Der neue Mercedes GLC löst das Kompakt-SUV GLK ab und präsentiert sich in einem ganz neuen Gewand, das der kantigen Linie abschwört. Auf der technischen Seite gibt es Verbrauchseinsparungen bei den Motoren, eine optionale Luftfederung, die bislang nur Porsche in diesem Segment anbot, und ein neues 9-Gang-Getriebe. Später folgt auch noch die Coupé-Version. Wir machen den Auftakt mit der „normalen“ Version und zeigen die ersten Live-Eindrücke vom neuen Mercedes GLC. Von Thomas Majchrzak
Exterieur
Das neue Exterieur gleicht sich in der Front dem aktuellen Mercedes-Design an. Eine große Ähnlichkeit besteht zum kleineren Bruder Mercedes GLA, so sind die Scheinwerfer (optional in Voll-LED für den GLC) und die zwei horizontalen Lamellen weitgehend identisch. Nur ragt der Mercedes GLC natürlich höher hinaus, und ein kleines Detail: Die Motorhaube des GLC ist nicht getrennt, sondern schließt direkt vorne ab. Das ist designmäßig schöner, denn häufig wird heutzutage für eine niedrigere Versicherungseinstufung vorne ein kleines Teil der Motorhaube abgezeichnet, damit bei einem Crash evtl. nicht die ganze Motorhaube ausgetauscht werden muss. Hier zeigen wir den 220d in Citrinbraun Mango mit Offroad-Line Exterieur, das auch die optionalen seitlichen Trittbretter enthält.
220d Offroad-Line
Vergleich: Bisheriger GLK
Wie man unschwer erkennen kann, ist der Nachfolger Mercedes GLC im Vergleich zum Vorgänger GLK optisch deutlich schlanker in der Front geworden. Der GLK sah noch sehr kantig aus, die Front wurde sehr betont. Uns gefällt das neue Gesicht, weil es mehr Dynamik und Eleganz vermittelt. Überhaupt ist dies das übergeordnete Ziel von Mercedes, genau deshalb musste das kantige Design weichen. Mercedes versteht sich als elegante Luxusmarke und dazu passe ein GLK dann nicht mehr so gut. Lediglich die G-Klasse darf als Ikone so bleiben, wie sie ist – vorerst.
Als weitere Variante zeigen wir hier das AMG-Line Exterieur, das sich mit zusätzlichen Lufteinlässen, einem mächtigeren Spoiler, größeren Felgen (maximal bis 20 Zoll) und einem schwarzen Diffusor sportlicher zeigt. Im Live-Check sehen wir, dass die AMG-Line dem Fahrzeug sehr gut tut und es elegant-sportlich macht. Mercedes rechnet mit vielen Verkäufen für die AMG-Line, denn schon bei anderen Modellen ist diese stark nachgefragt, gerade in den USA. Dort erreichen AMG-Lines teilweise ein Drittel der Verkäufe innerhalb eines Modells.
Was alle Versionen gemein haben: Es gibt auch ein völlig neues Heck. Und hier liegt der noch größere Unterschied im Vergleich zum GLK. Zeigt der GLK bislang als fast einziger Kompakt-SUV noch eine kräftige Kante, ist der GLC hinten abgerundet. Anders als bei der Front gefällt uns das nicht, denn oberhalb des Kennzeichens wurde eine weitere Designlinie eingeführt, die nach innen leitet und dadurch sozusagen den Hintern herausstehen lässt. Außerdem fließt das Fahrzeug nun oben zusammen, so dass sich gepaart mit der noch durchaus hohen Dachlinie von hinten eine Ei-Form ergibt.
Hier stellt sich die Frage, wieso Mercedes nicht eine zumindest etwas kantigere Form beibehalten hat, auch um den GLC stärker vom noch kommenden GLC Coupé abzuzeichnen, das dann eine komplett „runde“ Form hinten erhalten wird.
Allerdings führt die neue Heckform beim GLC in der Seitenansicht zu einem sehr stimmigen Bild, zu einem Auto, das in der Tat aussieht wie aus einer Einheit. Der Radstand ist um 11,8 cm gewachsen. Das macht übrigens auch so ziemlich den gesamten Längenzuwachs um 12 cm aus. Dadurch wachsen auch alle Innenmaße mit, etwa 5,7 cm mehr Beinfreiheit im Fond und auch 5,7 mehr Schulterfreiheit vorne.
350e, AMG-Line Exterieur
Vergleich: Vorgänger GLK
Interieur
Kaum jemand beherrscht derzeit sein Handwerk so wie die Mercedes-Interieur-Designer. Mit ihrem Prinzip der sensual purity (sinnliche Klarheit) schaffen sie fließende und edle Formen, die möglichst wenige Lücken zeigen und diese geschickt mit Designlinien kaschieren. Unser erstes Fazit zum neuen Interieur: In jederlei Hinsicht begeisterungswürdig! Mercedes spricht davon, dass das Niveau der höheren Fahrzeug-Klasse (neuer Mercedes GLE) entspricht. Dem kann man zustimmen.
