Mit der dritten Generation des erstmals 2001 vorgestellten Topmodells Superb will Skoda nicht nur die alten Kunden behalten, sondern 35 Prozent neue hinzugewinnen. Mit Preisen ab 25.000 Euro bietet die tschechische Oberklasselimousine ein nahezu unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis, ergänzt um ein im Gegensatz zum Vorgänger hochmodernes Design, aktuelle Infotainment-Bausteine und einen ausgewogeneren Fahrwerkskomfort. Viel Platz gibt es im Skoda Superb 2015 traditionell obendrein – und dazu drei moderne Diesel und fünf Benziner, alle mit maximal vier Zylindern. Die Konkurrenz außerhalb und innerhalb des VW-Konzerns darf sich schon mal warm anziehen, zumal auch wieder eine Kombi-Version geplant ist. Von Thomas Imhof
„Der neue Skoda Superb ist der beste Skoda aller Zeiten. Die nächste Generation unseres Flaggschiffs wird neue Kundengruppen im Geschäfts- und Privatkundenbereich ansprechen. Die Qualitäten des Superb unterstreichen den Anspruch der Marke und weisen in die Zukunft von Skoda“, sagt im Brustton der Überzeugung Skoda-Vorstandschef Winfried Vahland. Sein Selbstbewusstsein ist nur zu verständlich, feierte Skoda doch am 10. Dezember erstmals den Bau von über einer Million Fahrzeuge pro Jahr.
Der Fahrplan für den Skoda Superb 2015 ist dreistufig: Mitte Februar 2015 Weltpremiere in Prag, Anfang März Publikumspremiere auf dem Genfer Salon, Mitte 2015 Markteinführung bei den Händler. Auf der IAA im September steht zusätzlich noch die Kombi-Version.
Von den ersten beiden Generationen hat Skoda in zwölf Jahren rund 750.000 Einheiten verkauft – nun hat sich Vahlands Truppe zum Ziel gesetzt, vom dritten Superb mehr Fahrzeuge zu verkaufen als von den beiden ersten Baureihen zusammen.
Ein Blick auf die Gene des bei Abstimmungsfahrten in Südeuropa noch im Zebra-Look getarnten Modells zeigt, dass die Chancen für diesen Coup nicht schlecht stehen. Da wäre zunächst der modulare Querbaukasten (MQB), den der Konzern unter anderem auch für den neuen Passat nutzt. Das heißt: Erstmals erhält das Skoda-Topmodell eine aktuelle und in Wolfsburg federführend entwickelte Bodengruppe anstelle einer bereits nicht mehr ganz so aktuellen Plattform. Mit 4,85 Meter ist der neue Superb zwar „nur“ zwei Zentimeter länger als sein 2008 erschienener Vorgänger; dafür wächst jedoch der Radstand deutlich von 2,76 auf 2,84 Meter. Zugleich wird das Flaggschiff auch deutlich flacher und breiter. Ob dieser auch beim neuen Passat zu beobachtende Trend für die im Schnitt doch etwas ältere Kundschaft des Skoda Superb 2015 von Vorteil ist, sei jedoch mal dahingestellt. Zumal diese Modelle auch gern für repräsentative Zwecke und Staatsempfänge genutzt werden- wo ein bequemer Ein- und Ausstieg ebenfalls geschätzt wird.
Im Fond erreicht auch der neue XXL-Skoda jedenfalls wie gewohnt eine Beinfreiheit auf dem Level einer Mercedes-S-Klasse – in Langversion! Da auch der Kofferraum nochmals anwuchs – auf 625 bis 1.760 Liter (Vorgänger 565 bis 1.700) – stellt sich die Frage nach dem Kombi nicht mehr so dringlich. Denn ist die Lehne des Beifahrersitzes umgeklappt, passen 3,10 Meter lange Lattenroste ins Auto. Dazu kommen typische Skoda-Accessoires wie zwei Regenschirme in den Türablagen.
Viel Feinschliff hat Skoda nach eigenem Bekunden auch in punkto Komfort betrieben. Soll heißen: Bessere Geräuschdämmung, nicht mehr so ruppiger Abrollkomfort auf kurzen Wellen und ein auf den neuesten Stand gebrachtes Infotainmentsystem, das beim Vorgänger am Ende arg veraltet war. Wer den Fahrkomfort noch steigern und auch mal eine sportlichere Gangart anschlagen will, kann künftig (erstmals im Superb) ein Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern ordern – das kostet rund 1.500 Euro extra, dürfte sich aber durchaus lohnen. Denn im Komfort-Modus schluckt das Auto kurze Stöße lässig weg und bügelt lange Wellen souverän ab – versprechen die deutsch/tschechischen Fahrwerksexperten. Und im Sport-Menü soll es mit der großen Fuhre auch deutlich zügiger ums Eck gehen.
