Neuer 7er BMW 740i Test Fahrbericht

Mit der ganz neuen Generation des 7er BMW kommen viele technische Innovationen wie Gestensteuerung, automatisches Einparken mit dem Schlüssel und eine Teil-Karbon-Karosserie. Nachdem wir die Langversion bereits auf der IAA vorgestellt haben, wollen wir nun die fahrerfokussierte Version erleben, als Benziner BMW 7er 740i. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

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Im Vergleich zur Vorgänger-Generation wirkt der neue 7er BMW flacher und breiter – dabei haben sich die Abmessungen tatsächlich gar nicht wirklich verändert. Die groben Abmessungen: 5 Meter Länge, 2 Meter Breite, 3 Meter Radstand. Erzeugt wird der breite Effekt nun durch die schmaleren Scheinwerfer und die größere BMW-Doppelniere, die in der Tat sehr imposant ausschaut, wenn man davor steht. Dahinter verbirgt sich nun „Active Air Stream“, d.h. dass die Luftzufuhr nur bei Bedarf erfolgt, um den Strömungswiderstand zu optimieren.

Die Seitenlinie wirkt kaum verändert und zeichnet die einer klassischen Limousine. Mutiger ist der Chrom-Kontrast im unteren Bereich, der beim Luftauslass bei den Radhäusern beginnt. Dieser sorgt dafür, die Luftverwirbelungen im Radhaus zu reduzieren. 17-Zoll-Leichtmetallräder sind Basis, wobei wohl kaum ein 7er mit diesen Felgen unterwegs sein wird. Unser Testfahrzeug zeigt 19 Zoll, eine sehr gute Wahl, denn die Optik ist hier schon schick und trotzdem bleibt noch genügend Reifen übrig, damit man sich nicht allzu schnell die Felgen verkratzt. Ein weiteres Highlight ist das Umgebungslicht, das nicht wie bei anderen Fahrzeugen unterhalt der Spiegel montiert ist, sondern im Bereich der seitlichen Chromspange. Das Licht zaubert dann BMW-Flügel an die Seite des Fahrzeugs, das kann man z.B. in unserem Video sehen.

Die Heckleuchten dürfen neue Akzente setzen, wirken – für konservative Verhältnisse – etwas verspielter. Das auffälligste Designmerkmal ist die Chromspange im unteren Heckbereich, die fällt auch immer auf, wenn man auf der Autobahn einen neuen 7er an sich vorbeiziehen sieht.

Viel wichtiger ist aber allgemein, dass das neue 7er BMW Design zeitlos ist, was man nicht von jeder der Generationen behaupten kann. Revolutionärer geht es unter der Haut zu, denn im Bereich der Fahrgastzelle wurde diesmal auch Karbon verwendet, um das Fahrzeug leichter zu machen. Insgesamt besteht es aus einem Mix aus Stahl, Aluminium und Kohlefaser, hat im Schnitt gut 200 kg abgespeckt und zählt nun zu den leichtesten Oberklasse-Limousinen. Der neue 7er kann es damit gewichtsmäßig mit dem Alu-Audi A8 aufnehmen. Der Einstiegs-7er bringt es auf nur 1.800 kg Leergewicht.

Interieur

Im Interieur eines Luxus-Fahrzeugs haben die Hersteller grundsätzlich ein Problem: Wo bringt man so viele Funktionen unter? Einerseits bietet die Multimedia-Steuerung und auch die neue Gestensteuerung die Möglichkeit, Knöpfe zu reduzieren. So ist es möglich, mit einer Drehbewegung des ausgestreckten Zeigefingers die Lautstärke hoch- oder herunterzuregeln. Ferner kann man für die Geste „Zeigefinger und Mittelfinger nach vorne gestreckt“ eine Funktion zuordnen – etwa jüngste Anrufe aufrufen, Sound auf mute stellen oder zur Heimatadresse steuern. BMW zeigt, dass dieses System künftig sicher noch ausgebaut wird. Im Vergleich zu unserem ersten Test auf der IAA 2015 ist das System jetzt noch ausgereifter und funktioniert bei jeder Bewegung. Man kann sich wirklich dran gewöhnen, es geht nach einer Weile in Fleisch und Blut über.

