Cadillac ATS-V Limousine Testbericht

Nachdem wir bereits im letzten Jahr das Cadillac ATS Coupé getestet haben, wollten wir nun auch die Sportvariante mit 470 PS testen, hier in der Cadillac ATS-V Limousine. Was hinter dem M3-Jäger steckt, verrät unser Testbericht. Von Thomas Majchrzak

Cadillac bietet den ATS-V sowohl als Coupé als auch als Limousine an. Die Limousine beginnt bei 69.900 Euro in der Standardvariante und bei 74.900 Euro bei der Premium-Variante. Das Coupé startet bei 72.500 Euro bzw. als Premium bei 77.500 Euro. Egal für welches Modell oder Ausstattungsvariante man sich entscheidet, man erhält jeweils den 3.6 Liter Twin Turbo V6 Motor mit 470 PS. Auch generell unterscheiden sich Coupé und Limousine nur geringfügig.




Exterieur

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Äußerlich ist der Cadillac ATS-V durchaus kontrovers, denn eins ist Fakt, er unterscheidet sich erheblich von den anderen Limousinen oder Coupés, die es auf dem Markt gibt. Während der normale ATS eher luxuriös und elegant erscheint, merkt man dem ATS-V ein deutlich aggressiveres Design an.

Der Kühlergrill ist durch zwei Waben-Netze gekennzeichnet, die sich in der Horizontalen spiegeln und sehr dünnen Frontleuchten, die scharf in Richtung Motorhaube abknicken. Serienmäßig kommt der ATS-V mit Xenon-Leuchten, die in der Premium-Version mit dem automatischen IntelliBeam-Fernlicht ausgestattet werden können. Zur aggressiven Grundstimmung verhilft auch die Motorhaube, die vor allem durch ihren großen oberen Luftauslass auffällt. Dieser ist übrigens fühlbar sinnvoll, denn selbst, wenn der Motor eine halbe Stunde steht, kommt an dieser Stelle noch deutlich mehr Hitze raus. Allerdings gibt es den Luftauslass sowie den Frontsplitter und einen Heckdiffusor nur gegen einen Aufpreis von 4.800 Euro für den ATS-V Premium.

In der Seitenansicht wird der Unterschied zwischen Limousine und Coupé deutlicher: Nicht nur ist das Dach beim Coupé abfallend, sondern ist das Coupé mit 4,69 m auch zwei Zentimeter länger als die Limousine (etwas andere Überhänge). Beide Versionen werden mit 18 Zoll Felgen ausgeliefert, die als Alleinstellungsmerkmal hinten etwas breitere Reifen als vorne haben. Zudem ergibt sich eine steigende Karosserie von der Front zum Heck. Die 18 Zoll Felgen sehen größer aus, als sie sind.

Das Heck ist eher trapezförmig gehalten und unterstreicht hiermit erneut die Sportlichkeit des Fahrzeuges. Schön ist, dass Cadillac auch am Heck dünne Leuchten wie in der Front verwendet. Auffällig ist erneut die Symmetrie-Linie, die keilförmig beide Seiten aufteilt.

Interieur

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Das Transformer-Design findet sich auch im Interieur wieder, schön, wenn Außen und Innen einer gleichen Designrichtung folgen. Dieses Design polarisiert natürlich auch wieder im Interieur, aber das ist gut so, der Cadillac ATS-V muss sich von den Konkurrenten BMW M3, Audi (R)S4 und Mercedes C63 schließlich absetzen.

Beim Betreten des Innenraumes wird der Fahrer durch die serienmäßige LED-Beleuchtung in den Türen und der Dachkonsole begrüßt. Keyless Entry gehört ebenfalls zur Standardausstattung. Folgende weitere Features sind ebenfalls an Bord:
– Wireless Charging
– Rückfahrkamera
– Motorsound-Verstärker
– 5,7 Zoll Instrumentenanzeige

Bei den Sitzen finden wir in unserem Testwagen die optionalen Recaro-Sitze mit Mikrofaser auf der Innenseite und Tierhaut außen. Diese sehen zwar schick aus, allerdings mindern sie den Langstrecken-Komfort, dafür sind die Standard-Sitze besser.

Das Lenkrad wirkt erst einmal überladen, aber in der Praxis mussten wir feststellen, dass dies eher eine optische Täuschung ist. Interessant ist, dass die Knöpfe weiß illuminiert sind, wenn die Zündung an ist. Toll: Das Lenkrad ist in unserem ATS-V mit Mikrofaser überzogen, das sorgt für Komfort im Alltag und Grip in Racing-Situationen.

Die Mittelkonsole ist aufgeräumt, weil sie gar keine Knöpfe aufweist. Stattdessen gibt es kapazitive Elemente, die eine Vibrations-Rückmeldung geben. Ein eigenartiger Weg, den Cadillac hier geht, das muss man mögen. Generell kann man sagen, dass die verwendeten Materialien sorgfältig verarbeitet wurden, auch wenn der Innenraum nicht ganz an Audi und Mercedes herankommt, an BMW vielleicht.

