Mazda MX-5 2015: Im neuen Design und auf Diät gesetzt

Als 1989 auf der Auto Show in Chicago ein kleiner Roadster mit Klappscheinwerfern, mandelförmigen Blinkergläsern und lässig mit einer Hand nach hinten ablegbarem Stoffverdeck die Bühne betrat, hatte die Autowelt einen neuen Liebling: den Mazda MX-5. Seitdem wurde der offene Japaner fast eine Million Mal verkauft – jetzt kommt er im neuen Design und mit 100 Kilogramm weniger auf den Rippen in vierter Generation. Von Thomas Imhof

Hier geht’s zum neuen Fahrbericht Mazda MX-5 ND!

Der meistverkaufte Offene der Welt hat in 25 Jahren allein in Deutschland über 100.000 Käufer gefunden. Nicht nur unter ihnen genießt der in den USA als Miata und in seiner Heimat als Mazda Roadster bekannte MX-5 Kult-Status. Die Design-Ikone hat eine globale und extrem treue Fanbasis, die mit den Jahren allerdings immer älter geworden ist. Sodass sich Mazda gezwungen sah, mit der vierten Ausgabe wieder verstärkt jüngere Zielgruppen um die 30+ anzusprechen und somit wieder an den Wurzeln anzupacken.

Das soll mit einer insgesamt maskulineren, ansatzweise sogar bulligeren Formensprache sowie besonders kompakten Abmessungen gelingen. Das Design beschreibt Mazda als eine Neuinterpretation der schon bei den Limousinen Mazda 3 und Mazda 6 umgesetzten KODO-Linie. Das Resultat setzt sich – stärker als vielleicht von vielen MX-5-Jüngern erwartet – recht deutlich vom seit 2005 gebauten Vorgänger ab. Das beginnt beim nochmals deutlich gieriger aufgerissenen Kühlermaul und setzt sich über Scheinwerfer mit „bösem Blick“ fort. Die Zeiten, in denen ein MX-5 freundlich in einen Sommermorgen blickte, sind jedenfalls vorbei.

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Die Neuinterpretation der Mazda Designsprache KODO spiele mit den typisch japanischen Kontrasten zwischen Bewegung und Ruhe, heißt es im ersten Presse-Dossier. Glaubt man den ersten Pressefotos, überwiegt deutlich „Bewegung“. Der MX-5 2015 scheint sich fast in der Fahrbahnoberfläche festzukrallen. Sehr markant vor allem die Linien, die von den schlitzäugigen Scheinwerfern zum hinteren Radkasten ziehen. Dort treffen sie zusammen, um nach oben zum Heckstoßfänger zu führen. Das Heck selbst hat kaum noch etwas gemein mit dem vergleichsweise zierlichen Hinterteil des Vorgängers. Es überwiegen füllige Flächen und ein etwas aufgepfropft wirkender Spoiler.

Wagte Mazda also beim Design eine doch deutliche Dramatisierung im Erscheinungsbild, hieß das Motto für die Ingenieure und Karosserieexperten „zurück zu den Wurzeln“. Worunter sie in erster Linie den Abbau überflüssiger Pfunde verstanden. In der Tat ist der neue Japan-Roadster rund 100 Kilogramm leichter geworden als sein Vorgänger. Die Motorhaube, der Kofferraumdeckel, die vorderen Kotflügel sowie die vorderen und hinteren Stoßfängerträger aus Aluminium wirken ebenso entschlackend wie das ebenfalls leichter gewordene Stoffverdeck. Folge: Statt zuvor bei 1150 bleibt die Waage nun schon bei 1050 Kilogramm stehen.

Zum optimierten Kampfgewicht kommen beim Mazda MX-5 2015 knackigere Proportionen: Mit 3,91 Meter baut die vierte MX-5-Generation drei Zentimeter kürzer als der 2005 in Genf vorgestellte Vorgänger. In der Breite (1,73 Meter) legt der Neue einen Zentimeter zu, duckt sich dafür aber zwei Zentimeter flacher in den Wind. Der Radstand wuchs hingegen deutlich von 2,27 Meter auf 2,31 Meter, was sich in etwas mehr Bein- und Kniefreiheit auszahlen sollte.

