Audi S4 Limousine und Avant neu Test Fahrbericht

Nachdem 2015 der neue Audi A4 eingeführt wurde, folgt dieses Jahr die sportlichere S-Variante, sowohl als Avant/Kombi, als auch als Limousine. Hauptmerkmal der Sportvariante ist der 3.0 TFSI-Motor mit 354 PS, der mehr Leistung verspricht, aber auch den Verkaufspreis deutlich in die Höhe schraubt. Wir haben den neuen Audi S4 getestet. Von Thomas Majchrzak

Während ein Basis-Audi A4 bei gut 31.000 Euro (Limousine) bzw. 33.000 Euro liegt (Avant), beginnt die Audi S4 Limousine bei 59.300 Euro und der Audi S4 Avant bei 61.150 Euro. Man kann sich also grob eine Verdopplung des Preises merken.




Exterieur

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Der neue Audi A4 hat sich nur behutsam weiterentwickelt, doch der Auftritt ist insbesondere durch die neuen Scheinwerfer markanter. Beim Audi S4 geht es optisch im Vergleich zu den Basismodellen um die sportlichen Feinheiten. Die S-Modelle liegen 2,3 cm tiefer als die A-Modelle. Dazu liefert Audi 18 Zoll Reifen serienmäßig mit, unsere Fotos zeigen die optionalen 19 Zoll Varianten. 20 Zoll gibt es vom Werk aus nicht, sind aber auch gar nicht notwendig. Die 19er sehen sogar sehr groß aus, und der Komfort ist noch gegeben. Front- und Heckleuchten sind im S4 mit LED ausgestattet, lediglich das Matrix LED Licht (für das Fernlicht) gibt es noch optional. Während das eher diskrete Sportdesign sich an den sportlichen Vorgängern anlehnt, senkt Audi unter dem Gewand das Gewicht: Mit dem einheitlichen quattro-Antrieb wiegt die Limousine 1.630 kg und der Avant 1.675 kg. Unterm Strich bleibt eine Reduzierung von etwa 75 Kilogramm zu den Vorgängern. Am Heck finden wir schließlich den einzigen ganz deutlichen Hinweis auf die geballte Power: eine vierflutige Abgasanlage und einen zentralen Diffusor. Insgesamt sieht man ganz klar: Hier geht es um Understatement, nicht um einen protzigen Auftritt. Und dieses Konzept gefällt uns. Die Limousine zeigt die ganz klassische Stufenheck-Linie, der Avant fällt am Heck nur leicht ab, verliert also geringfügig Ladehöhe, um eine etwas dynamischere Linie zu zeichnen. Welcher besser gefällt? Da gehen die Meinungen auseinander, und das ist auch gut so. Die gezeigten Farben: Misanorot für die Limousine und ein interessantes Navarra-Blau für den Avant. Ferner ist für den S4 auch noch die Sonderfarbe Daytona Grau erhältlich. Und man kann sich ansonsten auch noch an der normalen Farbpalette bedienen.

Interieur

Typisch für Sportvarianten sind natürlich Sportsitze, die bei der Limousine und beim Avant serienmäßig an Bord sind. Dabei setzt Audi auf eine Mischung von Alcantara (Sitzflächen) und Echt-Leder (Sitzwangen). Optional gibt es auch die auf den Fotos gezeigten S-Sportsitze mit noch mehr Seitenhalt. Leider steht dafür nur eine Komplett-Ledervariante zur Verfügung. Hier hat Audi noch Nachholbedarf, Mercedes bietet Sportsitze in der nachhaltigeren Mischung Mikrofaser/Kunstleder an.

Das Platzangebot auf den Vordersitzen ist ordentlich und bietet noch mal ein Komfortplus gegenüber dem A3 aus der Kompaktklasse. Auch die optionalen Sportsitze sind noch sehr bequem, wir raten aber für noch mehr Komfort und eben auch den Alcantara-Bezug zu den Serien-Sportsitzen. Geld spart man noch dazu.

