Infiniti QX70 3.0d Testbericht

Der Infiniti QX70 ist sicher allein schon wegen seines außergewöhnlichen Designs einer der interessantesten SUVs auf dem Markt. Er passt sich nicht der vorherrschenden Design-Linie an, sondern findet seine eigene Sprache. Wir wollen in unserem Testbericht herausfinden, ob dies das einzige Alleinstellungsmerkmal ist, oder ob den Infiniti QX70 3.0d noch mehr auszeichnet. Von Thomas Majchrzak

Bis 2013 hieß der Infiniti QX70 noch Infiniti FX, die erste Generation lief von 2003 bis 2008, die zweite Generation seit 2009. Im Frühjahr 2012 gab es eine Modellpflege mit z.B. einem neuen Kühlergrill. Und kurz danach mit der logischen Ordnung der Modellbezeichnungen bei Infiniti eben auch einen neuen Namen.

Was muss man tun, um auch in der Klasse der großen SUVs gegen die Platzhirsche anzukommen? Zum einen kann man vom Äußeren anders sein. Check. Denn der Infiniti QX70 stellt eine Fusion aus einem Sportwagendesign im oberen Teil und einem SUV mit höheren Bodenfreiheit im unteren Teil dar. Genau das ist es, was sein Design auf den ersten Blick vielleicht seltsam, aber daher so interessant erscheinen lässt. Passend zu dem GT-Design ist auch, dass der QX70 tatsächlich auf Basis des Nissan 370Z steht. Unglaublich zunächst, aber das ist ein Statement, wo der heckangetriebene QX70 von der Sportlichkeits-Attitüde her angesiedelt sein soll. Dazu später mehr.

Neben dem Design muss man natürlich auch qualitativ mithalten. So hat Infiniti nach eigenen Angaben auf ein Steckenpferd der Deutschen geachtet: genaue Spaltmaße.

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Exterieur

Beginnen wir beim Design. Wie erwähnt ist der Infiniti QX70 wohl eines der eigenständigsten Fahrzeuge, und das nehmen wir wohlwollend zur Kenntnis. Denn Abwechslung bereitet Freude.

Die Front zeichnet sich durch den trapezförmigen Kühlergrill aus, der die beiden massiven Ausbuchtungen auf der Motorhaube schwungvoll seitlich entgegen nimmt. Diese sieht man selbst deutlich, wenn man aus dem Cockpit hinaus schaut. Die Scheinwerfer sind so ganz anders als beim vorherrschenden Design: oben gerade, unten mit zwei Rundungen.

Die Seitenlinie ist dagegen eher schlicht und endet stringent in einer Coupé-Form. Am Heck darf es dann verspielt weiter gehen. Ein Schwung hier, ein Schwung da, ruhiges Design ist etwas anderes. Der Infiniti QX70 wirkt wie eine Spielwiese der Designer, was man nicht unbedingt negativ verstehen muss.

Interieur

Blickfang im Interieur sind die liebevoll gestalteten Sitze mit Infiniti-Bestickung auf den Rückenteilen der Sitze. Wohl geformte Seitenwangen, die in der Top-Ausstattung auch elektrisch aufblasbar sind (für Rücken und Gesäß) kontrastieren mit dem gelöcherten Waben-Muster der Lederinnenfläche. Die Sitze sind in der Premium-Version beheiz- und kühlbar, wobei sich die Lüftungswirkung am ehesten im Übergang zwischen Sitzfläche und Rücken auswirkt – nicht ganz optimal vom Ziel. Überzeugend ist das Feature der Einstiegshilfe, bei dem der Fahrersitz nach Abschalten des Fahrzeugs und Öffnen der Tür für den besseren Ausstieg nach hinten fährt. Startet man das Auto dagegen wieder, fährt der Sitz wieder näher zum Lenkrad heran. Praktisch!

Das Infotainment-System ist noch nicht so aktuell wie bei beim Infiniti Q50. Es gibt also den einen zentralen Screen, der sowohl per Touch als auch mit einem Steuerkreuz direkt vor dem Screen zu bedienen ist. Das Menü erklärt sich weitgehend von selbst, man kommt also relativ schnell mit allen Funktionen klar. Die Kartenansicht könnte moderner wirken. Und auf manche Umstellungen reagiert das System nicht automatisch. So muss man für das Audiostreaming per iPhone zunächst das vorher gekoppelte iPhone manuell entfernen und separat beim Audiostreaming anmelden, damit nicht nur das Telefonieren, sondern eben auch das Musikhören funktioniert. Einen USB-Anschluss hat man nämlich als Alternative nicht zur Verfügung.