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Der Fahrspaßfaktor in einem Mazda MX-5 lag traditionell schon immer hoch – und das dürfte im neuen Modell nicht anders sein. Wie gehabt realisierten die Ingenieure aus Hiroshima eine ausgeglichene 50:50-Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Sie setzten die längs eingebauten Motoren noch etwas weiter nach hinten und zugleich tiefer, um so eine bestmögliche Konzentration der Massen um den Schwerpunkt des Autos herzustellen. Denn nur so lässt sich das oft zitierte Go-Kart-Feeling in Kurven herbeizaubern. Und selbstverständlich kann auch beim Mazda MX-5 2015 der Kraftfluss nur in eine Richtung gehen: nach hinten.

Das immer schon sehr puristische Fahrerlebnis in einem MX-5 sollen auch die Aufhängungen fortschreiben: Eine Doppelquerlenker-Achse hinten und eine hintere Multilink-Einzelradaufhängung, beide extra steif und leicht ausgelegt, bieten jedenfalls beste Voraussetzungen für ein dynamisches Frischlufterlebnis.

Denn am Ende soll der neue Roadster laut MX-5-Programmdirektor Nobuhiro Yamamoto dem Ideal des „Jinba Ittai“ folgen – worunter man in Nippon die harmonische Einheit zwischen einem Pferd und seinem Reiter versteht. Dafür bürgen sollen neben dem aufwendigen Fahrwerk die Kompaktheit des Fahrzeugs, das abgesenkte Gewicht, die 50:50-Gewichtsverteilung, ein symmetrisches Cockpit entlang einer einzelnen Achse und eine zentralere Sitzposition. Die Motorhaube sei niedriger angesetzt als beim Vorgänger, zusammen mit schmaleren A-Säulen und dem nach hinten gerückten Windlauf ergebe sich zudem eine bessere Sicht nach vorn, so Yamamoto weiter. Ohnehin sollen laut Mazda im neuen MX-5 2015 die Grenzen zwischen Interieur und Exterieur nahezu verwischen. Als Beispiel nennen die Designer eine markante Linie, die sich vom oberen Teil der Türverkleidung nach außen bis zum vorderen Kotflügel erstreckt.

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In der vergangenen Nacht hat Mazda simultan an weltweit drei Orten – Barcelona, Monterey (Kalifornien) und Chiba (Japan) – seinen neuen Roadster enthüllt. Doch müssen sich zumindest deutsche Fans noch bis zum dritten Quartal 2015 gedulden, ehe der neue MX-5 zu den hiesigen Händlern rollt. Zwei Vierzylinder-Benziner mit Direkteinspritzung sind als Antriebsquellen gesetzt – ein 1,5 Liter mit 130 und ein 2,0 Liter mit 160 PS. Fix ist auch der Einsatz eines Handschalters mit nun sechs statt zuvor fünf Vorwärtsgängen; eine Sechsstufen-Automatik gibt es nur für schaltfaule Amerikaner.

Ob die beim nun auslaufenden Modell alternativ zur Stoffmütze angebotene Variante mit elektrisch versenkbarem Kunststoff-Hardtop weitergeführt wird, ist noch nicht abschließend entschieden. Was verwundert, wählten doch zum Beispiel in Deutschland bis zuletzt die Hälfte aller Kunden diese speziell im Winter vorteilhafte Karosserievariante. Fakt ist: Zum Marktstart kommt der MX-5 zunächst einmal nur mit einem klassischen Stoffverdeck. Das sich – so Mazda – „leicht vom Fahrersitz aus bedienen lässt.“

Vom neuen Mazda MX-5 wird es zusätzlich eine Variante für die Marken Fiat und Abarth geben. Mit eigenständigem Design und eigenen Motoren, aber ebenso wie der Genspender gebaut in Hiroshima. Sicher nicht das schlechteste Rezept für einen Nachfolger der Mitte 2005 eingestellten Fiat Barchetta, obwohl der Cabrio-Markt seit langem weltweit rückläufig ist.

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Mazda

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