Die neue Audi A4 Generation bringt ferner mehr Beinfreiheit im Fond mit sich, mit 1,90 m Körpergröße kann man hinten sowohl von Knie- als auch von der Kopffreiheit wunderbar sitzen, auch in der Limousine. Der Avant bietet dann noch mehr Kopfraum, weil die Dachlinie nicht so früh abfällt.

Der Kofferraum ist bei der Limousine vergleichsweise gut nutzbar, wobei natürlich die Ladeöffnung eingeschränkt bleibt. Ein praktisches Ladenetz sichert das Gepäck. Und unter der Abdeckung befindet sich ein Ersatzrad. Die Sitze umklappen muss man allerdings vom Fond aus.

Hier punktet dann der Avant, der eine elektrische Heckklappe aufweist und es ermöglicht, die Sitze vom Laderaum aus umzuklappen. Zumindest kann man sie entriegeln, automatisch umklappen tun sie nicht. Da muss man noch mal etwas anschieben.

Sehr umfangreich ist bei Audi das Infotainment System, welches optional mit Audi connect (Internetverbindung) ausgeliefert wird. Dieses System verbindet die S4-Modelle an das LTE Netz, wodurch die Mitfahrer den WLAN-Hotspot nutzen können. Auf dem 8,3-Zoll großen Touchscreen kann man wie gewohnt sein Smartphone via Bluetooth bedienen, aber auch die Nutzung von Apple Car Play (Voraussetzung: mindestens iOS 7.1) und Android Auto (Voraussetzung: mindestens Android Lollipop) ist gegen Aufpreis möglich. Zukünftig sollen auch der Musikdienstanbieter Spotify und der Messenger WhatsApp im Entertainment-System verwendbar sein.

Das optional erhältliche Virtual Cockpit verfügt über einen 12,3-Zoll-Bildschirm, bei dem der Fahrer zwischen verschiedenen Ansichten wechseln kann – neu hinzugekommen ist ein Sportmodus mit großer digitaler Drehzahlmesser-Anzeige. Im „Basis“-S4 kann man aber auch weiterhin mit analogen Instrumenten unterwegs sein.

Durchweg finden wir wie von Audi gewohnt eine exzellente Verarbeitungsqualität, von Drehknöpfen über Türinnenseiten bis zu Staufächern, überall herrscht Perfektion im Detail.

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Motoren

Für die neuen Sportmodelle steht ein leistungsstärkerer Benziner zur Verfügung, der 3.0 TFSI V6 mit 354 PS und 500 Nm. Neu ist, dass der V6 nicht mehr per Kompressor, sondern per Turbo aufgeladen wird. Vergleichsweise sind die Basismodelle A4 mit „nur“ maximal 252 PS als Benziner (2.0 l Vierzylinder) und 272 PS als Diesel (V6 TDI) erhältlich.

In 4,7 Sekunden soll der Audi S4 von 0 auf 100 km/h beschleunigen, zuständig hierfür ist der Turbo-V6. Der Avant ist 0,2 Sekunden langsamer, wegen des geringfügig schlechteren cW-Wertes (Windwiderstand). Je nach Fahrweise, Wetterbedingungen und Ausnutzung der Ausstattungen sollen auf dem Papier 7,4 Liter auf 100 km bei der Limousine und 7,5 Liter auf 100 km beim Avant möglich sein, der Erfahrung nach liegt der realistische Wert eher zwei Liter darüber. Im effektiven Test, auch mit Beschleunigungsfahrten, landen wir eher bei 13 Litern. Gut, mit weniger Gasgeben wären das vielleicht 11 geworden. Aber unter 10 l / 100 km – eher nie. Trotzdem muss man sagen, dass der V6 effektiv nicht viel mehr verbraucht, als wenn man den 2.0 l Turbo richtig prügelt. Downsizing ist beim realen Verbrauch nämlich nicht immer so wirkungsvoll.

