Gerade in der Kompaktklasse übertreffen sich einige Hersteller darin, möglichst uniforme Autos zu bauen. Auch Citroen hat so ein Modell im Rennen, aber es gibt auch die extravagante DS-Linie: So zeigt der Citroen DS4, das man auch im Kompaktsegment anders sein darf – wie anders, das wollten wir herausfinden. von Thomas Majchrzak
Preise und Ausstattung
Während ein normaler Citroen C4 ab 16.970 Euro erhältlich ist, beginnt die Basisversion des Design-Bruders Citroen DS4 bei 21.640 Euro, als DS4 VTi 120 Chic, ein 1.6 Liter Benziner mit 120 PS. Serienmäßig gibt es dabei unter anderem schon Lederlenkrad, Radio RD5 mit sechs Lautsprechern, Außenspiegel elektrisch einstellbar und beheizbar, Tempomat und Klimaanlage.
Wir fahren einen Citroen DS4 HDi 165, der im nächst höheren Level SoChic auf 29.250 Euro kommt, und dann schon Einparkhilfe mit Abstandssensoren hinten und eine Klimaanlage mit einstellbarer Temperatur links und rechts bietet. Auch bei den Extras wird man nicht arm, so liegt eine Sitzheizung bei 250 Euro und ein Navi bei 990 Euro. Bei diesem Preis ist die Konkurrenz nahe, denn auch einen VW Golf mit 2 Liter TDI und gehobener Highline-Ausstattung gibt es knapp unter 30.000 Euro. Schauen wir uns an, wie der Citroen DS4 sich weiter absetzt.
Interieur
Wichtig bei einem DS-Modell ist stets, dass man besonders viele Kombinationsmöglichkeiten hat, etwa bei der Interieurfarbe:
Wir testen das schwarze Interieur mit Stoffsitzen in Kontrastfarben. So sind diese an den Seitenwangen außen weiß, haben von innen an den Seitenwangen Kunstleder und auf der Sitzfläche einen Textil-Kunststoff. Die Sitze sehen toll und schnittig aus, bietet aber für groß gewachsenen Menschen keinen gänzlich überzeugenden Komfort.
Sehr angenehm ist dagegen das Lenkrad, das so ganz anders ist als in den meisten anderen Automobilen. Die leide Mulde in den Griffbereichen führt dazu, dass man mit dem Daumen nicht umgreift, sondern ihn auf die Mulde legt. Interessant ist auch das abgeflachte untere Ende des Lenkrads, das eine perforierte Struktur aufweist. Warum ist diese Perforation nicht im Bereich der Griff-Flächen?
Die Stärke des DS-Linie liegt darin, dass man immer wieder neue interessante Details entdeckt. So ist die Abdeckung der Instrumente schwungvoll geformt. Allerdings bietet der Citroen DS4 in der Gestaltung nicht so viele Aha-Effekte wie der größere Citroen DS5.
Das Multimedia-System tut seine Dienste, ein iPhone ist recht fix per Bluetooth angebunden. Allerdings ist das Knöpfe-Wirrwarr ein wenig unübersichtlich, auch die Lenkradtasten erschließlich sich nicht auf den ersten Blick. Man sollte hierbei Peugeot oder Citroen gewohnt sein, um auf Anhieb zu finden, womit man die Lautstärke regelt, womit den Bordcomputer und womit das zentrale Menü.
Fahrverhalten
Das Fahrverhalten des Citroen DS4 entspricht genau den Erwartungen in der Kompaktklasse: neutral. Das Fahrwerk ist weder zur hart noch zu weich, es fällt nicht besonders auf. Man cruist in der Stadt genauso wie auf der Autobahn, die Gänge der manuellen Schaltung fliegen dabei geschmeidig ein. Insgesamt entsteht dadurch ein qualitativ durchaus wertiger Eindruck.
Angegeben ist unser getesteter Diesel-Motor mit knapp fünfeinhalb Liter auf 100 km. Dieser 163 PS Diesel schafft dabei 340 Nm und lässt niemals Kraft missen. Eine Motorisierung, die auch für schnellere Autobahnfahrten geeignet ist. Überrascht hat uns der tatsächliche Verbrauch, denn hier verbuchen wir Werte nur knapp über der offiziellen Angabe. Chapeau!
Exterieur
Betrachten wir den Citroen DS4 von außen, so fällt gerade im Zusammenspiel der hochmodernen Felgen und der Coupé-artigen Silhouette auf, dass eine sehr formschöne und edle Außengestalt entstanden ist. Raffinessen wie die aufgeklebte DS-Logofläche (hier vor den Sonne angestrahlt) auf dem Dach unterstreichen den besonderen Ansatz.
Die Coupé-Linie kann unauffällig beibehalten werden, weil sich die Griffe für die Fond-Türen wie schon vom Alfa 147 bekannt seitlich in der abschließenden runden Linie befinden. Dadurch schauen die Tür-Enden auch regelrecht spitz hervor, wenn man die Tür öffnet. Solche Momente schätzt man in einem Autoleben, denn alles was besonders ist, fällt nun mal auf und trägt zu einer emotionalen Komponente bei.
Trotz der ausgefallenen Designlinien außen bleibt es im Innenraum gut übersichtlich. Schließlich muss man in puncto Übersichtlichkeit häufiger Abstriche machen, wenn das Auto ein wenig extravaganter aussieht. Hier nicht.
Übrigens sticht bei der seitlichen Betrachtung noch der Platz in den Radkästen ins Auge. Man würde fast vermuten, hier einen kleinen Crossover-Ansatz zu erkennen. Sieht nach längeren Federwegen aus – oder die Abdeckung ist einfach nicht so weit heruntergezogen.
Den größeren Bruder aus der Mittelklasse, Citroen DS5, hatten wir hier bereits vorgestellt, und zwar als Hybrid. Innen, so hatten wir eingangs erwähnt, macht der DS5 dem DS4 etwas vor, aber beim Exterieur-Design kann sich der kleinere DS4 auch vor der größeren Variante gut behaupten.
1.656 Neuzulassungen in Deutschland verzeichnete der Citroen DS4 in 2013, zum ersten Halbjahr 2014 waren es 965 – was also also durchaus auf eine Steigerung hindeutet. Der „klassische“ Bruder Citroen C4 verkauft sich zwar sechsmal so häufig, aber die DS-Linie ist durchaus wichtig für das frische Image. Ähnlich häufig verkauft wird übrigens der Toyota Prius, ein weiterer Indikator für die Exklusivität eines Citroen DS4.
Dafür ist die Seltenheit offensichtlich ein Garant für einen guten Restwert, was bei Exoten nicht ganz alltäglich ist: Die Restwertprognosen für den Citroën DS4 liegen z.B. für einen zwei Jahre alten Citroën DS4 VTi 120 SoChic mit 30.000 km bei 69,4 Prozent des Listenpreises.
Fazit: Der Citroen DS4 überzeugt durch seine Optik und macht wie der alltägliche Bruder C4 einen grundsoliden Eindruck. Die Extravaganz in der Kompaktklasse ist hier sicherlich zu finden. Wer einen C4 haben und sich dabei von der Masse und von einem eher biederen Design absetzen möchte, der liegt mit dem DS4 genau richtig. Doch wer die Sache eher faktenorientiert betrachtet, wird angesichts des Preises vielleicht doch noch mal einen gut ausgestatteten Golf probieren.
Einen weiteren Fahrbericht gibt es bei motoreport.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak