Infiniti QX70 Ultimate 3.7 Benziner Testbericht

Der Infiniti QX70 ist der im Design außergewöhnlichste Full-Size-SUV auf dem Markt, jüngst erhielt er ein kleines Facelift, das nun auch eine High-End Variante namens Infiniti QX70 Ultimate enthält. Wir testen den ultimativen QX70 mit dem dicken 3,7 Liter Benziner. Von Thomas Majchrzak

Bis 2013 hieß der Infiniti QX70 noch Infiniti FX, die erste Generation lief von 2003 bis 2008, die zweite Generation seit 2009. Im Frühjahr 2012 gab es eine Modellpflege mit einem neuen Kühlergrill, nun ist ein kleines Redesign zusammen mit der Ultimate-Variante verfügbar.

Die Preise starten in Deutschland bei 53.000 Euro mit dem 3.0 Liter Diesel. Bei 65.000 Euro liegt dann der Ultimate als Top-Ausstattung mit dem 3.7 Liter Benziner, daran sieht man, dass Infiniti keine große Preisspanne hat.

Zum Vergleich: Mit z.B. 3.0 Liter Diesel liegen die Konkurrenten in etwa so:
VW Touareg 52.000 Euro
Volvo XC90: 55.000 Euro (2 l Diesel)
Audi Q7, BMW X5, Mercedes GLE ca. 61.000 Euro

Das zeigt: Der Infiniti liegt vom Basispreis durchaus niedriger als der Wettbewerb, zudem vergrößert sich der Preisunterschied, wenn mehr Ausstattung dazu kommt. Den Infiniti QX70 kann man nämlich wie beschrieben recht fix auf ein ordentliches Ausstattungsniveau heben, wie in der Sport-Version. Somit ist der Infiniti QX70 der günstigste Full-Size-SUV im Premium-Bereich, wenn man bedenkt, dass selbst schon im 53.000 Euro Einstiegspreis mehr Ausstattung enthalten ist.




Exterieur

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Der Infiniti QX70 stellt eine Fusion aus einem Sportwagendesign im oberen Teil und einem SUV mit höherer Bodenfreiheit im unteren Teil dar. Genau das ist es, was sein Design auf den ersten Blick vielleicht seltsam, aber daher so interessant erscheinen lässt. Dazu muss man wissen, dass der Infiniti QX70 auf derselben Basis steht wie der Nissan 370Z.

Die Front zeichnet sich durch den trapezförmigen Kühlergrill aus, der die beiden massiven Ausbuchtungen auf der Motorhaube schwungvoll seitlich entgegen nimmt. Diese sieht man selbst deutlich, wenn man aus dem Cockpit hinaus schaut. Die Scheinwerfer sind so ganz anders als beim vorherrschenden Design: oben gerade, unten mit zwei Rundungen.

Die Seitenlinie ist dagegen eher schlicht und endet stringent in einer Coupé-Form. Am Heck darf es dann verspielt weiter gehen. Ein Schwung hier, ein Schwung da, ruhiges Design ist etwas anderes.

Der Infiniti QX70 Ultimate kommt mit einem modifizierten Frontsplitter und integrierten Nebelscheinwerfern, dunkle 21 Zoll Felgen im Design „Turbine“ einem aggressiven Heckdiffusor. Alle Zierelemente sind im schwarzen Chrom gehalten. Insgesamt ein stimmiges-sportliches Design mit viel Extravaganz.

Interieur

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Blickfang im Interieur sind die liebevoll gestalteten Sitze mit Infiniti-Bestickung auf den Rückenteilen der Sitze. Die ausgeformten Seitenwangen sind in der Top-Ausstattung wie bei einem Sportwagen elektrisch aufblasbar. Großes Manko: Als Sitzbezug gibt es ausschließlich Tierhaut. Hier muss Infiniti unbedingt nachbessern und Alternativen anbieten.