Trotzdem sind noch recht viele Knöpfe geblieben, auch wenn sie anders gestaltet sind. BMW behält also einen grundsätzlich konservativen Interieur-Ansatz bei. Wer gerne noch an einem dicken Knopf für die Temperatur dreht, ist hier richtig. Auffällig ist das Spangen-Design, dass also die Form des nach oben ragenden Bildschirms unten durch die Spange rund um die Klima-Einheit wieder aufgegriffen wird. Ansonsten kann man nicht unbedingt von einem cleanen Design sprechen, alles wirkt etwas überladen. Auch die neue Anzeige für die Lüftungsstärke und die Sitzheizung, rein kapazitive Felder mit Hintergrundbeleuchtung, ist eine nette Spielerei, aber vielleicht auch etwas zuviel des Guten. Qualität und Verarbeitung ist in jedem Fall Weltspitze, keine Frage. So tragen zum Beispiel alle Schalter eine echt metallisierte Oberfläche. Heißt, sie müssen nicht komplett aus Metall bestehen, aber zumindest ist es die Oberfläche.

Eine Variante mit Stoff-Polsterung für die sehr bequemen Sitze, Alcantara oder aber dem gerade in den USA weit verbreiteten Sensatec Kunstleder von BMW gibt es für den 7er leider nicht, das wäre wünschenswert. Echte Tierhaut „Dakota“ ist leider Standard. Ansonsten muss man sich erfreulicherweise kaum mit Extras beschäftigen. Es gibt zwar viele, aber im Grunde genommen könnte man einen 7er BMW auch mit Basis-Ausstattung nehmen, denn dazu zählt:

– Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer
– Edelholzausführung Fineline hochglänzend mit Blende Aluminium Fußmatten in Velours
– Ambiente-Beleuchtung
– 2-Zonen Klimaautomatik
– Blende und Tasten in metallisierter Oberfläche
– Adaptiver LED-Scheinwerfer
– BMW Gestiksteuerung
– Elektrische Einparkhilfe Park Distance Control (PDC) vorn und hinten
– Navigationspaket ConnectedDrive mit Navigationssystem Professional
– 12 Lautsprecher

Auch bei hochpreisigen Fahrzeugen ist das Navi häufig nicht inkludiert, hier ist es endlich einmal der Fall, toll!

Platz gibt es vorne natürlich massig. Auffällig ist, dass der Fahrer besonders viel Platz für die Füße hat, auch für den linken Fuß zum Abstellen. Im Fond dagegen bleibt zwar auch in der Limousine genügend Kopf- und Kniefreiheit für 1,90 m Personen, doch das haben wir teilweise schon in der Kompaktklasse erlebt. D.h. die Raumausnutzung bleibt für ein Oberklasse-Fahrzeug eher mäßig, hier hätte man mehr herausholen können. Der Kofferraum ist limousinen-gemäß unpraktisch (Ladehöhe ca. 60 cm), bietet aber immerhin Länge, gut einen Meter. Allerdings ist auch hier die Breite recht eingeschränkt. Ein Platzmeister ist der neue 7er also nicht.

Ein technisches Highlight ist der dicke Schlüssel, der ein Computer für sich ist. Hier sieht man auf dem Display, wie viel Reichweite man noch hat, ob Türen und Fenster geschlossen sind und einiges mehr. Hat man optional die Remote-Parking-Funktion gewählt, kann man mit dem Schlüssel auch seinen 7er BMW in eine enge Garage einparken lassen und vorher aussteigen.

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Motoren

Benziner
740i – 3 Liter 6-Zylinder mit 326 PS – Basispreis 88.000 Euro
750i – 4,4 Liter 8-Zylinder mit 450 PS (auch mit Allrad verfügbar)
M760Li – 6,6 Liter 12-Zylinder mit 610 PS (zum späteren Zeitpunkt verfügbar und auch nur als Langversion)

Später wird auch noch ein Plug-In-Hybrid 740e verfügbar sein, dann mit Vierzylinder plus Elektromotor. Die rein elektrische Reichweite soll 40 km betragen. Und ohne Elektromotor wird der Vierzylinder als 730i verfügbar sein, vermutlich primär für den chinesischen Markt.

Diesel
730d – 3 Liter 6-Zylinder mit 265 PS (auch mit Allrad verfügbar) – Basispreis 82.000 Euro (in den USA gibt es für diesen Preis den Benziner)
740d – 3 Liter 6-Zylinder mit 320 PS (auch mit Allrad verfügbar)

Alle Versionen gibt es auch als Lang-Variante, dann wird jeweils ein “L” vor das d oder das i gestellt (z.B. 740Li).

