Ford EcoSport Test Fahrbericht Facelift 2016

Das Segment der Mini-SUVs (ca. 4,20 m Länge) boomt wie kein anderes, und Ford muss dabei natürlich auch mitmischen, will die SUV-Verkäufe innerhalb von zwei Jahren verdoppeln. Der zunächst für emerging markets vorgesehene Ford EcoSport konnte in Europa allerdings bislang nicht auf ganzer Linie punkten, weil die Verarbeitungsqualität nicht für die hiesigen Geschmäcker abgestimmt war. Jetzt bessert Ford nach – wir sind gespannt, was sich im Produktupdate getan hat. Von Thomas Majchrzak

Den ersten Ford EcoSport gab es von 2003 bis 2012 mit Hauptmarkt Brasilien, dort wurde er auch extrem häufig verkauft. Die zweite Generation gibt es seit 2012, diese wurde im Sommer 2014 dann erstmals auch in Europa eingeführt. Der EcoSport basiert auf dem Kleinwagen Ford Fiesta. Gebaut wird er für den europäischen Markt in Indien, wo allerdings auch zwei verschiedene Versionen vom Band laufen – nämlich auch eine mit einem kürzeren Stoßfänger, der dann knapp unter 4 Meter lang ist, wegen der dortigen Gesetzgebung. Ferner wird der EcoSport auch noch in Russland gebaut, dort auch etwas anders für den russischen Markt.

Durch die primäre Ausrichtung auf Entwicklungs-Märkte ist der Ford EcoSport zunächst einmal günstig und unprätentiös, das ist das Wichtigste für diese Märkte. Damit einher geht aber das Problem, dass Automärkte wie Deutschland kritischer sind, was z.B. die Materialqualität und verschiedene Optionen angeht. Daher fiel der Ford EcoSport bei einigen Kunden zunächst durch. Das hat Ford auch bemerkt und bessert daher nun nach.

Neben neuen Design-Elementen soll die Verarbeitungsqualität verbessert worden sein. Außerdem gibt es eine umfangreichere Ausstattung – und das Reserverad am Heck muss man nicht mehr zwangsweise mit bestellen, oder anders herum formuliert: Es ist nun kostenpflichtiges Extra. Der 1,5-Liter-TDCi-Diesel wurde zudem geringfügig in der Leistung gesteigert, nun auf 95 PS. Für Deutschland spielt der Diesel allerdings kaum eine Rolle (siehe Motoren).

Der Einstiegspreis für den Ford EcoSport liegt bei 18.000 Euro.





Exterieur

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Klein und bullig, das ist der Ford EcoSport. Sein aufrechter Kühlergrill wird von der runden Fahrzeugfront eingefasst, die breiten Scheinwerfer verpassen ihm ein zeitgemäßes Äußeres. Im Seitenprofil verschwendet der Ford EcoSport keinen Platz und kommt eher van-artig daher, ähnelt somit auch dem größeren Bruder Ford Kuga. Am Heck wird das moderne Designschema der Scheinwerfer wiederholt, bislang thronte darüber hinaus noch das große Reserverad auf dem Deckel. Das ist wichtig für die Hauptmärkte des Fahrzeugs, wo es bei unebenen Straßen schon häufiger zu einem Platten kommen kann. In Europa polarisierte das Extra hingegen, war für viele einfach etwas unpraktisch und überflüssig. Allerdings verleiht es dem Ford EcoSport auch eine unverwechselbare Optik. In jedem Fall öffnet die Heck-Klappe seitlich, was man z.B. vom Mitsubishi Pajero kennt. Auch an diesem Öffnungsmechanismus scheiden sich die Geister. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Standardmäßig gibt es 16-Zoll-Stahlfelgen, für 2.000 Euro extra in der Titanium-Ausstattung gibt es 16-Zoll-Alus. Folgende Außenfarben sind erhältlich: Uni-Farben Sonnen-Gelb (siehe Fotos) und Diamant-Weiß, Metallic-Lackierungen Polar-Silber, Panther-Schwarz, Kinetic-Blau (siehe Fotos), Royal-Grau und Mars-Rot.

