Jeep Renegade Test Fahrbericht

Ist er nur der neue kleine Billig-Jeep, oder steckt mehr dahinter? Eines ist bereits jetzt klar: Der Jeep Renegade bringt die Offroad-Marke auf die Überholspur. Neuzulassungen pro Monat in 2015: Gut 8.000 in den USA, 5.000 in Europa, 500 allein in Deutschland. Auf dem Haupt- und Heimatmarkt USA sind die großen Brüder noch erfolgreicher, aber in Deutschland ist der Renegade schon jetzt der erfolgreichste Jeep. Das wollten wir uns noch einmal genauer ansehen. Von Thomas Majchrzak

In Deutschland wird der neue Jeep Renegade also schon häufiger verkauft als der Grand Cherokee. Während dieser schon die 50.000 Euro kratzt und Wrangler, Compass und (der kleine) Cherokee knapp über 30.000 Euro Einstiegspreis liegen, beginnt der Jeep Renegade bei 20.000 Euro. Und das ist auch schon das erste Argument, hiermit gibt es einen neuen Einstieg in die Jeep-Welt. Und den angesprochenen Kunden wird es im Gegensatz zu treuen Fans egal sein, dass der Renegade nicht in den USA gebaut wird, sondern in Italien – auf Basis des Fiat 500X, der etwas niedriger bei 17.000 Euro einsteigt. Der neue Jeep Renegade soll übrigens nicht den Compass/Patriot (USA) ersetzen, dafür soll es noch einen weiteren neuen Nachfolger geben.





Exterieur

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Ein senkrechter Grill mit sieben Schlitzen und zwei runden Scheinwerfern erinnert an den Ur-Jeep und übernimmt somit klassische Markenwerte. Dazu kommen eine aufrechte Frontscheibe und die für ein Mini-SUV großen Böschungs- und Rampenwinkel. Und in der Tat: Wenn man vor ihm steht, ist er gar nicht mehr der kleine Jeep, sondern hat einen kräftigen, vollwertigen Auftritt.

Im Seitenprofil ergibt sich eine kantige Form, die sich von der runden Designstrategie der Konkurrenz klar absetzt – gerade mit den trapezförmigen Radhäusern. Highlight sind zudem die Rückleuchten mit einem großen „X“. Auch in der Draufsicht aufs Panoramadach ergibt sich bei der Abdeckung ein rebellisches „X“. Inspiriert ist das von klassischen Metall-Benzinkanistern.

Insgesamt zieht der neue Jeep Renegade die Blicke auf sich. Extrovertiert, abtrünnig, dirty, wie der Name auch schon sagt.

Interieur

Die Kastenform zahlt sich im Interieur aus: Denn dadurch ergibt sich auf 4,25 m Außenlänge im Innern vergleichsweise viel Platz. Die Türen lassen sich zum bequemen Einstieg um bis zu 80 Grad öffnen. Vorne ergibt sich ein geräumiges Gefühl, das einem größeren Gefährt in Nichts nachsteht. Die Sitzposition ist aufrecht und wirklich hoch, eben wie man es von einem Jeep erwartet. Für den Beifahrer gibt es ein „oh shit handle“, also einen waagerechten Nothaltegriff, falls einen die Angst überkommt bei einem Offroad-Manöver.

Das Styling, hier in der Top-Variante Trailhawk, zeichnet sich durch liebevolle Details aus, wie den orangefarbenen Umrandungen der Lautsprecher. Zudem finden sich auf den Unterlagen der Ablagefächer Gelände-Reliefe.

Die Materialqualität ist nicht premium, aber grundsätzlich solide. Das Lenkrad fühlt sich an wie in einem großen Jeep und erstaunlicherweise ergibt sich durch die hohe Sitzposition und die bullige Motorhaube auch das Gefühl, in einem großen Jeep zu sitzen. Von wegen klein. Die kantigen Außenspiegel unterstreichen diese Note. Qualitäts-Luft nach oben bleibt bei den Temperatur-Reglern, die noch etwas hochwertiger sein könnten. Grundsätzlich ist alles aber sehr einfach zu bedienen. Positiv zu erwähnen ist auch die optionale Lenkradheizung, die bereits in der Ausstattung Limited enthalten ist. So etwas findet man häufig selbst bei 100.000 Euro Karossen nicht.

Im Fond bleibt dank Kastenform und aufrechter Sitzposition auch für große Menschen genügend Knie- und Kopffreiheit. Und der Kofferraum ist zwar nicht gerade sehr hoch, weil eben das Fahrzeug auch an sich hoch steht, dafür finden wir in Breite und Länge auch hier quadratisch-praktische Maße.