Die Sitze sind ab der Premium-Version beheiz- und kühlbar, wobei sich die Lüftungswirkung am ehesten im Übergang zwischen Sitzfläche und Rücken auswirkt – nicht ganz optimal vom Ziel her. Überzeugend ist das Feature der Einstiegshilfe, bei dem der Fahrersitz nach Abschalten des Fahrzeugs und Öffnen der Tür für den besseren Ausstieg nach hinten fährt. Startet man das Auto dagegen wieder, fährt der Sitz wieder näher zum Lenkrad heran. Ferner ist eine Memory-Funktion verfügbar, bei der man die Einstellungen zweier unterschiedlicher Fahrer speichern kann.

Das Infotainment-System ist noch nicht so aktuell wie bei beim Infiniti Q50. Es gibt einen zentralen Screen, der sowohl per Touch als auch mit einem Steuerkreuz direkt vor dem Screen zu bedienen ist. Das Menü erklärt sich weitgehend von selbst, man kommt also relativ schnell mit allen Funktionen klar. Die Kartenansicht könnte moderner wirken. Bluetooth fürs Telefonieren und fürs Audiostreaming muss man unpraktischerweise separat koppeln, die Audio-Funktion geht ferner nur nach einem Neustart.

Die runden Formen des Armaturenbrettes sind erneut interessant, weil sie sich im Stil gegen die Premiumkonkurrenz stellen. Die Materialien bleiben relativ nüchtern, in dieser Preisklasse könnte man da schon etwas mehr erwarten. Das Armaturenbrett ist ein klein wenig aufgeschäumt. In vielen kleinen Details vermag der Infiniti QX70 seinem Premium-Anspruch nicht gerecht werden – etwa beim günstigen Kippschalter für die Fahrwerkseinstellung oder bei der Halterung und Funktionsweise des mittleren Ablagefaches. Das erinnert mehr an Nissan als an Audi/BMW/Mercedes. Man merkt, dass das Fahrzeug noch in der Basis von 2009 stammt und die neueren Infiniti-Fahrzeuge schon eher Richtung Augenhöhe mit der deutschen Premium-Konkurrenz gehen.

Ein großer Vorteil bei Infiniti ist dagegen, dass man ohne riesigen Aufpreis schon eine sehr umfangreiche Ausstattung erhält, etwa 20-Zoll-Felgen, Audiostreaming-Funktion und Glasschiebedach. Die Austtattungsvarianten gliedern sich in GT, S, GT Premium und S Premium – und nun auch Ultimate. Die GT-Varianten sind sozusagen die dezenten Versionen, die sportlichen S-Varianten und auch der Ultimate kommen mit 21-Zoll-Felgen und schwarzen Exterieur-Elementen.

In den umfangreicheren Premium-Varianten sind dann zum Beispiel zusätzlich der adaptive Tempomat, der Bremsassistent, die Rundumblick-Kamera sowie das Multimedia-Pack mit BOSE-Soundsystem und ein Navi verbaut. Die Rundumblick-Kamera ermöglicht auch eine Frontkamera-Ansicht. So kann man mit dem dicken Auto nahe auf Parkplätzen heranfahren und bis zum Parkplatzschild fahren, ohne dass man erraten muss, wo es sich dann vor dem Kühlergrill befindet. Im Unterschied zur Premium-Variante hat der Ultimate ein Interieur mit schwarzem Lack und Aluminium.

Platz bleibt auf vier Sitzen genügend für Personen bis 1,90 m, darüber hinaus wird es an Kopf- und Knieraum knapp. Angesichts der Länge ist die Platzausnutzung nicht gerade optimal. Der Kofferraum ist für solch ein großes SUV winzig. Die Sitze lassen sich aber praktisch mit zwei Hebeln vom Kofferraum aus umklappen.

Motorenauswahl Infiniti QX70

3,7 Liter V6 mit 320 PS – 6,8 Sek. 0-100 km/h
3,0 Liter V6 Diesel mit 238 PS – 8,3 Sek. 0-100 km/h (Testverbrauch: ca 9 l / 100 km)
5,0 Liter V8 mit 390 PS (nicht für Ultimate)

Der serienmäßige Allradantrieb schickt bei trockener Straße und gutem Grip das meiste Drehmoment auf die Hinterräder. Bei Schlupf ändert sich die Kraftverteilung auf bis zu 50 zu 50. Auch die 7-Gang-Automatik ist serienmäßig. Die Schaltwippen sind aus Magnesium.