Interieur

Das Interieur zeigt bei den Bedienelementen ganz klar, wo der Ford EcoSport herkommt: Vom Ford Fiesta. Das gilt auch für das Ford Sync 1 Multimedia-System, das mittlerweile gänzlich überholt ist. Ein kleiner Screen mit einer simplen Darstellung und einer Vielzahl von Knöpfen – das wirkt etwas überladen, zudem die Mittelkonsole ohnehin schon weit in das Fahrzeug hineinragt. Zwar gibt es nun eine neue Radio-Ausführung, die etwas moderner ist als das ganz alte, aber überzeugen tut diese nicht. Ferner wird nun auch ein integriertes Navigationssystem optional angeboten, das allerdings extrem langsam reagiert und auch nicht mit Übersichtlichkeit glänzt. Unsere Empfehlung: Eher die Basis-Ausstattung wählen und einen günstigen Ford EcoSport schießen, ggf. das neu erhältliche Winter-Paket wählen mit beheizbarer Frontscheibe, Außenspiegeln und Vordersitzen für einen Ganzjahreskomfort.

Serienmäßig ist immerhin die Klimaanlage. In der erwähnten optionalen Titanium-Ausstattung kämen noch schlüsselfreies Starten, Klimaautomatik und Sitze im Mix echte Tierhaut außen und Stoff innen hinzu. Die Sitze haben eine etwas andere Form als die normalen Trend-Stoffsitze, sie bieten mehr Seitenhalt. Die Trend-Sitze bieten dafür mehr Bewegungsfreiheit. Wichtiger ist aber, dass man bei den Trend-Sitzen bleibt, damit man den Stoff-Bezug behalten kann. Optisch ist dieser übrigens schön gestaltet mit verschiedenen Sitzzonen und Kontrastnähten. Ferner kommt ab Anfang 2016 auch noch eine dritte Ausstattungsvariante „S“ hinzu, die im Prinzip die Titanium-Ausstattung enthält und dann noch den stärkeren Motor (siehe Motoren).

Mit dem Ford EcoSport Facelift gibt es nun neue Materialien für den Innenraum, etwa Chrom-Applikationen an den Innenseiten der Türen oder eine Hochglanz-Verkleidung rund um das Multimedia-System, das ist ein Fortschritt. Das Lenkrad wurde vom Ford Focus übernommen. Ferner hat Ford an der Geräuschdämmung gearbeitet (insgesamt 30 einzelne Maßnahmen) sowie Lenkung und Fahrwerk an europäische Bedürfnisse angepasst. Mehr Komfort und gleichzeitig mehr Fahrdynamik, das wird versprochen. Stimmt das? Wir finden es im Bereich Fahrverhalten heraus.

Ansonsten bleibt zum Innenraum noch zu sagen, dass aufgrund der hohen Sitzposition auch genügend Kniefreiheit für große Erwachsene im Fond bleibt. Die Rückenlehnen lassen sich dabei noch steiler einstellen, das ist ebenfalls sehr positiv. Mit derselben Mechanik lassen sich die Rücksitze dann auch komplett umlegen, um den Laderaum zu vergrößern. Dabei entsteht dann eine kleine Stufe im Laderaum. Der Laderaum nur für sich betrachtet ist auch quadratisch, praktisch, gut und bietet für die geringe Länge das maximale an Platz. Koffer kann man zum Beispiel auch schlichtweg senkrecht hinstellen.

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Motoren

Der 1.5 Liter Diesel mit 95 PS kommt immer in Verbindung mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe, er hat im Zuge des Facelifts ein paar PS mehr bekommen.