Die Formen des Armaturenbrettes sind erneut interessant, weil sie sich im Stil gegen die Premiumkonkurrenz stellen. Die Materialien bleiben jedoch relativ nüchtern, in dieser Preisklasse könnte man da schon etwas mehr erwarten. Das Armaturenbrett besteht hauptsächlich aus Kunststoff, immerhin ist er ein klein wenig aufgeschäumt, wenn auch nicht viel. In vielen kleinen Details vermag der Infiniti QX70 seinem Premium-Anspruch eben nicht gerecht werden – etwa beim billigen Kippschalter für die Fahrwerkseinstellung oder bei der Halterung und Funktionsweise des mittleren Ablagefaches. Das erinnert mehr an Nissan als an Audi/BMW/Mercedes. Man merkt, dass das Fahrzeug noch von 2009 stammt und die neueren Infiniti-Fahrzeuge schon eher Richtung Augenhöhe gehen. Beim QX70 erlebt man dann noch kleine weniger schöne Details wie eine knarzende Sonnenblende auf der Fahrerseite oder der elektrisch verstellbare Rückspiegel, dessen Spiegelfläche der in der untersten Kipp-Position (um zu beobachten, dass man die Felgen nicht am Bordstein beschädigt) plötzlich anfängt, hin- und her zu klappen.

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Infiniti QX70 Serienausstattung

Ein großer Vorteil bei Infiniti ist dagegen, dass man ohne riesige Aufpreiswellen schon eine sehr gute Ausstattung erhält.

Die Austtattungsvarianten gliedern sich in GT, S, GT Premium und S Premium. Die GT-Varianten sind sozusagen die dezenten Versionen, die S-Varianten kommen mit 21-Zoll– statt 20-Zoll-Felgen und schwarzen Exterieur-Elementen.

In den umfangreicheren Premium-Varianten sind dann zum Beispiel zusätzlich der adaptive Tempomat, der Bremsassistent, die Rundumblick-Kamera sowie das Multimedia-Pack mit BOSE-Soundsystem und Navi verbaut. Ansonsten sind die „Basisausstattungen“ mit Ledersitzen, Panoramaglas-Dach & Co. schon sehr gut bestückt. Das macht Freude, hier zeichnet sich Infiniti klar durch die umfangreichere Serienausstattung von den Wettbewerbern ab. Allgemein legt Infiniti auch viel Wert auf Assistenzsysteme. Das Leder kann man ab Werk übrigens in den drei Farben Beige, Braun oder Schwarz wählen.

Im Praxistest fällt vor allen Dingen die Rundumblick-Kamera auf, die auch eine Frontkamera-Ansicht ermöglicht. So kann man mit dem dicken Auto nahe auf Parkplätzen heranfahren und bis zum Parkplatzschild fahren, ohne dass man erraten muss, wo es sich dann vor dem Kühlergrill befindet.

Motorenauswahl Infiniti QX70

Für Europa eher irrelevante dicke Benziner und ein Diesel stehen zur Auswahl:

5,0 Liter V8 mit 390 PS und 500 Nm
3,7 Liter V6 mit 320 PS
3,0 Liter V6 Diesel mit 238 PS – und mit 550 Nm immer noch mehr Drehmoment als der Benziner

Dabei wird direkt klar: Der von uns gefahrene Infiniti QX70 3.0d ist hierzulande immer die zu empfehlende Lösung, ausreichend Durchzug (8,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h) bei dem geringsten Verbrauch für dieses Fahrzeug. Die offizielle Angabe lautet 8,6 l auf 100 km. Das ist zunächst nicht wenig und liegt unter anderem am hohen Gewicht von 2.175 kg. Allerdings stellt sich heraus, dass dieser Wert entgegen der normalen unrealistischen Werte ziemlich zuverlässig ist – zumindest, wenn man mit dem Gaspedal entspannt ist. Im Testverbrauch erzielen wir nahezu den angegebenen Wert, was so gut wie nie vorkommt. Effektiv kommen wir auf knapp über 9 Liter – das ist für so ein großes Auto noch in Ordnung.

Der serienmäßige Allradantrieb schickt bei trockener Straße und gutem Grip alles auf die Hinterräder. Bei Schlupf ändert sich die Kraftverteilung auf bis zu 50 zu 50. Auch die 7-Gang-Automatik ist serienmäßig.

