Der Volvo XC60 ist weiterhin im Aufwind und zieht die Marke auch in Deutschland nach vorne. Aufgrund veralteter Benzinmodelle war hierzulande bisher nur der Diesel gefragt, Benziner wurden im Prinzip nur in Einzelstücken ausgeliefert. Doch bei Volvo setzt man seit einer Weile im Downsizing auf Vierzylinder, bei den Dieseln wie bei den Benzinern. Wir testen den neuen T5 Benziner – im aktuellen Sondermodell Volvo XC60 Ocean Race. Von Thomas Majchrzak
Vor einer Weile konnten wir schon den neuen D4 Diesel mit 181 PS im Volvo XC60 testen, von dem wir auch ein Video gemacht hatten:
Nun also der neue Benziner im Vergleich – und dazu auch noch das attraktive aktuelle Sondermodell Ocean Race, das stets stark nachgefragt wird. Schauen wir uns zunächst die Motoren an, die grundsätzlich zur Verfügung stehen, damit wir wissen, wo wir stehen.
Motoren-Übersicht Volvo XC60
Grundsätzlich gibt es die Diesel von D3 (136 PS) bis D5 (215 PS) und die Benziner T5 (245 PS) und T6 (304 PS).
Bei den Dieseln macht der neue D4 am meisten Sinn, den wir auch getestet haben. Den offiziell angegebenen Verbrauch von 4,7 l / 100 km erreichten wir jedoch nicht, eher deutlich über 6 Liter, was aber noch in Ordnung geht.
Beim Benziner ist der Vierzylinder T5 mit 2 Liter Hubraum zu empfehlen, der nun bei uns im Test ist. Dieser hat die neue 8-Gang-Automatik aus dem Hause ZF und ist mit 6,7 l / 100 km angegeben. Der größere Sechszylinder-Benziner T6 mit 3 Liter Hubraum nimmt sich allein schon auf dem Datenblatt 3 Liter mehr und kommt nur mit der älteren 6-Gang-Automatik. Aufgrund der neueren Technik liegt der neue T5 auch beschleunigungsmäßig gar nicht weit hinter dem T6. Von 0 auf 100 km/h benötigt er 7,2 Sekunden (T6: 6,9 Sekunden).
Nun hat der T5 schon ordentlich Power, aber keinen Allradantrieb. Für den deutschen Alltag braucht man den auch nicht unbedingt, zudem der Volvo XC60 auch im Zweifelsfall ausreichende Geländeeigenschaften hätte. Nur bleiben 245 PS viel allein für die Vorderachse. Das merkt man auch, wenn man stark beschleunigt und gleichzeitig eine Kurve einleitet. Dabei muss man das Fahrzeug kennen und am Lenkrad korrigieren, denn natürlich neigen die Vorderräder dann zum Durchdrehen, wobei die Elektronik auch sofort eingreift. Dennoch bleibt die Frage, wieso nicht optional Allrad angeboten wird – oder der Benziner einfach ein bisschen schwächer ist, denn Leistung hat er mehr als genug.
Wie bei allen Benzinern hängt der Verbrauch ganz stark vom Gasfuß ab, noch stärker als beim Diesel. Bei sehr gemäßigter Fahrt bekommen wir den Volvo XC60 Ocean Race T5 auf knapp über 8 Liter, das liegt im Standardbereich über der offiziellen Angabe. Gibt man allerdings mal etwas mehr Gas, fährt zum Beispiel auf der Autobahn schnell oder beschleunigt sehr zügig in der Stadt, kommt man locker auch auf 10 Liter / 100 km. Das sind dann 4 Liter über dem neuen Diesel D4, der im Einstiegspreis sogar noch 1.000 Euro unter dem Benziner T5 liegt. In der Regel werden die meisten Kunden angesichts dessen dann weiter beim Diesel bleiben. Der Vorteil des Benziner liegt lediglich darin, dass er kultivierter klingt und gerade beim Anlassen und beim Anfahren deutlich ruhiger und angenehmer ist. Wer ganz überzeugter Ottomotor-Fahrer ist, hat nun hier eine spaßbringende Alternative. Denn Freude macht der T5 ganz gewiss. Er läuft stets drehfreudig, dabei leise und ohne Turboloch.
