Neuer Audi RS3 Sportback Fahrbericht

Mit dem Audi RS3 Sportback erneuert Audi seinen Kompakt-Racer und macht ihn zum PS-King in dieser Premium-Klasse. Ist es sinnlos, ein Kompakt-Fahrzeug mit so viel PS auszustatten, oder ist der Audi RS3 der eigentlich bessere RS? Wir finden es im Test heraus. Von Thomas Majchrzak

Die neue Top-Version trägt einen in der Branche unüblichen Fünfzylinder unter der Haube, der mit 2,5 Litern Hubraum 367 PS schafft sowie ein maximales Drehmoment von 465 Nm. Das beschleunigt den RS3 Sportback in 4,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Soweit die Racing-Fakten vorweg. Mit diesem Beschleunigungswert kann der neue Audi RS3 mit so ziemlich jedem Sportwagen mithalten oder ihn sogar schlagen. Die grundsätzlichen Änderungen gegenüber dem Vorgänger sind schnell zusammengefasst: Kraftvoller, schneller, dynamischer, leichter. Wie der Name schon verrät, gibt es den Audi RS3 Sportback nur als Fünftürer. Kostenpunkt: 52.700 Euro. Damit ist er das „günstigste“ RS-Modell.





Exterieur

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Seitlich dominieren die serienmäßigen 19-Zoll-Alufelgen, die es optional auch mit roten RS-Bremssätteln gibt. Auf Wunsch gibt es sogar, sehr ungewöhnlich für die Kompaktklasse, Bremsscheiben aus Kohlefaser-Keramik an der Vorderachse. Für deren Aufpreis kann man sich allerdings schon bald einen Gebrauchtwagen kaufen. Doch schon die serienmäßigen Scheibenbremsen machen etwas her, denn die vorderen Scheiben sind im Wave-Design gehalten, sind also nicht ganz rund außen, sondern tragen eine Wellenform – bekannt auch von Bremsscheiben aus dem Motorsport, gerade auch im Motorrad-Bereich.

Der Kühlergrill des Audi RS3 trägt ein hochglänzend-schwarzes Gitter in Wabenoptik, das von einem Rahmen in matter Aluminiumoptik umgeben ist. Innerhalb der Audi-Ringe befinden sich dabei weitere kleine Waben, ein schönes Detail. Über der unteren Spoiler-Lippe thront ein großes quattro-Logo. Da scheiden sich die Geister, da heißt es: love or hate. Aufpassen: Wer den Schriftzug liebt, der darf nicht die automatische Abstandsregelung ACC nehmen, dann entfällt der Schriftzug, weil der Sensor dort prangt.

Größere Lufteinlässe sprechen für die Kraft unter der Haube. Auf dem Motor kann man sich übrigens auf Wunsch eine Abdeckung aus Carbon bestellen, ungewöhnliche Features, die Audi da direkt ab Werk anbietet. Sonst ist so etwas der Tuning-Szene vorbehalten. Wie von Sportversionen gewohnt, sind natürlich auch die Kotflügel und die seitlichen Schweller verbreitert. An den Außenspiegeln gibt es entweder Alu-Optik oder Hochglanz-Schwarz, hinten schließt ein durchaus nennenswerter Dachspoiler die Linie ab. Am unteren Ende finden wir einen für die Fahrzeuggröße massiven Diffusor, im oberen Bereich ebenfalls mit Wabengitter. Zwei Endrohre sorgen für die musikalische Untermalung.

Das Gesamtbild bleibt dem Basis-A3 treu und gibt durch die Racing-Akzente eine klare Richtung vor. Trotzdem bleibt der Audi RS3 auch vom Äußeren voll alltagstauglich und will nicht protzen, sondern in seinen sportlichen Elementen das ausreizen, was schon sportlich, aber noch stilvoll ist.

Interieur

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Das Interieur steht ganz in der Reihe der anderen RS-Modelle: schwarz und grundsätzlich nüchtern, akzentuiert nur durch auffällige RS-Logos. Die Sportsitze haben einen Lederbezug mit grauen Kontrastnähten und das eingeprägte RS-Logo. Optional gibt es RS-Schalensitze mit integrierten Seitenairbags und einer Sitzschale aus Carbon. Das spart sieben Kilogramm pro Sitz gegenüber der Serie, ist aber nicht unbedingt zu empfehlen. Denn die Rückenlehne lässt sich dann nicht mehr verstellen. Und auch sonst sind die Sportsitze deutlich komfortabler als die Schalensitze, ohne viel weniger sportlich zu sein. Auch auf langen Strecken hilft der großzügige Schulterbereich, der dort einiges an Gewicht vom Oberkörper abstützt und so auch den unteren Rücken entlastet. Wer hier zwischen kleinen und großen RS-Modellen überlegt, der sollte wissen, dass für große Menschen ein RS-Modell einer höheren Klasse durchaus noch mehr Komfort bietet, ganz einfach wegen der Platzverhältnisse.

