Mitte Juni präsentierte Mercedes der durchaus staunenden Welt das neue – in den USA wird man sagen kompakte, eigentlich ist es schon ein mittelgroßes – SUV, den GLC. Der Nachfolger des GLK überraschte durch seine rundlichen Formen. Detailreich vorgestellt hat Autogefühl den GLC schon zur Weltpremiere, nur Fahren konnte ihn vor vier Wochen noch niemand. Das wurde mittlerweile möglich und auch dabei sorgt der neue Mercedes GLC für verblüffende Momente. Von Holger Majchrzak
Mercedes-Benz erklärt 2015 zum Jahr des SUV, weil der Hersteller neben dem GLC noch einen Geländewagen auf S-Klassen Niveau vorstellen will, den GLS. Zudem wurde die M-Klasse überarbeitet und in GLE umbenannt, diesen werden wir auch bald hier vorstellen. Die SUV sind auch eminent wichtig, vom GLK wurden seit 2008 ganze 650.000 Fahrzeuge verkauft. Die wenigsten davon, da sind wir sicher, haben jemals einen Ritt durchs Gelände erlebt, sich durch Schlammlöcher gewühlt oder steile Hügel erklommen. Während viele Hersteller ihre SUV so konstruieren, dass deren Offroad-Eigenschaften zweitrangig sind, ist der neue Mercedes GLC auch vollwertig abseits der Straße. Und auf dem Asphalt ein dynamisches Kraftpaket. Im Wettbewerb mit dem Audi Q5 und dem BMW X3 hat der GLC nun ordentlich vorgelegt.
Exterieur
Optisch ist nichts vom alten GLK übrig geblieben, alle Kanten und Ecken wurden abgeschliffen. Der runde GLC ist ein Produkt aerodynamischer Überlegungen – der cw-Wert von 0,31 ist eine Marke – und passt sich in der Formensprache jetzt in das gesamte Mercedes Erscheinungsbild ein. Das vor allem war gewollt. Und das Auto ist deutlich gewachsen, allein um zwölf Zentimeter in der Länge.
Interieur
Wie ist der Name GLC schon sagt, haben wir es hier mit einem von der C-Klasse abgeleiteten Fahrzeug zu tun und so kommt einem vieles im Innenraum bekannt vor. Hier viel zu den hochwertigen Materialien und zur perfekten Verarbeitung zu sagen, ist überflüssig. Das erwarten wir einfach. Diskussionswürdig ist allerdings die wuchtige Mittelkonsole, die schon Beinfreiheit für Fahrer und Beifahrer kostet. Insgesamt aber ist das Platzangebot im neuen GLC gemessen besser als im GLK, besonders auf der Rückbank ist das zu spüren. Das Ladevolumen ist bei umgeklappter Rückenlehne auf 1.600 Liter gestiegen.
Motoren
Der GLC geht mit vier Triebwerken an den Start, wobei das vierte noch nicht zur Erst-Auslieferung im September, sondern ein paar Monate später zu haben ist, ein Hybrid-Motor. Zunächst gibt es den 220d mit 170 PS und den 250d mit 204 PS und einen Zweiliter-Turbo-Benziner mit 211 PS. Reichlich Power, selbst der kleine Diesel bringt den GLC in 8,3 Sekunden von null auf 100 km/h, der große braucht dafür 7,6. Sekunden. Noch schneller ist der Benziner, der das in 7,3 Sekunden schafft und bei dem erst bei 222 km/h Spitze Schluss ist.
Es lohnt sich auf jeden Fall, so das Ergebnis unserer Testfahrten, die diversen Fahr-Modi durchzuprobieren. Es gibt ja Modelle, bei denen die Unterschiede marginal sind. Beim GLC sind die Unterschiede deutlich, je nachdem ob Eco, Comfort, Sport, Sport+ oder Individuell gewählt werden. Wer sich im Comfort-Bereich bei schnellen Kurvenfahrten denkt, das ginge auch besser, sollte die Sport-Varianten wählen und merken, dass der GLC auch agil durch Serpentinen zu prügeln ist. Und das bei immerhin 1,85 Tonnen Gewicht. Nichtsdestotrotz ist der auf hohe Bequemlichkeit ausgerichtete GLC eigentlich nicht das Auto für Gasfuß-Fahrer, sondern besonders angenehm beim Cruisen.
Der vierte Motor ist ein Plug-In-Hybrid mit 320 PS Systemleistung, der bis zu 34 Kilometer rein elektrisch fahren soll. Weitere Motoren sollen 2016 folgen.
Fahrverhalten
Mercedes sagt, der neue GLC habe das aufwändigste Fahrwerk seiner Klasse. Nun behauptet ja nahezu jeder Hersteller, mit einem neuen Auto neue Bestmarken zu setzen, aber hier stimmen wir mal zu. Serienmäßig ist es das so genannte Agility Control Fahrwerk mit variablem Dämpfungssystem. Optional ist es das Mehrkammer-Luftfederungssystem Air Body Control; so etwas gibt es in dieser Klasse nur noch beim Porsche Macan und sorgt für ein seidenweiches Dahingleiten.
Andererseits hilft es auch beim Offroad-Fahren. Dabei sind wir schon am dem Punkt angelangt, der uns bei den Testfahrten am meisten Spaß gemacht hat, die Sicherheit und Unkompliziertheit, mit der der Mercedes GLC auch schwierige Bedingungen im Gelände meistert. Insbesondere wenn man für 590 Euro das Offroad-Paket geordert hat und über die Luftfederung das Auto um fünf Zentimeter angehoben hat, geht richtig viel. Unser Video zeigt die wirklich beeindruckenden Gelände-Eigenschaften, spätestens wenn man ohne Betätigung des Bremspedals steilste Abfahrten hinunter fährt.
Hinsichtlich Fahrsicherheit bringt der GLC bereits eine umfangreiche Serienausstattung mit. Kollisionswarner, Seitenwindassistent, Fahrlichtassistent und Müdigkeitswarner. Optional ist dann so ziemlich alles zu haben was aus C-, E- oder gar S-Klasse bekannt ist. Man kann hier wie auch bei anderen Punkten den GLC weit über das C-Niveau heben. Allerdings wird das mit einem Grundpreis von 44.000 Euro ohnehin nicht billige Auto dann in Sphären gehoben, in denen die ganz dicke Geldbörse gefordert ist.
Gut gefallen hat uns beim Test die Distronic Plus mit Lenk-Assistent und Stop-and-Go-Pilot. Für 2.100 Euro folgt der Wagen im stockenden Verkehr vorausfahrenden Fahrzeugen, ein schönes Stress abbauendes Feature.
Abmessungen
Mit einer Länge von 4.66 Meter, einer Breite von 1.89 und einer Höhe von 1.64 stellt das Auto auch im Innenstadtverkehr und in alten, kleinen Parkhäusern kein Problem dar. Die Übersichtlichkeit ist zwar etwas geringer als im GLK, aber dafür hat man (optional) die Rundumsicht mit Kameras an Bord.
Fazit:
Fassen wir alles zusammen, haben wir mit dem GLC eigentlich ein SUV, das schon in der kompakten Klasse alle Eigenschaften bietet, die ansonsten nur Full-Size-SUVs bieten. Im Vergleich zum GLK ist er eigentlich überall verbessert und nur der sollte dem Vorgänger nachweinen, der wirklich auf das ungewöhnlich kantige Design abfährt. Man darf jetzt wirklich gespannt sein, wie die Premium-Konkurrenz darauf reagiert. Mercedes hat nun wohl vorerst einen Vorsprung.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Cornelius Dally / Mercedes (Interior)
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autophorie
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