Der Basispreis des Volvo XC60 liegt (D3) bei 34.400 Euro. Der Volvo XC60 T5 im Test liegt bei 41.030 Euro, als Ocean Race Sondermodell bei 44.230 Euro.
Design
Eine der größten Stärken des Volvo XC60 ist das Design. Klar ist das immer Geschmacksfrage, aber wir finden, dass er zweifelsohne zu den schönsten SUVs überhaupt zählt. Dafür spricht die muskulöse Design-Sicke vorne, die die Motorhaube hervorhebt, sowie die einzigartigen Heckleuchten hinten, die eingelegt in das Heck eine senkrechte Welle formen. Durch die bulligen, aber wohl geformten Schultern tritt der XC60 bullig und elegant zugleich auf. Seitlich laufen die Fenster von oben und unten etwas zusammen, so dass sich dort auch im schrägen Profil eine dynamische Linienführung ergibt. Beim Sondermodell thront ein kleines Ocean Race Logo an der Seite.
Im Interieur ist Volvo-Wohlfühlatmosphäre angesagt. Auch hier dominieren geschwungene Linien, die skandinavische Simplicity versprühen. Bis auf die etwas zu vielen Tasten im Telefon-Bedienfeld (wer wählt noch manuell eine Telefon-Nummer mit Druck auf die Tasten 1 bis 9 ?) wirkt alles wie aus einem Guss. Die Bedienung des Multimedia-Systems ist kinderleicht und braucht keinen Crash-Kurs für Einsteiger. Verwendet wird weder ein Touchscreen noch eine zentrale Bedieneinheit in der Nähe der Handbremse, sondern ein zentrale Drehknopf mit OK-Taste frontal in der Mittelkonsole.
Im Volvo XC60 Ocean Race besitzen die Drehschalter eine noch hochwertigere Haptik, weil diese im Hochglanz-Alu-Look umrandet sind. Orangefarbene Kontrastnähte an Sitzen und Fußmatten sowie Auflistungen der angefahrenen Ocean Race Orte in der Mittelkonsole sorgen für Sondermodell-Exklusivität. Des Weiteren wird der Segelwettbewerb auf der Gepäckraumabdeckung sichtbar: Dort prangt eine Weltkarte. Ein Ocean Race Startbildschirm begrüßt ferner den Fahrer beim Anlassen. Die Oberfläche des Armaturenbretts ist zwar aus Hartplastik, dieses ist jedoch interessant strukturiert.
Allgemein für den Volvo XC60 ist zum Innenraum zu sagen, dass dieser wirklich sehr gelungen ist und für die Stadt als auch für die Langstrecke beidermaßen ein gutes Gefühl vermittelt. Die Sitze sind Volvo typisch hervorragend und super verarbeitet. Besonders hervorzuheben sind dabei die Kopfstützen, die durch ihre nach vorne geschwungene Form tatsächlich auch während der Fahrt als weiche und komfortable Kopfstützen dienen können. In den meisten Pkw liegen die Kopfstützen sitzbedingt viel zu weit hinten. Wenn die Kopfstützen wie hier im Volvo weiter vorne am Kopf liegen, wirkt sich das übrigens auch positiv auf einen möglichen Auffahrunfall auf, denn der Kopf wird früher abgefangen. Der Blick zurück erfolgt über den rahmenlosen Rückspiegel, der durch seine Form erstens edel wirkt und zweitens gefühlt eine bessere Sicht ermöglicht, weil man nicht ständig einen dicken Plastikrahmen im Sichtfeld hat. Die kurzen Türen vorne wie hinten ermöglichen ein einfaches Aussteigen selbst bei engen Parklücken – ein riesiger Vorteil im täglichen Parkalltag. Im Fond ist zudem selbst für große Erwachsene massig Platz für Kopf und Beine. Und der Kofferraum lädt mit einer angenehmen Ladebreite und einer weit öffnenden Heckklappe ein.
Rot steht dem XC60 übrigens auch verzüglich.
Ausstattungen Volvo XC60
Für die Sinne sticht bei der Ausstattung des Testwagens besonders das Infotainmentsystem Sensus Connect mit Premium Sound (+ 1.150 Euro) hervor. Der Klang ist schlichtweg hervorragend, man hört die unterschiedlichen Klangebenen sehr gut heraus. Der Surround-Sound des harman/kadon Systems kommt besonders gut zur Geltung, wenn man im Sound-Menü unter „Premium Sound“ die spezielle Surround-Funktion noch weiter „aufdreht“. Das gibt ein Klangerlebnis von allen Seiten. Leider wird genau diese Einstellung im Gegensatz zu Bass, Tiefen, Höhen usw. nicht abgespeichert und ist beim nächsten Fahrzeugstart zurückgesetzt.
