Neuer VW Scirocco R Testbericht Facelift

Sportwagen für Jedermann, diese Idee steckte und steckt hinter dem VW Scirocco. Leichte Designupdates werden beim VW Scirocco Facelift gepaart mit neuen Motoren und der neuen Topvariante, dem VW Scirocco R mit 280 PS. Unser Fahrbericht vom aktualisierten Scirocco R, der signalisiert, dass Volkswagen am Modell festhalten will. Von Thomas Majchrzak

Vor 40 Jahren schickte Volkswagen erstmals einen heißen Wüstenwind aus der Sahara auf den Markt. In zwei Generationen wurde der Scirocco also von 1974 bis 1992 verkauft, dann war erstmal Pause. Immer weniger Käufer hatten sich zuletzt für den Scirocco entschieden, es machte wirtschaftlich keinen Sinn mehr.

Erst 2008 ließ VW den neuen Scirocco auf Basis des Golf VI wieder auferleben. Der in Portugal gebaute Kompaktsportwagen ist allerdings auch heute keine Mengenerscheinung, zumindest für VW-Verhältnisse. Von Volkswagen Pkw werden in Deutschland nur vom Phaeton und vom Jetta weniger verkauft, etwas mehr als 200 Scirocco pro Monat gehen hierzulande über die Händlertheke. Dabei sind Deutschland, Großbritannien und China die größten Märkte für dieses Fahrzeug – China sogar der mittlerweile wichtigste. Denn dort weicht man mit dieser Form von den ansonsten so häufigen normalen Stufenhecklimousinen extrem ab und setzt ein Statement.

In Deutschland erweckt der Scirocco dagegen nicht so viel Aufsehen, bleibt ein durchaus dezenter Sportwagen. Doch er bleibt der derzeit dynamischste Volkswagen. Und mit dem Facelift bekennt sich der VW-Konzern dazu, aus Imagegründen am Modell festzuhalten. Die Sportlichkeit soll auf weitere Modelle abfärben.

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Kommen wir zum 2014er Facelift: Beim Exterieur gibt es leicht modifizierte Front- und Heckpartien. Vorne gibt es Halogen oder auf Wunsch Xenon-Leuchten, hinten LED-Technik. Alle neuen Motoren erfüllen die Euro-6-Norm und sollen bis zu 19 Prozent sparsamer sein. Im Fokus steht dabei der neue 2.0 Liter Turbodiesel mit 150 PS, dessen Normverbrauch bei 4,2 l / 100 km liegt – 0,6 l weniger als beim Vorgänger. Wahlweise gibt es auch die 184 PS – Variante.

Bei den Benzinern sind die Leistungsstufen 125, 180 und 220 PS verfügbar, wobei es für den kleinsten Motor, der als einziger 1,4 Liter Hubraum hat, kein DSG optional gibt.

Serienmäßig gibt es beim VW Scirocco schon 17-Zoll-Felgen, Klimaanlage, Sportsitze und Leder-Sportlenkrad. Neue Stoffe und Farben runden die Facelift-Palette ab. Schöne neue Features sind zudem serienmäßige Zusatzgimmicks: So zieren als Hommage an den Ur-Scirocco auch Instrumente für Ladedruck und Motoröltemperatur sowie eine Stoppuhr das Armaturenbrett – welche sich allerdings nicht vom Lenkrad aus bedienen lässt. Tolle Details, die aber in der Bezifferung etwas billig wirken.

Der Einstiegspreis für den VW Scirocco liegt bei 23.900 Euro.

Ebenfalls neu mit dem Facelift kommt die von uns getestete aktualisierte Top-Variante Scirocco R mit 280 PS, 15 PS mehr als der Vorgänger. Als maximales Drehmoment stehen 350 Nm an. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 5,5 Sekunden. Das Doppelkupplungsgetriebe DSG schaltet dabei fast stufenlos hoch. Gegenüber dem manuellen 6-Gang-Getriebe fällt hier ein Aufpreis von 1.900 Euro an. Mit dem von uns getesteten Schaltgetriebe ist man dafür brachialer unterwegs. Sportliche Puristen werden hiermit glücklich. Wie gewohnt von VW funktioniert das Getriebe tadellos und butterweich.

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Ein neuer Scirocco R sollte auch in einer auffälligen Farbe kommen: So ist unser Testwagen einer in Oryxweiß Perlmutteffekt (Video) für knapp 1.000 Euro Aufpreis. Bei Detailbetrachtung glänzt die Oberfläche. Gerade in Kontrast zu den getönten hinteren Fenstern und den Bi-Color-Felgen ein Hingucker. Außen kommt der Scirocco R direkt mit 18-Zoll-Alus mit dem schönen Namen Cádiz, optional sind diese auch in 19-Zoll verfügbar (plus 585 Euro). Zu den Exterieur-Features zählen die schwarz glänzenden Lufteinlässe vorn, größere Schweller, verchromte Auspuff-Endrohre und ein Dachspoiler. Gerade im Heck ist der Scirocco R durch die horizontal herumgezogene Designlinie und die spitz zulaufenden Scheinwerfer noch dynamischer geworden, hat „mehr Kante“. Der Kofferraum kann nun auch wie beim Golf durch flippen des VW-Logos geöffnet werden. Während die Ladekante sehr hoch ist, bleibt im Kofferraum genügend Platz für die wöchentlichen Einkäufe.

