Die Mercedes A-Klasse wurde in allen Versionen überarbeitet und erhält eine neue, sehr umfangreiche Motorenpalette und aktualisierte Multimedia-Systeme. Im Performance-Bereich setzt der Mercedes-AMG A45 eine neue PS-Bestmarke im Wettstreit mit Audi und kommt auch mit einer neuen Fahrwerksabstimmung. Wir haben die neuen A-Klasse Versionen getestet – von Diesel bis AMG. Von Thomas Majchrzak
Seit 2012 gibt es die neue Generation der A-Klasse, die ganz mit dem alten Konzept brach. Dadurch hat Mercedes viele bestehende A-Klasse Kunden verloren, die dann entweder nun B-Klasse kaufen oder aber ganz abgewandert sind. Nur hat man gleichzeitig auch neue Kunden gewonnen, zwei von drei A-Klasse Fahrern sind Mercedes-Neukunden. Das Durchschnittsalter liegt zudem nun 13 Jahre unterhalb dem Durchschnittsalter des Vorgängers, also eine Ausrichtung auf die Zukunft, um auch später davon zusätzlich zu profitieren, wenn die Mercedes-Neukunden vielleicht später einmal ein größeres Fahrzeug wählen. Und einzelne Bestandskunden konnte man auch überzeugen. Wie wir aus dem Nähkästchen der Kundenrückmeldungen erfahren, war ein Mittsiebziger ganz froh über seine neue A-Klasse, weil ihm seit Jahren wieder die Frauen hinterher schauen. Dennoch sind die Verkaufszahlen für die A-Klasse nach dem Einstiegs-Hype drastisch gesunken. Unser Kompakt-Wagen-Werk ist voll ausgelastet, heißt es dagegen von Mercedes – eine clevere indirekte Antwort.
Jedenfalls war es nun Zeit für ein Facelift. Die Modellpalette reicht ab sofort vom Einstiegsmodell Mercedes A160 mit 102 PS bis zum Mercedes-AMG A45 mit Allrad und 381 PS. Damit sichert sich Mercedes im Höher-Schneller-Weiter-Rennen vorerst die PS-Führungsposition im Kompaktsegment, nachdem Audi jüngst den RS3 neu aufgelegt hatte. Die AMG-Version der A-Klasse beginnt bei 51.000 Euro, der günstigste A-Klasse-Benziner bei 23.700 Euro.
Bei der Optik wurde getreu eines Facelifts ein wenig nachgeschärft, interessant ist dabei, dass die Designer dem ursprünglichen Concept Car der A-Klasse von 2011 damit näher gekommen sind. So gibt es leicht abgeänderte Scheinwerfer und eine abgeänderte Front. Beim A45 sind die Scheinwerfer serienmäßig in LED-Technik. Überhaupt hat sich bei der AMG-Version am meisten getan, auch beim Äußeren. Insbesondere hat man an der Aerodynamik gefeilt, so gibt es vorne ganz unscheinbar eine zusätzliche untere Gummilippe, die die Luft nach hinten weiterschiebt – extra übrigens aus Gummi, weil sie so gleichzeitig von unten schützt, wenn der Bordstein vorne mal etwas zu hoch ist – und auch nicht direkt abbricht. Am Heck hat der Mercedes-AMG A45 nun einen neuen massiven Diffusor erhalten, der wie abzustehen scheint. Sieht wirklich seltsam aus, aber soll aerodynamisch tatsächlich besser sein.
Auf unseren Fotos können wir auch schön die Unterschiede der einzelnen Versionen erkennen:
Mercedes-AMG A45, designo mountaingrau magno (matt)
Mercedes A-Klasse A200d, Elbaitgrün
Mercedes A-Klasse A250 Sport, Motorsport Edition, designo mountaingrau magno (matt) mit grünen Elementen inspiriert vom Petronas-Grün des Formel-1-Teams
Der A250 Sport hat unserer Meinung nach den attraktivsten Kühlergrill mit dem Diamant-Grid in glänzend Silber. Die Motorsport-Edition fügt die zusätzlichen grünen Kontraste hinzu. Den „normalen“ A250 Sport kann man sich also einfach ohne das Grün und den fetten Heckspoiler vorstellen.
