-Benzindirekteinspritzer wird ab Werk mit einem neuen und betont reibungsarmen Sechsgang-Schaltgetriebe verschwistert. Für Schaltfaule sind eine Sechsstufen-Automatik sowie ein neues automatisiertes Schaltgetriebe („Easytronic 3.0“) mit weiter reduzierten Reaktionszeiten im Angebot.

Kompakt bauendes und reibungsreduziertes Sechsganggetriebe - Foto: Opel
Kompakt bauendes und reibungsreduziertes Sechsganggetriebe – Foto: Opel

Wie bei den Motoren hat Opel auch auf dem Fahrwerkssektor gegenüber Ford einen Rückstand aufzuholen. Also legte man als Erstes den Fahrzeugschwerpunkt fünf Millimeter tiefer, versteifte den vorderen Hilfsrahmen und erhöhte damit zusammen mit neuen Achsschenkeln und neu abgestimmten Dämpfern die Stabilität.  Auch das Abrollverhalten und die Lenkansprache solln sich verbessert haben, während der Hang zum Untersteuern abnahm. Als Resultat soll der neue Opel Corsa E Schlaglöcher und Unebenheiten auf der Straße besser wegschlucken und sich insgesamt beherrschter und komfortabler steuern lassen. Je nach Gusto können Kunden erstmals zwischen zwei Set-ups („Komfort“ und „Sport“) wählen – den Unterschied machen im sportlichen Programm steifere Federn und Stoßdämpfer sowie eine „spitzer“ ansprechende Lenkung.

Fünf Generationen Opel Corsa. Von rechts nach links:
Fünf Generationen Opel Corsa. Von rechts nach links: A, C, E, D und B – Foto: Opel

Diese arbeitet elektrisch und gibt ihre Unterstützung geschwindigkeitsabhängig ab. Wie schon beim Vorgänger lässt sich per Knopfdruck der City-Modus anwählen – dann kann man das Lenkrad notfalls auch mit nur einem Finger drehen.

Sportliche Top-Versionen wie ein OPC-Modell werden das Corsa-Portfolio sicher künftig ebenso erweitern wie – hoffentlich – auch eine Version mit Erdgasantrieb. Doch zuerst einmal müssen sich die „Brot-und-Butter“-Versionen behaupten. Zwar hat der Corsa gerade unter den weiblichen Autofahrern eine treue Stammkundschaft, doch ist die Konkurrenz im „B“-Segment so stark wie nie. Gespannt sein darf man auch auf den neuen Dreizylinder-Direkteinspritzer – hier markiert schon seit geraumer Zeit der Ford „Ecoboost“ aus dem Fiesta und Focus das Maß aller Dinge.

Text: Thomas Imhof, Autogefühl

Fotos: Opel

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