Die Ausstattung beginnt bei Kinetic, für 2.350 Euro mehr gibt es Momentum und damit zum Beispiel elektrisch einklappbare Außenspiegel, Einparkhilfe hinten und Lederlenkrad. Für 5.630 Euro über Basisniveau kommt in der Top-Ausstattung Summum ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz, Frontscheibenheizung, Sitzheizung vorn, digitale Instrumente, Ledersitze, 18-Zoll-Felgen und Dachreling hinzu. Toppen kann man das Ganze auch noch jeweils mit einer R-Design Linie, die dann Sport-Elemente zur Verschönerung enthält.
Dazwischen gibt es derzeit das erwähnte Sondermodell Ocean Race, das 3.200 Euro über Basisniveau des Motors liegt und innen zum Beispiel das höherwertigere Audiosystem, Frontscheibenheizung, Zweizonen-Klimaautomatik, Ledersitze mit Sitzheizung und Innenraum-Elemente in Alu-Optik anbietet – und außen ebenfalls Alu- oder Chromelemente wie zum Beispiel die Dachreling, die Einfassungen der Fenster sowie Bicolor-18-Zoll-Felgen. Im Prinzip eine durchgestylte und getoppte Momentum-Ausstattung mit Preisvorteil.
Die 18-Zoll-Felgen sind übrigens unbedingt zu empfehlen, denn hierbei erzielt man einen guten Kompromiss aus Styling, Praxistauglichkeit und Komfort. 17 Zoll würde für das Fahrzeug zu klein aussehen. 19 Zoll sieht zwar optisch besser aus, macht die Felgen aber auch schon kratzempfindlicher an Bordsteinen. Bei 18 Zoll bleibt mehr Reifen übrig, um gegen die kleinen Kratzer im Alltag zu schützen – und außerdem wird der Fahrkomfort tendenziell schlechter, je größer die Felgen sind. Unsere Empfehlung daher: 18 Zoll, wenn man optisch in die 19er verliebt ist, dann eben die 19er. Aber keine 17er und keine 20er.
Extra kommen in jedem Fall etwa eine möglich Holzeinlage für die Mittelkonsole, das Panorama-Glasdach (1.450 Euro) und die Lenkradheizung, die immerhin entgegen manch anderer Optionen nur 250 Euro extra kostet. Teuer, aber sinnvoll für die Sicherheit ist das Fahrerassistenz Pro, das unter anderem den adaptiven Tempomat und den Toten-Winkel-Warner enthält – für 2.150 Euro. Der automatische Abstandseinhalter ist, man kann es nicht oft genug sagen, einer der besten wenn nicht der beste auf dem Markt. Er bremst frühzeitig ab, zeigt aber auch keine Schwächen bei Überholmanövern, in dem er etwa den Überholvorgang abbricht, weil er denkt, dass man auffahren würde.
Leider ist es bei Volvo traditionell so, dass man mit der Sonderausstattung schnell in höhere Preisregionen klettert. Hier heißt es also clever konfigurieren, sonst landet man auch bei XC60 schnell über 60.000 Euro.
Fahrverhalten und Autogefühl
Man muss immerhin bedenken, dass der Volvo XC60 für ein Kompakt-SUV eher groß ist, ein VW Tiguan ist zum Beispiel fast 20 cm kürzer (!) und selbst ein Mercedes GLK noch 10 cm weniger lang. Der Volvo XC60 ist also die richtige Wahl für die, denen ein Kompakt-SUV noch einen Tick größer sein kann, aber für die ein Full-Size-SUV zu groß und zu sperrig ist.
So ist das Fahrgefühl zunächst insofern dominiert von der Größe, als dass man glaubt, ein Full-Size-SUV zu fahren. Dass man doch lieber einen VW Touareg, einen Mercedes ML oder einen BMW X5 gekauft hätte, dieser Gedanke wird hier niemals aufkommen.