Neben der Motorsport-Edition gibt es den dicken Heckspoiler für den AMG in einem Aerodynamik-Paket, der eben diesen und auch noch vorne seitlich zwei kleinere Luft-Lippen hinzufügt.
Interieur
Auch beim Interieur haben sich nun nicht Welten getan, man muss auch sagen, dass ein Fahrzeug, dem nicht viel fehlt, eben auch keine großen Updates benötigt. Die runden Luftauslässe und die fließenden Linien verleihen dem Interieur der Mercedes A-Klasse weiterhin eine sportlich-elegante Optik. Der Raumeindruck ist dabei nicht groß geräumig, sondern eher sportlich-eng Cockpit-betont.
Serienmäßig kann man die Sitzfläche vorne ab sofort um 6 cm verlängern – das ist praktisch für größere Menschen und eröffnet diesen einen besseren Einstieg in die Kompaktklasse. Das gilt für die Standard-Sitze und die Sport-Sitze mit integrierter Kopfstütze, nicht für die Performance-Sitze.
Bei den Oberflächen bietet Mercedes eine großartige Auswahl an farbenfrohen Kombinationen an – und auch tolle Materialien. So gibt es verschiedene Farben an Stoffsitzen oder Kombinationen von Textil innen und Artico (Kunstleder) außen, oder Dinamica (Mikrofaser) innen und Artico außen. Das gilt auch für die AMG-Version, hierbei sind die Sportsitze in letzter Kombination, die die idealste darstellt. Auch die Performance-Sitze kommen zunächst einmal in dieser Oberflächen-Verbindung. Positiv zu erwähnen ist ferner, dass Mercedes dies alles sehr transparent in der Preisliste darstellt. Lediglich wenn man zusätzlich noch das Exclusive-Paket wählt, erhält man unnötige echte Tierhaut für die drei Sitz-Formen.
Wir konnten während unser Testfahrten den Sportsitz und den Performance-Sitz testen. Der Performance-Sitz hat noch mehr Seitenhalt, ist geringer gepolstert und lässt ein tieferes Sitzen zu. Allerdings ist er für Langstrecken nicht zu empfehlen, wenn man dann auf den Sportsitz wechselt, fühlt man sich richtig erleichtert. So empfehlen wir insbesondere für das AMG-Modell, es unbedingt bei den Standard-Sportsitzen laut Serienausstattung zu belassen.
Optional gibt es nun für alle Versionen ein größeres 8 Zoll Display, das dann nicht mehr den großen Rahmen trägt wie zuvor. Ebenfalls optional ist eine Ambientebeleuchtung, bei der man dann zwischen zwölf Farben wählen kann.
Die Smartphone-Integration per Apple Carplay und MirrorLink wird ab 2016 verfügbar sein, gegen 300 Euro Aufpreis für das Audio 20 System (7 Zoll Bildschirm) oder ansonsten innerhalb des umfangreichen Infotainment-Paket Comand Online (8 Zoll Bildschirm, mit Navi). Schwerpunkt ist dabei dann, dass die Apps wie auf dem Smartphone am Bildschirm dargestellt werden. Bei der Telefon- und Nachrichten-App startet zunächst eine Spracheingabe, damit man alles möglichst mit der Stimme steuern kann, etwa eine Nachricht diktieren. Erst dann wird im zweiten Schritt die App-Ansicht mit verpassten Anrufen usw. angezeigt.