Charakteristisch ist die breite Mittelkonsole, die wahlweise mit offenporigem Holz, lackiertem Holz oder einer Fläche in Hochglanz-Schwarz belegt ist. Letztere ist aber besonders empfänglich für Fingerabdrücke. Überaus gelungen ist auch die Beifahrerseite, bei der die Armaturenbrett-Elemente leicht abgeschrägt ineinander übergehen.
Kleiner Nachteil: Durch das neue Design verliert der Mercedes GLC gegenüber dem GLK an Übersicht. Die Fensterflächen sind kleiner und gerade der Blick nach vorne heraus ist eingeschränkter. Die Frontscheibe des GLK war noch deutlich steiler. Aus dem GLC schaut man nach vorne eher wie aus einem sportlicheren Fahrzeug, man hat eher das Gefühl einer hochgelegten C-Klasse. Das ist übrigens nicht ganz verkehrt, denn wie die durchaus sinnvolle Benennung auch schon sagt, teilt man sich einige Teile mit der C-Klasse.
250d Stoff/Kunstledermix
Hier sehen wir die perfekte Kombination bei den Sitzen aus Kunstleder außen (bei Mercedes genannt Artico) und Stoff auf den Innenbahnen. Für gute Klimaeigenschaften und natürlich auch aus Rücksicht vor der Tierwelt. Mercedes zeigt mit dieser edlen Kombination, dass sich Nachhaltigkeit und Luxus keinesfalls ausschließen lassen. Auch das Armaturenbrett ist mit der Ledernachbildung bezogen, was lange hält und lange gut aussieht.
In dieser Innenausstattung kommt die Mittelkonsole ferner besonders zur Geltung, da sie komplett mit Holz belegt ist. Eine ebene und wunderschöne Fläche. Die modernen Lüftungsdüsen bringen zudem eine Spur Sportlichkeit in den Innenraum.
350e Designo Leder-Interieur
Dies hier ist wiederum die Launch-Ausstattung der Edition 1 mit Sonder-Leder-Equipment. Optisch sieht das toll aus, aber zu Leder kann man natürlich nicht raten. Jedenfalls sehen wir hier aber, dass das Interieur auch in einer dunklen sportlichen Version sehr gut aussieht. Übrigens ist die AMG-Line nicht mit Echtleder, sondern auch mit Kunstleder – super! Nur die Designo-Interieurs und die weitere optional wählbare Leder-Ausstattung enthalten Echtleder.
Vergleich: Bisheriges Interieur GLK
Deutlich gewachsen ist die Beinfreiheit, Erwachsene können im Fond ohne Probleme auch sitzen, wenn sie lange Beine haben. Es bleibt immer noch ein Stück vor den Knien frei, schließlich hat man gut 6 cm mehr Beinfreiheit. Die Sitzfläche der Rückbank könnte lediglich etwas länger sein für größere Menschen. In puncto Kopffreiheit kann man hinten auch noch mit 1,90 m sitzen, selbst wenn das optionale Panoramadach geordert wurde. Letzteres ist übrigens in zwei Teile aufgeteilt.
Beim neuen GLC gibt es ferner mehr Platz im Kofferraum. Der gewöhnliche Kofferraum wächst um 80 auf 550 Liter, maximal kann der GLC mit umgeklappten Sitzen 1.600 Liter und damit 50 Liter mehr transportieren. Im Live-Test fällt uns auf, dass gerade die längere Ladefläche sofort ins Auge sticht. Mit praktischen Knöpfen an der Laderaumseite fallen die Sitze kinderleicht nach vorne.
Motoren
Der Verbrauch der Motoren soll um 19 Prozent gesunken sein, unter anderem auch durch eine verbesserte Aerodynamik (siehe Windkanal-Foto). Der Windwiderstandswert wurde von 0,34 auf 0,31 verbessert.
Bisher sind folgende Motoren kommuniziert:
Diesel
GLC 220d 4MATIC mit 170 PS
GLC 250d 4MATIC mit 204 PS
Benziner
GLC 250 4MATIC mit 211 PS
Benzin-Plugin-Hybrid
GLC 350e 4MATIC mit 211 PS + 116 PS
Dieser soll bis zu 34 km rein elektrisch fahren können.
Der Mercedes GLC hat im Vergleich zum Vorgänger zudem auch bei der Karosserie an Gewicht eingespart, 50 kg durch den Materialmix aus Stahl und Aluminium. Aus Alu sind zum Beispiel Motorhaube und Kotflügel.