Fahrverhalten

Serienmäßig werden die beiden Modelle mit Allrad in Form der quattro-Technologie angetrieben, im Verhältnis 40:60 vorne:hinten. Dieser permanente Allradantrieb unterscheidet sich von den quattro-Varianten aus anderen Modellen, in der Audi-Kompaktklasse herrscht z.B. das Prinzip vorne plus hinten bei Bedarf. Im S4 ist auch kein Doppelkupplungsgetriebe verbaut, sondern ein 8-Gang-tiptronic Getriebe (Wandler). Beim Tritt aufs Gaspedal macht sich kein merkliches Turboloch bemerkbar, die Leistung wird harmonisch entfaltet. D.h. es ist nicht anstrengend, den Audi S4 sportlich zu fahren.

Durch die selektive Drehmomentsteuerung pro Rad wird das Kurvenfahren verbessert. Eine optionale Dynamiklenkung kann darüber hinaus die Servolenkung noch unterstützen. Insgesamt ist die Lenkung im Stadtverkehr angenehm leichtgängig und beim sportlichen Fahren angenehm direkt, super ausgewogen.

Das Sportfahrwerk mit Tieferlegung vermittelt einen guten Kontakt zur Straße, ohne allzu straff zu sein. Eine gute Mischung für den sportlichen Alltag. Wer den reinen Racer sucht, ist hier falsch. Für die meisten Kunden ist es in der Tat auch relevanter, dass der Komfort erhalten bleibt.

Unterstützend bietet Audi sämtliche Fahrhilfen an, das meiste optional. Darunter zählt die Adaptive Cruise Control und die Stop&Go-Funktion. Hinzu kommt, dass der Stauassistent der ACC bis zu einer Geschwindigkeit von 65 km/h selbstständig die Lenkung übernehmen kann. Auch ist es möglich, den Abbiege-, Ausstiegs-, und Aussweichassistenten, so wie die Audi pre sense Systeme hinzuzufügen (Notbremsung und Gurtstraffung). Auch ist ein Head-up-Display verfügbar. Eine Neuheit stellt dabei die Verkehrszeichenentblendung dar: Audi verspricht, dass stark reflektierende Verkehrszeichen bei Nacht bis zu ein Drittel abgeblendet werden können, damit der Fahrer trotzdem noch klar und deutlich die Verkehrsschilder erkennen kann. Dies funktioniert ausschließlich über das Audi Matrix LED, weil dort einzelne Elemente ausgeblendet werden können.

Abmessungen

Länge: 4,73 m
Breite: 1,84 m
Höhe: 1,407 m (-2,3 cm zum A4)
Radstand: 2,82 m

Fazit: Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die neuen S-Varianten auf den ersten Blick nur dezent von den Basisvarianten unterscheiden, im Sinne eines Understatements. Das ist also gewollt. Der Audi S4 möchte nicht um jeden Preis auffallen. Den Haupt-Aufpreis zahlt man für den großen Motor, denn viel mehr Serienausstattung erhält man nicht. Das sportliche Interieur ist wie gewohnt extrem hochwertig verarbeitet, lediglich eine komplett lederfreie Variante fehlt. Das Platzangebot vorne und hinten ist für die Mittelklasse ordentlich. Praktischer ist dann natürlich der Variant, der alle Lademöglichkeiten offen lässt. Im Fahrverhalten überzeugt der Audi S4 mit einer sportlichen Leichtigkeit. Er vermittelt genügend Kontakt zur Fahrbahn, ohne dabei allzu unkomfortabel zu sein. Durch die ausgewogene Mischung wird der Audi S4 als Limousine und als Avant zu einer der besten Möglichkeiten, ein sportliches Fahrzeug komfortabel, alltags- und businesstauglich zu fahren.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Kamera (Video): Autogefühl, Michel Weigel

Weitere Perspektiven auf den neuen Audi S4:
rad-ab.com

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