Fahrverhalten

Wir fahren den BMW 740i mit 326 PS, den Einstiegsbenziner mit einem Turbo. Der 750i hat dagegen zwei Turbos an Bord. Aber schon beim 740er geht es in 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, das reicht dicke. Leistung wird hier niemand vermissen. Der Motor fühlt sich einfach so ausgereift und perfekt an, eine angenehm dezente Akustik gepaart mit extremer Laufruhe. Auffällig ist direkt, dass die Sitzposition durchaus sportlich und fahrerorientiert ist, so, wie es sich BMW-Kunden wünschen. Dabei kann man auf der Autobahn durchaus sparsam fahren, 8,5 Liter sind realistisch für eine reine Autobahn-Nutzung. Bei Stadtverkehr geht es dann eher gen 10 Liter, aber das ist auch noch akzeptabel. Es zeigt sich der Vorteil der Leichtbauweise für so ein großes Fahrzeug. 10 Liter Verbrauch haben wir teilweise mit 2-Liter-Benzinern in der Kompaktklasse.

Serienmäßig kommt der neue 7er BMW mit einem 8-Gang Steptronic Getriebe, das beinahe unbemerkt die Gänge durchschaltet. Noch geschmeidiger fühlt sich aber die serienmäßige adaptive Luftfederung an, die wohl-schaukelnd alle Bodenwellen ausgleicht, ein Fahren wie auf Wolken. Fährt man langsam, liegt der Fokus beim Komfort. Je schneller man fährt, desto mehr Rückmeldung gibt die Federung von der Straße. Dadurch kann man den neuen 7er auch sportlich bewegen. Für die Größe ergeben sich beachtliche Dynamik-Leistungen.

Überzeugend sind auch die optionalen Kamerasysteme, mit denen man zum Beispiel eine gute Übersicht beim Einfahren in eine Tiefgarage erhält. Kleine orangefarbene und rote Plättchen zeigen dann an, wo es eng wird – und man sieht es auch live auf der Kamera. Bei der Breite des Fahrzeugs ist das auch bitter nötig. Einziges Manko: Gerne würden wir auf den Kamera-Knopf drücken und damit zwischen den einzelnen Kamera-Arten hin- und herschalten. Das ist so einfach nicht möglich. Allerdings erkennt ein Sensor, wenn man sehr nahe bei einem Objekt ist, dann schaltet die Kamera auf die Drohnen-Sicht um.

Die Fahr-Assistenzsysteme sind wie von BMW gewohnt ausgereift, getestet haben wir die adaptive Geschwindigkeitsregelung und auch den Lenkassistenten, der einen in der Spur hält. Eigentlich fährt der BMW 7er damit autonom, nur die Hände muss man noch am Lenkrad halten, weiter will man aus gesetzlichen Gründen noch nicht gehen.

Abmessungen

Länge: 5,10 – 5,24 m (Langversion)
Breite: 1,90 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,47 m
Radstand: 3,07 – 3,21 m (Langversion)
Leergewicht: 1.800 – 2.070 kg

Fazit: Der neue BMW 7er zeigt ein durchdachtes Leichtbaukonzept, das sich unmittelbar auf den Verbrauch auswirkt. Schon mit dem 740i ist man mehr als ausreichend motorisiert. Es zeigt auch, dass der 7er auf jeden Fall mit einem Vierzylinder als Hybrid funktionieren wird, wahrscheinlich sogar ohne die zusätzliche elektrische Unterstützung. Die Luftfederung hebt den Fahrkomfort auf ein extrem hohes Niveau, sowohl beim Cruisen als auch beim Schnellfahren. Und auch die gesamte Verarbeitung überzeugt. Das Interieur zeigt einen grundsätzlich konservativen Ansatz, dann aber gepaart mit dem ein oder anderen neuen innovativen Feature wie der Gestensteuerung. Fehlen tun dem 7er eine Einstiegs-Variante ohne Echtledersitze und eine bessere Raumausnutzung für den Fond. Vielleicht auch eine Strategie, damit man fürs Chauffieren auf jeden Fall die Langversion nimmt. In jedem Fall ist es schwer, dem 7er in der Luxusklasse etwas vorzumachen.

Autogefühl: *****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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