Auf der Auto China hatte Volkswagen zum ersten Mal das VW T-Prime Concept GTE vorgestellt, nun können wir noch einmal einen genauen Blick auf das Concept Car werfen, das einen Ausblick auf die neue Generation des VW Touareg gibt. Zugleich signalisiert es auch die Plugin-Hybrid-Strategie, hier mit insgesamt 381 PS. Von Thomas Majchrzak
Nun, so überraschend wäre die Umsetzung eines Full-Size-SUVs mit Plug-In-Hybrid nicht, denn die Konkurrenz, etwa Volvo in Form des XC90, hat bereits SUVs mit Elektro-Zusatzmotor auf dem Markt. Und nach der Dieselaffäre muss das Umdenken bei VW noch schneller in Resultate münden. Man darf auch nicht vergessen, dass der deutsche Autohersteller bereits 2015 für Passat und Golf GTE-Versionen herausgebracht hat. Beide Fahrzeuge verfügen über eine rein elektrische Reichweite von bis zu 50 Kilometern, was keine neuen Maßstäbe setzt, jedoch für den Alltag in der Stadt in vielen Fällen vollkommen ausreichend ist.
Generell möchte Volkswagen in den kommenden Jahren vermehrt auf die Elektrotechnik zurückgreifen und zunächst mindestens sieben Fahrzeuge bringen, die entweder mit Elektromotor oder Plug-In-Hybrid angetrieben werden sollen. Über den gesamten Konzern hinweg sollen es bis 2025 sogar 30 Elektro- und Hybridfahrzeuge sein.
Exterieur
Äußerlich kommt das Konzeptfahrzeug dem aktuellen und auch künftigen Touareg sehr nahe. Horizontale Linien schmücken die Front und verbinden somit die linke und die rechte Fahrzeughälfte miteinander. Diese Verbindung wird ebenfalls durch einen Beleuchtungsstreifen unterstützt, der nicht nur Moderne ausstrahlt, sondern auch in der Form bislang einmalig erscheint. Diese horizontale Leiste wird es aber nur im Konzeptfahrzeug geben, zulassungsfähig ist diese leider nicht. Dasselbe gilt für die Frontleuchten, in die man hineingreifen kann. Diese und auch die zusätzlichen Lüftungsschlitze auf der Motorhaube entsprechen nicht den strengen Anforderungen an den Fußgängerschutz.
Um die Lufteinlässe schwingt sich eine weitere LED-Leiste in C-Form, die wir schon von anderen GTE-Modellen kennen. Schaut man sich das SUV von der Seite an, so erkennt man, neben den großen 22-Zoll-Konzept-Felgen in Hochglanz, die allzu gern verwendeten Chromverzierungen, die sich auch entlang des Hecks wiederfinden. Am Heck sind die Leuchten im Design schräg „angeschnitten“ und zeigen eine OLED-Signatur, die einem Synthesizer ähnelt. Rein optisch ist dies einmalig und auf alle Fälle ein Hingucker. Außerdem besitzt das VW T-Prime Concept GTE einen kleinen Dachspoiler.
Der neue VW Touareg wird wieder eine technische Verwandtschaft mit Audi Q7 und Porsche Cayenne aufweisen, der Audi Q7 war das erste Fahrzeug der drei Schwestern, das die neue MLB-Basis erhielt. Bis auf einige konzeptbedingte Eigenheiten könnte der Touareg 3 durchaus in die gezeigte Richtung gehen.
Interieur
Das Interieur ist mit einer Art Virtual Cockpit / Active Info Display 2.0 bestückt, der Name wird auf jeden Fall das Element „curved“ tragen weil es darum geht, dass es in einer gebogenen Form fast das gesamte Cockpit einnimmt. Es ist durchweg digitalisiert, es gibt keine haptischen Schalter und Drehknöpfe mehr. Ebenso ist der Bildschirm in der Mittelkonsole nicht mehr separat gelegt, er passt sich vollkommen an die Designlinie an, wodurch er im ausgeschalteten Zustand nicht als Bildschirm erkennbar ist. Auch die neue Mercedes E-Klasse und die Alfa Romeo Giulia sind schon in diese Richtung gegangen. Generell hat das Infotainmentsystem ein Software-Update enthalten, darunter u.a. ein völlig neues Layout. Dieses kann man sich dann individualisieren, z.B. das Navi besonders groß setzen oder aber die Audio-Anzeige. Die Temperatur-Regler bleiben immer am unteren Ende als horizontale Leiste und werden größer, wenn sich ein Finger dem Bildschirm nähert (Näherungssensor, bekannt jetzt auch schon aus den großen Infotainment-Systemen). Dass der Touareg 3 dieses neue System erhält, gilt als ziemlich sicher – allerdings optional, die Basisversion startet mit normalen analogen Instrumenten.
