Alle fünf Jahre findet das International Mini Meeting (IMM), das größte seiner Art, im Mini-Heimatland Großbritannien statt. 2014 war es dann wieder so weit und über 5.000 Mini-Fans aus aller Welt kamen über mehrere Tage verteilt in die Grafschaft Kent, wo (vorwiegend) alte und neue Minis in voller Farbenpracht und Variation präsentiert wurden. Von Thomas Majchrzak
Zum International Mini Meeting reisten wir vom Flughafen natürlich stilgerecht im Vintage Mini an, den Artikel dazu gibt es hier.
Während zum Beispiel bei einem Mini-Meeting in Italien auch einige neue Minis zu sehen sind, ist ein Treffen in good ol‘ Britain dominiert von den Classic Minis. Hier gibt es den größten Bestand und die meisten Fanclubs. Viele Besucher campen mehrere Tage auf dem Gelände und scheuen keine Waschcontainer und notdürftige Zelte, um ihren Kult zu feiern. Denn hier ist man eine Familie. Das merkt man direkt an der entspannten Atmosphäre auf dem Festival. Natürlich darf es abends auch mal zur Sache gehen, aber die familiäre und relaxte Stimmung steckt an. Die Fans streunen in den Gassen herum, auf der Suche nach dem ein oder anderen Ersatzteil oder dem ein oder anderen Plausch.
Einer der local heros ist Kevin Palmer, der mit seiner Firma Palmer Works auch berufsmäßig Mini veredelt und umbaut. „Die Leute merken so langsam, dass der Bestand an gut erhaltenen Classic Minis echt knapp wird“, so Kevin, daher ziehen die Preise auch an. Spezielle Modelle hätten ihre Preise in den letzten Jahren verdoppelt. Was Kevin allerdings in monate- bis jahrelanger Arbeit aus den Minis zaubert, ist mit Geld kaum zu bezahlen. Einmal kam ein deutscher Kunde zu ihm nach England, drückte ihm 7.000 Pfund in die Hand und wollte ein Auto umgebaut haben. So weit reicht das Vertrauen hier. Auf dem Stand sehen wir einige äußerst interessante Umbauten, die durchaus auch mal Inspiration für die kleine hintere Tür des Clubman oder für den Mini Roadster gewesen sein könnten, so munkelt man. Denn Kevin kürzt auch Minis zu noch kleineren offenen Fahrmaschinen – Lachgaseinspritzung inklusive.
Einen aktuellen „BMW-Mini“, wie die neuen Minis hier genannt werden, hat Kevin komplett umgekrempelt: Es war einmal ein normaler neuer Mini, der auf dem Dach lag und eigentlich in Einzelteile zerlegt werden sollte. Kevin kaufte das Auto auf, sägte das Dach ab und kürzte die Karosserie an zwei Stellen. Herausgekommen ist ein heißer custom built Roadster. Das Verdeck hängt zwar wie eine Baseball-Cap über, da muss er noch etwas dran tun, aber das stört hier niemanden. Sieht man außerdem nicht, wenn das Verdeck offen ist. Jedenfalls war der Beweis erbracht, dass man auch einen BMW-Mini so individualisieren und tunen konnte wie einen Classic Mini.
Das Verhältnis von Classic Mini Fans und den Anhängern der neuen Fahrzeuge war lange gespalten. Teilweise sieht man an den Classic Versionen auch noch Aufkleber, bei denen BMW-Symbole verunglimpft werden oder die Marke im Jahre der BMW-Übernahme zu Grabe getragen wird. Aber die Animositäten haben grundsätzlich abgenommen, bestätigen einige Fans. So zeigen neben Kevin noch mehrere Veredler, wie man auch die neuen Minis toll aufmotzen kann – oder dass man gleichzeitig einen aktuellen und einen Classic Mini fahren kann.
Classic Mini zu BMW Mini – die Evolution
Für die alten Minis gibt es auf dem International Mini Meeting 2014 in Kent so ziemlich jedes Ersatzteil, das man sich vorstellen kann. Was für manche aussieht wie ein Schrott-Teil-Lager, ist für andere ein wahrer Schatz, wenn man etwa schon jahrelang auf der Suche nach einem ganz bestimmten Teil ist. Was es hier nicht gibt, gibt es wahrscheinlich tatsächlich nicht mehr.
So gibt es an jeder Ecke neue Mini-Bauten zu bewundern, egal ob alt, älter oder neuer. Die Organisation liegt übrigens seit Gründung des jährlichen Treffens 1978 in Moers immer bei den Mini-Clubs. In Kent beteiligte sich auch der Hersteller mit einem Stand am Festival, der lokale Händler bot Probefahrten an. Häufig ist die Automobilindustrie nicht bereit, sich an der Fan- und Tuningszene zu beteiligen, weil man ja immer sagt: Unsere Autos sind perfekt und es bedarf keiner Änderungen. Das ist eine Haltung, mit der viele Hersteller Chancen verspielen, denn sie sollten realisieren, wo denn ihre Fans und Käufer aktiv sind. Bei Mini ist man bezüglich dieses Themas offensichtlich ein wenig entspannter geworden.
An Neuigkeiten steht bei Mini übrigens als nächstes die Markteinführung des Mini Fünftürers an. Die John Cooper Works Version für den neuen Mini kommt in 2015 – dann wird es parallel auch die neuen John Cooper Works Felgen für die Nicht-Sportversionen geben.
Und jetzt noch viele Impressionen von diesen bunten Tagen.
Classic Mini Felgen Compilation
Neuer Mini Felgen Compilation
Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
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