Größere Menschen finden in der Mercedes A-Klasse übrigens vorne ohne Probleme Platz, im Fond ist durchschnittlich viel Platz. Das optionale Panorama-Dach ist so geschnitten, dass es beim Kopfraum für die Fondpassagiere aufhört, so dass dieser davon nicht wirklich beeinträchtigt wird, eine clevere Lösung. Beim Kofferraum haben die meisten Kompakt-Klasse-Konkurrenten mehr zu bieten. Dafür hat die A-Klasse mit Sicherheit den hochwertigsten und stylischsten Innenraum des Segments.
AMG Interieur
A-Klasse Interieur mit grünen Akzenten
Motoren
Folgende Motoren stehen künftig zur Verfügung, es gibt in der Tat eine umfangreiche Auswahl an Vierzylindern:
Benziner
A160 – 1,6 l mit 102 PS
A180 – 1,6 l mit 122 PS
A200 – 1,6 l mit 156 PS
A220 – 2,0 l mit 184 PS (Allrad)
A250 – 2,0 l mit 211 PS (Front- oder Allradantrieb, in A250 Sport-Version 218 PS)
A45 AMG – 2,0 l mit 381 PS (Allrad)
Diesel
A160d – 1,5 l mit 90 PS
A180d – 1,5 l mit 109 PS
A200d – 2,2 l mit 136 PS (Front- oder Allradantrieb)
A220d – 2,2 l mit 177 PS (Front- oder Allradantrieb)
Die Preisspanne bewegt sich zwischen 23.700 und 51.000 Euro. Bei einem kräftigeren Motor und höherer Ausstattung sind Preise von gut 40.000 Euro realistisch.
Die Motoren oberhalb von 2,0 Litern Hubraum haben das neue Dynamic Select Programm serienmäßig, das die Charakteristik von Motor, Getriebe, Fahrwerk, Lenkung und Klimatisierung regelt. So kann man sich seine A-Klasse auf Knopfdruck z.B. sportlicher einrichten. Für die kleineren Motoren kann man sich das System optional holen. Auswirkungen auf das Fahrwerk hat Dynamic Select allerdings nur, wenn man gleichzeitig auch das adaptive Fahrwerk gewählt hat – diese Kombination macht also Sinn.
Der Mercedes-AMG A45 hat ein separates AMG Dynamic Select, das nicht in die Mittelkonsole vorne integriert ist, sondern in der Nähe des Ganghebels. Hierbei werden dann in den Sport-Modi auch die Auspuffklappen aktiviert und der grollende Sound wird gesteigert.
Fahrverhalten
Fangen wir mit dem A200d an, dem Diesel. Das Serienfahrwerk der Mercedes A-Klasse ist durchweg überzeugend, so dass eigentlich niemand das adaptive Fahrwerk benötigt. Ohne die Sportlenkung (Option oder inkludiert beim A250 Sport und beim AMG) ist die Lenkung etwas indirekt, könnte also progressiver sein. Trotzdem erhält man selbst schon mit einer Einstiegs-A-Klasse ein für die Kompaktklasse vergleichsweise flottes Fahrgefühl. Der A200d ist dank des Diesel-Drehmoments auch schon für Autobahn-Überholmanöver geeignet, hat eben nur nicht das spontane Ansprechen der größeren Benziner.
Den neuen Dynamic Select Schalter probieren wir im A250 Sport aus. Der Benziner mit 218 PS ist überaus drehfreudig, gerade wenn man im Sport-Modus ist. Zusammen mit der bereits leicht knallenden Abgasanlage ergibt sich eine Art AMG-light-Gefühl. Denn der A250 Sport hat außen wie innen schon viele Styling-Elemente der AMG-Variante und auch schon den 2,0 Liter Turbomotor – nur ist dieser nicht so hochgezüchtet. Die Power reicht aber beiweiten aus. Der A250 Sport ist einer der Kompaktklassewagen, die am meisten Freude machen. Und mit gut 37.000 Euro ist er zwar keineswegs günstig (ein Golf GTI mit derselben PS-Zahl kostet gut 5.000 Euro weniger), aber man fährt mit ihm deutlich günstiger als mit dem echten AMG-Modell (37.000 Euro anstatt 51.000 Euro) – der Vernunfts-„AMG“ sozusagen. Das Sportfahrwerk vermittelt hier engeren Straßenkontakt, ohne aber zu unkomfortabel zu werden.