Das Sportlenkrad hat einen Leder-Alcantara-Mix und ist unten abgeflacht. Schade, dass Audi das Alcantara nicht auch für die Griffseiten bietet, denn diese sind – zur besseren langfristigen Haltbarkeit – aus Leder. Mehr Alcantara gibt es dagegen an den Innenseiten der Türen. Standesgemäß ist die Pedalerie mit Edelstahl unterlegt. Die Zierleisten sind wahlweise im Aluminium-Look gehalten oder im Carbon-Stil. Neu sind alt-bekannte Sportwagenfeatures wie ein Ölthermometer, eine Ladedruckuhr und eine Stoppuhr.

Wer den Innenraum noch weiter aufpeppen möchte, der wählt das RS-Design-Paket – das eigentliche Highlight am neuen Auto. Dabei sind zum Beispiel die Anschnallgurte rot kontrastiert, Lenkrad und Verkleidungen tragen rote Kontrastnähte und selbst die Innenseiten der schicken Luftauslässe tragen Hochglanz-Rot. Das macht Freude.

Für das Armaturenbrett hat sich Audi allerdings noch nichts weiteres einfallen lassen, als ein wenig aufgeschäumtes schwarzes Plastik anzubieten. Bei einem Auto von über 50.000 Euro – na ja.

Überzeugend ist dagegen nach wie vor wie auch beim normalen A3, dass der Kompromiss zwischen Schaltern und Screen-Bedienung sehr gelungen ist. Die wichtigsten Funktionen wie Temperatur und Sitzheizung gibt es per Schalter, der Rest wird über das Kontroll-Terminal in der Mittelkonsole geregelt, dessen Befehle dann auf dem ausfahrbaren Touchscreen dargestellt werden.

Auf der Rücksitzbank bleibt ähnlich viel Platz wie im normalen Audi A3. Selbst die Sportsitze haben auf der Rückseite Einbuchtungen für die Knie, so dass zwei große Erwachsene auch problemlos hintereinander sitzen können. Kopffreiheit bleibt, zumindest ohne Schiebedach, auch reichlich selbst für 1,90 m Körpergröße.

Der Kofferraum bietet ebenfalls die gewohnte A3-Größe, somit bleibt dieser Sportwagen auch voll alltagstauglich, das ist der große Vorteil. Clevere Lösungen übrigens: Die Warnweste ist in einem kleinen Fach unter der Rücksitzbank versteckt (erreichbar vom Innenraum aus), das Warndreieck in einem versteckten Fach in der Heckklappe von innen (erreichbar, wenn die Heckklappe hochgeklappt ist).

Fahrverhalten

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Der 2,5 Liter Turbobenziner mit 367 PS ist in einem Fahrzeug, das 1.520 kg wiegt, eine Macht. Gegenüber dem Vorgänger hat der Audi RS3 um 55 kg abgespeckt – und gleichzeitig an Leistung zugelegt. Uns gefällt der Fünfzylinder besonders gut, weil er so laufruhig ist. Das ist keine kleine Downsize-Kiste, wie so häufig heutzutage verwendet. Wir sprechen uns klar für weniger Verbrauch und umweltfreundliche Motoren aus, aber dieser Motor zeigt, dass Downsizing, also einfach immer weniger Hubraum, nicht die Lösung sein kann. Angegeben ist der Motor mit einem Verbrauch von 8,1 l / 100 km. Bei ruhiger Fahrt erreichen wir sogar weniger als im EU-Zyklus angegeben, 7,5 Liter / 100 km. Wer mehr verbraucht, regelt das mit dem Gasfuß oder mit dem Stau. Selten kann man einen Verbrauch unterhalb der offiziellen Angabe erreichen.

Neben der Laufruhe und dem Cruising-Charakter hat der Motor natürlich auch die brachiale Beschleunigung in 4,3 Sekunden von 0-100 km/h auf Lager. Die funktioniert am besten über die Launch Control. Und die kann man so aktivieren: 1. Audi Drive Select auf dynamic oder individual stellen. 2. ESC ausschalten (5 Sekunden halten, nur klicken wäre ESC Sport, ein Mittelding). 3. Automatik-Wählhebel auf S (Sport) stellen. Dann die Bremse voll durchtreten, das Gas voll durchtreten, auf 5.000 Touren vorladen, die Turbolader-Anzeige geht ebenfalls zum Anschlag, dann Bremse lösen. Zack. Wahnsinn. Ohne Launch-Control würde der Audi RS3 nur bis ca. 1.500 U/Min. vordrehen.