Durch das vom Markt absetzender Design außen wie innen fühlt man sich immer auch ein bisschen exklusiv, ohne aber abgehoben zu sein. Der Volvo XC60 bietet die Andersartigkeit eben nicht durch Protz und unerreichbare Exklusivität, sondern durch wohlgefällige Formen und Elemente. Und das schlägt sich auch beim Fahren nieder. Insgesamt vermittelt der Volvo XC60 Ocean Race ein geschmeidiges Fahrgefühl. Das kommt in diesem Fall vom leisen Benziner, von den extrem komfortablen Sitzen, dem ruhigen Innenraum, dem herrlichen Musik-Klang und dem weich abgestimmten Fahrwerk. Rasen ist hier nicht angesagt. Trotzdem macht es nach und nach, gerade in Verbindung mit dem Benziner, immer mehr Freude, auch zügig durch die Stadt zu huschen. Je länger man den Volvo XC60 fährt, umso schwerer fällt der Abschied.
Etwas umständlich ist lediglich die Lenkbewegung in schärferen Kurven. Es ist recht viel Lenkweg nötig, um die Räder schräg zu stellen, hier würden dem großen Kompakt-SUV aus dem hohen Norden eine überarbeitete Progressiv-Lenkung gut tun. Da merkt man dann schon, dass sich z.B. ein Tiguan einfacher handeln lässt.
Abmessungen Volvo XC60
Länge: 4,64 m
Breite: 2,12 m (inkl. Außenspiegel) / 1,89 m (exkl. Außenspiegel)
Höhe: 1,71 m
Radstand: 2,77 m
Leergewicht: 1.833 kg
Kofferraumvolumen: 495 l
Kritisiert wird der Volvo XC60 gelegentlich wegen seines großen Wendekreises (11,7 m). Der Lenkeinschlag macht allerdings keine großen Probleme, so dass er beim Einparken in die Parkbox in der Tiefgarage nicht negativ auffällt. Wichtig ist nur, dass man die Parksysteme hat – denn die Übersicht seitlich nach vorne ist begrenzt. Die Rückfahrkamera verzerrt das Bild leider, so dass man keine wirklichkeitsgetreue Darstellung erhält. Insgesamt kann man also festhalten, dass es sich hierbei um kein Parkwunder handelt.
Technische Haltbarkeit und Neuzulassungen
Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu mäkeln. Auch in der langfristigen Betrachtung hält der Volvo XC60 offensichtlich das, was er verspricht. Beim Dekra Gebrauchtwagenreport, bei dem Mängel bei tatsächlich geprüften Fahrzeugen notiert werden, erzielt der XC60 Bestnoten. Fazit bei der Dekra: „Der kleine SUV von Volvo ist einer der besten Fahrzeuge in der SUV-Klasse. Einzige Auffälligkeit ist ein leicht erhöhter Verschleiß der Bremsscheiben an Fahrzeugen über 50.000 km.“ Nur der Mercedes GLK schnitt noch leicht besser ab.
Nach etwas über einem halben Autojahr blickte Volvo 2013 beim XC60 noch auf gut 700 Neuzulassungen pro Monat in Deutschland, im Jahr 2014 ist diese Zahl schon auf gut 870 Neuzulassungen/Monat gestiegen. Das liegt am weiterhin anhaltenden SUV-Trend und an den neuen modernen Dieselmotoren, die gut zum Package passen. Spannend wird nun, ob der neue Vierzylinder-Benziner erstmals die Ottomotoren im Mix nach vorne bringen kann.
Fazit: Im Großen und Ganzen wird sich am Benziner/Diesel-Mix wahrscheinlich nichts ändern, aber immerhin steht Benziner-Fans nun auch eine durchaus sinnvolle Alternative zur Verfügung. Das Sondermodell Ocean Race ist ein attraktives Modell, weil heutzutage ohnehin meist schon umfangreiche Ausstattungen bestellt werden, die in subventionierten Paketen dann Sinn machen. Der Volvo XC60 ist einer der schönsten und auch einer der größten Vertreter der Kompakt-SUVs auf dem Markt. Mit wenigen Schwächen, aber dafür umso mehr Genuss, Fahrspaß und skandinavischem Design punktet er ganz groß und ist emotional wie technisch ein heißer Tipp in dieser Klasse, wenn das Kleingeld stimmt.
Autogefühl: *****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Und hier gibt es einen weiteren XC60 Fahrbericht von Newcarz sowie von Driver‘s Groove.
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