Beim Mercedes-AMG A45 schließlich wurde insbesondere an Getriebe und Aerodynamik nachgefeilt, wobei es gleichzeitig auch galt, den Abtrieb am Heck zu erhöhen. Der automatische Klappenauspuff versorgt den Fahrer zudem im Sport-Modus mit einem noch knackigeren Sound, das hört sich schon an wie ein ausgewachsener Sportwagen. In der Komfort-Einstellung ist der Mercedes-AMG A45 dagegen leiser und ruhiger zu fahren, die Spanne zwischen Komfort und Sport hat sich also vergrößert. Im Gegensatz zum Audi RS3, der immer sehr rough bleibt, kann man den AMG A45 also auch im Alltag auf Knopfdruck recht komfortabel fahren, ein großer Wettbewerbsvorteil.
Die AMG-Version benötigt 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h – so kann man mit einem Kompaktwagen 90 % der Konkurrenz (aus allen Segmenten) nass machen. Gegenüber dem Vorgängermodell hat man den Kompaktsportler damit noch mal fast eine halbe Sekunde schneller gemacht. Geschaltet wird über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, dessen Schaltzeiten nochmals reduziert wurden – dieses macht in der Tat den Großteil des Beschleunigungsplus aus. Die höhere PS-Zahl gegenüber der des Vorgängers war eher symbolisch, um Audi wieder das Zepter aus der Hand zu nehmen.
Der Antrieb läuft grundsätzlich erst einmal über die Vorderachse, wobei der serienmäßige Allradantrieb beim AMG das Verhältnis auf bis zu 50/50 Vorderachse/Hinterachse bringen kann. Wenn auf Eis die Vorderräder mal komplett den Grip verlieren, kann auch noch mehr Kraft auf die Hinterräder geleitet werden, aber das passiert nur in diesen Notsituationen.
Optional kann man sich das AMG Dynamic Plus Paket bestellen, das dann ein Vorderachs-Sperrdifferenzial enthält sowie ein spezielles adaptives AMG-Sportfahrwerk. Dieses haben wir auf der Rennstrecke ausprobiert. Es ergibt sich ein ausgeglichenes Fahrverhalten, durch die kompakten Abmessungen, den Allradantrieb und das Sperrdifferenzial muss man nicht viel mit dem Auto arbeiten und kann so einigen reinrassigen Sportwagen das Wasser reichen.
Abmessungen
Länge: 4,29 m
Breite: 1,78 m / 2,02 m (mit Außenspiegeln)
Höhe: 1,43 m
Radstand: 2,69 m
Leergewicht: 1.370 – 1.555 kg
Fazit: Das neue Mercedes A-Klasse Facelift hat zwar nicht grundlegend etwas geändert, aber hier und da ein bereits gründlich geplantes Fahrzeug noch etwas nachgeschärft. Das Interieur bleibt in Stil und Verarbeitung Spitze im Kompaktsegment – dafür aber natürlich auch im Preis. Die meisten Änderungen betreffen die AMG-Version, die durch Aerodynamik und Fahrwerksabstimmung noch mehr an Sportlichkeit gewonnen hat. Gleichzeitig kann man durch die breitere Spanne des adaptiven Fahrwerks den Mercedes-AMG A45 sowohl komfortabel als auch sehr straff fahren – was man nicht von allen Sportwagen behaupten kann. Fahrverhalten und Charakteristik machen den A-AMG tatsächlich schon zum echten Sportwagen. Insgesamt bleibt aber der beste Kompromiss zwischen Emotionalität und Vernunft der A250 Sport, der schon viele Design-Features bietet und einen ordentlichen Durchzug, aber noch nicht so teuer ist wie der AMG.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Cornelius Dally
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