Skoda schickt sein erfolgreichstes Modell, den Octavia, in die nächste Runde und bringt nun ein Facelift auf den Markt. Wir haben es uns genauer angeschaut und zeigen in einem Fahrbericht, welche Änderungen die Tschechen vorgenommen haben. Das Skoda Octavia Facelift im Test. Von Michel Weigel und Thomas Blachetzki
Der Skoda Octavia hat sich in seiner bereits über 50-jährigen Existenz über 5 Millionen Mal weltweit verkauft und ist somit die wichtigste Baureihe von Skoda. Schaut man alleine auf die Entwicklung in Deutschland, so wurde das Fahrzeug in den letzten drei Kalenderjahren über 150.000 Mal verkauft. Damit zählt Skoda zu den erfolgreichsten Importmarken in Deutschland. Doch was ändert sich nun im Facelift zum Eingangsmodell der fünften Generation?
Grob gesagt wurde zunächst am Design gearbeitet, vor allem an den Frontleuchten. Ebenso gibt es ein aktualisiertes Infotainmentsystem, wie auch fünf neue Assistenzsysteme. Eins wird sich jedoch nicht ändern: Es gibt das Skoda Octavia Facelift sowohl als Kombi wie auch in einer Limousinen-Version. Dazu stehen die Ausstattungslinien Active, Ambition, Style und L&K zur Auswahl. Später im Jahr wird dann noch ein neuer Octavia RS erscheinen, der dann 230 oder als Topversion maximal 245 PS unter der Haube haben wird. Doch heute konzentrieren wir uns zunächst auf den „einfachen“ Octavia.
Exterieur
Gerne verändern Hersteller Merkmale an der Front, wenn diese ein Facelift auf den Markt bringen, so auch Skoda. Im Octavia Facelift gab es eine eher radikale Änderung an den Frontleuchten. Während jede Leuchte zum Launch noch eine Einheit darstellte, wurden nun vorne die Leuchten zwei geteilt. Dabei befinden sich nun die „abgeschnittenen“ Elemente direkt am Kühlergrill. Darüber hinaus wirkt die Designführung ein wenig kantiger. Dass über das Design gestritten werden kann, haben wir bereits bei der Ankündigung in unseren Kommentaren lesen können. Nichtsdestotrotz gibt es nun optional Scheinwerfer in Voll-LED-Technik mit adaptiven Frontscheinwerfern (AFS) . In den beiden höchsten Ausstattungslinien zählt LED zum Standard, darunter gibt es Halogen-Leuchten. Außerdem verfügt der Kühlergrill nun über eine modernere Struktur.
Das Facelift ist minimal gewachsen, und zwar um 11 Millimeter, was an geänderten Stoßfängern liegt. Nun misst der Skoda Octavia 4,67 Meter. Auch darüber hinaus bleiben die Veränderungen im Seitenprofil nahezu marginal. Während der Kombi klassisch kastenförmiger endet, geht die Limousine ein wenig eleganter zum Heck über.
Auch dort wurde an den Leuchten gewerkelt. Diese kommen optional mit LED-Technik in Kristallglasoptik.
Interieur
Dass der Skoda Octavia viel mit seinen Konzernfreunden von Volkswagen gemeinsam hat, zeigt sich im Innenraum. Er wirkt nicht nur übersichtlich und aufgeräumt, sondern auch die Verarbeitungsqualität kann sich mehr als sehen lassen. Die horizontale Designführung verleiht dem Innenraum eine klare Struktur. Für Atmosphäre sorgt eine Ambientebeleuchtung, die für den Style optional und im L&K Serie ist. Die dezenten Lichtleiter in den vorderen und hinteren Türen lassen sich in zehn Farben regeln.
Der Innenraum misst in der Länge 1,78 Meter und bietet auf den hinteren Sitzen viel Beinfreiheit. Der Skoda Octavia zeigt damit erneut, dass er sich zwischen Kompakt- und Mittelklasse bewegt. Das Chassis hat eine Basis aus dem Kompakt-Segment, aber der Octavia bietet den Platz wie in der Mittelklasse.
Die größte Neuerung wurde am Infotainmentsystem vorgenommen. Je nach gewähltem System (Bolero, Amundsen oder Columbus) variiert die Größe zwischen 6,5 und 9,7 Zoll. Um es sich besser vorzustellen, ist der kleinste Bildschirm ein wenig größer als ein durchschnittliches Smartphone und der größte ist vergleichbar mit einem Tablet. Die größte Version erhält allerdings nur eine Auflösung von 1.280 x 640, was einer Pixeldichte von 155 entspricht. Es ist zwar noch scharf, aber dennoch wäre eine Full-HD-Auflösung mittlerweile angebracht. Bei allen Systemen ist ein Näherungssensor verbaut, so erscheinen einzelne Oberflächen, sobald man sich mit seinem Finger den Bildschirm nähert.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit, sein Smartphone über MirrorLink, Apple CarPlay oder Android Auto mit dem Computer zu verbinden. Neu ist, dass es einen W-LAN-Hotspot gibt, der surfen bis zu 150 Mbit erlaubt. Optional kann man ab dem Ambition trim level ein Navigationssystem ordern, welches einen soliden Job leistet. Mit Skoda Connect erhält man u.a. eine Notruffunktion, die auch automatisch nach einem Unfall auslöst, aber auch viele andere Dienste, wie einen Fahrzeugfernzugriff mit Zugriffsmöglichkeit auf Fahrzeugdaten und -funktionen via Smartphone, z.B. Parkposition, Warnblinkanlage einschalten, oder dem aktueller Status der Tankfüllung. Auch Google Streetview ist nun mit an Bord.