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Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Sport, Longitude, Limited und Trailhawk. Hier die wichtigsten Ausstattungsmerkmale in der Übersicht:

Sport
– Klimaanlage
– 16″ Stahlfelgen
– Bluetooth & USB Anschluss

Longitude (zusätzlich)
– Mehr Lautsprecher
– Tempomat
– 16″ Alus
– Fahrersitz elektrisch einstellbar

Limited (zusätzlich)
– Auffahrwarnsystem (leider erst mit diesem trim level!)
– Keyless entry
– Klimaautomatik
– 17″ Alus
– Beheizbares Lenkrad
– Einparkhilfe hinten
– Sitzheizung vorn

Trailhawk (zusätzlich)
– Immer in Kombination mit Allrad
– Unterfahrschutz
– Offroad-Stoßfänger mit größerem Böschungswinkel

Standard sind zum Glück Stoffsitze in Schwarz (bei Longitude wahlweise auch in Hellgrau/Braun), chemisch behandelte Tierhaut gibt es nur optional für die beiden höchsten trim levels. Limited und Trailhawk haben auch eine etwas andere Polsterung (siehe Fotos). Navi kostet immer extra, 700 oder 900 Euro (für die high-end-Version). Zu dem uconnect System gibt es auch eine passende App, mit der man sich dann auf dem Handy z.B. Reifendruck und Tankfüllstand anzeigen lassen kann.

Motoren

Die kleineren Motorisierungen kommen nur mit Vorderradantrieb. Die Preisspanne geht von 20.000 Euro bis 33.500 Euro (170 PS Diesel mit Top-Ausstattung Trailhawk).

Benziner
1.6 E-torQ (Sauger) mit 110 PS (6-Gang)
1.4 MultiAir (Turbo) mit 140 PS (6-Gang oder 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe)
1.4 MultiAir (Turbo) mit 170 PS (9-Stufen-Automatik)

Die Beschleunigungswerte liegen zwischen 11,8 und 8,8 Sekunden. Der 170 PS Benziner hat Allrad.

Diesel
1.6 MultiJet mit 120 PS (6-Gang)
2.0 MultiJet mit 140 PS (6-Gang oder 9-Stufen-Automatik)
2.0 MultiJet mit 170 PS (9-Stufen-Automatik)

Die Beschleunigungswerte liegen zwischen 10,2 und 8,9 Sekunden. Die 140 und 170 PS Diesel haben Allrad und eine Geländeuntersetzung sowie eine Bergabfahrhilfe.

Fahrverhalten

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Wir fahren den 2.0 MultiJet mit 170 PS und 9-Stufen-Automatik, die Top-Variante. Dieser hat für das Gewicht auch genügend Durchzug und ist sogar geeignet für die Autobahn. Die 9-Stufen-Automatik schaltet gefällig hoch, lediglich der Diesel klingt für unseren Geschmack etwas zu laut durch, gerade auch im Leerlauf an der Ampel. Hier ist man dann froh, wenn die Stop/Start-Automatik anspringt. Aber das ist ja auch kein Auto für Weicheier. Der Jeep Renegade kann nämlich sein schmutziges Image tatsächlich auch beim Fahren aufrechterhalten. Er fühlt sich an wie ein echtes Offroad-Gefährt. Und so ist man auch bei Berliner Kissen oder unebenen Parkplätzen stressfrei unterwegs, schließlich gibt es mehr Bodenfreiheit und Böschungswinkel als bei den meisten anderen Mini-SUVs.

Selbst bei den Allrad-Modellen ist im normalen Fahrbetrieb nur die Vorderachse aktiv, um Kraftstoff zu sparen. Mit dem 4WD-Lock-Modus kann man den Alltradantrieb aber jederzeit zuschalten, das fühlt man auch direkt. Zudem springt er auch automatisch an, wenn Schlupf an der Vorderachse auftritt. Zudem kann man in den Allrad-Versionen verschiedene Offroad-Fahrmodi wählen, etwa Rock für geringere Kriechgeschwindigkeiten (nur in Verbindung mit Geländeuntersetzung) oder Snow für ein sanfteres Anfahren.

Das Fahrwerk arbeitet tadellos und schaukelt sogar trotz der Höhe nicht übermäßig auf, d.h. man kann auch flott unterwegs sein. Und selbst, wenn man keine Einparkhilfe hat, bleibt der Jeep Renegade zu allen Richtungen sehr übersichtlich.

Abmessungen

Länge: 4,25 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,69 m
Radstand: 2,57 m
Leergewicht: 1.395–1.610 kg

Fazit: Der neue Jeep Renegade bietet einen preisgünstigen Einstieg in die Jeep-Welt, ohne dass er als Billig-Jeep von den großen Brüdern abfällt. Er hat durchaus gewisse Geländefähigkeiten und zeigt außen, innen und auch im Fahrverhalten die Ur-Gene. Ein neuer Mini-SUV, der gar nicht so Mini ist und viele Überraschungen auf Lager hat. Der ein oder andere Wettbewerber mag im Innenraum hochwertiger sein, aber außen ist keiner so unverwechselbar wie der Renegade. Zudem ist die Bedienung im Innern zweckmäßig, und es gibt schnell ein großes Maß an Ausstattung. Der Jeep Renegade vermittelt bereits echtes Offroad-Feeling, mag aber in der Stadt auch gerne ein abtrünniger Lifestyle-Schurke sein.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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