Die neue Mercedes C-Klasse hat, abgesehen von den Rückleuchten, bislang ein sehr gutes Feedback bekommen und kommt auch am Markt gut an. In Deutschland dominiert die C-Klasse den Premium-Mittelklasse-Markt vor Audi und BMW, nur der Passat verkauft sich in der Mittelklasse häufiger. Im zweiten Schritt hat Mercedes nun die Performance-Modelle nachgeliefert, bei denen es die Highend-AMG-Versionen gibt, aber auch eine, die schon richtig Kraft hat, optisch alle Finessen bietet, aber noch deutlich günstiger und alltagstauglicher als die höchste AMG-Version ist. Genau diese Variante wurde jüngst vielfach von Autogefühl-Zuschauern und -Lesern angefragt, also testen wir die neue Mercedes C-Klasse als Mercedes C450 AMG. Von Thomas Majchrzak
Seit Anfang 2014 wird die neue Generation der Mercedes C-Klasse in Deutschland vertrieben, Basispreis 32.000 Euro. Die Version C450 AMG ist die Top-Version aus der „normalen“ Modellpalette, bevor es auf die „reinen“ AMG-Modelle geht, so bezeichnen wir das mal. Der Mercedes C450 AMG liegt bei 60.000 Euro und kostet damit schon doppelt so viel wie das Basismodell. Allerdings bringt man sich eine C-Klasse ohnehin mit Extras schnell in Richtung dieser Preisregionen, und der C450 AMG hat schon vieles an Extras inklusive. Und die C63 AMG Modelle liegen noch einmal 20.000 Euro darüber. Sinn und Zweck des Ganzen ist, dass man schon eine kraftvolle, toll ausgestattete C-Klasse fährt, aber für das noch mehr an Power vom C63 eigentlich im Alltag gar keine Verwendung hat. Zusätzlich hat man beim Mercedes C450 AMG den Allrad-Antrieb und dadurch eine höhere Alltagstauglichkeit.
Exterieur
Der Mercedes C450 AMG hat bereits die optischen Finessen, die man von einem sportlichen AMG-Mercedes erwartet. Dramatische Schweller-Leisten vorne, seitlich und hinten, ein aggressiver Kühlergrill sowie schwarze Sport-Elemente. Wir finden sogar, dass der C450 AMG besser aussieht als der C63, weil er einen Tacken weniger aggressiv ist und somit eine bessere Mischung als Eleganz und Sportlichkeit darstellt. Zudem ist die Front im hellen Chrom-Look mit dem interessanten Diamant-Grid. Trotzdem gibt es schon eine ordentliche AMG Sport-Abgasanlage mit kernigem Sound. Serienmäßig sind beim C450 AMG Halogen-Scheinwerfer. Während die Front sehr modern dreinschaut, sieht es am Heck dagegen ganz anders aus. Offensichtlich um auf dem chinesischen Markt besser anzukommen, hat Mercedes des Design am Heck eher an asiatische Design-Vorlieben angepasst: Rundere traditionelle Formen anstatt scharfe Kanten.
Übrigens gibt es den C450 AMG wie alle C-Klasse Modelle auch als Kombi / T-Modell (ca. 1.600 Euro Aufpreis).
Interieur
Das Interieur bietet sportliches Feeling pur, seien es die obligatorischen Alu-Pedale oder auch die Sportsitze. Diese bestehen serienmäßig an der Oberfläche aus einer Mischung aus der Ledernachbildung Artico und der Mikrofaser Dinamica in schwarz. Artico ist der Markennamen für Kunstleder bei Mercedes, Dinamica ist die Wildleder-Nachbildung und ein Konkurrent der Marke Alcantara. Diese Mischung ist die beste, die es für einen Sitz überhaupt gibt. Optisch gibt es nichts tolleres, und auch der Klima-Komfort kann nicht besser sein. Sitzheizung oder Sitzlüftung? Braucht man gar nicht. Zudem hat man hier eine sportliche wie luxuriöse Lösung, für die kein Mensch in Bangladesch in Säure herumstapfen muss und für die keine illegal aus Indien importierte Kuh bei lebendigem Leib die Haut abgezogen bekommt. Weiterhin sind die Kunststoffe deutlich beständiger als Tierhaut, bleiben also länger schön, und emittieren deutlich weniger Schadstoffe als das stets stark behandelte Natur-Leder.
In unserem Testwagen ist allerdings die Voll-Lederausstattung verbaut und die Performance-Sitze. Grundsätzlich gibt es für die C-Klasse Seriensitze, Sportsitze (für AMG-Versionen) und dann optional für knapp 2.500 Euro noch mal die Racing-Performance-Sitze. Diese sind in der Tat unbequem, zwecks Seitenhalt eigentlich nur für die Rennstrecke geeignet. Am besten fährt man also, wenn man es einfach bei den serienmäßigen Sportsitzen im C450 AMG belässt. Die Sportsitze bieten bereits ordentlichen Seitenhalt, normale C-Klasse-Sitze wären aber noch einen Stück besser, was den Komfort angeht.