Im Coupé können vier Personen Platz nehmen und in der Limousine fünf. Doch selbst bei der Limousine sind die Platzverhältnisse hinten eingeschränkt, die Platzausnutzung ist relativ schlecht. Für vier große Erwachsene passt das so gerade noch, aber nur knapp.

Für die stärkste Motorisierung ist kein beheizbares Lenkrad verfügbar. Der ATS-V kommt serienmäßig mit einem Soundsystem mit 7 Lautsprechern, gegen Aufpreis sind es 10.

Für die Premium-Version gibt es darüber hinaus ein Sport-Paket, welches u.a. ein sehr gutes Head-Up-Dipslay beinhaltet, das mit Tasten links vom Lenkrad einfach in Funktion und Höhe verändert werden kann. Darüber hinaus gibt es im CUE Paket u.a. eine 230V Steckdose im Fond, ein 8 Zoll großes Touchdisplay und Spracherkennung. Der Aufpreis beim ATS-V beträgt gut 1.800 Euro, in der Premium Variante ist dieses Paket serienmäßig mit an Bord.

Im Hinblick auf die Sicherheit sieht es beim normalen ATS-V Coupé eher mau aus, da wichtige Sicherheitsfeatures entweder dem ATS-V Coupé Premium oder den Modellen mit geringerer Motorisierung vorenthalten werden. Lediglich das Tagfahrlicht ist serienmäßig mit an Bord.

Für den ATS-V Premium können die folgenden Features nur in Form von Paketen bezogen werden:
– Abstands- und Frontkollisionswarner
– Toter-Winkel-Assistent und Spurwechselwarnung
– Ausparkhilfe mit Querverkehrwarnung

Überraschenderweise sind die aufgezählten Punkte bereits in der Serienausstattung des ATS Coupé Premium enthalten, der mit rund 49.000 Euro deutlich günstiger ist, als die beiden PS starken V-Modelle. Hier möchte Cadillac wohl den PS-Kunden die Assistenzsysteme nur explizit optional anbieten.

Motoren

Für den ATS-V stellt Cadillac folgenden Motor zur Verfügung:

3.6 Liter Twin-Turbo V6 RWD AT8
470 PS
11,4 l/100 km (kombinierter Verbrauchswert)
Als effektiven Verbrauch erzielen wir in der Tat gut 11 Liter bei ruhiger Autobahnfahrweise und bis zu 14 l / 100 km, wenn man den ATS-V so richtig fliegen lässt.

Serienmäßig wird die PS-starke Limousine mit einem 8-Gang-Automatikggetriebe ausgeliefert. Der 470 PS starke Motor braucht laut Herstellerangaben 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Darüber hinaus wird im Gegensatz zu allen anderen Motoren auf einen Allradantrieb verzichtet. Die V-Version setzt ganz auf den klassisch-sportlichen Heckantrieb.

Fahrverhalten

Durch die massive Power und den Heckantrieb ergibt sich eine brachiale Fahrweise, selbst im normalen Tour-Modus kann man den ATS-V zum leichten Ausbrechen des Hecks bewegen. Dieses wird allerdings dann schnell wieder von der Traktionskontrolle eingefangen. Die Automatik zeigt allerdings einige Schwächen auf, manchmal geht sie beim Beschleunigung zu stark in den Begrenzer, hakelt etwas, und auf der anderen Seite dauert das Herunterschalten häufig zu lange und der ATS-V macht den Eindruck, er würde sich etwas verschlucken. Das ist bei der Konkurrenz harmonischer gelöst.

Wer sicher gehen möchte, schaltet manuell herunter per Paddles und gibt dem ATS-V dann die Sporen. Im Sport- und Racemodus kann man die Traktionskontrolle herunterregeln, was für den Straßenverkehr aber eher weniger zu empfehlen ist. Das Fahrwerk ist ganz auf Sport ausgerichtet, dadurch verliert man Komfort im Alltag, gewinnt aber an Stabilität auf schnellen Autobahn-Passagen. Zusammen mit der direkten Lenkung und dem Mikrofaser-Lenkrad sorgt der Cadillac ATS-V für sportlichen Spaß auch bei Alltagsfahrten.

Abmessungen

Länge: 4,69 m (4,67 m Limousine)
Breite: 1,86 m (1,83 m Limousine)
Höhe: 1,38 m (1,42 m Limousine)
Radstand: 2,78 m

Fazit: Der Cadillac ATS-V ist ein konkurrenzfähiges Produkt zu den Performance-Mittelklasse-Maschinen der deutschen Premium-Hersteller. Im Design zeichnet er sich außen wie innen durch die dramatischste Gestaltung im Segment aus. Die Verarbeitung ist durchweg ordentlich, wenn auch nicht Spitze. Negativ fallen uns die schlechte Platzausnutzung im Innenraum und die etwas hakelige Automatik auf. Handling, Performance und Fahrspaß sind dagegen weit vorne dabei, ganz zu schweigen vom emotionalen Faktor dieses Optimus Prime.

Autogefühl: ***

Produktion: Autogefühl, Michel Weigel & Thomas Majchrzak

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