Fahrverhalten

Die Automatik überzeugt auf ganzer Linie. Auch der Motor wirkt angenehm durchzugsstark und erinnert vom Sound her nicht an einen Lkw-Diesel, sondern eher an das Sound-Design des Porsche Cayenne. Er wrummt also gerne mal ein wenig mit. Ein Kurvenjäger ist der schwere SUV gewiss nicht, da kann auch eine 370Z-Plattform nicht helfen. Vielmehr hat man in der Tat den Eindruck, dass Auto und Fahrwerk nicht ganz zusammen gehören. Man schwimmt auf der Straße, fühlt sich eher wie in einem Monster Truck. Nicht falsch verstehen: Dieses Fahrgefühl hat durchaus seinen Reiz. Nur wer die Sportlichkeit eines Porsche Cayenne erwartet, wird hier nicht glücklich. Wer dagegen King of the Road sein möchte und in seinem Castle über die Straße schweben möchte, der wird Freude am QX70 finden. Interessant ist das Fahrgefühl allemal. Und die Bequemlichkeit und der damit verbundene Langstreckenkomfort sind auch keine Frage.

Wer es ab und zu dann doch für seine Verhältnisse sportlicher mag, der kann sich mit der adaptiven Fahrwerkseinstellung doch noch ein wenig mehr Sportsgeist holen, mit der schon einmal angesprochenen Taste. Über Huckel geht es dann etwas ruppiger, aber dafür hat man beim Kurven auch etwas mehr Seitenhalt. Vom Motor her wird die Sportlichkeit übrigens nicht in Frage gestellt, dieser kann nicht nur sparsam, sondern auch richtig explosiv.

Infiniti QX70 Abmessungen

Länge: 4,86 m
Breite: 2,13 m (inkl. Außenspiegel, d.h. eine Baustellen-Spur mit maximaler Breite von 2,10 m ist schon verboten)
Höhe: 1,68 m
Radstand: 2,88 m
Kofferraumvolumen: 410 Liter

Mit diesen Abmessungen stellt er sich gegen seine Konkurrenten, die zum Beispiel Porsche Cayenne oder Volvo XC90 heißen.

Der Basispreis mit dem 3.0 Liter Diesel liegt bei 51.429 Euro, die Premium-Ausstattung liegt 5.700 Euro darüber. Der Aufpreis für die sportliche Optik der S-Versionen liegt zwischen 2.000 und 3.000 Euro.

Preisvergleich im Wettbewerb:
VW Touareg 52.125 Euro
BMW X5 52.600 Euro
Lexus RX 350 53.150 Euro
Audi Q7 53.950 Euro
Porsche Cayenne 59.358 Euro
Range Rover Sport bei 59.950 Euro

Das zeigt: Der Infiniti liegt vom Basispreis durchaus niedriger als der Wettbewerb, zudem vergrößert sich der Preisunterschied, wenn mehr Ausstattung dazu kommt. Den Infiniti QX70 kann man nämlich wie beschrieben recht fix auf ein ordentliches Ausstattungsniveau heben, wie in der Sport-Version:

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Fazit: Der Infiniti QX70 zeichnet sich vor allen Dingen durch das Exterieur-Design aus. Dort ist er einzigartig und daher auch von uns gerne auf den Straßen gesehen. Das Interieur kann nicht ganz überzeugen, schwebt von der Anmutung her irgendwie zwischen günstig und premium. Der Ausstattungs-Umfang dagegen ist schon bei Basisausstattung und ferner bei leichten Aufpreisen sehr löblich. Hier kann man ordentlich Geld gegenüber der deutschen Konkurrenz sparen. Und das ist auch letztlich das Argument: Der Infiniti QX70 kann sich in seiner aktuellen Version nur dadurch durchsetzen, wenn er günstiger ist als die Übermacht aus Wolfsburg, BaWü und Bayern. An die Detailqualitäten kommt er noch nicht heran, für den Moment bleibt er die Wahl für Individualisten. Auf jeden Fall ist der Infiniti QX70 ein hoch emotionales Auto, das man umso lieber fährt, desto länger man mit ihm unterwegs ist. Für diesen Emotionalitäts- und Individualitäts-Faktor erhält der QX70 dicke Pluspunkte. Er bleibt auf jeden Fall eine extravagante Alternative in diesem Segment.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Infiniti

Einen weiteren Blick auf den Infiniti QX70 gibt es bei motoreport.