Darüber hinaus setzt Volkswagen im neuen Flaggschiff (der Phaeton ist schließlich abgesetzt) gänzlich auf Gesten-, Touch- und Sprachsteuerung. Dazu zählen auch sensitive Tastenflächen, selbst die Fensterheber haben keine Schalter, sondern reagieren kapazitiv. Ob das allerdings so in dieser Form direkt beim Touareg 3 kommt, ist fraglich.
Das T-Prime Concept GTE zeigt ferner, dass Volkswagen neue Interieur-Schemen einführen wird, etwa „hell“ oder „warm“. Das gezeigte Farbkonzept verfolgt den Ansatz eines hellen und klaren skandinavischen Designs, unter anderem mit offenporigem Holz. Das macht einen natürlichen und hochwertigen Eindruck.
Die Sitze ermöglichen aufgrund der hohen und aufrechten Sitzposition einen guten Langstreckenkomfort. Im T-Prime Concept GTE sind die Sitze mit Tierhaut bezogen, weil Volkswagen hier in der Qualität aufstocken möchte. So soll der neue Touareg Tierhaut-Sitze erhalten, die nicht mehr chemisch gegerbt wurden, sondern auf Oliven-Basis. Das ist umweltschonender, löst allerdings nicht das Problem, dass das Ursprungsmaterial immer noch vom Tier abgezogen wurde. Stoff und Alcantara werden aber weiterhin für den Touareg erhältlich sein, hier kann man als Kunde dann auch durch seine Entscheidung ein Zeichen setzen gegen die altmodische Definition von Luxus.
Im Concept Car sitzt man sogar etwas tiefer, weil man sich nicht auf die Offroad-Fähigkeiten konzentrieren möchte. Die Einbauraten für das Offroad-Package des aktuellen Touareg liegen so niedrig, dass diese Option für die USA schon gestrichen wurde und letztlich wahrscheinlich in der neuen Generation gar nicht mehr erhältlich sein wird. Das liegt zum einen daran, dass man im VW Touareg tendenziell nicht hart offroad fährt, nicht, weil er es nicht kann, sondern eher, weil es nicht gefragt ist. Zum anderen können einige moderne SUVs durch eine gute Automatik und eine selektive Drehmomentsteuerung der Räder auch schon in normalen Fahrmodi gute Offroad-Leistungen erzielen, so dass man gar keine speziellen Packages benötigt.
Durch die Länge des Fahrzeugs bleibt auch im Fond genügend Beinfreiheit für große Erwachsene. Das Concept-Car zeigt eine Einzelbestuhlung mit einer digitalen Kontrolleinheit in der Mitte, die vermutlich keinen Eingang in den Touareg 3 haben wird.
Im Kofferraum steht dem Käufer ausreichend Platz für einen mehrtägigen Urlaub zur Verfügung, welches auf die immer noch recht praktische Bauweise zurückzuführen ist. Als witziges Detail haben die Designer im Kofferraum eine Art gelöcherte Decke eingelegt, die sich zum Einkaufsnetz umfunktionieren lässt.
Motoren
Wie der Name GTE schon verrät, handelt es sich neben einem Verbrennungsmotor auch um einen Elektromotor mit Plugin-Funktion. Die rein elektrische Reichweite beträgt 50 Kilometer. Generell befinden sich zusammen mit dem 2.0 l Turbo-Benziner insgesamt 381 PS unter der Haube des Allrad-Konzepts. Darüber hinaus wird ein 8-Gang-Wandlergetriebe verwendet, weil die Kunden in dieser Klasse offensichtlich einen klassischen Wandler dem Doppelkupplungsgetriebe vorziehen. Der Elektromotor unterstützt stets beide Achsen, wie schon beim Audi Q7 e-tron getestet.
Fazit: Das Volkswagen T-Prime Concept GTE kommt dem neuen VW Touareg in einigen Belangen sicher sehr nahe. Bis auf einige Concept-Details wird der Touareg die wesentlichen Designmerkmale tragen und auch die neue Interieur-Gestaltung im Infotainment übernehmen. Visuell sieht das alles aufgeräumt und edel aus, man muss sich dann sogar fragen, welchen Grund es neben dem Image geben sollte, einen Audi Q7 oder einen Bentley Bentayga vorzuziehen. Günstiger als diese beiden wird der Touareg der dritten Generation in jedem Fall, und man kann ahnen, dass er in Sachen Premium in Nichts nachstehen wird. Spannend wird, wie viele Kunden das neue Bedienkonzept annehmen, und wie viele sich doch noch für die klassische Variante entscheiden werden.
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel
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