Vor 32 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des Opel Corsa, 12,4 Millionen Stück des Kleinwagens wurden in Europa verkauft. Mit dem Opel Corsa E kommt nun die fünfte Generation auf den Markt, außen optisch korrigiert und aufgehübscht, innen total renoviert und mit für diese Klasse ungewöhnlichen Assistenzsystemen ausgestattet. Ein wirklich sehr konkurrenzfähiges Produkt. Von Holger Majchrzak
Jeder vierte verkaufte Opel ist ein Corsa. Wenn dieses Auto also nicht funktioniert, kommt der Hersteller in arge Nöte. Daher war schon zu erwarten, dass der neue Opel Corsa E einige Überraschungen bieten wird. Das gilt vor allem für den Innenraum. Der ist jetzt angenehm aufgeräumt, ja geradezu formschön und durchgestylt für einen Kleinwagen. Die Materialien im Cockpit wirken höherklassig, insgesamt macht das komplette Interieur einen großzügigen Eindruck. Einzig die Vordersitze könnten für größere Nutzer eine längere Sitzauflage haben, aber es ist eben doch ein Kleinwagen.
Beim Blick auf die Instrumententafel fällt auf, dass der neue Opel Corsa E technisch aufgerüstet wurde, in manchen Punkten deutlich über das Übliche in diesem Segment hinaus. Das Fahrzeug verfügt über Berganfahrhilfe, Parkassistent, Toter-Winkel-Warner, Verkehrsschild-Erkennung, Fernlicht- und Spurhalteassistent, Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner. Lenkrad- und Frontscheibenheizung machen auch das Fahren in Herbst und Winter bequemer.
Ein richtiges Ärgernis bei der Produktvorstellung des Opel Corsa E war allerdings das IntelliLink Infotainmentsystem. Das integriert Smartphone Funktionen; eigentlich eine geniale Idee, die in der Regel ohnehin vorhandenen teuren iPhone und Android-Modelle mit dem Auto zu verknüpfen. Allerdings sind bisher nur wenige Apps tatsächlich zu nutzen und das Navigationssystem namens BringGo bringt niemanden zuverlässig irgendwo hin, sondern neigt zu Abstürzen und arbeitet mit einer missverständlichen Grafik. Zu dem spricht es ein Deutsch, das unfreiwillig an Migranten-Comedy erinnert. Da muss Opel noch mal ran. Andere Apps versorgen den Fahrer mit weltweitem Radio- oder Podcast-Empfang, lesen E-Mails vor oder erlauben eine Sprachsteuerung.
Der Corsa mit dem dynamischen Gesicht
War der Corsa B noch als „Knutschkugel“ bekannt wegen seines rundlichen Designs, wurden die folgenden Modelle kantiger, optisch aggressiver. Der neue Corsa E hat nun ein besonders dynamisches Aussehen. Die flügelförmigen Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht sowie das breitere Gesicht und Chromelemente schärfen das Profil. An der Seite kann man Elemente des Insignia mit dessen fließenden Design-Linien erkennen. Auf der Rückseite wird das Licht Schema der Frontschein-werfer wiederholt. Insgesamt ist der neue Corsa sehr schön in die Opel-Design-Philosophie eingepasst und auffälliger im Straßenbild als seine Vorgänger.
Motoren: u.a. ein Dreizylinder mit mehr Laufruhe
Ebenso wie Ford baut Opel nun auch einen 1,0-Liter-Turbo-Dreizylinder-Direkteinspritzmotor. Der 90 PS Motor läuft ruhig wie ein klassischer Vierzylinder dank einer Ausgleichswelle und soll nur 4,3 Liter Benzin auf 100 Kilometern verbrauchen. Ein weiterer Dreizylinder leistet 115 PS bei nach Werk 5,0 Liter Verbrauch. Dazu muss man allerdings sehr sanft mit dem Gaspedal umgehen. Bei unseren zugegeben sehr flotten Testfahrten stand in der Regel eine Sechs vor dem Komma.
Darüber stehen ein 1,4-Liter-Turbo mit 100 PS und zwei Saugmotoren mit 1,2 und 1,4 Liter zur Verfügung. Der Diesel Line-Up besteht aus einem 1.3 CDTI mit 75 PS oder 95 PS.
Unser Drei-Liter-Testfahrzeug überzeugte beim Fahren durch seine Agilität. Opel hat dem Corsa E ein neues Fahrwerk und eine Lenkung spendiert, was besonders beim sportlichen Fahren gut ankommt. Das Fahrzeug verleitet eher zum Flitzen als zum gemütlichen Dahingleiten, speziell im Vergleich zu seinen Marktkonkurrenten hat es wohl den höchsten Spaßfaktor.
Fazit: Grundsolide mit Pfiff
Opel-Marketing Chef Martin Golka nennt den – übrigens 4,02 Meter kurzen – neuen Corsa E ein erwachsenes Auto, soll heißen, dass er schon ein wenig aus dem Kleinwagen-Segment herausragt. Wir sagen, dass der Wagen ein großer Schritt nach vorne ist und Opel sicher weitere Spitzenplätze im Verkauf sichern wird. Aber die Konkurrenz wird nicht schlafen und die Wettbewerbsvorteile im Bereich der Assistenzsysteme bestimmt fix nacharbeiten. Gut gefällt uns die Preisgestaltung: Der Einstiegspreis des neuen Opel Corsa E beträgt 11.980 Euro (70 PS Dreitürer). Dass viele Einheiten dieses „Nacktmodells“ verkauft werden, glaubt der Hersteller aber nicht und kalkuliert mit einem Durchschnittspreis von 15.500 Euro – der Kunde werde sich also stärkere Motoren und ein höheres Ausstattungslevel leisten. Ende Dezember soll der Wagen bei den Händlern stehen. Ob es auch die Top-Sport-Version OPC Corsa geben wird, dazu sagt Opel offiziell nichts. Aber ein kleines Augenzwinkern bei den Verantwortlichen lässt darauf schließen, dass der richtig schnelle Flitzer eine Option ist.
Autogefühl: **
Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Opel
Video: Autogefühl, Thomas Blachetzki
Mehr zum neuen Corsa auch bei Newcarz und bei motoreport sowie bei trendlupe und IMAEDIA.
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