Unser Testverbrauch im 3,7 V6: 12 l / 100 km.

Fahrverhalten

Das 7-Gang-Automatikgetriebe überzeugt. Es hilft dem dicken 3.7 Benziner dabei, die Leistung kraftvoll, aber geschmeidig abzugeben. Stellt man den Schalthebel von D auf S, werden die Gänge höher ausgedreht und früher heruntergeschaltet. Der Sauger-Motor entfaltet seine Leistung harmonisch und brüllt kräftig, wenn man aufs Gas tritt. Dabei hilft ferner der permanente Allradantrieb mit Hinterrad-Ausrichtung Mit der aktualisierten Abstimmung und den 21-Zoll-Felgen verhält sich der Infiniti QX70 für ein großes SUV recht sportlich. Überraschend, da wir beim letzten Test noch eher ein schwimmendes Fahrgefühl feststellten. Wer es noch sportlicher mag, kann das adaptive Fahrwerk noch auf eine härtere Sportstufe stellen. In diesem Fall ist das aber nicht nötig, da das Fahrverhalten wie beschrieben schon sportlich genug ist. Die Sport-Dämpfer-Einstellung wirkt dagegen dann etwas ruppig. Da passt die 370Z-Plattform dann doch. Negativ dabei: Lenkrad und Schaltwippen sind eben aus dem 370Z und wirken unpassend zu dem Premium-SUV. Ansonsten ist das Fahrgefühl premium, man kann King of the Road sein und in seinem Castle über die Straße rollen. Bequemlichkeit und der damit verbundene Langstreckenkomfort sind voll gegeben.

Die adaptive Geschwindigkeitsregelung funktioniert grundsätzlich gut, könnte aber etwas smoother sein. D.h. es wird ab und zu etwas abrupt Gas gegeben. Der Lane-Keeping-Assist piept, sobald man die Spur verlässt. Ein gutes Sicherheitsfeature, wenn man mal nicht ganz bei der Sache ist. Sehr überzeugend ist das Rundum-Kamerasystem. Die Auflösung ist zwar verbesserungswürdig, dafür kann man das System mit einem Knopfdruck praktisch aktivieren und sieht dann auch voraus, etwa wenn man in eine Tiefgarage einfährt. Zusätzlich wird eine fingierte Vogelperspektive angezeigt.

Infiniti QX70 Abmessungen

Länge: 4,86 m
Breite: 2,13 m (inkl. Außenspiegel, d.h. eine Baustellen-Spur mit maximaler Breite von 2,10 m ist schon verboten)
Höhe: 1,68 m
Radstand: 2,88 m
Kofferraumvolumen: 410 Liter
Gewicht: 1.857–2.120 kg

Fazit: Der Infiniti QX70 zeichnet sich vor allen Dingen durch das Exterieur-Design aus. Dort ist er einzigartig und daher auch von uns gerne auf den Straßen gesehen. Die Ultimate-Variante macht ihn nun noch spektakulärer. Das Interieur kann in der Verarbeitungsqualität nicht 100-prozentig überzeugen, schwebt von der Anmutung her irgendwie zwischen günstig und premium. Großes Manko ist die fehlende Alternative zu Tierhaut-Bezügen. Der Ausstattungs-Umfang ist dagegen schon in Basisausstattung toll, und man bekommt für weniger Geld mehr Auto als bei der Konkurrenz. Die Ultimate-Version mit 21-Zoll-Felgen gibt sich im Fahrverhalten sportlich, der 3.7 Benziner ist zwar oldschool, aber dafür kräftig-brüllend. Auf jeden Fall ist der Infiniti QX70 ein sehr emotionales Auto, das man umso lieber fährt, desto länger man mit ihm unterwegs ist.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

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