Tomaten und Co. sollten sich allerdings gut festhalten: Das Sportfahrwerk ist 15 mm tiefer gelegt und so fährt sich der Scirocco nicht mehr ganz wie ein Golf, obwohl er auf derselben Plattform aufbaut. Tiefer, sportlicher, aggressiver, auch als ein Golf GTI. Powermäßig ordnet sich der Scirocco R zwischen GTI und Golf R ein. Auf einen GTI-Dreitürer kann man dabei gut verzichten, dann kann man direkt den schöneren Scirocco R nehmen. Lediglich der GTI Fünftürer bietet Vorteile in punkto Praxistauglichkeit.

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Im Interieur gibt es Race-Sitzbezüge und Carbon-Elemente, die sich mit Pianolack-Hochglanzteilen abwechseln. Die Pedalerie ist sportwagengemäß in Edelstahl gehalten, der Dachhimmel schwarz. Erwähnenswerte Optionen sind das Panorama-Glasdach (1.065 Euro), der Parkpilot plus Rückfahrkamera (zusammen 830 Euro) und die Lederausstattung (2.195 Euro). Als komplett andere Sitzform gibt es ferner Motorsport-Schalensitze mit Leder außen und Alcantara innen für 3.335 Euro. Leider muss auch das Navi extra dazu geordert werden. 665 Euro für das Navi mit 12,7 cm TFT-Diagonale, 2.060 für das umfangreiche System mit 16,5 cm TFT.

Sitzen tut man hinten noch erstaunlich gut, nur ab ca. 1,80 m Körpergröße ist beim Kopfraum Schluss. Die beiden Einzelsitze auf der Rückbank sind extrem stylisch und dienen durchaus auch dem Komfort.

A propos Komfort: Obwohl der neue Scirocco R allseits sportlich fährt, lässt er keinen Komfort vermissen. Hier findet man einen Sportwagen ohne Rückenschmerzen. Durch die flache Frontscheibe, die zudem am oberen Ende begrenzt ist, erhält der Fahrer direkt ein Racing-Gefühl. Das Lenkrad könnte zwar etwas kleiner sein vom Umfang, sieht trotzdem klasse aus und lässt sich auch gut bedienen. Harmonisch und sportlich zugleich kurven wir mit unserem Scirocco R durch den Taunus – und wundern uns insbesondere über die Elastizität des Motors. Vierter Gang bei 80 km/h – und trotzdem beschleunigt er bergauf ohne Murren. Selbst Schaltfaule fahren damit noch dynamisch.

Der Verbrauch schnellt bei dieser sportlichen Fahrweise schnell auf 12 Liter / 100 km, kann aber per Gasfuß durchaus auch auf 9 l / 100 km gedrückt (bzw. zurückgenommen) werden – und dann käme man ungefähr an die offiziellen 8 Liter / 100 km heran.

Volkswagen Scirocco Daten und Fakten
Leergewicht: 1.450 kg
Länge: 4,24 m
Breite: 1,82 m / 2.08 m (inkl. Außenspiegel)
Höhe: 1,39 m

Zum Vergleich übrigens der VW Golf 7: 4,25 m x 1,79 m x 1,45 m.
Der Scirocco ist also quasi genauso lang, etwas breiter und etwas flacher.

Den Scirocco R gibt es ab 36.175 Euro. Wer die starke Motorisierung nicht benötigt, der kann sich auch rein optisch einen R machen: So gibt es das R-Line Exterieur für 2.060 und das R-Line Interieur für 845 Euro.

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Fazit: Der Scirocco konnte das Facelift gerade beim Interieur gut vertragen und wird als sportlicher Imageträger offensichtlich noch länger als erwartet in der Modellpalette erhalten bleiben, dem Erfolg in China sei Dank. Der Scirocco R ist die sportliche und schönere Alternative zum Golf GTI, insofern man nicht bewusst einen 5-Türer braucht. Ansonsten punktet der Scirocco R im Vergleich zur markenexternen Konkurrenz (z.B. Peugeot RCZ-R) mit den Volkswagen-typischen Tugenden wie einwandfreier Qualität und Top-Verarbeitung. Insofern ist der Scirocco eine gute Wahl, wenn man die solide Basis eines VW haben möchte und dabei das gewisse Etwas wünscht. In der R-Version dann das gewisse Etwas an Power.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: VW

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