Ferner zählen zur Serienausstattung des C450 AMG:
– Ambiente-Beleuchtung
– rote Sicherheitsgurte
– 2-Zonen-Klimaautomatik
– Bluetooth-Schnittstelle
– Tempomat
– Automatische Notbremse („collision prevention assist plus“)
Auffällig ist die klare Anordnung der runden Lüftungsschlitze, die man auch aus der S-Klasse kennt. In der Tat ist das C-Klasse-Interieur wie eine kleine S-Klasse. Im Detail gibt es aber natürlich noch Unterschiede, das S-Klasse-Interieur ist durchaus noch hochwertiger. Viele Fläche sind in Schwarz-Hochglanz gehalten, da muss man aufpassen, dass man diese sauber hält – dann sehen sie auch gut aus.
Motoren
Um den C450 AMG besser einzuordnen, stellen wir auch kurz in der Übersicht die Motoren/Versionen darunter und darüber vor:
Mercedes C400 4MATIC Limousine, 6 Zylinder, 333 PS, 7G-TRONIC PLUS, 52.400 Euro
Mercedes C450 AMG 4MATIC Limousine, 6 Zylinder, 367 PS, 7G-TRONIC PLUS, 60.000 Euro
Mercedes-AMG C63 Limousine, 8 Zylinder, 476 PS, AMG SPEEDSHIFT 7-Gang, 76.100 Euro
Mercedes-AMG C63 S Limousine, 8 Zylinder, 510 PS, AMG SPEEDSHIFT 7-Gang, 84.400 Euro
Der C450 darf also schon AMG heißen, ist aber noch nicht einer der offiziellen Mercedes-AMG Modelle, so wie die Nomenklatur bei Mercedes dies nun abgrenzt.
Fahrverhalten
Der 3,0-Liter-V6-Biturbomotor entfaltet eine brachiale Leistung und man vermisst keineswegs, dass man nicht wie beim C63 einen 4,0 Liter V8 fährt. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h liegt bei 4,9 Sekunden, das ist 0,8 Sekunden langsamer als der C63 – der Unterschied hält sich also in Grenzen. Vorteil des C450 AMG ist der serienmäßige Allradantrieb, der das Fahrzeug harmonischer auf der Straße hält und auch alltagstauglicher macht, gerade für nasse Straßen und für den Winter. Ein Nachteil ist das vielleicht für sehr ambitionierte Fahrer, die eher ein ausbrechendes Heck wünschen, von Zeit zu Zeit. Allerdings ist das auf der Straße ja nicht so ganz realistisch bzw. sicher.
In den Kurven gibt der Mercedes C450 AMG ein direktes Feedback von der Straße, schließlich kommt auch die gleiche Fahrwerkstechnologie zum Einsatz wie beim C63 Topmodell. Lediglich die Lenkung könnte etwas direkter sein, selbst im Sportmodus lässt sie etwas Progressivität vermissen.
Die verschiedenen Fahrmodi ermöglichen es, dass man sowohl entspannt fahren kann, aber auch sportlich. Im Sport-Plus-Modus macht sich die Abgasanlage stärker bemerkbar und die Gänge werden höher ausgedreht. Der Comfort-Modus ist allerdings nicht ganz so komfortabel ausgelegt wie zum Beispiel beim AMG-Modell der A-Klasse. D.h. die Grundausrichtung des C450 AMG ist schon sportlich straff und man macht sie sich mit dem Sport-Modus einfach noch straffer.
Der Sound macht jederzeit Freude, und spätestens damit wird dann klar, dass der Mercedes C450 AMG auch im Fahrverhalten ein echter AMG ist.
Im Verbrauch erzielen wir übrigens ca. 12 l / 100 km – das ist ein realistischer Wert, wenn man nicht allzu zurückhaltend fährt.
Abmessungen Mercedes C-Klasse
Länge: 4,68 m (4,71 m Kombi)
Breite: 1,81 m
Höhe: 1,44 m
Radstand: 2,84 m
Leergewicht: 1395 – 1550 kg (je nach Motor)
Fazit: Bislang ist der C63 AMG das meistverkaufte AMG-Modell. Das könnte sich nun ändern. Denn der Mercedes C450 AMG bietet alle optischen Finessen des Top-Modells, einen alltagstauglichen Allradantrieb und kostet deutlich weniger. Der C450 ist also die vernünftigere Wahl, die aber gleichzeitig die Emotionen vom C63 nicht vermissen lässt. Lediglich die Lenkung könnte etwas direkter sein. Das Platzangebot im Fond geht in Ordnung, wobei der neue Audi A4 da schon etwas mehr bietet. Grundsätzlich muss man vom Fahrwerk her nicht auf Komfort verzichten, nur die Form der Performance ist für Komfortliebhaber hinderlich, aber kein Problem: Man bleibt einfach bei der Serienausstattung des C450 AMG und bekommt dann die „normalen“ Sportsitze. Verarbeitung und Fahrspaß kommen keineswegs zu kurz, gerade bei Performance und Sound beweist der C450 AMG, das er keineswegs nur ein „AMG light“ ist.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Katharina Kruppa