Was das Kofferraum-Volumen angeht, gehört Skoda in allen Klassen zu den führenden Marken. In der Skoda Octavia Limousine beträgt das Volumen 590 Liter, welches durch Umklappen der Rückbank auf maximal 1.580 Liter erweitert werden kann. Der Kombi fasst 610 bzw. 1.740 Liter – kaum einer schafft da mehr.
Bei den Assistenzsystemen kommen nun noch ein Totwinkelwarner, ein „vorausschauender Fußgängerschutz“, Rear Traffic Alert, Anhängerrangierassistent, Front Assist und der Crew Protect Assist (schützt die Passagiere auf den Vordersitzen bei einem möglichen Unfall). Die meisten der Features gibt es leider nur optional. Gleiches gilt für die ACC, den Lane Assist oder dem Park Assist. Besonders ist, dass nun auch die Dynamic Chasis Control (DCC) erhältlich ist. Diese kennen wir bereits aus dem Superb, sie ermöglicht das Wechseln in die Fahrmodi Comfort, Normal und Sport.
Mehr zu Skoda Assistenzsystemen gibt es auch in unserem Feature zu diesem Thema.
Motoren
Benziner (TSI)
1.2 l, 86 PS, 4.9 l/100 km
1.0 l, 115 PS, 4.9 l/100 km
1.4 l, 150 PS, 5.3 l/100 km
1.8 l, 180 PS, 6.1 l/100 km (optional Allrad)
Diesel (TDI)
1.6 l, 90 oder 115 PS, 4.2 l/100 km
2.0 l, 150 oder 184 PS, 5 l/100 km (optional Allrad)
Weitere
1.4 l G-Tec (Erdgas), 110 PS, 5.7 l/100 km
Octavia RS 2.0 l TSI, 230 PS oder 245 PS, 6.6 l/100 km (dem RS vorenthalten; wird später durch eine 245 PS-Version ersetzt)
Octavia RS 2.0 l TDI, 184 PS, 5.1 l/100 km (dem RS vorenthalten)
Bei den Verbrauchswerten handelt es sich um Werksangaben. Für einen realistischen, Wert sollte man zwei bis drei Liter addieren.
Fahrverhalten
Beim Fahrverhalten hat der neue Octavia, vor allem mit dem optionalen verstellbaren Fahrwerk (DCC), deutlich gewonnen. Während die erste Generation oftmals noch hölzern abrollte, beherrscht das Facelift nun das gediegene Abrollen. Im „Komfort-Modus“ egalisiert das Fahrwerk Schlaglöcher und Bodenwellen nun auf einem hohen Niveau, wobei man bei schnellen Autobahn-Etappen und langen Bodenwellen besser in den Normal- bzw. Sportmodus des Fahrwerks schalten sollte, um unangenehmes Wippen zu vermeiden. Zusätzlich vermeidet das DCC nun die früher etwas poltrigen Fahrwerksgeräusche und bekommt von uns, wenn noch im persönlichen Budget, eine echte Kaufempfehlung.
Die Spurweiten wurden, je nach Modell/Motorisierung um 20 bzw. 30 mm angehoben, so dass die Räder nun etwas bündiger im Radkasten stehen. Zudem vermittelt der Skoda ein noch sichereres Fahrgefühl, dass zu schnell gefahrene Kurven mit üblichem, unproblematischem Untersteuern quittiert. Dass einem durch die elektrische Servolenkung die Mittellage des Lenkrades etwas undefiniert vorkommt, trübt den Fahrspaß kaum. Die Bremsen jedenfalls packen ordentlich zu und haben einen guten Druckpunkt. Insgesamt gesehen fällt das Innengeräuschniveau nun subjektiv deutlich leiser aus, was in Verbindung mit dem DCC nun eine noch bessere Langstreckentauglichkeit verspricht.
Generell zeichnet sich der Skoda Octavia weiterhin durch seinen guten Langstreckenkomfort aus, was auch am Platzangebot und an der angenehmen Sitzposition liegt.
Der Testverbrauch des 1.8 l Benziners mit 180 PS landet bei knapp 8 l / 100 km.
Abmessungen
Länge: 4,67 m
Breite: 1,81 m
Höhe: 1,44 m
Radstand: 2,69 m
Fazit: Ein Auto dort verbessern, wo es sinnvoll ist. Das scheint sich Skoda bei der Überarbeitung des Octavia sehr zu Herzen genommen zu haben. Auch wenn das neue Gesicht polarisiert, so sind die Qualitäten, die der Octavia zu bieten hat, unbenommen hoch. Endlich ein ansprechenderer Komfort, moderne Unterhaltungssysteme mit Online-Anbindung und Assistenzsysteme en masse. Allerdings: Die Liste der Extras ist lang und wer dort fleißig Häkchen macht, kann aus einem fairen Angebot auch einen hochpreisigen Wagen machen, der an der 40.000 Euro-Schwelle kratzt, oder gar drüber hinaus geht. Skoda ist nicht nur bei Qualität und Ausstattung an die Konzernmutter noch näher heran gerückt, sondern auch bei den Preisen. „Simply Clever“-Details, wie einen Regenschirm unter dem Beifahrersitz, oder eine herausnehmbare Akku-Taschenlampe im Kofferraum-Abteil, gibt es allerdings gratis – und das ist es, was sich Skoda-Kunden wünschen. Der Octavia wird also auch als Facelift die Erfolgsgeschichte Skodas weiter schreiben.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Michel Weigel & Thomas Blachetzki
Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki
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