Zum Marktstart statten die Tschechen den neuen Skoda Superb 2015 mit drei Dieselmotoren und 120, 150 und 190 PS Leistung aus. Die sparsamste Variante soll mit 3,7 Litern je 100 Kilometer auskommen, doch sieht Skoda-Chef Vahland das 190 PS-Triebwerk bei den Kunden in der Favoritenrolle. Daneben wird es mit leichtem zeitlichen Abstand fünf Benziner mit Turboaufladung und einer Leistungsspanne von 125 bis 280 PS geben. Alles Vierzylinder, was ja durchaus (siehe Volvo) im Trend liegt.
Die Preise für den neuen Skoda Superb 2015 werden bei 25.000 Euro losgehen. Damit dürfte mancher schon unterschriftsreife Opel- und Ford-Kaufvertrag nur noch Makulatur bleiben, aber auch im BMW- und Mercedes-Umfeld sowie natürlich auch im Reich des Passat dürfte die Marke aus Böhmen wildern. Zumal auch das Design weitaus attraktiver sein wird als das etwas betuliche Blechkleid der Vorgänger-Limousine. Anklänge an die Studie Skoda Vision C (Genf 2014) sind trotz des Tarnkleids deutlich erkennbar und werden dem großen Auto zu deutlich mehr Spannung und Dynamik verhelfen.
Schon die beiden ersten Generationen boten vor allem eines: viel Platz
Die erste Generation des seit Herbst 2001 im Škoda-Zweigwerk Kvasiny produzierten Superb basierte auf der Baureihe 3B/3BG des VW Passat, setzte sich bei der Länge und im Radstand jedoch um jeweils zehn Zentimeter von seinem Plattformspender ab. In China wurde das Modell mit besonders luxuriöserer Ausstattung auch als VW Passat Lingyu gebaut und verkauft. Obwohl preislich nicht in der Oberklasse angesiedelt, glänzte schon dieser erste Superb vor allem im Fond mit dem Platzangebot einer S-Klasse.
Die zweite Generation des Skoda Superb II feierte im März 2008 auf dem Genfer Salon Premiere. Statt der Plattform des VW Passat B5 (PL45+) mit längs eingebauten Motoren kam er nun in den Genuss der für den Quereinbau vorgesehenen Bodengruppe für Passat B6 und Passat CC (PQ46). Die zweite Generation – von der auf der IAA 2009 ein Kombi folgte – wuchs vor allem im Innenraum nochmals an. Das Stufenheckmodell erhielt nun (analog zur Octavia-Limousine) eine große, allerdings zweigeteilte Heckklappe.
Die Bezeichnung „Superb“ hat bei der 1895 als Laurin & Klement gegründeten Škoda Auto, a.s. eine lange Tradition. Sie tauchte erstmals 1934 als Zusatzbezeichnung für das gehobene Modell 640 auf, avancierte dann zur eigenständigen Verkaufsbezeichnung und lief 1949 aus. Zehn Jahre nach der Eingliederung in den VW Konzern wurde der traditionsreiche Name dann 2001 für die erste Generation des neuen Skoda-Topmodells wiederbelebt.
Skoda als neues Mitglied im Club der Millionäre
Skoda gehört seit Jahren zu den am schnellsten wachsenden Automobilmarken. 2012 verkaufte das Unternehmen aus Mladá Boleslav (das ehemalige Jungbunzlau) mit 939.202 Einheiten so viele Autos wie nie zuvor. 2014 wird nun auch noch dieses Rekordergebnis nochmals übertroffen: Denn zum ersten Mal in seiner 119-jährigen Unternehmensgeschichte durchbrach Skoda – noch rechtzeitig vor Jahresausklang – am 10. Dezember die magische Grenze von einer Million Fahrzeuge pro Jahr. Als Jubiläumsauto vom Band lief ein in der Farbe Moon-Weiß lackierter Fabia 1,2 TSI mit 81 kW (110 PS).
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Einstieg des Volkswagen Konzerns im April 1991 konnte Skoda bis heute seinen Jahresabsatz versechsfachen. Baute das 1895 als Laurin & Clement gegründete Traditionsunternehmen 1991 mit dem Favorit lediglich ein Modell, so blickt die schöne VW-Tocher heute mit sieben Modellreihen und über 40 Varianten auf ein breites Produktportfolio. Darunter so pfiffige Modelle wie der Roomster und der Yeti, sportliche RS-Varianten von Fabia und Octavia oder Raumwunder wie der Rapid oder das Golf-Pendant Rapid Spaceback. Auch die Eroberung neuer Märkte trug mit zum strammen Wachstumskurs bei. Aktuell ist Skoda in über 100 Ländern vertreten, bereits seit 2010 ist China der größte Einzelmarkt. Zwischen Januar und November des laufenden Jahres entfiel allein auf den chinesische Markt etwa ein Viertel der Verkäufe. Im Reich der Mitte produzieren die Tschechen in Kooperation mit Shanghai Volkswagen (SVW) an den Standorten Anting, Yizheng und Ningb – Gesamtoutput aktuell 1,3 Millionen Fahrzeuge.
Und eine Ende des Wachstums ist noch lange nicht in Sicht, zumal ja gerade auch erst das Volumenmodell Fabia in komplett aufgefrischter Form an den Start gegangen ist.
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Skoda
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