Land Rover Defender: Abschied vom Kultauto

Nach 68 Jahren und über 2 Millionen produzierten Geländewagen vom Typ Defender schließt Land Rover das Kapitel. Angeblich wegen der EU-Norm, nach der das Auto zu gefährlich für Fußgänger ist. Letztlich aber wohl, weil der Hersteller völlig frei von alter Technik und altem Design an einem Nachfolger basteln will. Die Allrad-Ikone Defender wurde mit dem Celebration Day in Deutschland (im Mai) aber würdig in Rente geschickt. Wir sind den Land Rover Defender noch einmal gefahren und haben uns auch die ganz alten Schätzchen angesehen. Von Holger Majchrzak




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Mit dem Land Rover Experience Center in Wülfrath bei Düsseldorf verfügt das Unternehmen über einen Gelände-Parcours allererster Güte. Im ehemaligen Steinbruch werden die Fahrzeuge vor härteste Aufgaben gestellt. Über 5.000 Allrad-Fans trainieren hier jedes Jahr ihre Fähigkeiten oder schnuppern mal rein in das Abenteuer Offroad.

Es war jedenfalls das passende Gelände, um den Land Rover Defender noch einmal mit all seinen Möglichkeiten und seiner Geschichte zu präsentieren. Es gibt ja nicht so viele Autos, die Kinder auf der ganzen Welt sofort durch ihr typisches Design identifizieren können. Oder Autos, die in vielen Abenteuer-Spielfilme oder TV-Serien das Synonym für Geländewagen wurden.

Land Rover präsentierte nicht nur das aktuelle Modell in seinen Varianten, sondern auch die Fahrzeuge der Serien I bis III. Diese nahezu unverwüstlichen, technisch simplen Autos begründeten den Ruf des Defenders. Land Rover geht davon aus, dass rund 75 % aller gebauten Defender immer noch fahren. Und wenn nicht – dazu hat sich der Hersteller das Reborn-Programm einfallen lassen. Überall auf der Welt suchte Land Rover nach teilweise seit Jahrzehnten stillgelegten Serie I Fahrzeugen, um sie im Werk in Solihull wieder in einen nahezu Neu-Zustand zu versetzen. Mit 25 Fahrzeugen zu Preisen ab 75.000 Euro wurde das Restaurierungs-Programm gestartet. „Wir haben die Autos selbst mit ihren alten Fehlern nachgebaut“, verkündet Till Beckmann von Land Rover Classics Germany stolz, dass in den Autos auf jeden neumodischen Schnickschnack verzichtet wurde. Möglich wurde das Programm vor allem wegen der robusten Bauweise des Defender und seiner Aluminium-Karosserie, die Patina ansetzt, aber eben nicht wegrostet.

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Die alten Series-Fahrzeuge zu bewegen, ist übrigens ein Abenteuer für sich. Die Sitze unbequem und nicht zu verstellen, Lenkung und Schaltung ein Fall für trainierte Muskeln, die Klimaanlage sind die Fenster. Es ist das Grundprinzip der frühen Defender, das Auto auf das wesentliche zu beschränken, d.h. die Insassen mit Allrad überall hin zu befördern. Dass sie wie in einer Sänfte transportiert werden war nicht gefragt. Das Serie I Fahrzeug sollte ja nach dem Ursprungskonzept von 1948 zugleich Auto und Traktor sein. Genau so fährt es sich auch. Der schönste Moment des Celebration Day: Der allerletzte für den deutschen Markt produzierte Defender – ein Defender 90 Heritage in der klassischen Farbe Grasmere Green – wurde an den Gewinner eines Fotowettbewerbs übergeben. Im Januar waren in England die Bänder für den Defender still gelegt worden. Rund 5000 Defender Enthusiasten hatten Videos und Fotos eingesandt mit besonderen Erlebnissen aus 68 Jahren Fahrzeuggeschichte. Der Gewinner will das Fahrzeug übrigens für einen guten Zweck, Hilfe für Afrika, versteigern.

Thema natürlich auch – wann kommt ein Nachfolgemodell? Roger Craythorne, nach über 50-jähriger Tätigkeit für den Defender vom Lehrling über den Testpiloten und Entwicklungsingenieur Mr. Land Rover genannt, ist nicht besonders traurig über das Aus des alten Defenders. Der Wagen haben seine großartige Zeit gehabt. Aber jetzt müsse was komplett Neues her. Zumindest technisch. Optisch könnte der für 2019 geplante neue Defender sich durchaus an das alte Modell anlehnen. Aber vielleicht kommt der Neue sogar früher, denn das Produktions-Aus am 29.1.2016 hat fast eine Defender Hysterie heraufbeschworen. Und wer weiß, ob das nicht die Entwicklung anspornt.

Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos & Kamera (Video): Autogefühl, Cornelius Dally

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