Ausblick: Fahrverhalten
Die neue optionale Luftfederung mit drei Kammern ist das technische Highlight, denn bislang bietet nur der Porsche Macan eine Luftfederung im Kompakt-SUV-Segment. Die Luftfederung kann übrigens auch bei der Beladung helfen, in dem sie für das Einpacken das Fahrzeug absenkt. Ansonsten ist eine Absenkung um 2 cm aktiv, wenn der Sport+ Modus gewählt wurde. Im Komfort-Modus bleibt die Luftfederung dagegen auf der normalen Höhe und federt besonders weich ab.
Höher hinaus geht es dagegen mit dem zusätzlichen Offroad-Technik-Paket, bei dem die Bodenfreiheit um 5 cm vergrößert werden kann. Die Offroad-Version bietet zudem an sich ein 2 cm höheres Niveau (auch wenn man die Luftfederung nicht gewählt hat) sowie größere Böschungswinkel und Fahrprogramme für unterschiedliche Untergründe.
In die andere Richtung zielt dagegen die schon oben gezeigte AMG-Version.
Besonders fix schaltet vermutlich das neue 9G-TRONIC Automatikgetriebe, das bei den genannten Motorisierungen mit Allrad bereits enthalten ist. Lediglich der Hybrid schaltet mit der 7G-TRONIC PLUS.
An Fahrassistenzsysteme ist alles erhältlich, was das Herz begehrt. Serienmäßig sind Collission Prevent Assist Plus (automatische Notbremse), Seitenwindassistent, Fahrlichtassistent und ein Müdigkeitswarner an Bord. Optional stehen der adaptive Tempomat Distronic Plus mit Lenk-Assistent, Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, Kreuzungs-Assistent, Toter-Winkel-Warner und Spurhalte-Assistent zur Verfügung.
Abmessungen
Länge: 4,65 m (+ 12 cm gegenüber GLK)
Breite: 1,89 m (ohne Außenspiegel) (+ 5 cm gegenüber GLK)
Höhe: 1,63 m (+ 0,9 cm gegenüber GLK)
Radstand: 2,87 m (+ 11,8 cm gegenüber GLK)
Preise und Marktstart
Die Preise für den Mercedes GLC werden bei gut 45.000 Euro beginnen. Das ist nicht der Einstiegspreis des GLK, weil die günstige Version mit Frontantrieb erst später nachgeliefert wird. Vergleicht man jedoch die ähnlichen Motoren, so sind die Preise weitgehend stabil geblieben, ein Diesel ist z.B. sogar 500 Euro günstiger. Trotzdem ist der GLC vergleichsweise mit der teuerste Vertreter in seinem Segment. Man kann den neuen GLC ab sofort bestellen, die ersten Auslieferungen sind für September 2015 geplant. Dann stehen die neuen GLC Modelle auch bei den Mercedes Händlern.
Fazit: Der neue Mercedes GLC bietet an Ausstattungen alle Features der Full-Size-SUV-Kategorie. Auch technisch kann man mit Luftfederung und 9-Gang-Automatik nichts mehr vermissen. Mit dem gewachsenen Radstand hat der GLK nun auch mehr Platz im Fond und auch im Kofferraum. Insofern kann man jetzt schon sagen, dass der neue GLC die perfekten Voraussetzungen schafft, gar nicht auf ein noch größeres SUV zurückgreifen zu müssen. Mit dem GLC kann man in der Kompakt-SUV-Klasse bleiben, und trotzdem alle Annehmlichkeiten genießen. Der neue Innenraum ist optisch ein Traum und glänzt mit Klarheit der Formen und einer modernen wie eleganten Sprache. Außerdem werden hochwertige Materialien eingesetzt, die in den meisten Ausstattungsvarianten gleichzeitlich nachhaltig und moralisch einwandfrei sind. Im Fokus steht dabei die Sitzmaterialkombination aus Ledernachbildung Artico außen plus Textil (Exclusive Line) oder Dinamica (Alcantara-Konkurrent, bei AMG-Line) auf den Sitzmittelbahnen. Auch die Armaturenbretter sind sinnvollerweise aus Kunstleder. Negativ aufgefallen ist uns lediglich die eingeschränkte Sicht nach vorne im Gegensatz zum äußerst übersichtlichen GLK. Und schließlich das Exterieur: Die neue Front macht aus dem neuen GLC ein attraktives kompaktes SUV, die Seitenlinie wirkt wie aus einem Guss. Lediglich das recht runde Heck grenzt sich nicht so stark von der noch zu erwartenden Coupé-Version ab und wirkt zudem in der direkten Heckansicht etwas unförmig. Insgesamt erwarten wir, dass der Verkaufserfolg des bislang wichtigsten SUVs bei Mercedes (650.000 verkaufte GLK seit 2008) sich mit dem GLC fortsetzen wird.
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Mercedes (GLC) / Autogefühl (GLK)
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