Bei den Benzinern gibt es dann noch folgende Auswahl:

Turbo
1.0 EcoBoost mit 125 PS und 5-Gang-Schaltung – die wichtigste Motorenwahl für dieses Fahrzeug
1.0 EcoBoost mit 140 PS und 5-Gang-Schaltung (neu, nur in Verbindung mit EcoSport S ab Anfang 2016)

Sauger
1,5 l Ti-VCT mit 112 PS und 5-Gang
1,5 l Ti-VCT mit 112 PS und 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe

Fahrverhalten

Der Ford EcoSport erinnert mit seiner Innenraumgestaltung natürlich zunächst an den Ford Fiesta. Die deutlich höhere Sitzposition sorgt allerdings sofort für ein dickes Komfortplus. Gerade große Menschen kommen somit auch in einem Fahrzeug mit knapp über 4 Metern Länge gut zurecht. Somit holt man aus einem kleinen Auto das Maximale an Komfort und Raumausnutzung heraus. Je länger wir fahren, desto positiver macht sich die aufrechte Sitzposition bemerkbar – nicht nur für den Sitzkomfort, sondern auch für die Übersicht. Hier weiß man sofort, wo das Auto an welchen Ecken und Enden aufhört. Die Panorama-Windschutzscheibe bietet einen guten Blick nach draußen und man kann tatsächlich sagen, dass der Ford EcoSport eine gute Langstreckentauglichkeit für vier Erwachsene hat.

Deutlich fällt uns gegenüber der Vor-Facelift-Version auf, dass Ford an der Geräuschdämmung gearbeitet hat, der neue Ford EcoSport ist angenehm leise und bietet daher auch im hektischen Stadtverkehr das nötige Quentchen Ruhe. Zudem tragen Übersichtlichkeit und leichtgängige Lenkung dazu bei, dass im Stadtverkehr nie Stress aufkommt. Außerdem gehört der Ford EcoSport zu den am leichtesten zu steuernden Automobilen: kurzer Radstand, hohe Sitzposition, leichte Lenkung, was will man in der Stadt mehr. Ein perfekter kleiner Stadtflitzer für moderne Ansprüche an Komfort und Stadtfahrten. Die Gänge lassen sich reibungsfrei einlegen, so ist man an das Auto schnell gewöhnt. Hier muss sich niemand erst „in das Auto einfinden“.

Abmessungen

Länge: 4,27 m (mit Reserverad hinten, 4,01 m ohne)
Breite: 2,05 m
Höhe: 1,66 m
Radstand: 2,51 m

Fazit: Das Ford EcoSport Facelift bringt das Mini-SUV auf den Stand des hiesigen Fiesta, so dass es nicht mehr bei der Qualitätsanmutung und dem Fahrkomfort hinterher hinkt. Sehr auffällig ist die nun wirklich gute Geräuschdämmung und das verbesserte Fahrverhalten – beidermaßen in Richtung Agilität und Komfort. Motor der Wahl ist der 1,0 l EcoBoost, der für seinen geringen Hubraum sogar einen ordentlichen Sound und auch eine gute Performance für Stadtfahrten liefert. Das Konzept des Mini-SUVs ist insofern genial, als dass man auf minimalem Raum den maximalen Platz herausholt und sogar große Menschen bequem sitzen können – auf vier Plätzen. Somit ist das Konzept EcoSport die deutliche bessere Wahl als ein normaler Kleinwagen. Das Update war nun dringend nötig und wird dem Ford EcoSport sicherlich helfen, in der Mini-SUV-Klasse aufzuholen. Allerdings überzeugt das neue Multimedia-System nicht, es ist zwar besser als zuvor, aber in Zeiten, wo man bei Ford schon bald das Ford Sync 3 Multimedia-System einführt, muss man eigentlich nicht mehr über das Sync 1 diskutieren. Somit bleibt unsere Empfehlung: Den Ford EcoSport als extrem praktisches, unkompliziertes und für die Größe sehr bequemes Auto mit dem 1,0 l EcoBoost in Basis-Ausstattung nehmen, einen guten Preis erzielen und sich dann sein Smartphone oder separates Ansteck-Navi mit ins Fahrzeug holen.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Kamera (Video): Autogefühl, Holger Majchrzak

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