In der Siebengang S tronic sind die ersten Gänge besonderes kurz übersetzt, um gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten das Maximale an Sportlichkeit herauszuholen. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet wie schon von anderen Modellen bekannt reibungsfrei die Gänge hoch, ohne große Übergänge spüren zu lassen. Lediglich im Sportmodus werden die Gangwechsel betont, allerdings eher zum Showeffekt. Dabei gibt es den mittlerweile bekannten und manchmal auch scherzhaft verspotteten „DSG fart“, ein Ploppen, wenn der Gang hochschnellt.

Der serienmäßige Allradantrieb funktioniert so: Grundsätzlich werden die Vorderräder angetrieben, je nach Situation und Gaspedalstoß werden dann 50 bis 100 Prozent über eine Lamellenkupplung an die Hinterachse weitergeleitet. Dadurch sind durchaus auch Drifts mit dem neuen Audi RS3 möglich.

Das Handling in Kurven wird durch das torque vectoring unterstützt, das bei schneller Kurvenfahrt die kurveninneren Räder leicht einbremst, um den Wagen so besser durch die Kurve zu drücken (äußere Räder drehen dann noch schneller als die inneren, als sie es ohnehin schon tun). Auf der Straße spürt man das kaum, doch auf der Rennstrecke fühlt sich der Audi RS3 so noch ein bisschen agiler an.

Überhaupt gewinnen wir auf der Rennstrecke den Eindruck, dass der neue RS3 sehr gut zu kontrollieren ist. Durch das nicht allzu hohe Gewicht und die kompakte Bauart fühlt sich der RS3 relativ „neutral“ an, ohne große Tendenzen in bestimmte Richtungen zu machen. Die Lenkung setzt die Befehle immer sofort um, tadellos. Insofern können wir festhalten, dass der RS3 deutlich agiler und einfacher zu fahren ist als die größeren Brüder, die zwar noch mehr PS haben, aber dafür auch mehr Masse.

Das straffe RS-Sportfahrwerk im Audi RS3 Sportback ist auf der Rennstrecke von Vorteil, auf der Straße spüren wir es allerdings bei jeder Bodenwelle. Das ist eben der Nachteil der 25 Millimeter Tieferlegung. Wem also der Komfort wichtiger ist, der sollte vielleicht eher einen Schritt zurück zum S3 machen. Trotzdem hatten wir schon deutlich ruppigere Sportwagen. Wer über grundsätzlich gute Straßen und Autobahnen im Alltag fährt, wird den Unterschied weniger spüren.

Abmessungen

Länge: 4.34 m
Breite: 1.80 m
Höhe: 1.41 m
Radstand: 2.63 m

Fazit: Selten war ein rassiger Sportwagen so kompakt und alltagstauglich. Das ist sicherlich der größte Vorteil des Audi RS3. Mit akzeptablem Komfort im Alltag und praktischen Abmessungen bei ausreichend Platzangebot im Innenraum muss man kaum Kompromisse eingehen. Verarbeitung und Qualität sind wie bei Audi gewohnt erstklassig. Schade ist lediglich, dass die wirklich spannenden Design-Features, gerade im Innenraum, mit der Top-Sportversion nicht serienmäßig mitkommen, sondern extra zu bestellen sind. Ob der Preis sich für einen Kompakt-Wagen lohnt, kann man so und so argumentieren. Der Audi RS3 ist der günstigste RS-Audi. Und so viel PS bekommt man sonst häufig nur in einem klassischen Sportwagen. Auf der anderen Seite bleibt aber die Überlegung, so viel Geld „nur“ für einen Kompakten auszugeben. Vielmehr muss die Entscheidung darin liegen, sich bewusst für die agilere und praktischere Variante zu entscheiden. Wer eine enge Tiefgarageneinfahrt hat und gleichzeitig ein noch agileres Auto haben möchte, der wird hier fündig. Wer übrigens zwischen Mercedes A-Klasse A45AMG und Audi RS3 Sportback überlegt, der hat die Qual der Wahl. Leistung und Handling sind in der Tat vergleichbar, hier zählt, zu welcher Marke man eher den persönlichen Zugang hat.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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Weitere Berichte zum Audi RS3 gibt es hier:
rad-ab
Autorild
passion-driving

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